Trauer um meinen Lebensgefährten

  • Ich habe heute, ein Jahr danach, natürlich Ralf am Baum besucht. Es war ein bisschen schwierig, eine Brückenunterführung war gesperrt und deshalb musste ich kilometerweite Umwege gehen, kam nicht, wie ich es wollte, zur Todeszeit am Baum an. Ein bisschen wie letztes Jahr, als ich am Ende leider nicht "rechtzeitig" bei Ralf war. Aber eigentlich war es ein richtig schöner Gang durch den Wald. Man kann sehen, dass sich einiges tut. Es hat endlich wieder etwas länger geregnet, der Boden ist feucht, umgefallene Bäume liegen als Stämme auf dem Boden, bieten Platz und Raum für neues Leben. Eine Krähe begrüßte mich mit ihrem Rufen (Ralf hat früher am Fenster immer ein bisschen Kontakt zu den Krähen aufgenommen.) Und aus der Erde, wo seine Urne hineinkam, kommt nun auch das erste Frühlingsgrün durch das Laub. Genau so wie an den Zweigen seines Baumes.


    Du hast schon früher toll organisiert und angepackt. Und irgendwie machst du im Wald jetzt weiter. Ich vermisse dich. Aber das was du geprägt hast, das bleibt. Und damit, wenn auch anders, bleibst auch du <3


    Sascha

  • Lieber Matthias,

    entschuldige bitte die späte Antwort. Hatte in letzter Zeit sehr viel zu tun, auch wegen der Schule. Ich bin schon wieder gesund, allerdings hatte ich Mitte Februar das Influenza Virus. Jetzt bin ich wieder gesund und fit. Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Als ich das Foto sah, das meinen verstorbenen Vater zeigt, musste ich ich die Tränen runterschlucken. Ich weiß zwar, dass das ungesund ist aber das ist meine Methode mit meiner Trauer um meinen toten Vater umgehen zu können. Ich kann ehrlich gesagt auch schon lange nicht mehr weinen. Aber wenn mir etwas durch den Kopf schiesst wie gestern Abend dann heule ich wie ein Schlosshund. Kannst du das nachvollziehen?

    Dir noch einen schönen Abend, lebhafte Ostern und einen erträglichen Tag morgen.


    LG,

    Trauernde2.0

  • Liebe Trauernde,


    ich bin auch immer wieder (wenn Du das sein solltest) über die Kerzen auf der Gedenkseite meines Vaters erfreut.

    Ich müsste den ganzen Tag weinen und das geht eben nicht.


    Seit gestern scanne ich die letzten Briefe aus der Anfangszeit von Dorit und mir ab und lese sie noch einmal durch. Auch höre ich gerade wieder Dorits Videos und das macht mich so glücklich in der Trauer.

    Ich habe eben niemanden, eine neue Bekannte habe ich schon fast wieder vergessen, sie hat einen anderen Bekannten, da werde ich mich nicht einmischen.

    Einen so kameradschaftlich, gutherzigen Menschen wie meine Dort erlebt man nur einmal im Leben. Leider war sie herzkrank, ohne dass ich es bemerkt habe, obwohl ich immer mit ihr zusammen war und das

    macht mich zusätzlich kaputt. Sie hat immer den fröhlichen, gutgelaunten Menschen dargestellt und da ist mir ihre Herzschwäche nicht aufgefallen.


    Ich sehe Dorits Videos am PC und lese ihre Briefe, das bringt sie mir wieder nahe, aber eben leider auch der Umstand, dass sie körperlich nicht mehr lebt.


    Neulich hatte ich eine Büroklammer mit der Spitze ganz gezielt nach oben im Teppich, wenn das nicht ein Zeichen meiner Dorit war ? So glaube ich eben, dass sie zwar körperlich tot sind, aberauf

    geistiger Ebene noch leben.

    Wie denkst Du darüber ?


    LG Matthias

  • Lieber Matthias,


    deine Worte berühren mich sehr. Die Art, wie du deine Trauer teilst und gleichzeitig die schönen Erinnerungen an Dorit bewahrst, zeigt viel Liebe und Stärke. Es ist ganz verständlich, dass du immer wieder zu den Briefen und Videos greifst – sie sind ein wertvoller Schatz, der die Verbindung zu ihr lebendig hält.

    Die Gedanken, dass sie vielleicht auf einer geistigen Ebene noch bei dir ist, sind für viele Menschen ein schöner Trost. Solche kleinen Zeichen, wie die Büroklammer, können einem in schweren Zeiten Mut machen und das Gefühl geben, dass die Seele unserer Lieben weiter bei uns ist.

    Weinen ist wichtig und richtig, aber es ist auch okay, wenn du zwischendurch wieder Freude spürst oder dich anderen Dingen zuwendest. Trauer ist ein langer Weg und jeder geht ihn anders.


    Ich wünsche dir viel Kraft und Frieden auf deinem Weg. Wenn du magst, bin ich hier, um zuzuhören.


    LG

    Trauernde2.0

  • Liebe Trauernde,


    ich danke dir sehr für deine einfühlsvollen Worte.


    Ich weiss, dass meine Dorit bei mir ist, ich habe sie praktisch jeden Tag bei mir. Entweder morgens beim Frühstück machen und tagsüber bei den täglichen Verichtungen spricht ihere Stimme zu mir vom

    Diktiergerät oder wenn ich am PC sitze, von den Videos.

    Und die Zeichen beweisen es mir, dass ihre Seele lebendig ist.


    Ich war heute im Gottesdienst und habe Dorits und meinen Namen gehört, als ich den Pfarrer darum gebeten hatte. Das hat mich innerlich etwas aufgebaut. Übermorgen haben Dorit und ich den 30.Jahrestag

    unseres Kennenlernens und ich habe bereits wieder eine Tafel hergestellt, die ich zusammen mit einem Strauss rote Rosen mit einer 30 darin zu Dorits Grabstelle bringen werde.


    Liebe Grüsse Matthias

  • Lieber Matthias,


    es tut mir von Herzen leid, dass du Dorit verloren hast. Deine Worte zeigen, wie tief eure Verbindung ist und wie viel Liebe zwischen euch bleibt. Es ist schön zu hören, dass ihre Nähe und die kleinen Zeichen dir Kraft schenken.


    Ich wünsche dir viel Stärke für den bevorstehenden Tag und hoffe, dass die Erinnerungen und die Liebe zu Dorit dich trösten und begleiten. Wenn du reden möchtest, bin ich jederzeit für dich da.


    Liebe Grüße,

    Trauernde2.0

  • Ja ich habe gestern wieder jemand getroffen, Dorits Pflegebetreuerin, die an jenem Tag, als Dorit mit Herzstillstand zusammengebrochen war, eigentlich Termin bei ihr gehabt hätte. Sie ist auch heute nach 6 Jahren immer noch geschockt von diesem Ereignis.

    Ich habe nun auch eine neue Platzte ans Grab gebracht, Dorits 6.Jahrestag ihres Herzstillstandes und wieder kommen leider die Erinnerungen hoch, als Dorit auf ITS lag und heute vor 6 Jahren ahtte Dorit wieder einen eigenen stabilen Kreislauf ohne Herz-Lungenmaschine und man hatte Hoffnung. 3 Tage später wurden alle Hoffnungen im Keim erstickt, ein Ödem hatte sich im Schädel ausgebreitet und Dorits Hirn zerstört und sie doch verstorben.

    Diese Platte soll alle, die an dem Grab vorbeigehen, mahnend an die schrecklichen Ereignisse vor 6 Jahren erinnern. Heute gleich werde ich eine VdK-Veranstaltung aufsuchen und dort muss ich auch etwas arbeiten, mal sehen, wie es mit meinem lädierten Knie geht. Der andere hat aber auch ein lädiertes Knie.

    Hier das Bild von Dorits Grabstätte 6 Jahre nach ihrem Herzstillstand. Ich war gestern noch einmal an der Unglücksstelle und habe den Grundstückseigentümer immer noch nicht erreicht, um dort in Gedenken ein Holzkreuz anbringen zu dürfen.


    grab_dorit_herzstillstand_250513.jpgEinen Gruss an meine Dorit zum 6.Herzstillstandstag

  • Liebe Leute,


    heute vor einem Jahr wurde mein Lebensgefährte Ralf im Ruheforst bestattet.

    Falls ihr mal möchtet, könnt ihr gern seine Andenkenseite besuchen, und z.B. sehen, wie sich sein Ahornbaum, unter den seine Urne gesetzt wurde, entwickelt.


    trauer.tagesspiegel.de / traueranzeige/ralf-peter-bastian (die Lücken in der Mitte schließen)


    Liebe Grüße an euch

    Sascha

  • Dankeschön euch! :) Ich hab versucht, Ralfs Wesen so gerecht zu werden, wie es in einer Anzeige eben geht.


    Die Anzeige seiner Firma hätte Ralf wohl gefreut, diese Anerkennung hätte er sicher gern vorher intensiver verspürt. Leider verpasst man im Alltag oft, sich gegenseitig zu stützen. Aber das geht vielleicht den meisten so.


    Schön aber, dass wir uns hier gegenseitig von unseren Leuten erzählen.

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