Hallo,
die Frage möchte ich gerne mal aus Sicht einer "alten Häsin" mal beantworten, da ich sie mir die ganzen Jahre gar nicht gestellt hatte und so erst heute darüber nachdenke.
Ich habe nach dem Tod meines Mannes auch sehr schnell wieder gearbeitet....alle Stützen meines Lebens waren weg gebrochen.....nur die Arbeitsstütze und die Kinderstütze waren noch da........und die Arbeit musste meine Kinder und mich ernähren....also wollte ich sie auf keinen Fall verlieren. Und sie war auch der einzige Punkt in meinem Leben, der sich durch den Tod meines Mannes nicht verändert hatte....dort war ich ja immer alleine hin gegangen, da war Familie außen vor und das hat mir sehr geholfen....dort war ich nicht die trauernde Witwe....dort war ich die Arbeitskraft, die ihren Job machte.
Ich habe damals nur mit ganz wenigen Menschen über den Verlust meines Mannes und die damit verbundene Trauer gesprochen......mich hat das Geschehen für lange Zeit sprachlos gemacht. Ich hatte das Trauerforum und die Menschen dort.....wir haben bis in die Nacht geschrieben, gechattet.....bis ich vor Erschöpfung eingeschlafen bin und dann war mein anderes Leben....die Kinder, die Arbeit, die ich bewältigt habe.
Heute sehe ich es so....ich habe mir meine eigene Trauerwelt geschaffen, dort hatten nur Betroffenen Zutritt und meine neue Welt.....da habe ich funktioniert.
Das Reden über den Verlust und die Trauer habe ich erst nach ca. einem Jahr begonnen......vorher bin ich allen Menschen aus dem Weg gegangen.....habe die Straßenseiten gewechselt, wenn wieder Menschen kamen, die mich gefragt haben wie es mir geht. Meine Gedanken damals waren nur....wie soll es mir den gehen, schenkt euch die Frage, besch... geht es mir, könnt ihr euch doch denken.....muss man doch nicht fragen.
Ich habe mir andere Geschäfte zum einkaufen gesucht.....nur um nicht gefragt zu werden....wo ist den ihr Mann .
Den Briefkasten wollte ich nicht mehr öffnen.....nicht schon wieder Karten mit einem schwarzen Rand finden.
Und reden wollte ich schon gar nicht.....ich hatte nichts zu sagen....ich war sprachlos über mein Schicksal.
Und da hat es mir geholfen zu meinem Arbeitsplatz zu gehen, wo Keiner fragte.....ich konnte funktionieren als Arbeitskraft......mein Mann hatte da vorher keinen Platz und somit auch sein Tod nicht........der einzige Bereich, der geblieben war wie vorher. Das gab mir Kraft.
Aber das ist mir auch erst heute bewusst.....und es war nur für mich und meinen Weg so.
Alles Liebe
Anke