Liebe Karo,
ich glaube was du hier beschrieben hast das kennen wir wohl alle. In dem einen Moment scheint alles wenn nicht okay dann zumindest friedlich zu sein und im nächsten Moment stürzt Deine Welt wieder zusammen und Du bist in
Tränen aufgelöst.
Es reicht ein Foto, ein Geruch, ein bestimmtes Datum, eine Musik im Radio – nebenbei, bei mir hat es fast 4 Monate gebraucht bevor ich wieder Musik ertragen konnte – ein Zeitungsbericht, oder... oder... oder.... und Du
meinst wieder vollkommen am Anfang Deiner Trauer zu stehen.
Aber – und ich weiß dass Du das hier im Forum bestimmt auch schon gefühlte 100 mal gelesen hast – es wird.... anders.... nicht besser, denn an der Situation ändert sich ja nix, aber Du lernst mit Deiner Situation besser
umzugehen in Deinem eigenen Tempo. Was bei dem einen 1 Jahr braucht, das braucht bei dem anderen vielleicht 2 oder 3 Jahre oder noch länger.
Meine Oma hat immer gesagt “die Zeit heilt alle Wunden”- sie hat es mir gesagt als ich mit 17 meinen ersten Liebeskummer hatte – und heute, 45 Jahre nach meinem ersten Liebeskummer denke ich nicht mehr jeden Tag daran, aber vergessen habe ich weder den Liebeskummer noch den der ihn ausgelöst hat. Immer wenn ich an diese Zeit zurückdenke habe ich ein warmes Gefühl, es war schön damals und so hoffe ich dass es eines Tages
auch mit unseren Lieben so ist die jetzt von uns gegangen sind.
Ich erinnere mich schon jetzt, 1 Jahr und 2 Monate später, an meinen Mann mit viel Liebe und bin dankbar dass wir wundervolle 20 gemeinsame Jahre hatten.
Dankbar bin ich auch dass er keine Leidenszeit hatte, keine vorangehende Krankheit, nicht im Krankenhaus war sondern wie er mir mal nach einem atemberaubend schönen Ritt am Strand entlang gesagt hat “wenn ich mir aussuchen darf wie ich sterbe möchte ich im vollen Galopp vom Pferd fallen”.... Sein Wunsch wurde ihm
erfüllt.....
Die Trauer überfällt mich manchmal mit brutaler Gewalt wenn ich gar nicht damit rechne... ein Mann steht vor mir an der Supermarktkasse und hat das gleiche Rasierwasser wie meine Mann ... und schon denke ich, ich muss
schreien vor Schmerz. Aber diese Situationen werden weniger, bzw. nein, die werden nicht weniger, aber ich lerne im Laufe der Zeit damit anders umzugehen.
Du, liebe Karo, stehst noch ganz am Anfang Deiner Trauer, gib Dir selber die Zeit die Deine Seele braucht. Vertrau auch Du der Zeit, Deiner Zeit, auf dass es jeden Tag ein winzig kleines Stückchen anders wird. Höre auf das was Du willst, was Du machen willst. Vielleicht willst Du neue Wege gehen, Neues ausprobieren oder alte Wege neu entdecken.
Und ja, das Forum hilft, hat mir viel geholfen und in der Zeit als ich noch sprachlos war vor Schmerz, vor lauter Tränen die Tastatur nicht sehen konnte, Teller vor Wut an die Wand geworfen habe – da habe ich viele Geschichten und Schicksale hier im Forum nachgelesen.
Ich selber war zu der Zeit unfähig meinen Schmerz in Worte zu fassen aber ich fühlte mich nicht ganz so sehr verlassen und vom Schicksal ungerecht behandelt und habe letztendlich doch gelernt, lernen müssen, meine Ohnmacht zu akzeptieren. Bzw. ich lerne immer noch....
Deshalb auch von mir mal ein dickes “Danke” an alle die hier schreiben und uns teilhaben lassen.
Liebe Grüße Euch allen - haltet durch...
Franzi