Beiträge von Sascha

    Liebe Leute,


    heute vor einem Jahr wurde mein Lebensgefährte Ralf im Ruheforst bestattet.

    Falls ihr mal möchtet, könnt ihr gern seine Andenkenseite besuchen, und z.B. sehen, wie sich sein Ahornbaum, unter den seine Urne gesetzt wurde, entwickelt.


    trauer.tagesspiegel.de / traueranzeige/ralf-peter-bastian (die Lücken in der Mitte schließen)


    Liebe Grüße an euch

    Sascha

    Liebe Pauline,

    einen Gruß auch von mir in dieser für dich sicher schweren Zeit. Viele hier haben ja einen großen Verlust erlitten. Ich auch. Ich habe meinen Lebensgefährten vor gut einem Jahr verloren. Heute vor einem Jahr war die Beerdigung. Ich hoffe, ihr habt gestern eine gute, auch fröhliche Bestattung durchgeführt und du konntest Kraft aus der Anteilnahme der Gäste schöpfen.


    Wie Funny schon gesagt hat, geht es bei der Trauer auf und ab. Ich für mich habe mitbekommen, wie wichtig es war und immer noch ist, die Trauer, wenn sie kommt, zuzulassen. Sich einen Ort und den (auch langen) Moment zu nehmen und einfach uneingeschränkt zu trauern, zu weinen oder was immer man macht. Ich habe das auch irgendwie immer als eine Reinigung der Seele empfunden.


    Was ich mir sicher nicht richtig vorstellen kann ist, wie es sich anfühlt, wenn die eigenen noch kleinen Kinder auch diesen großen Verlust erlitten haben. Du bist selbst in Trauer, musst aber zusätzlich möglicherweise auch die Trauer der Kinder auffangen, wenn ich deine Situation richtig verstehe. Vielleicht entwickelst du mit deinen Kindern ja mit der Zeit kleine Rituale der gemeinsamen Erinnerung.


    Ich wünsche dir ganz viel Kraft und den Beistand, den du brauchst.

    Sascha

    Solange du dir den Kaffee nur aufs Kleid kippst, geh ruhig weiter zu den Bekannten, auch vor dem Einkauf. Ihr hattet was zum Zeit gemeinsam verbringen und die Leute im Laden hatten was zum Schmunzeln und Staunen. Gut so :)

    Hallo Kate,

    wie dein Vater hatte auch mein Freund Krebs. Festgestellt wurde es im Sommer 2023. Gestorben ist Ralf, so sein Name, im April 2024. Es ist einfach so schlimm, wenn man nichts mehr tun kann. Ich habe in meinem Faden "Trauer um meinen Lebensgefährten" aufgeschrieben, wie es in der Zeit ablief. Und das es dann eben noch schneller ging als sowieso befürchtet. Das einfach keine Zeit mehr blieb. Nicht einmal die Zeit, um sich irgendwie darauf einzustellen, dass es irgendwann vorbei sein würde.

    Und deshalb kenne ich auch das Gefühl, Angst zu haben, ihn enttäuscht zu haben. Bei mir auf die Art, dass ich nicht bei ihm war, als er starb. An einem Dienstag hatte Ralf das Bewusstsein verloren, am Freitag darauf verstarb er. Ich weiß, objektiv betrachtet muss ich mir wahrscheinlich keinen Vorwurf machen. Ich war immer wieder bei ihm gewesen, habe mein Bestes gegeben, was mir in dieser Situation möglich war. Aber dieser Gedanke, dass er sich möglicherweise in seinem letzten Moment allein fühlte, ist immer ein bisschen da. Aber wahrscheinlich kann das gar nicht anders sein. Das Sterben eines Menschen wird immer traurig sein, egal wie es dazu kommt. Und danach gibt es weltlich eben keine Möglichkeit, nochmal etwas gutes gemeinsames zu ergänzen.


    Trauere, wann immer du das Bedürfnis danach hast, und weine, wenn dir danach zumute ist, denke an deinen Vater! Höre ein bisschen die Musik, die er vielleicht gehört hätte! Gucke die Sendung, die er vielleicht geguckt hätte! Erinnere dich an ihn, wie es für dich eben passt! Vielleicht gibt es ja Eigenschaften, die er hatte, die du dir zum Vorbild nimmst. Dadurch wird er immer ein bisschen noch da sein. Und dich auf welche Weise auch immer begleiten in deine Zukunft.


    Liebe Grüße

    Sascha

    Liebe Kate,

    in dem, was du geschrieben hast, habe ich mich ähnlich auch wiedergefunden. Dieser Gedanke, dass der Mensch für immer weg sein soll, hat mich auch schon sehr beschäftigt. Gerade dann, wenn der Mensch sonst immer da war, man mit ihm zusammen lebte oder eben sehr verbunden war, glaube ich. Ich konnte das auch nicht fassen, als mein Freund nicht mehr da war und kann es bis jetzt nicht. Ich glaube, weil es einfach so total ist, so unwiderbringlich, dass man das einfach nicht fassen kann. Ich habe als Kind gelernt, dass das Weltall unendlich ist, aber dass man sich das als Mensch nicht vorstellen kann. Daran habe ich mich erinnert, als ich nicht fassen konnte, dass ich meinen Freund nie mehr auch nur 5 Minuten noch einmal sehen und mit ihm sprechen können werde.

    Ich war nie religiös, habe mich früher gewundert, wie Leute an diese Dinge glauben können. Jetzt wo mein Freund nicht mehr da ist, bin ich zwar auch nicht religiös, aber ich verstehe nun jeden Menschen, der es ist.


    Was mir hinsichtlich meines Freundes bleibt, und dir natürlich auch, deinen Vater betreffend, ist die Erinnerung an ihn. Jedes Erinnern vielleicht zu bestimmten Jahrestagen besonderer Erlebnisse; jeder kleine Beitrag hier, wo ich von Ralf was schreibe; jedes Gespräch, was ich in Gedanken mit ihm führe; jeder Besuch in seinem Ruheforst und die Bilder, die ich von seinem Baum, an dem er liegt, mache; jede Möglichkeit, wo ich anderen Leuten von ihm erzählen kann. Irgendwie gibt mir das ein Gefühl, ihn ein bisschen weiterleben zu lassen. Das, womit er die Welt geprägt hat, auch andere wissen zu lassen.


    Das ist nicht so stark, wie wenn er noch selbst richtig leben würde. Aber es gibt mir das Gefühl, sein Wesen existiert gewissermaßen weiter. Nicht bewusst aber irgendwie als Bestandteil eines Weltgedächtnis´ der Menschheit.

    Hat auch irgendwie fast was religiöses, aber ist doch irgendwie weltlich. Naja, so ist mein Weg. Ich wünsche dir von Herzen, dass du auch einen für dich passenden persönlichen Weg findest.


    Und wenn du möchtest und es dir hilft, erzähle uns hier von deinem Vater!


    Liebe Grüße

    Sascha

    Ich habe heute, ein Jahr danach, natürlich Ralf am Baum besucht. Es war ein bisschen schwierig, eine Brückenunterführung war gesperrt und deshalb musste ich kilometerweite Umwege gehen, kam nicht, wie ich es wollte, zur Todeszeit am Baum an. Ein bisschen wie letztes Jahr, als ich am Ende leider nicht "rechtzeitig" bei Ralf war. Aber eigentlich war es ein richtig schöner Gang durch den Wald. Man kann sehen, dass sich einiges tut. Es hat endlich wieder etwas länger geregnet, der Boden ist feucht, umgefallene Bäume liegen als Stämme auf dem Boden, bieten Platz und Raum für neues Leben. Eine Krähe begrüßte mich mit ihrem Rufen (Ralf hat früher am Fenster immer ein bisschen Kontakt zu den Krähen aufgenommen.) Und aus der Erde, wo seine Urne hineinkam, kommt nun auch das erste Frühlingsgrün durch das Laub. Genau so wie an den Zweigen seines Baumes.


    Du hast schon früher toll organisiert und angepackt. Und irgendwie machst du im Wald jetzt weiter. Ich vermisse dich. Aber das was du geprägt hast, das bleibt. Und damit, wenn auch anders, bleibst auch du <3


    Sascha

    Heute ...

    ... und viele andere Tage bist du hier immer ein bisschen für andere da, begrüßt Trauernde, findest liebe passende Worte, spendest Trost, so gut es geht, teilst Gedanken, Gefühle, Erlebnisse.


    Ein liebes Dankeschön dafür :) Wenn´s ok ist, hier mal auch eine liebe Umärmelung für dich, liebe Funny :knuddeln:

    Leider wird nichts den Schmerz ganz wegnehmen. Vielleicht ein kleines bisschen erträglicher machen. Ich kann nur das gleiche wie Funny empfehlen. Sei bei ihm und sprich mit ihm, so lange oder so oft es eben geht! Vielleicht können oder möchten die anderen in der Familie es auch tun. Vielleicht gibt es auch eine Musik, die du bei ihm abspielen kannst. Und was vielleicht noch wichtig ist: Lebe die Traurigkeit aus! Weine, wenn du weinen musst! Oder was auch immer du fühlst.


    Ganz viel Kraft

    Sascha

    Hallo Igelchen und Matthias,


    das was ihr andeutet, wenn ich euch richtig verstehe, habe ich inzwischen auch bemerkt. Es ist manchmal schwer zu ertragen, wenn man mit niemandem so richtig über den Verlust und die persönliche Trauer sprechen kann. Sei es, weil die Beziehungen zu Angehörigen es nicht möglich machen oder eben, weil niemand da ist, der es nachvollziehen kann. Man fühlt sich im Verlust dann ziemlich allein. Geht mir auch so. Igelchen, vielleicht hilft es manchmal ein bisschen, hier ein wenig von den Menschen zu erzählen.


    Liebe Grüße euch

    Sascha

    Hallo S-i-t-r,

    ein herzliches Beileid auch von mir.

    Ich habe die letzten Stunden meines Freundes leider nicht mit ihm verbracht. Er schlief ein, als ich gerade vom Krankenhaus nach Hause gefahren war, um Sachen zu holen um die nächsten Tage bei ihm im Zimmer übernachten zu können. Leider ging es schneller als erwartet oder erhofft. Auch später habe ich mir deswegen Vorwürfe gemacht, aber letztendlich war ich allein mit der Aufgabe, habe ich es nach bestem Wissen und Gewissen so gemacht, wie ich konnte.


    Ich glaube, du hast das auch so gemacht und bist ganz bestimmt kein Idiot. Du hast deine Mama sogar ganz zum Schluss angesehen, warst bei ihr. Und du erinnerst dich an die Zeit mit ihr, z.B. an eine schöne Kindheit, die sie dir ermöglicht hat. Das bleibt und lässt deine Mama in dir weiter sein.


    Liebe Grüße

    Sascha

    Tach Ihr,

    vor einigen Tagen ist mir etwas schönes passiert, ich habe einen Gruß von Ralf (meinem verstorbenen Freund) erhalten.

    Also ich glaube, es war wohl im Herbst vor eineinhalb, vielleicht auch zweieinhalb Jahren, als er unsere Balkonkästen (winterfest) bepflanzt hat. Genau weiß ich es nicht mehr, unsere Pflanzen waren eher sein Steckenpferd, ich habe mich gefreut, dass es schön aussah. Naja, nachdem er nicht mehr konnte, hat auch niemand mehr die Balkonpflanzen gepflegt. Und somit ist darin nicht viel passiert.


    Doch vor ein paar Tagen gucke ich zufällig rauf und sehe es darin grünen und blühen. Ein bisschen wild aber schön frühlingshaft. Ich war es nicht, na und sonst ist keiner da. Insofern ist es für mich Ralf gewesen, zusammen mit der Natur. Und es war ein richtig schöner Gruß von ihm. Irgendwie ist er eben doch noch da :)


    Frühlingshafte Grüße an euch

    Balkongrußcollage.png

    Danke Matthias,


    ich nutze seit einigen Tagen die Schuhe meines Freundes. Ich konnte meine etwas leichteren Schuhe für die warme Jahreszeit jetzt nicht mehr tragen. Wir haben ungefähr die gleiche Größe und naja, wenn er nicht mehr durch die Welt gehen darf, sollen es wenigstens seine Schuhe tun. Es geht immer irgendwie darum, noch irgendetwas in Benutzung zu behalten, was er eben auch benutzt hat. So wie du das mit dem Schreibordner tust. Ist ja auch dann eine gelebte Erinnerung.


    Liebe Grüße

    Sascha

    Ich weiß nicht, ob es diese Fragestellung hier schon irgendwo gegeben hat. Mir kam sie gerade in den Sinn, nachdem ich meinen Jahresurlaub planen musste. Man hat ja früher vielleicht besondere Dinge mit dem verlorenen Menschen unternommen. Und jetzt ist er nicht mehr da. Einiges kann man vielleicht mit Freunden machen, vielleicht sogar mehr als vorher. Aber nicht immer sind diese da. Und etwas allein zu unternehmen kommt einem vielleicht irgendwie komisch vor. Oder es kostet Überwindung, weil man sich denkt, was soll ich da allein.


    Auch ein bisschen auf die Frage gebracht hat mich Funny, mit ihrer "Heute"-Rubrik, die ich gern ab und zu lese. Danke dir dafür! :)


    Naja, jedenfalls bin ich Ende Oktober einfach so allein an die Ostsee gefahren, in Berlin in den Zug gesetzt und bin hoch nach Usedom. Ich bin auf die Seebrücke, bin lange am Strand spazieren gegangen, am Nachmittag in ein Restaurant usw. Ein Bild meines Freundes hatte ich natürlich auch dabei. Es war wirklich ein schöner Tagesausflug. Ich habe mich aber noch nicht getraut, mir ein Zimmer zu buchen und irgendwo zu übernachten. Für meinen nächsten Urlaub im neuen Jahr habe ich es mir aber vorgenommen.


    Allein in das Restaurant zu gehen, wo mein Freund und ich regelmäßig waren, kriege ich irgendwie nicht fertig. Ich bestelle ab und zu Essen von dort, lasse es mir liefern. Ich habe auch schon darüber nachgedacht, einfach mal allein ins Kino zu gehen. Naja, die Filme, die es heutzutage so gibt, motivieren mich meist nicht, mich zu überwinden, allein zu gehen.


    Ein kleines Ritual fällt mir noch ein, dass sich für mich ergeben hat. Ich habe ungefähr seit Beginn der Winterzeit jetzt immer eine Kerze draußen an. Mein Freund hätte es gar nicht gemocht, wenn ich sie nachts unbeaufsichtigt weiter brennen lassen würde.

    Wenn ich sie also vor dem Schlafengehen ausmache, sage ich damit auch meinem Freund Gute Nacht.


    Liebe Grüße an euch

    Sascha

    Hallo, ich guck mal wieder hier rein.

    Dieser Faden hier ist zwar schon alt, aber macht ja nichts. Er fiel mir gerade ins Auge.


    Tja, was mache ich mit den Dingen meines Freundes? Also bis jetzt bin ich da sehr zurückhaltend mit dem Entsorgen. Ich habe es ehrlich gesagt bis heute nicht fertig gebracht, seine Bettseite abzuziehen, wo er noch ein paar mal drin geschlafen hatte, bevor er dann wieder ins Krankenhaus musste. Auf einem Stuhl liegt immernoch ein benutzter Pullover und eine benutzte Haushose. Seine Jacke hängt immernoch am Haken. Das nur ein paar Beispiele.

    Ich habe Angst, dass wenn irgendwann alle Sachen weg wären, dann auch die Erinnerung verblassen würde.


    Liebe Grüße an euch

    Sascha

    Hallo, Ihr beiden, tut mir leid, dass ich so lange nicht reagiert habe! War eine Unmenge zu tun.

    Ihr habt ja, glaube ich, unterschiedliche Dinge angesprochen.

    Auf der einen Seite tröstliche Gedanken, die den verlorenen Menschen irgendwie weiter wirken lassen. Verbunden entweder mit religiösen Dingen oder mit den liebgewonnenen Erinnerungen an sein Wesen und seinen Charakter. Ohne das geht es sicher gar nicht. Ohne diese Bindung an ihn würde ich wahrscheinlich kaputt gehen. Weil der Verlust eben so unbegreiflich total ist. Hab das die Tage wiedermal gemerkt, wie intensiv das hochkam. Aber ich glaube auch, unsere Sache ist es dann umso mehr, bewusst zu leben und unsere verlorenen Menschen durch uns irgendwie weiter wirken zu lassen.

    Auf der anderen Seite spüre ich auch die ganzen Schwierigkeiten, die ich nun allein lösen muss. Kontos auflösen, Verträge umwidmen oder beenden. Das war ein nicht endender Wust die vergangenen Tage. Dabei geh ich dann noch arbeiten. Gibt oft genug Momente, wo ich beinahe verzweifle. Wenn jetzt noch irgendwas technisches kaputt gehen würde, Waschmaschine oder so, keine Ahnung, was ich dann mache. Zu Grundlegendem, wie regelmäßig Aufräumen komme ich kaum noch oder hab die Ausdauer nicht.

    Ich bin erstmal müde. Wünsche euch beiden und allen Lesern einen schönen Herbstanfang.

    Liebe Funny,

    das hast du schön geschrieben, ganz besonders die letzten Worte. Ja, das was man gemeinsam machen wollte, man macht es jetzt vielleicht allein, aber in unseren Herzen sind sie dabei. Wir empfinden für sie mit und nehmen zusätzlich auch wahr, wie sie empfunden hätten. Und im Herzen teilen wir es mit ihnen.

    Und du hast wohl auch Recht mit dem Überdecken. Ich habe es vor wenigen Tagen empfunden. Nachdem ich mich nach der Reise gut bereinigt gefühlt hatte, kam die Trauer natürlich doch irgendwann wieder zurück. Es war schön, da deine Worte zu lesen. Das Forum hier ist für mich öfter ein kleiner Trost, wenn die Trauer mal sehr intensiv wird.Weil man eben weiß, dass die Leute hier ähnliches erlebt haben und verstehen.


    Übrigens war ich ja diese Woche im Wald, wo mein Freund unter dem Baum bestattet ist. Da habe ich gesehen, dass zwei neue Namensschilder angebracht waren und Erde umgegraben war. Es gibt da nun also Angehörige, die nun auch sehr traurig sind, weil sie geliebte Menschen verloren haben. Ich wünsche ihnen viel Kraft. Aber ehrlich gesagt habe ich da noch etwas anderes gefühlt, was hoffentlich nicht zu makaber klingt. Ich habe tatsächlich gedacht und zu meinem Freund gesagt: "Guck mal, jetzt hast du hier auch Nachbarn." Wenn ich das den Angehörigen sagen würde, wären sie wahrscheinlich ziemlich sauer. Aber irgendwie hat es in dem Moment ein kleines schönes Gefühl gegeben. Vielleicht ging das auch deshalb, weil die Verstorbenen schon ziemlich alt waren. Naja, im Herzen stelle ich mir vor, wie sich mein Freund mit den beiden älteren Damen austauscht, und wie sie gemeinsam ihren Baum wachsen lassen.


    Liebe Grüße

    Sascha

    Ich bin schon ein paar Tage wieder zu Hause, hab hier auch ein bisschen drübergelesen, wie es euch anderen Trauernden so geht. Mal in ganz aktueller tiefer Trauer, mal mit neuem Lebensmut und bereit, sich wieder auf kleine Freuden einzulassen. Ich frage mich, ob es stimmt, dass die Zeit nach und nach Wunden heilt.

    Also wie geschrieben war ich in der alten Heimat meines verstorbenen Freundes, bin mal mit dem Fahrrad, mal mit dem Bus durch die Lande gegondelt. Es war teilweise tatsächlich so, wie ich es mir gewünscht hatte. Ich wollte unsere Touren von vor 25 Jahren, als wir uns dort kennenlernten und mit dem Auto umherfuhren, nachempfinden. Und die Erinnerung an dieses Gefühl von damals kam tatsächlich. Wenn ich aus dem Busfenster sah war es oft wie bei ihm im Auto. Der Blick über die hügelige Landschaft brachte mich zurück zu diesen gemeinsamen Momenten, als er mir seine Heimat gezeigt hatte, und ich habe einige Male im häufig nicht so vollen Bus leise vor mich hingeweint.

    Mit dem Fahrrad war ich auch unterwegs, bin am Fluss entlanggeradelt. Irgendwie konnte ich da ein bisschen mehr auf die Natur gucken, war vielleicht durch das eigene Fahren ein bisschen von Trauer abgelenkt. Jedenfalls konnte ich mich da sehr an der Natur erfreuen, sie für mich genießen, meine Trauer häufiger vergessen. In Gedanken habe ich mich dann oft bei ihm dafür bedankt, dass er mir seine Heimat nahegebracht hatte.

    Einige Tage habe ich auf einem Campingplatz gewohnt, und Abends dann beim Sitzen vor dem Zelt, wenn ich die anderen Leute so miteinander gesehen habe, wurde mir natürlich dann umso bewusster, dass ich allein bin und warum ich es bin. Weil er nicht mehr da sein kann. Das war dann oft besonders schmerzhaft.


    Insgesamt habe ich nach dem Urlaub aber das Gefühl, das Richtige getan zu haben. Ich weiß nicht, ob ich mir das nur einrede, aber es kommt mir schon so vor, wieder etwas Trauer überwunden zu haben. Irgendwie war die Fahrt wieder ein bisschen ein Abschiednehmen von ihm, genau wie bei seiner Bestattung. Ich kann mich hier zu Hause nun noch etwas häufiger von der Trauer lösen, mich um mich kümmern und kann mir nun auch öfter sagen, dass es auch gut so ist.

    Doch oft können kleine Impulse ausreichen, die die Trauer wieder intensiv zurückbringen. Eine traurige oder auch nur melancholische Melodie, ein zufälliger Blick in ein Regal oder auch Formalitäten, die nun mich allein betreffen. Aber das ist gut so. Ich möchte gar nicht, dass die Trauer ganz endet. Ich möchte sein Andenken bewahren, möchte ihn im Herzen behalten. Was manchmal ein bisschen belastet ist, dass die Erinnerung an ihn bis jetzt meistens eben von Trauer und Traurigkeit geprägt ist. Ich weiß nicht, wie eure Erfahrungen sind. Ob die Erinnerungen irgendwann im Laufe der Zeit mehr Freude an schöne Zeiten in sich haben werden.


    Wie auch immer, ich habe noch ein paar Tage frei und werde ihn diese Woche natürlich auch noch im Ruheforst besuchen, wo er mir zeigen wird, wie es dem Baum über ihm geht.


    Liebe Grüße

    Sascha

    Ja, hast recht, Matthias. Jeden Tag kann ich nicht an seiner Grabstätte sein, weil sie etwas außerhalb liegt. Aber einmal im Monat besuche ich ihn dort.

    Und heute geht es für mich in den Urlaub auf Nostalgietour in die alte Heimat meines Freundes, wo wir uns vor 25 Jahren kennengelernt haben. Ich werde dort ein paar Tage mit dem Rad umherfahren, Orte besuchen, die er mir damals gezeigt hat. Wir haben dort z.B. auch gemeinsam die große Sonnenfinsternis beobachtet.

    Mal sehen, wie es wird. Viel Andenken, Erholung, Sport und Bewegung, mal gucken.