Posts by Ralf

    Lieber Uli,


    deine Schwiegermutter hatte recht, wenn sie sagte: "Wir hatten keine Zeit für Depressionen". Meine Eltern und Großeltern hatten die Zeit auch nicht. Meine Großmutter mütterlicherseits hat als alleinerziehende Mutter sieben Kinder großgezogen, weil ihr Mann gestorben ist, im Krieg! Mein Vater hat den Krieg als Kind erlebt, er hat mir erzählt, daß er bei einem Luftangriff der Alliierten beschossen wurde - als Kind!!! Das hat ihn Zeit seines Lebens traumatisiert. Ich denke immer daran, wenn ich, nachdem ich nach über 30 Jahren Abwesenheit zurückgekommen bin in unsere Heimatstadt, meinen Wagen in der Straße parke, in der das passiert ist, um in die Innenstadt zu gehen. Als ihm das widerfahren ist, hatte er sicherlich keine Zeit für Depressionen. Meine Großmutter hatte die auch nicht.


    Es gibt wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, daß Depressionen viel häufiger in "Friedenszeiten" auftreten als in Kriegszeiten.


    Ich habe das schon mal an anderer Stelle geschrieben, der Zusammenbruch kommt erst, wenn er kommen darf. Vorher hat der Mensch einen Selbsterhaltungstrieb. Meine Großmutter mit ihren sieben Kindern, mein Vater unter dem Beschuß der Alliierten, sie hatten einen Überlebenstrieb.


    Die Depression befällt eher Menschen, die unter einer Belastung leiden, in der sie keinen Sinn erkennen können, ohne daß sie eine Perspektive haben, sich von der sinnfreien Belastung in absehbarer Zeit zu befreien, währenddessen sie aber nicht notwendigerweise unter einer akuten Bedrohung von Leib und Leben stehen. Die Depression entwickelt sich eher längerfristig aufgrund von dauerhaft ungelösten Konflikten.


    Eine Psychotherapie hat lediglich den Sinn, mit dem Betroffenen zusammen Lösungswege zu erarbeiten, wie die Ursache des Problems beseitigt werden kann. Die Lösung muß der Betroffene dann selbst herbeiführen.

    Lieber Uli,


    ich hatte genau genommen drei gesundheitliche Zusammenbrüche in den letzten 15 Jahren meines Berufslebens, die alle einen klaren Zusammenhang mit meiner beruflichen Belastung hatten. Beim Arzt immer dasselbe: 2 Wochen Krankschreibung wegen allgemeinen Erschöpfungszustandes. Ursachen wurden nicht betrachtet, obwohl ich sie beschrieben hatte, nach 2 Wochen ging alles wieder von vorne los. Der dritte Zusammenbruch war so heftig, mit Erinnerungslücken, daß ich darauf bestanden habe, daß das näher untersucht würde. Ich war erst in der Neurologie, ohne Befund, dann in der Psychiatrie, da wurde mir eine mittelgradige depressive Episode diagnostiziert und ich war auf Einweisung des Psychiaters sechs Wochen freiwillig in einer psychiatrischen Tagesklinik, die einzige Alternative dazu wäre ja gewesen, in die vierte Runde zu gehen mit völlig unklaren Konsequenzen für meine Gesundheit. Ich hatte ja schon die Erfahrung gemacht, daß es von Runde zu Runde immer schlimmer wurde. Psychopharmaka habe ich kategorisch abgelehnt, das konnte ich auch gegen alle Empfehlungen tun, weil ich freiwillig dort war und keinerlei Suizidgedanken oder ähnliches hatte, ich habe klar gesagt, wenn das eine Bedingung ist, dann gehe ich raus. Ich habe in der morgendlichen Runde die Mitpatienten gesehen, die das genommen hatten und kaum noch gerade auf einem Stuhl sitzen konnten. Es ging dann doch ohne Psychopharmaka und nach 6 Wochen wurde ich als geheilt entlassen.


    Ich habe die Zeit genutzt, um mein Leben neu zu ordnen. Ich habe meine Arbeitsstelle gekündigt und mich als Pflegeperson erst für meine Mutter, nach ihrem Tod dann für meinen Vater bei der Krankenkasse registrieren lassen. Ich habe mich einer Selbsthilfegruppe für Depressionserkrankungen angeschlossen, aber mich immer gefragt, was ich da überhaupt verloren habe. Ich habe dort erreicht, daß eine Informationsveranstaltung für Betroffene mit einem Oberarzt aus der Psychiatrie durchgeführt wird. Ich habe diesem Oberarzt öffentlich meine Symptome beschrieben und ihn gefragt, was das mit einer Depression zu tun hätte und er antwortete, das seien ganz klassische Symptome einer Depression.


    Seitdem weiß ich, daß nicht sein kann, was nicht sein darf, nämlich daß Arbeitsbedingungen die Ursache für Krankheiten sein können. Burn-Out ist ein umgangssprachlicher Begriff, aber es gibt keine dazu passende medizinische Diagnose. Das Problem liegt immer in irgendeiner Form bei dem Betroffenen.


    Man hat mich in der Tagesklinik massiv davor gewarnt, als Pflegeperson für meine Eltern aktiv zu werden, weil mich das überlasten würde. Man hat mir sogar eine "Wagenburg-Mentalität" mit meinem Vater vorgeworfen und ihm "Altersstarrsinn" vorgeworfen, weil er nicht aus seinem selbst gebauten Eigenheim in eine stationäre Pflegeeinrichtung umziehen wollte, und alles ohne daß sie ihn überhaupt jemals persönlich kennengelernt hätten.


    Bei allem Schmerz, daß ich mich zwei Jahre später von meiner Mutter und sechs Jahre später von meinem Vater für immer verabschieden mußte, bin ich am Ende auch stolz, daß es mir gelungen ist, gegen alle Unkenrufe, daß beide "Gott sei Dank!!!" nie in einem Pflegeheim leben mußten. Dennoch bin ich traurig, daß meinem Vater seit der Corona-Zeit jede Freude am Leben verloren gegangen ist und er am Ende selbst auch gehen wollte, was ich dann irgendwann schmerzlich akzeptiert habe.


    Diese sechs Jahre möchte ich um nichts in der Welt in meinem Leben missen, ungeachtet der wirtschaftlichen Einbußen, die ich hinnehmen mußte und egal wie es mit mir jetzt weitergeht. Ich bin guter Hoffnung, daß es meinen Eltern dort, wo sie jetzt sind, viel besser geht als hier und freue mich auf ein Wiedersehen im Jenseits, wenn auch für mich die Zeit einmal gekommen ist.


    Nach diesem Erlebnis ist allerdings in meinem Leben nichts mehr, wie es zuvor gewesen ist, aber ich bin guter Dinge, daß ich auch diesmal mit Gottes Hilfe den richtigen Weg finden werde.

    Danke Uli für die Empfehlung!


    Ich kannte das Buch nicht, finde es aber sehr interessant und es ist genau die Literatur, die ich jetzt gerne lesen möchte, weil ich dazu bereit bin. Ich werde es mir besorgen, die hiesige Buchhandlung wird es voraussichtlich in der nächsten Woche wieder vorrätig haben. Ich habe mir vor vielen Jahren mal das Buch von Lars Gustafsson "Tod eines Bienenzüchters" gekauft, weil ich sehr affin zu der skandinavischen Lebensart bin und das Buch sehr gute Kritiken hatte, habe es aber bis heute nicht gelesen, weil ich danach immer vor dem Thema Tod zurückgeschreckt bin. Dann kam vor sechs Jahren der Umzug zurück in mein Elternhaus, das Buch ist hier noch irgendwo, ich weiß nicht wo, weil ich mich bis heute hier nicht ganz wieder einrichten konnte, zu viel war zu tun. Ich werde es finden, und lesen. Jetzt ist die richtige Zeit dazu.

    Lieber Matthias,


    dieser Post von dir ist mir leider durchgegangen, ich habe ihn bis heute nicht gesehen.


    Ich für meinen Teil habe Jahrestage nie begangen, ich habe mich zwar damals, nachdem meine Mutter gestorben ist vor über vier Jahren, immer an die Tage erinnert, aber ich habe sie nie besonders begangen, weil ich auch dankbar war, daß sie besonders in der Corona-Zeit bei Gott in bester Obhut war und sie diese Zeit mit ihrer fortgeschrittenen Demenz nicht mehr erleben mußte. Sie hätte es vermutlich selbst gar nicht mehr gemerkt, aber die Realität des Lebens in dieser Zeit hätte auch negative Auswirkungen auf ihr Leben gehabt, die ihr zum Glück erspart geblieben sind.


    Mein Vater mußte leider noch alles aus dieser Zeit erleben und ich habe dann irgendwann entschieden, mein Leben für die Zeit, die ihm noch blieb, in seinen Dienst zu stellen. Ich habe mich von allen meinen Kontakten zurückgezogen, um (in dieser Zeit) nur für ihn da sein zu können. Das hat fast drei Jahre gedauert, aber ich bin froh, daß ich das für ihn noch tun konnte und habe nie gefragt, wie lange das noch dauert. Selbst wenn es noch zehn Jahre gedauert hätte, hätte ich das gerne getan. Weil ich davon überzeugt war und es auch als meinen Auftrag von Gott begriffen habe.


    Was jetzt kommt, ist eine ganz andere Geschichte. Mein Auftrag ist abgeschlossen und was ich jetzt noch im Anschluß daran tun möchte, ist eine ganz persönliche Angelegenheit und ich empfinde da auch gar keinen Handlungsdruck. Ich besuche das Grab meiner Eltern, wann immer ich das möchte oder aus praktischen Erwägungen (Grabpflege) für geboten halte.


    Was den ganzen Rest der Zeit angeht, der mir bleibt, bin ich frei zu tun, was immer ich von Gott für geboten halte oder von meinen Eltern gelernt habe. Ich begreife meine Aufgabe darin, ihre Überzeugungen, die ganz überwiegend auch die meinigen sind, weiterzugeben und ihr Lebenswerk fortzuführen. Das kann ich aber selbständig entscheiden und im Dialog mit Gott frei handeln. Ich bin überzeugt, daß meine Eltern sich das zu Lebzeiten auch so für mich gewünscht haben.


    Liebe Grüße

    Ralf

    Die letzten zwei Wochen waren schwer. Das wichtigste ist erledigt, die Tage sind nicht mehr so durchgetaktet und dürfen es auch nicht mehr sein, mir geht mein Antrieb auch langsam verloren, ich hänge durch. Die Gedanken erobern sich ihren Platz zurück, die Erinnerung ist mein Begleiter jeden Tag. Schöne, aber auch weniger schöne Erinnerungen wechseln sich ab. Das ist jetzt möglicherweise die schwierigste Phase.


    Der Biker - Leben


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    Lieber Uli,


    ich habe auch nur von meiner Erfahrung gesprochen, wenn Du eine andere hattest, verstehe ich das natürlich. Ich möchte niemanden missionieren. Mein Vater war ein Atheist, obwohl er im Gegensatz zu mir Mitglied der hiesigen Pfarrgemeinde war. Ich selbst bin vor über 30 Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten, weil ich mich von der katholischen Kirche nicht mehr vertreten fühlte, diese Erfahrung war möglicherweise eine ähnliche wie deine. Ich habe erst viel später zum christlichen Glauben zurückgefunden, ich brauche aber keine Mitgliedschaft in einer Kirche, um meinen Glauben zu leben und ich werde das auch niemals irgendjemandem empfehlen, der mich nicht von sich aus danach fragt.


    Ich habe nur versucht, meine Motive zu beschreiben, die mich dazu geführt haben, diese Aufgabe mit allen damit verbundenen Belastungen auch bis zum Ende durchzuhalten. Wenn du so eine Aufgabe übernimmst, ohne zu wissen, wie du das bewältigen sollst, allein aus dem Grund, weil jede denkbare Alternative für dich unerträglich ist, dann bist du dankbar für jede Antwort, von wem sie auch stammen mag. Und dann denkst du darüber nach, warum es sich so gefügt hat, daß ich am Tag X nicht mehr von meinem Beruf abhängig war, daß ich keine eigene Familie hatte, die dem hätte entgegenstehen können, warum diese naheliegende Lösung ohne unüberwindbare Schwierigkeiten realisierbar war.


    Dann bist du einfach dankbar, aber wem bist du dankbar, wenn du nicht daran glaubst, daß dieser Verlauf genau so bestimmt war, wie er geschehen ist?


    Wie gesagt, das sind nur meine Erfahrungen. Mir ist klar, daß nicht jeder so etwas erlebt haben kann und jeder ist natürlich frei darin, es anders zu sehen.


    Liebe Grüße

    Ralf

    Ralf:

    Da kann ich dich nur beneiden! Mein mäßiges Verhältnis zu meinen Vater hat wohl daran gelegen, dass er zu alt für mich war und dass er ein ziemlich lebensuntüchtiger Eigenbrötler war. -

    Was deine gewesene Pflegebereitschaft angeht, so ist diese sicherlich anzuerkennen. Allerdings ist diese Bereitschaft nicht jedermanns Sache. Das beste Beispiel dafür waren bzw. sind meine Eltern und ich: Wir Drei waren/sind gewiss keine "Pflegetypen". Insbesondere meine Mutter hatte das zu Lebzeiten bei Gelegenheit betont.

    Ich bin auch nie ein "Pflegetyp" gewesen, ich habe im IT-Bereich gearbeitet, ich bin bis heute ein Technokrat, wie er im Buche steht, ich habe nie gelernt, wie man einen Menschen pflegt, ich hätte einen Pflegekurs von der Krankenkasse bezahlt bekommen, aber das wollte ich nicht. Mein Vater hat mir erzählt, wie sie damals die Alten und Kranken in der Familie gepflegt haben, die waren auch alle keine Pflegetypen, sie haben es getan, weil es keine Alternative dazu gab, man konnte Familienangehörige nicht in ein Pflegeheim abgeben, man hat das in den Familien gemacht und der Leistung gebührt meine größte Hochachtung!


    Ich wollte, daß mein Vater dieselbe Hilfe bekommt, wie sie damals in den Familien selbstverständlich war. Daß ich dafür meinen Beruf aufgegeben habe und zurück in meine Heimatstadt und in mein Elternhaus gezogen bin, war nicht nur selbstlos von mir. Ich hatte selbst gesundheitliche Probleme, die es mir unmöglich gemacht haben, meinen Beruf in der Form fortzuführen, wie ich ihn bis dahin ausgeübt habe. Ich glaube nicht, daß das ein Zufall war. Ich glaube, daß ich von Gott dafür bestimmt wurde, genau diesen Weg zu gehen, auch wenn ich zu dem Zeitpunkt wieder ganz von vorn anfangen mußte. Aber Gott hat mir schon früher gezeigt, wie man von Null anfängt, wenn es wichtig ist. Und ich habe meine Aufgabe genau so erledigt, wie er es mir geheißen hat. Ich brauchte keinen Pflegekurs, ich glaube, ich habe es auch so ganz gut gemacht im Sinne meines Vaters.

    Im Gedenken an Dolores O'Riordan († 15.01.2018), Sängerin der Band Cranberries (bekannt durch den Song "Zombie"), die an einer Alkoholvergiftung in einem Hotelzimmer in London starb.


    Cranberries - Promises (1999 live in Paris)


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    Ralf:

    Zu meinem Vater hatte ich weder ein schlechtes noch ein gutes Verhältnis.

    Das Verhältnis zu meinem Vater war zu meinen Kinderzeiten nicht immer unproblematisch, weil wir in vielen Dingen so verschieden waren und ich meinen Eltern auch in meiner Pubertät ihm die einschlägigen Sorgen und Probleme bereitet habe. Mein Vater hat aber im Laufe der Zeit verstanden, daß die Kinder eben die Eigenschaften beider Elternteile erben und, als ich dann auch erwachsen war und meinen beruflichen Weg gefunden habe, der so ganz anders war als seiner, die Vorteile erkannt, wenn man sich ergänzt. Er hat auch geschätzt, daß ich meine Leistungen auf meinen Gebieten mit der gleichen Energie und Beharrlichkeit verfolgt habe, die ich von ihm geerbt oder gelernt habe.


    Das ging besonders in seinen letzten Jahren immer besser von der Hand, es gab eine gewachsene Arbeitsteilung, als mein Vater erkannte, daß er altersbedingt nicht mehr alles selbst machen kann. In dieser Übereinstimmung ist unser Verhältnis immer inniger geworden und ich konnte ihm in seinen letzten Jahren noch einiges zurückgeben von dem, was er als Vater für mich getan hat. Vielleicht nicht alles, wenn ich zurückdenke, aber so viel wie in dieser Situation noch möglich war. Ich bin sehr froh, vor einigen Jahren die Entscheidung getroffen zu haben, meine Eltern beide bis zu ihrem Tod häuslich zu pflegen und ihnen nunmehr endgültig die Abschiebung in ein Pflegeheim erspart zu haben, auch wenn ich in diesem Zusammenhang meine möglichen beruflichen Perspektiven begraben und auch wirtschaftlich zurückstecken mußte. Aber ich bereue bis heute nichts davon und vermisse aktuell in dieser Hinsicht nichts in meinem Leben.


    Vor einigen Jahrzehnten war genau das in den Familien noch selbstverständlich. Ich habe das in meinem Elternhaus noch gelernt und nunmehr erfolgreich angewandt. Das ist mir eine große Erleichterung, die Realitäten, die nicht zu ändern sind, am Ende zu akzeptieren.

    Heute mittag war hier in Arnsberg auf dem Marktplatz im Ortsteil Neheim der Start der 3. Etappe der Deutschland-Tour mit durchaus namhaften deutschen und internationalen Radprofis am Start. So etwas hatten wir hier noch nie, soweit ich denken kann. Mein Vater war ein großer Anhänger des Radsports und hat alles im Fernsehen gesehen. Er fragte mich immer schon im Frühjahr, wann denn die Tour de France ist und ob die übertragen wird. Die Radsport-Elite direkt in unserer Heimatstadt hat er leider nicht mehr erlebt, ebenso wenig wie das Ende der Tour de France in diesem Jahr. Er starb nur wenige Stunden vor der Alpenetappe nach Courchevel.


    Ich habe den Start der Etappe hier und heute sozusagen in Vertretung besucht, aber er hat mich durchaus über die Jahre mitgerissen in seiner Begeisterung für diesen Sport.


    Manchmal soll es einfach nicht sein.

    Hier im Sauerland hat es seit zwei Wochen nicht mehr geregnet, was im August aber auch nicht ungewöhnlich ist. Und daß es "den ganzen Tag" geregnet hätte, da gab es höchstens mal einzelne Tage im Jahr, an die ich mich erinnern kann. In diesem Jahr gab es da aber höchstens einen oder zwei Tage.


    Woran ich mich noch erinnern kann, als ich noch im Ruhrpott lebte, vor etwa 15 Jahren, ist mir auch einmal in der Mietwohnung der Keller vollgelaufen, auch im August, als ich mich im Urlaub im Ausland befand, auch kein deutsches Fernsehen hatte und die "Bescherung" erst nach meiner Rückkehr bemerkt habe.


    In Metropolregionen wie z.B. dem Ruhrpott und dem Rhein-Main-Gebiet werden Überschwemmungen durch die weitflächige Bodenversiegelung erheblich begünstigt. Darüber sollte man mal nachdenken, ob das so sinnvoll ist, gerade wo jetzt die Verkehrspolitik der Bundesregierung zunehmend zur Zentralisierung der Ansiedlungen neigt, um Verkehr zu vermeiden.

    Im Gedenken an Ian Curtis († 18.05.1980), Sänger und Songwriter der Band Joy Division und John Peel († 25.10.2004), ein englischer Radiomoderator, der damals den Tod von Ian Curtis durch Suizid im Radio verkündete und daraufhin diesen Song spielte:


    Joy Division - New Dawn Fades


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    Ich habe die Sendung damals auf BFBS Broadcasting Services im Radio gehört und erinnere mich heute noch daran. Ich habe alle Alben von Joy Division sowohl auf Vinyl als auch auf CD.


    Mögen beide in Frieden ruhen.

    Liebe Frieda,


    ich fühle da genau so wie Du!


    nachdem ich 32 Jahre in der Großstadt gelebt habe, habe ich vor 6 Jahren meine Wohnung aufgelöst und bin wieder in mein Elternhaus auf dem Land gezogen, weil mein Vater mit der Pflege meiner an Demenz erkrankten Mutter überfordert war. Ich hatte immer eine gute Verbindung zu meinem Elternhaus, bin oft am Wochenende dort gewesen und habe es immer als meine Heimat empfunden, was auch damit zu tun hat, daß ich hier eine viel größere Lebensqualität habe, wenn ich nicht unbedingt von einer beruflichen Karriereentwicklung abhängig bin.

    Es war immer klar, daß unsere Lebenssituation aufgrund des Alters und der Gesundheit meiner Eltern eine vorübergehende war. Genauso klar war, daß ich irgendwann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hier allein zurückbleiben würde. So gesehen, war es auch eine Entscheidung über mein Leben über den Tod meiner Eltern hinaus.


    Die letzten Jahre waren sehr intensiv, ich mußte vieles zurückstellen von dem, was ich gerne gemacht hätte in der Zeit, weil die Betreuung meiner Eltern immer mehr Zeit in Anspruch nahm und die Pausen dazwischen nicht mehr sinnvoll nutzbar waren. Die Kraft konnte ich aufbringen, weil mir klar war, daß meine Eltern nicht nicht mehr sehr lang leben werden. Ich konnte meinen beiden Eltern ein Pflegeheim bis zu ihrem Tod ersparen, was der größte Wunsch meines Vaters in seinen letzten Jahren war, den habe ich ihm nun endgültig erfüllt, auch was meine Mutter angeht. Viele ärgern sich nach dem Tod ihrer Eltern darüber, daß sie es verpaßt haben, noch etwas für sie tun zu können. Das habe ich nicht verpaßt und das erfüllt mich mit großer Zufriedenheit.


    Ich wußte natürlich nicht, wie lange diese Zeit der Zurückstellung meiner Bedürfnisse dauern würde, aber ich habe es gemacht, ich habe Gott vertraut, daß ich es trotz meiner fehlenden Erfahrung gut machen würde und daß ich auch nie die Kraft verlieren würde, ich habe mir nie gewünscht, es möge zu Ende sein, ich hätte es so lange gemacht, wie es nötig gewesen wäre, wie auch immer ich es geschafft hätte. Es hätte auch noch viele Jahre länger dauern können, ich hätte es gerne gemacht, aber wann es zu Ende ist, bestimmt Gott und das habe ich immer akzeptiert.


    Deshalb fällt es mir auch nicht schwer, genauso wie nach dem Tod meiner Mutter, die Tatsachen zu akzeptieren, die sich irgendwann zwangsläufig eingestellt hätten. Wenn ich an Orte komme, mit denen ich Erinnerungen an meine Eltern verbinde, dann tut das immer noch weh, aber ich versuche, die schönen Erinnerungen, die bleiben, mitzunehmen. Unternehmungen, die mir ohne meine Eltern keinen Spaß mehr machen, stelle ich ein, aber es öffnet sich je gleichzeitig ein Fenster, das zu tun, das ich jahrelang zurückgestellt hatte, weil ich keine Zeit mehr dazu gefunden hatte. Daran Spaß zu finden und gleichzeitig den Verlust der Eltern zu betrauern, schließt sich gegenseitig nicht aus.


    Ich besuche das Grab meiner Eltern, wenn es aus praktischen Gründen sinnvoll ist: Blumen gießen, neue Kerze anzünden, den Baum zurechtschneiden. Ich brauche das nicht zweimal am Tag, wenn ich ein- oder zweimal pro Woche dort bin, ist das genug und es erfüllt mich dennoch mit Frieden und Freude. Denn meine Eltern sind ja nicht einfach weg, sondern wohnen jetzt auf dem Friedhof, den ich besuchen kann, wann immer ich es will.


    In der Zwischenzeit entdecke ich meine Interessen neu, jetzt, wo ich die Zeit dazu habe und das ist gut so. Auch meine Lebenszeit ist begrenzt und ich möchte trotz allem nach vorne sehen.


    Liebe Grüße

    Ralf

    Liebe Frieda und alle anderen,


    glücklicherweise habe ich hier einen Freund, wir hatten uns während der Corona-Zeit und meiner Zeit als pflegender Angehöriger eine Weile aus den Augen verloren, aber wir kennen uns schon dreißig Jahre, haben uns in einer anderen Stadt kennengelernt, weil wir aus demselben Ort stammen. Ich habe ihn nach der Beerdigung meines Vaters wieder kontaktiert, weil er auch so lange und über mehrere Umzüge den Kontakt immer gehalten hat.


    Ich bin ihm so dankbar, daß er so lange auf mich gewartet hat. Kein Zweifel, er ist ein echter Freund.


    Ich habe, als ich die Nachricht des Todes meines Vaters seinen Weggefährten telefonisch mitgeteilt habe, erfahren, daß auch einige von ihnen einsam sind, weil sie auch ihre engsten Angehörigen verloren haben. Ich denke, es ist eine gute Idee, sie mal anzurufen und ihnen von der Beerdigung zu erzählen, an der sie aus Gründen des Alters oder Krankheit oder auch weiter Entfernung nicht teilnehmen konnten. Daraus können sich durchaus schöne Gespräche entwickeln, auch wenn man lange nichts mehr voneinander gehört hat.


    Mein Freund hat es mir gezeigt, daß das geht. Man muß es nur versuchen.

    Lieber Matthias,


    deine Partnerin ist vor vier Jahren verstorben, das kann ich in etwa einschätzen, denn vor vier Jahren starb auch meine Mutter. Sie war auch pflegebedürftig, mehr noch als mein Vater, wir haben das damals noch zu zweit gestemmt, das war auch nicht ganz einfach. Es war aber so, daß ich sowohl bei meinem Vater als auch bei meiner Mutter absehen konnte, anhand des Alters und auch der Krankheit, daß ich mich mittelfristig auf einen Tod einstellen mußte.


    Dein Vater lebte im Pflegeheim. Hast Du in der Zeit daran gedacht, daß auch er sterben könnte? Bei deiner Partnerin war das offenbar nicht absehbar. Sie war nicht krank, wenn ich es richtig verstanden habe, sie starb plötzlich. Das ist ein Schock, das kann ich verstehen, da braucht man eine Zeit, um das akzeptieren zu können. Ein paar Wochen, ein paar Monate. Bei dir sind es aber vier Jahre. Ja, ich weiß, ich habe es auch geschrieben, es gibt Menschen, die brauchen Jahre dafür. Das ist ihr gutes Recht. Ich frage mich nur, wenn vier Jahre schon vergangen sind, was soll denn dann in den nächsten Jahren anders werden? Möchtest Du überhaupt den Tod deiner Partnerin und deines Vaters akzeptieren und überwinden oder möchtest du es nicht? Natürlich kannst Du auch weiterhin zweimal am Tag zum Friedhof gehen, so lange Du möchtest. Die Frage ist nur: Gibt es dir noch etwas? Oder ist es ein Ritual, das dich davor schützt, eine Veränderung in deinem Leben anzunehmen? Das kannst nur Du allein für dich selbst beantworten.


    Ich habe auch keine nahen Angehörigen mehr. Ich habe noch drei Cousins und zwei Cousinen, aber nur einer davon wohnt noch hier am Ort. Einen guten Freund habe ich hier noch, der mir momentan sehr weiterhilft, weil er mich kennt und weiß, wie es in mir aussieht. Auf der Beerdigung haben mir aber viele Gäste ihre Hilfe angeboten, wenn es mir mal schlecht geht. War das bei dir nicht so? Bist Du denn bereit, Hilfe anzunehmen, wenn sie dir angeboten wird? Hast Du in den vier Jahren schon mal so ein Angebot angenommen, wenn es denn so eines gab?


    Es ist deine Entscheidung, wie Du dein weiteres Leben gestalten möchtest. Ich kann dir nur Denkanstöße geben.


    Liebe Grüße

    Ralf

    Liebe Frieda,


    der Tod meines Vaters kam ja nicht völlig aus heiterem Himmel, er hatte eine Vorgeschichte.


    Mein Vater hatte seit der Corona-Zeit jeden Lebensmut verloren, er wollte nur noch zurückgezogen in seinem Haus leben, nichts mehr damit zu tun haben, wie in dieser Zeit mit pflegebedürftigen Menschen umgegangen wurde, er wollte nicht mehr zum Arzt gehen, er hat sogar seinen eigenen Bruder, der in einem Pflegeheim lebte, bis zu dessen Tod drei Jahre lang nicht mehr gesehen, weil er die Rahmenbedingungen des Pflegeheims nicht ertragen hat.


    Ich habe mich ebenfalls in dieser Zeit von allen meinen Kontakten ferngehalten, damit wir in seinem Haus ungestört und in Frieden leben konnten. Ich wußte, daß es das Letzte war, das ich für meinen Vater tun konnte und ich habe diese Zeit nicht geopfert, denn es war kein Opfer, wir haben zusammen die Dinge getan, die ihm Freude bereitet haben und es war trotz allem eine schöne Zeit und meinerseits ein Ausdruck der Dankbarkeit, den ich ihm gerne noch zukommen lassen wollte.


    So gesehen ging er in Frieden, denn er wollte gehen und ich habe ihn gehen lassen. Er hat nicht mehr gelitten und am Ende war alles in Ordnung. Natürlich schmerzt mich sein Heimgang, aber ich weiß, daß es ein Gefühl ist, das vergeht. Ein Gefühl, das vergehen muß, damit wir begreifen, daß es so sein sollte und wir irgendwann wieder zu der Aufgabe zurückfinden, die wie im Leben haben.


    Ich sagte schon, ich bin gläubiger Christ und weiß meinen Vater bei Gott in seinem allerbesten Zuhause. Und wir sind nicht auf ewig getrennt, auch ich werde, wenn ich meine Aufgabe hier erledigt habe, zu ihm und meiner Mutter zurückkehren. Das ist meine volle Überzeugung.


    Auch wenn ich jetzt noch etwas orientierungslos bin, Gott wird mir meinen Weg zeigen. Ganz sicher.


    Liebe Grüße

    Ralf


    Ralf

    Liebe Frieda,


    wenn ich deine Worte nicht verstehe, heißt das nicht, daß ich mich entschlossen hätte, sie nicht zu verstehen, ich weiß wirklich nicht, wie du auf so eine Idee gekommen bist.


    Ich habe an anderer Stelle mehrfach gesagt, daß ich auch gläubig bin und bete. Für meine Eltern, für Sinead O'Connor ...


    Aber Gott ist nicht ein Kundendienst, der meine weltlichen Probleme auf Bestellung löst. Das ist schon noch meine eigene Aufgabe. Und ich bin keine Maschine, das weiß Gott auch.


    Loslassen heißt für mich, den Verlust des geliebten Menschen auf der weltlichen Ebene zu akzeptieren. Was das für mich persönlich bedeutet, auf welcher Ebene ich mit meinen verstorbenen Eltern im Kontakt bin oder nicht bin, darüber habe ich überhaupt keine Aussage gemacht. Meine Äußerungen hier erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.


    Liebe Grüße

    Ralf

    Liebe Frieda,


    ich weiß nicht genau, was Du mit "taub und blind" meinst. Es gab sicher sowohl beim Tod meiner Mutter vor vier Jahren als auch dem Tod meines Vaters Situationen, wo ich meine Umwelt kaum noch wahrgenommen habe und nur noch ziellos umhergelaufen bin. Aber diese Phasen haben nicht lang gedauert, vielleicht wenige Wochen. Was länger andauert, ist, daß man Schmerz empfindet, wenn man in Lebenssituationen ist, die man früher gemeinsam erlebt hat oder Orte besucht, mit denen man Erinnerungen zum Verstorbenen verbindet.


    Die Frage ist, wie schnell ist man in der Lage, in seinem eigenen Leben zu akzeptieren, daß der Verstorbene nicht mehr da ist und seinen Frieden damit findet, daß es so ist und daß es nicht zu ändern ist. Vom Verstand her ist das sicher einfacher als vom Gefühl. Wieviel Kraft hat man, um sein Leben so zu ändern, daß es der neuen Situation Rechnung trägt. Man sollte sich die nötige Zeit geben für diese Änderung, aber man sollte offen dafür sein.


    Ich bin zur Zeit gerade dabei, das zu schaffen, habe aber auch gleichzeitig mit ganz pragmatischen Problemen zu kämpfen, die mein Vater mir hier im Haus hinterlassen hat, weil er irgendwann, wann auch immer, nicht mehr in der Lage war, diese selbst zu lösen und ich das zu der Zeit nicht mitbekommen habe. Daher ist meine Zeit zu trauern auch irgendwie begrenzt und ich muß nach vorne schauen, damit ich hier weiter leben kann. Und dabei muß dann auch wieder gehen, was gehen muß. Sonst gehe ich hier unter. Ich war noch nie zuvor Hausbesitzer und ich muß mich in diese Rolle erst einarbeiten.


    Ich hoffe, Du verstehst, wie ich das "es muß gehen, was gehen muß" meine.


    Liebe Grüße

    Ralf

    Ich habe heute meinen lieben Vater zu Grabe getragen. Es war in der Kapelle wunderbar angerichtet, mit schönen Bildern, alles gemäß dem Thema "Wald und Natur". Eine schöne Ansprache des Pfarrers vor etwa 30 Trauergästen, einige waren über hundert Kilometer angereist. Dann der Weg zum Grab, die Bestattung, es hat gegossen wie aus Eimern. In der einen Hand den Regenschirm, in der anderen die Schaufel mit der Erde. Aber was gehen muß, das geht dann auch. Anschließend Kaffeetrinken im nahegelegenen Gasthaus. Es war auch schön, daß man Menschen mal wiedergesehen hat, die man aufgrund der Entfernung so selten sieht.


    Die Zeremonie und das Zusammensein mit den Menschen, die einen Teil des Lebenswegs mit meinem Vater gegangen sind, hat mir etwas Frieden gegeben. Ich fühle mich besser als in den letzten Tagen.

    Im Gedenken an Sinéad O’Connor († 26.07.2023)


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    Anfang Januar 2022 nahm sich ihr Sohn, ihr drittes Kind das Leben. Ich selbst habe etwa 2 Jahre mit einer Schulkameradin von Sinéad im Studentenwohnheim zusammen gewohnt.


    Ich werde sie in meine Gebete einschließen.