Posts by Ralf

    Hallo Liebe.Meer,


    ich kann Dir deinen Verlust insoweit nachfühlen, daß 2019 auch meine Mutter gestorben ist, allerdings nach Jahren der Demenz, das ist eine ganz andere Art des Abschieds, der dann schon zu Lebzeiten beginnt, weil man weiß, daß es nicht besser wird, nur schlechter und daß es die Mutter, wie man sie gekannt hat, dann so nicht mehr gibt und nie wieder geben wird. Aber es ist immer noch die eigene Mutter. Ich weiß nicht, welche Form des Abschieds jetzt "weniger schlimm" ist. Wahrscheinlich keine von beiden, denn der Tod ist das endgültigste Ereignis von allen und schon allein deshalb eine Zäsur, die alles, was bis dahin anderes geschehen ist, in den Schatten stellt und stellen muß.


    Das erklärt auch dein Gefühl, daß nach diesem Ereignis alles anders geworden ist und das Leben nicht mehr so wie vorher. Das kann auch gar nicht anders sein! Der Tod eines geliebten Menschen reißt ein Loch in der eigenen Seele, das nicht mehr zu füllen ist. Das bleibt auch so. Die Trauer darüber, daß dieser Mensch nicht mehr da ist, wird nicht aufhören! Sie holt einen immer wieder ein, wenn man z.B. an Orte kommt, an denen man etwas gemeinsam erlebt hat. Man wird sich zeitlebens daran erinnern, was man dort zu Lebzeiten des geliebten Menschen erlebt hat. Und man wird dann den Verlust immer in irgendeiner Weise neu erleben.


    Ist das gut oder schlecht?


    Ich fände es noch schlimmer, wenn man den Verlust seiner Eltern gar nicht betrauern könnte. Denn dann hätte man nie etwas gehabt, das man betrauern könnte, wenn man es verloren hat. Die Eltern geben ihren Kindern irgendwann im Leben den Staffelstab in die Hand. Die Eltern sind ihren Lebensweg gegangen und übergeben die Verantwortung irgendwann an ihre Kinder. Das ist der natürliche Lauf der Welt. Die Eltern übergeben ihren Kindern eine Verantwortung, ihr Lebenswerk fortzusetzen. So empfinde ich es zumindest.


    Dir "muß" es nicht wieder gut gehen, auch nicht nach einer gewissen Zeit. Es kommt darauf an, was Du daraus machst. Du kannst ja auch deinen Verlust weiter so fühlen, wie er ist, aber trotzdem darüber nachdenken, was deine Mutter für dich gewollt hätte, wie du mit dieser Situation umgehst. Du kannst Dinge tun, die deine Mutter vielleicht für dich gewollt hätte, weil sie dir gut tun. Würde sie wollen, daß Du dauerhaft in der Trauer um sie verharrst? Oder würde sie sich wünschen, daß Du sie in liebender Erinnerung behältst und fortan deinen eigenen Weg im Leben suchst?


    Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute!

    Ralf

    Liebe(r) Milac,


    mein herzliches Beileid zum Verlust deiner geliebten Mutter.


    Du hast von Fehldiagnose gesprochen. Ich kann das nicht nachvollziehen, weil ich die Umstände nicht kenne. Insofern weiß ich auch nicht, ob und in welcher Weise der Tod deiner Mutter hätte verhindert werden können.


    Grundsätzlich gesehen können Fehler passieren, sowohl bei Ärzten als auch bei Angehörigen. Inwiefern diese Fehler aber vorwerfbar sein können oder müssen, kommt doch sehr stark auf den Einzelfall an. Ich als Außenstehender kann das im konkreten Fall überhaupt nicht beurteilen und möchte mich daher nur dazu äußern, wie du mit den Tatsachen, die ja nicht mehr zu ändern sind, umgehen könntest.


    Du sagst, Du hättest keine Freunde mehr. Das bedeutet ja, Du hattest mal Freunde und jetzt nicht mehr. Was ist denn passiert, daß dir deine "Freunde" von der Fahne gegangen sind?


    Daß die Bekannten und Verwandten plötzlich nichts mehr von einem wissen wollen, kenne ich auch noch aus der Zeit, in denen ich meine Eltern gepflegt habe. Nach der Beerdigung kommen dann plötzlich die Anrufe, ob man sich nicht mal wieder treffen kann. Weil man ja jetzt wieder Zeit hat. Man sollte aber dabei berücksichtigen, daß viele einfach vor den Problemen kapitulieren, weil sie nicht in der Lage sind, damit umzugehen, weil sie selbst nicht betroffen sind und das nie gelernt haben. Was aber nichts daran ändert, daß sie eben nur "Schönwetter"-Freunde und ebensolche Verwandte gewesen sind, auf die ich mich auch in Zukunft besser nicht verlassen möchte.


    Du befindest sich in einer Situation des persönlichen Umbruchs, in der Du dir möglicherweise ganz neue Freunde suchen mußt, die dir auch in kritischen Situationen beistehen. Das ist machbar, aber es braucht Zeit und Kraft. Wenn Du in absehbarer Zeit einen Termin bei einer Psychiaterin hast, dann ist das ein erster wichtiger Ansatz auf der Suche einer Lösung. Es ist aber auch ebenso wichtig, daß Du über deine Gefühle im Umgang mit dem Verlust persönlich mit Menschen reden kannst, die das verstehen. Ein Internetforum ist eine Brücke, aber du brauchst im letzter Konsequenz Menschen, die sich auch im persönlichen Gespräch deine ganze Geschichte anhören mögen, weil ihnen dein Schicksal nicht egal ist.


    Wie du das machen kannst, darüber kann man auch hier im Forum reden, aber machen mußt Du es in letzter Konsequenz selbst.


    Ich wünsche Dir alles Gute!

    Ralf

    Lieber Matthias,


    wenn Du alle 6 Wochen zur Podologie gehst, kann ich mir nicht vorstellen, daß da ein eingewachsener Nagel am großen Zeh nicht bemerkt wurde und dann in wenigen Wochen eine OP notwendig wird. Bei einer solchen OP wegen eines eingewachsenen Nagels stellt sich die Frage, ob der Patient noch der normalen Sorgfalt gegenüber seinem eigenen Körper gerecht wird. Ich habe aus eigener Erfahrung Verständnis dafür, daß man durch Beibehaltung einer gewohnten Routine in der ersten Zeit den Trauerschmerz lindern kann. Das habe ich auch getan, das funktioniert auch, aber es wird irgendwann zerstörerisch, wenn man in dieser Routine über längere Zeit quasi "gefangen" bleibt und sich selbst und seine eigenen Bedürfnisse über längere Zeit vernachlässigt.


    Ich selbst habe die Rituale nur so lange beibehalten, bis ich das Gefühl hatte, daß ich auch ohne diese leben kann. Anfangs war ich dreimal wöchentlich am Grab, dann nur noch zweimal und jetzt schwankt es zwischen einmal und zweimal, je nachdem, was ich sonst zu tun habe. Der Besuch am Grab hilft MIR, nicht meinen Eltern. Wenn ich diesen Besuch mal nicht brauche oder nicht leisten kann, weil ich anderes zu tun habe, schadet das niemandem. Ich habe keine moralische Verpflichtung, das Grab zu besuchen über die normale Grabpflege hinaus, die sich aber normalerweise alle paar Wochen erledigen läßt. Trotzdem bleiben meine Eltern immer in meinem Leben präsent, in jeder Entscheidung, die ich treffe, haben meine Eltern auch ihren Anteil, weil sie mich geprägt haben. Jede Entscheidung, die ich treffe, ist auch eine Entscheidung meiner Eltern, weil sie mir den Auftrag gegeben habe, ihr Lebenswerk fortzusetzen. Ist das nicht auch bei dir so im Hinblick auf deinen Vater und deine Partnerin?


    Möchtest Du nicht nach so langer Zeit einmal darüber nachdenken, wie Du dein Leben zukünftig leben möchtest? Hast Du keine Ideen, was Du gerne mal unabhängig von deinem Trauerschmerz tun würdest? Kannst Du nicht einmal mit einem vertrauten Menschen darüber reden?


    Liebe Grüße

    Ralf

    Lieber Matthias,


    die Entfernung eines Zehennagels am großen Zeh hinterläßt ja schon eine nicht mehr ganz so leichte Verletzung. Mir ist das vor vier Jahren auch passiert, ich sage gleich noch etwas dazu.


    Ich weiß nicht, ob die OP in irgendeinem ursächlichen Zusammenhang mit dem Ausflug bzw. der Reise an den See steht (z.B. durch einem Unfall am Urlaubsort), ob Du diesen Ausflug trotz der Kenntnis einer bevorstehenden OP gemacht hast oder ob die OP erst nach der Reise notwendig wurde. Das zu wissen wäre aber für mich persönlich schon ziemlich entscheidend dafür, um etwas möglicherweise hilfreiches dazu sagen zu können.


    Einen solchen Ausflug würde ich grundsätzlich gut heißen, aber in welchem Zusammenhang er mit der OP steht, weiß ich nicht, deshalb kann ich nichts weiter dazu sagen.


    Wir gesagt, ich hatte vor vier Jahren auch eine Verletzung, weswegen wir in der Notaufnahme auch der Nagel meines linken großen Zehs entfernt wurde. Die ersten Wochen sind wirklich übel, mehrmals Wundkontrolle, Verband wechseln und Gehen ist deutlich eingeschränkt. Ich war zu der Zeit noch Laufsportler und habe nach 6 Wochen wieder mit dem Lauftraining begonnen, das ging irgendwie, aber hat mich nicht wirklich weitergebracht. Dennoch halte ich es für notwendig, daß man, sobald es geht und auch mit dem ärztlichen Rat im Einklang steht, die normalen Belastungen des Alltags langsam wieder aufnimmt, sofern das ohne Schmerzen möglich ist. Aber das tust Du ja auch, so wie ich das verstanden habe.


    Das Nachwachsen des Nagels des großen Zehs dauert lange. Bis Du den Nagel wieder schneiden mußt, kann ein Jahr vergehen. Etwa nach 9 Monaten bist Du vielleicht wieder völlig symptomfrei, auch wenn der Nagel noch nicht vollständig nachgewachsen ist. Der verletzte große Zeh kann sich noch geringfügig anders anfühlen als der auf der anderen Seite, das ist aber nicht schlimm und das vergeht auch mit der Zeit.


    Wie gesagt, ich habe das vor vier Jahren auch erlebt und ich hatte es schon fast vergessen, bevor ich Deinen Post gelesen habe.


    Laß dich davon nicht unterkriegen, das geht vorbei und irgendwann wirst Du auch nicht mehr daran denken.


    Liebe Grüße und alles Gute!

    Ralf

    Interessant, daß sich jetzt eine Koalition bildet, die meinen Hinweis auf ein professionelles Angebot zur Krisenintervention in sich schon als übergriffig ansieht, wo doch vor etwa 9 Monaten bei einer ähnlichen Situation genau dasselbe passiert ist und niemand damit ein Problem hatte außer mir. In beiden Fällen wurden die Aufrufe zitiert und kritisch kommentiert, in einem Fall von mir, im anderen Fall von Karo.


    Meiner Meinung nach waren beide Fälle nicht vergleichbar. Der eine betraf einen Benutzer, der sich nur für sich selbst zu einem Umgang mit der Trauer entschieden hat, den ich auch fragwürdig fand, aber wenn ich das Gefühl habe, daß dieses Ritual ihm Frieden gibt, dann ist das sein Recht und dann akzeptiere ich das selbstverständlich und lasse diesen Menschen in Ruhe.


    Ich muß aber alle Benutzer im Blick haben. Wenn jemand (wenn auch verklausuliert über einen Post "Woran denke ich gerade" und "das sind nur meine Gefühle") den Post eines völlig unbeteiligten Benutzers angreift und damit auch noch sein eigenes Schicksal in diesem Forum verknüpft, dann muß ich überlegen, was dieser auf diese Weise angegriffene dann fühlen muß, erst recht, wenn sich dieser Benutzer aufgrund einer völlig harmlosen Äußerung eines anderen öffentlich zurückzieht und sich dann auch noch ein erheblicher Teil des Forums mit ihm solidarisiert.


    Hat irgendjemand mal daran gedacht, wie sich jemand fühlen muß, wenn er (sie?) nichts weiteres getan hat, als zu sagen, was er von dem meistverkauften Buch aller Zeiten hält und dann von einer Benutzerin als grundlegendes Problem für sich selbst und für das Forum allgemein hochstilisiert wird?


    Nur mal so ...

    Liebe Emmi,


    keine Sorge, ich habe schon gemerkt, daß du mich angesprochen hast und nicht Frank.


    Ich weiß nicht, wie du zu der Erkenntnis kommst, nur du und deine Weggefährten, die lange trauern, würden wirklich Trauer empfinden und alle anderen, die zurück ins Leben gefunden haben, trauern nicht mehr und hätten den Trauerfall quasi "abgehakt".


    Den Tag, als mein Vater hier auf der Couch drohte, qualvoll zu verenden, worauf ich mich seinem ausdrücklich geäußertem Wunsch widersetzen mußte, nicht den Rettungswagen zu rufen, weil er dann nur wieder ins Krankenhaus käme, werde ich nie in meinem Leben vergessen. Er wurde hier von den Rettungskräften aus dem Haus getragen und ist niemals zurückgekommen. Dieser Tag wird mich verfolgen bis an mein Lebensende! Nur weil ich das tue, was auch mein Vater gewollt hätte, mein Leben weiter zu leben, vergesse ich ihn und diesen Tag nicht und hake ihn nicht ab. Das wird niemals passieren!


    Wenn es bei dir so war, daß du deine Eltern weniger betrauert hast als deinen Mann, dann mag das so sein, aber es gibt es dir nicht das Recht, die Trauer anderer Menschen um ihre Eltern geringer zu schätzen als deine. Jeder Mensch hat seine eigenen Beziehungen und das ist nicht in Kategorien vergleichbar.


    "Gut gemeint ist eben noch lange nicht gut."


    Welche Anmaßung! Du machst dich in dem Moment zum Zentrum und schätzst das, was andere in guter Absicht für dich tun wollen gering. Du kannst nicht verlangen, daß sich vom Trauerfall an die Welt nur noch um dich dreht! Hier kommen gleichgesinnte Menschen mit unterschiedlicher Geschichte zufällig zusammen und vertreten natürlich ihren eigenen Standpunkt. Das kann für dich hilfreich sein oder auch nicht. Wenn du die Hilfe bestimmter Menschen nicht haben willst, dann ignoriere sie einfach. Aber gib ihnen nicht die Schuld daran, daß du dich nicht gut aufgehoben fühlst.


    "Eine Werbung für die Bibel triggert mich nicht. Darum geht es nicht."

    "Dort springt mich eine fett gedruckte Zeile an, der größte Schatz, das Wertvollste usw. ... Das war für mich wie eine Ohrfeige !" (Anm.: Da geht es im Kontext genau um die Bibel)


    Das ist ein ganz offensichtlicher Widerspruch. Eine Ohrfeige, die einen nicht triggert? Fällt dir das selbst nicht auf?


    Du willst keine "Belehrungen" (deine Sicht der Dinge) und Ratschlage? Was denn dann? Du verwendest immer den Begriff "respektvoll", siehst aber nach meinem Verständnis eine Respektlosigkeit darin, dir etwas zu empfehlen, das du als nicht hilfreich empfindest. Auch damit stellst du dich hier in den Mittelpunkt.


    Ich tu das ungern, weil ich das auch schon selbst kritisch gesehen habe: Ich glaube, daß in deiner tiefen Verbitterung professionelle Hilfe angezeigt ist. Wenn du systematisch gegen Menschen austeilst, die sich nicht so schlecht fühlen wie du und dich darin nicht bestätigen, rate ich dir, professionelle psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, keine Sorge, das habe ich auch schon gemacht, das ist keine Schande und das hilft! Erste Anlaufstellen wären z.B. akut die Telefonseelsorge (0800/1110111 oder 0800/1110222), habe ich auch schon angerufen oder alternativ der Hausarzt, der zum Facharzt überweist.


    Alles Gute!

    Ralf

    Liebe Emmi,


    vielen Dank für deine Antworten. Offenbar hast du recht darin, daß wir in der Art und Weise, wie wir uns jeweils dieses Forum vorstellen, wenig gemeinsam haben. Ich habe wenig Erfahrung mit Trauerforen allgemein, ich bin mit Lebenshilfe-Foren vertraut, da war ich schon zweitweise aktiv, aber ein Trauer-Forum ist nochmal eine ganz eigene Kategorie, weil verschiedene Menschen ganz verschiedene Herangehensweisen haben, mit dem Schicksal umzugehen.


    Ich habe früher einmal gedacht, analog zu Lebenshilfe-Foren, daß Menschen, die jahrelang einen lieben Menschen betrauern, es einfach nur nicht schaffen, aus der Trauersituation herauszukommen und man diesen Menschen vielleicht helfen kann mit neuen Denkanstößen. Ich habe jetzt gelernt, daß es zumindest z.T. Menschen sind, die gar nicht aus der Trauer heraus wollen. Gut, das kann jeder selbst entscheiden. Ich für meinen Teil wollte immer heraus, zurück ins Leben. Und ich habe keinen Zweifel daran, daß auch mein Vater das immer gewollt hat, daß ich nach seinem Tod zurück ins Leben finde. Und dafür bin ich ihm dankbar. Er war der beste Vater, den ich mir wünschen konnte! Ich empfinde heute überwiegend Dankbarkeit und weniger Trauer.


    Ich habe selbst keinen Thread hier über meine Geschichte. Diese befindet sich verstreut über mehrere Antworten. Ich habe damals erklärt, warum ich das so gemacht habe. Ironischerweise deshalb, weil ich (damals auch selbst noch in der frischen Trauer) einige Antworten eher unsensibel fand. Mit dem Wissen von heute räume ich ein, daß diese Antworten schon irgendwo ihre Berechtigung hatten. Aber wenn der Trauernde nichts an seiner Situation ändern möchte, wäre ich der Letzte, der ihm das Recht dazu nicht zugestehen will.


    Ich telefoniere regelmäßig mit der besten Freundin meiner Eltern, sie lebt nicht mehr hier am Ort, wir beiden sind die letzten Überlebenden aus dem Kreis unserer Familie und Freunden und sie ist so um die 90. Das ist etwas, das mich enorm weitergebracht hat. Wir kennen uns mein ganzes Leben lang, sie hat selbst auch ihren Mann letztes Jahr beerdigen müssen, wir sind nicht in allem einer Meinung, gläubig ist sie genauso wenig wie mein Vater, aber es gibt eine gesunde Basis und wir stützen uns gegenseitig.


    Atheisten Gefühle abzusprechen ist natürlich Unsinn. Ich kenne solche Posts nicht und kann sie nicht beurteilen. Was ich allerdings schon bedenklich finde, sich von lieb gemeintem Zureden von Trauergästen verletzt zu fühlen. Ein psychisch gesunder Mensch würde zumindest die gute Absicht erkennen, glaube ich, auch wenn ihm das Gesagte nicht weiterhilft. Wenn nicht einmal das möglich ist, würde ich mir um diesen Menschen schon Sorgen machen, schon aus meiner Erfahrung aus dem Lebenshilfe-Forum.


    Was ich ebenso wenig nachvollziehen kann, ist, daß man sich von "Werbung" für die Bibel getriggert fühlen kann. Ich hatte über weite Strecken meines Lebens immer mit den Zeugen Jehovas an meiner Haustür zu tun, das war lästig, wenn ich den wechselnden Missionaren immer dasselbe erklären mußte. Aber ich habe das ausgehalten und den Menschen geduldig immer erklärt, daß ich keinen Bedarf an einer Mitgliedschaft in einer Glaubensgemeinde habe. Aber das waren freundliche Menschen und sie haben es verdient, daß man sie ebenso freundlich und respektvoll behandelt. Wer halbwegs in seiner Mitte ist, der schafft das und das schaffe ich auch heute noch.


    Wohin dieses Forum in Zukunft geht, entscheidet in letzter Konsequenz der Betreiber. Angesichts der aktuellen Differenzen würde ich mich zurücknehmen und lieber die Menschen entscheiden lassen, die vielleicht schon länger hier sind und hier eine Heimat gefunden haben und die auch in der Form behalten möchten. Ich würde dem nicht im Weg stehen wollen.


    Liebe Grüße

    Ralf

    Liebe Emmi,


    Ich denke gerade daran, wie sehr sich dieses Forum in meinen Augen verändert hat. Es war für mich eine Heimat für Trauernde in ihrem großen Schmerz auf der Suche nach Verständnis und etwas Halt. Jetzt habe ich den Eindruck, daß es immer öfter als Bühne zur Verbreitung eigener Ansichten genutzt wird. Wobei man sich gelegentlich auch mal gerne über andere erhebt. Bei dem Thema Tod bleiben religiöse Sichtweisen nicht aus. Diese standen aber nie im Mittelpunkt, sondern die Trauer und der gegenseitige Beistand. Nicht gläubig sein bedeutet für mich, daß ich an keine überirdische Macht jenseits der Naturgesetze glaube. Deshalb kann ich trotzdem sehr tief fühlen, habe eine rege Phantasie, viel Vorstellungsvermögen, Ideale und kann durchaus Dinge empfinden, die ich weder fühlen noch anfassen kann. Missionieren ist für mich der Versuch, das Denken, Handeln und Fühlen anderer beeinflussen zu wollen. Das übernehme ich bei mir lieber selber, hinterfrage gern. In den Kreisen, in denen ich verkehre, wurden bisher die religiösenGefühle des Gegenüber immer respektiert, egal wie man selber darüber denkt. Das würde ich mir auch umgekehrt wünschen. Vielleicht habe ich aber auch etwas nicht mitgekommen und das ist hier ein rein kirchliches Forum.

    L.G.Emmi

    Liebe Emmi,


    mir ist nicht ganz klar, auf welche Entwicklung Du dich beziehst. Ich möchte gerne einige Aussagen von Dir kommentieren. Ich habe Deine Aussagen in Anführungszeichen gesetzt und meine Antworten darunter geschrieben:


    "Jetzt habe ich den Eindruck, daß es immer öfter als Bühne zur Verbreitung eigener Ansichten genutzt wird"


    Was unterscheidet denn ein Internetforum von einer "Bühne zur Verbreitung eigener Ansichten"? Es gibt hier ein klares Thema, an das sich nach meinem Eindruck alle halten aber wir sind hier im Bereich "Woran denkt ihr alle so?". Könntest Du mir mal erklären, wo es eine Überschreitung des Themas gegeben hat? Ich verstehe das nicht.


    "Nicht gläubig sein bedeutet für mich, daß ich an keine überirdische Macht jenseits der Naturgesetze glaube. Deshalb kann ich trotzdem sehr tief fühlen"


    Hat das irgendjemand hier bestritten?


    "Missionieren ist für mich der Versuch, das Denken, Handeln und Fühlen anderer beeinflussen zu wollen."


    Das ist korrekt, aber das ist trivial. Das kommt in beinahe JEDER Diskussion vor. Würdest Du mir zustimmen, daß die Lösung für dieses Problem darin besteht, daß man einfach zu seiner eigenen Meinung steht?


    "In den Kreisen, in denen ich verkehre, wurden bisher die religiösen Gefühle des Gegenüber immer respektiert, egal wie man selber darüber denkt. Das würde ich mir auch umgekehrt wünschen."


    In den Kreisen, in denen ich verkehre, ist das auch so. Ich bin fast ausschließlich mit Nichtgläubigen zusammen, aber es hat sich noch nie jemand über meinen Glauben beschwert. Bist Du der Meinung, daß Deine negative Einstellung zur Religiösität hier nicht respektiert wird? Könntest Du dafür Beispiele nennen? Mir ist hier keine Äußerung bekannt, in der die Abwesenheit von religiösen Gefühlen nicht akzeptiert wurden.


    "Vielleicht habe ich aber auch etwas nicht mitgekommen und das ist hier ein rein kirchliches Forum."


    Das kann ich nicht nachvollziehen. Ist jedes Forum, in dem sich jemand so äußert, daß er gläubig ist, ein "kirchliches Forum"? Oder wie kommst Du zu dieser Einschätzung? Und wenn das hier so sein sollte, dann die Frage, von welcher Kirche? Ich bin selbst gläubiger Christ, gehöre aber keiner Kirche an. Oder möchtest Du hier vielmehr das Forum rein säkulär und frei von Spiritualität, Transzendenz und Religiösität halten?


    Ich wäre da mal gespannt auf Deine Antworten.


    Liebe Grüße

    Ralf

    Liebe Emmi,


    mir ist nicht ganz klar, auf welche Entwicklung Du dich beziehst. Ich möchte gerne einige Aussagen von Dir kommentieren. Ich habe Deine Aussagen in Anführungszeichen gesetzt und meine Antworten darunter geschrieben:


    "Jetzt habe ich den Eindruck, daß es immer öfter als Bühne zur Verbreitung eigener Ansichten genutzt wird"


    Was unterscheidet denn ein Internetforum von einer "Bühne zur Verbreitung eigener Ansichten"? Es gibt hier ein klares Thema, an das sich nach meinem Eindruck alle halten aber wir sind hier im Bereich "Woran denkt ihr alle so?". Könntest Du mir mal erklären, wo es eine Überschreitung des Themas gegeben hat? Ich verstehe das nicht.


    "Nicht gläubig sein bedeutet für mich, daß ich an keine überirdische Macht jenseits der Naturgesetze glaube. Deshalb kann ich trotzdem sehr tief fühlen"


    Hat das irgendjemand hier bestritten?


    "Missionieren ist für mich der Versuch, das Denken, Handeln und Fühlen anderer beeinflussen zu wollen."


    Das ist korrekt, aber das ist trivial. Das kommt in beinahe JEDER Diskussion vor. Würdest Du mir zustimmen, daß die Lösung für dieses Problem darin besteht, daß man einfach zu seiner eigenen Meinung steht?


    "In den Kreisen, in denen ich verkehre, wurden bisher die religiösen Gefühle des Gegenüber immer respektiert, egal wie man selber darüber denkt. Das würde ich mir auch umgekehrt wünschen."


    In den Kreisen, in denen ich verkehre, ist das auch so. Ich bin fast ausschließlich mit Nichtgläubigen zusammen, aber es hat sich noch nie jemand über meinen Glauben beschwert. Bist Du der Meinung, daß Deine negative Einstellung zur Religiösität hier nicht respektiert wird? Könntest Du dafür Beispiele nennen? Mir ist hier keine Äußerung bekannt, in der die Abwesenheit von religiösen Gefühlen nicht akzeptiert wurden.


    "Vielleicht habe ich aber auch etwas nicht mitgekommen und das ist hier ein rein kirchliches Forum."


    Das kann ich nicht nachvollziehen. Ist jedes Forum, in dem sich jemand so äußert, daß er gläubig ist, ein "kirchliches Forum"? Oder wie kommst Du zu dieser Einschätzung? Und wenn das hier so sein sollte, dann die Frage, von welcher Kirche? Ich bin selbst gläubiger Christ, gehöre aber keiner Kirche an. Oder möchtest Du hier vielmehr das Forum rein säkulär und frei von Spiritualität, Transzendenz und Religiösität halten?


    Ich wäre da mal gespannt auf Deine Antworten.


    Liebe Grüße

    Ralf

    Am 17.05.1943, heute vor 81 Jahren wurde u.a. die Möhne-Staumauer von der Royal Air Force bombardiert. Der Angriff forderte 1250 zivile Todesopfer. Die Familie meiner Großmutter väterlicherseits wurde dabei fast vollständig ausgelöscht. Nur meine Großmutter und eine Großtante überlebten, weil sie nach auswärts geheiratet hatten. Es war ein Kriegsverbrechen. Das Familienfoto der getöteten Familie meiner Großmutter hat mein Vater aufgehängt und es hängt immer noch in meiner Küche.


    Heute um 15 Uhr wurde auf der Möhne-Staumauer (lt. Artikel im Soester Anzeiger vom 16.05.2024) den 54 Gefallenen der Operation Chastise der Royal Air Force gedacht. Organisiert von einer britischen Privatperson, unterstützt von den Bürgermeistern der angrenzenden Gemeinden und Reservistenkameradschaften von Bundeswehr und britischer Armee, mit hochrangigen Gästen aus GB und Kanada. Mein Vater dreht sich gerade im Grab um, ich fühle das.


    Ich stelle mir vor, ich würde nach Wolgograd reisen und an der Mutter-Heimat-Statue den Gefallenen der deutschen Wehrmacht gedenken, ohne die 27 Mio. Gefallenen der Roten Armee nur mit einem Wort zu erwähnen. Was dann los wäre. Und das mit Recht!


    Niemals hätte mein Vater eine solche Veranstaltung besucht und ich weigere mich ebenfalls, das zu tun! Ich habe den heutigen Tag an dem Ort verbracht, an dem meine Vorfahren jämmerlich nachts in den Fluten ertrunken sind.

    Liebe Mäusi,


    ich hatte ja schon mal von diesem Professor geschrieben, den ich kenne und der absolut überzeugt davon ist, daß es ein Wiedersehen mit den Lieben im Jenseits gibt. Er sagt, es gebe dafür in den USA Beweise, das kann ich nicht nachvollziehen, ich bin kein Professor.


    Aber was mich bis heute beschäftigt, ist die Weise, wie wir uns begegnet sind. Ich habe in den 1980er Jahren an der Hochschule bei ihm einen Kurs belegt in einer anderen Stadt, in der ich studiert habe. Das war ein Wahlpflichtfach außerhalb meines Studienfachs in dem Bereich der Psychologie. Er sagte das damals schon, daß er überzeugt davon ist und daß er glaube, daß wir auch auf Erden eine Verbindung mit unseren verstorbenen Angehörigen haben.


    Damals haben sich fast alle Studenten darüber lustig gemacht, weil er einfach keinen wissenschaftliche Beleg für seine Aussage gegeben hat. Ich habe auch meinen Kommilitonen davon erzählt, die haben auch alle darüber gelacht.


    Etwa 30 Jahre später, ich war auf meine alten Tage mit 50 noch Laufsportler in der Seniorenleichtathletik geworden und habe Wettkämpfe bestritten und irgendwann, als ich bei dem Wettkampf in meiner Heimatstadt in einer Menschentraube vor dem Ergebnislistenaushang stand, stand da dieser Mensch vor mir, der mir bekannt vorkam und von dem ich nicht wußte, wer er war. Ich merkte mir seine Startnummer und schaute in der Ergebnisliste seinen Namen nach. Es war dieser Professor, ich erinnerte mich an seinen Namen.


    Ich sagte meinem Vater, daß er mein Professor von früher sei und mein Vater sagte, er kenne ihn vom Sehen, weil er jedes Jahr hier beim Lauf teilnehme. Bei einem späteren Wettkampf lernten wir uns alle kennen, meine Mutter, mein Vater, der Professor und ich, weil wir alle auf die Siegerehrung warteten. Seitdem begrüßten wir uns immer und redeten ein wenig miteinander, wenn wir uns trafen.


    Als meine Mutter vor 5 Jahren starb, nahm ich mir eine Auszeit von den Wettkämpfen, stieg später aber wieder ein und mein Vater begleitete mich. Wir trafen wieder den Professor und er fragte sofort, wo denn meine Mutter sei. Ich sagte ihm, daß sie verstorben war und er wandte sich sofort zu meinem Vater und sagte ihm das, wovon er überzeugt war, daß wir uns alle im Jenseits wiedertreffen werden. Ich glaube schon, daß mein Vater das als Trost empfunden hat, auch wenn er ihm das noch nicht so recht glauben konnte.


    Es war aber diese Abfolge der Ereignisse, die mich zum Denken gebracht hat. Diese viele Zufälle. Warum taucht dieser Mensch nach 30 Jahren wieder in meinem Leben auf, an meinem Heimatort, obwohl ich ihn woanders kennengelernt hatte, und lernte dann auch meine Eltern und mich kennen? Warum war gerade er es, von dem ich schon wußte, daß er diese Theorie vertritt? Warum tauchte er auch nach dem Tod meiner Mutter "zufällig" wieder auf und spendete meinem Vater Trost?


    Vielleicht ist es alles kein Zufall und wir können Hoffnung haben, daß eine höhere Macht (wenn man gläubig ist, kann man diese Gott nennen) unsere Geschicke lenkt und daß wir uns keine Sorgen machen müssen, nur unseren Schmerz hier auf Erden aushalten müssen und auf die Zukunft vertrauen können. Daß auch unser Ende kein endgültiges Ende sein wird sondern das Wiedersehen mit allen, die wir lieben, folgt?


    Ich bin nach allem, was ich erlebt habe, davon überzeugt.


    Liebe Grüße

    Ralf

    Liebe Frieda,


    kein Beteiligter an einem Verkehrsunfall hat das Recht, sich vom Unfallort zu entfernen, es sei denn, der Unfall wird in Einvernehmen aller Beteiligten vollständig geklärt.


    Entfernt sich trotzdem ein Unfallbeteiligter eigenmächtig, gibt es nur eine Antwort darauf: Strafanzeige bei der Polizei wegen Verkehrsunfallflucht und zwar an Ort und Stelle, ohne daß man selbst den Unfallort verläßt. Schon allein deshalb, damit solches Verhalten bestraft wird.


    Liebe Grüße

    Ralf

    Hallo Nafus,


    ja, die Zeit vergeht schnell, mein Vater ist jetzt fast ein dreiviertel Jahr tot. Das mag daran liegen, daß die Tage seit dem Verlust ähnlich verlaufen sind und einem wie viel weniger Tage vorkommen. Das ist so, wenn man noch nicht so bereit ist für einen Aufbruch ins eigene Leben und einfach nur einer Routine folgt.


    Die Trauer braucht Zeit, das ist richtig. Auch ein Haus zu bauen braucht Zeit. Man kann aber nicht einfach abwarten, bis die Zeit vorbei ist, dann steht da kein Haus. Man muß die Zeit nutzen, den Verlust zu verarbeiten. Das nennt man manchmal "Trauerarbeit". Dafür muß ich aber irgendwann bereit sein, mich mit den Tatsachen abzufinden, die ich nicht ändern kann und meinen Horizont für andere Dinge öffnen. Solange ich das nicht mache, verbleibe ich in der Trauerphase, das kann beliebig lange dauern. Es gibt ja auch Hinterbliebene, die sogar aktiv dagegen arbeiten, weil sie in der Trauer bleiben wollen. Das steht jedem zu, aber ich halte das für wenig sinnvoll für einen selbst.


    Ich weiß, wie schwierig die "Trauerarbeit" ist. Ich habe die letzten 7 Jahre voll unter das Ziel gestellt, meinen Eltern ein Pflegeheim zu ersparen. Das habe ich in letzten Jahr endgültig geschafft, mit großer Kraftanstrengung, das hat mir viel Lob in der Verwandtschaft eingebracht und mir selbst ein wenig Frieden gegeben. Das Ziel ist erreicht, ich bin wieder frei für andere Ziele. Auch wenn das emotional nicht so schnell zu verkraften ist. Ich habe momentan auch noch nicht genug Energie, um das umzusetzen, was sich "Loslassen" nennt. Aber es sollte das Ziel sein, finde ich.


    Ich bin nach dem Verlust von Anfang an dahin gegangen, wo es weh tut. Ich bin an die Orte gegangen, die ich mit Erinnerungen an meinen Vater verbinde, auch wenn das anfangs schmerzhaft ist. Aber je öfter ich das mache, desto weniger schmerzhaft ist es. Der Schmerz geht, aber die Liebe bleibt. Ich vergesse nach und nach die Details, aber die wichtigen Dinge behalte ich bei mir und gleichzeitig schaffe ich Platz für neue Dinge. Das geschieht automatisch, wenn man es zulässt. Wenn man es bekämpft, geschieht es auch, aber es braucht viel mehr Zeit.


    Natürlich kannst du ein Trauertagebuch führen, wenn du dich damit besser fühlst. Aber ich würde dir raten, immer einmal wieder zu überprüfen, ob das noch nötig ist oder schon ein Ritual geworden ist, das nicht hinterfragt werden darf. Du wirst deinen Vater in liebender Erinnerung behalten und dich an genügend schöne Momente erinnern, so oder so, ob mit Tagebuch oder ohne.


    Liebe Grüße

    Ralf

    Liebe Trauernde,


    mein herzliches Beileid. Suizid wirft immer schmerzliche Fragen im Nachhinein auf, die das Trauern noch schwerer machen.

    Magst Du uns mehr über die Umstände seines Todes mitteilen?

    Im Jahre 2003 Nummer 1 der Single Charts in Deutschland, Österreich und Italien:


    Ein Lied, das davon erzählt, daß man eine Realität, wie sie sich aktuell darstellt, nicht akzeptieren mag. Daß man an seinem Traum festhält, ohne anderen Menschen Schaden zufügen zu wollen, die das betrifft. Daß man nicht aufgeben mag, wie unwahrscheinlich auch der Traum sein mag:


    Was Dido vor der Performance zu dem Lied sagte:

    " ... and it's possibly a song I shouldn't have written, because it caused me a whole heap of trouble in my life. But I did and it's called White Flag"


    Manchmal muß man seinen Weg gehen auch gegen Widerstände, wenn man überzeugt ist von dem, was man tut.


    Dido - White Flag (Live at Brixton Academy)


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    Liebe Moni,


    erst einmal mein herzliches Beileid. Schwester und Lebensgefährte in so kurzer Zeit, das ist schon heftig. Ich kann da nicht mitreden, so schlimm hat es mich nie getroffen, aber ich kann erahnen, was das mit einem Menschen macht, zumal ich ansatzweise etwas ähnliches aus nächster Nähe beobachtet habe. Innerhalb von 10 Monaten ist die gesamte verbliebene Vorgängergeneration aus meinem väterlichen Zweig der Familie verstorben. Mein Vater hat dabei im letzten Juli den Abschluß gebildet, er war der letzte, der noch da war. Zuvor waren innerhalb von vier Monaten sein Bruder und seine Schwester verstorben und sein jahrzehntelanger bester Freund weitere drei Monate später. Davon hat sich mein Vater emotional nie wieder erholt. Weitere drei Monate später starb auch er und ich habe gespürt, daß er es so wollte, weil auch nach diesen zwei Jahren Corona-Terror sein Lebensmut völlig aufgebraucht war. Gut, sie waren alle in einem Alter, in dem damit zu rechnen ist, aber es war eben die schnelle Abfolge der traurigen Nachrichten, die so schwer zu verkraften waren.


    Auch wenn ein nahestehender Mensch schwer krank ist, wie auch mein Vater es zum Schluß war, möchte man natürlich nicht ständig auf seinen Tod warten sondern man denkt positiv, daß man vielleicht noch ein wenig Zeit miteinander hat. Das habe ich bis zu seinem letzten Tag gemacht, auch als er schon im Krankenhaus lag (oder Spital sagt ihr glaube ich, wenn ihr auch Jänner sagt). Dann trifft es einen natürlich um so härter, wenn es dann doch passiert. Und irgendwie passiert es dann doch gefühlt ein wenig wie aus heiterem Himmel. Und was soll ich dir sagen? Das erlebt glaube ich jeder so, den es trifft. Auch für mich war es in dem Moment unglaublich hart, auch wenn manche sagen, es war ja "nur" der alte kranke Vater, der ohnehin irgendwann gehen muß, aber nach dreieinhalb Jahren häuslicher Pflege mit so manchem Nackenschlag bricht irgendwie auch ein Teil von einem selbst weg. Und ich hätte diese Aufgabe vielleicht nicht selbst übernommen, wenn es mir nicht ein Bedürfnis gewesen wäre, für meinen Vater, der mein ganzes Leben lang für mich da gewesen ist, auch noch etwas tun zu können, das ihm seinen Lebensabend wenigstens noch ein wenig leichter macht. Man hat ja nur einen Vater.


    Aber wir können es uns nicht aussuchen. Die Regie führt jemand anderes und für mich persönlich als Christ (ich weiß nicht, ob Du gläubig bist), ist es schon ein Trost, daß ich nicht alles wissen und nicht alles verstehen kann, wofür das alles gut ist, was geschieht. Ich glaube an den Sinn des großen Ganzen, der sich mir vielleicht erschließt, wenn auch ich hinübergegangen bin. Ich sehe es so, daß ich hier noch eine Aufgabe zu erledigen habe, bis auch ich hier guten Gewissens meine Zelte auf der irdischen Welt abbrechen kann.


    Liebe Moni, ich würde mir wünschen, daß Du es vielleicht, wenn die große Fassungslosigkeit und der große Schmerz etwas nachläßt, auf eine ähnliche Weise sehen könntest. Daß deine Schwester und dein Lebensgefährte nur vorgegangen sind in eine andere Welt, in er auch zu gegebener Zeit ein Platz für dich reserviert ist. Aber so lange die Zeit noch nicht gekommen ist, ist dein Platz hier. Du hast schließlich noch einen Sohn, der dich auch noch eine Weile brauchen wird, insbesondere wenn er diese Krankheit hat.


    Ich wünsche dir von Herzen viel Kraft für die kommende Zeit. Es wird nicht einfach werden und es wird eine Weile dauern, aber es werden wieder Tage kommen, da wird der Lebensmut und die Hoffnung zurückkommen! Davon bin ich überzeugt.


    Alles Liebe und Gute auch für deinen Sohn

    Ralf

    Lieber Nafus,


    ich verstehe absolut, was Du sagst. Dieses Auf und Ab, diese leichteren und schwereren Phasen, die habe ich auch. Die Abwicklung der Finanzen meines Vaters hat mich fast bis an meine Grenzen gebracht. Es ging nichts voran, es wurden mir immer neue Hürden in den Weg gestellt und am Ende habe ich den Rest nur noch vor mir her geschoben. Mit einem letzten Kraftakt habe ich das vor einer Woche (hoffentlich) endgültig erledigt. Aber das ist ja längst nicht das Ende der Probleme.


    Meine Eltern haben mir ein Haus hinterlassen, das im Keller und auf dem Dachboden vollgestopft ist mit Dingen, die niemand mehr gebrauchen kann. Ich wußte das und man hat mich auch gewarnt, dieses Haus persönlich zu übernehmen, als ich noch eine eigene Wohnung hatte. Ich habe aber dennoch meine Wohnung aufgelöst und wohne seitdem wieder in meinem Elternhaus. Daß ich mir damit eine Menge Probleme auflade, für die ich nichts kann, war mir klar. Aber was hätte ich stattdessen tun können? Das Problem in professionelle Hände geben, wurde mir geraten. Nein, das habe ich nicht getan, ich habe die Chance genutzt, noch etwas für meine Eltern zu tun, die mir mein ganzes Leben zur Seite gestanden sind und habe ihnen das Pflegeheim erspart, weil ich wußte, daß das ihr letzter Wunsch war. Alles andere war da nachrangig. Wenn ich jetzt auf die Idee käme, wäre es zu spät.


    Man hat mir auf der Beerdigung geraten, die Probleme mit dem Haus so schnell wie möglich anzugehen. Na prima, das kann mir auch nur jemand raten, der solche Probleme nicht hat. Ich hatte 6 Jahre als pflegender Angehöriger hinter mir, meine Eltern waren gestorben und jetzt soll ich ganz schnell das Haus aufräumen, am besten noch sanieren. So etwas sagen Menschen, die sich nicht darauf eingelassen haben, ihren Eltern bis zur letzten Stunde persönlich (allein!) beizustehen und auch keine Ahnung haben, was damit alles verbunden ist auch an emotionalen Belastungen und dann den Tod noch obendrauf. Aber ein wenig bin ich auch selbst mit verantwortlich für solche Ratschläge. Ich lasse mir ja auch nichts anmerken.


    Ich war Ausdauersportler, ich weiß es wie es ist, wenn man nach zwei Dritteln der Strecke auf dem Zahnfleisch kriecht und nicht weiß, wie man das letzte Drittel schaffen soll. Aber ich habe auch schwere Rennen gewonnen in meiner Altersklasse im Halbmarathonlauf, das hat mir das Selbstvertrauen gegeben, daß man Dinge schaffen kann, auch wenn man noch nicht weiß, wie. Wenn mein Vater nicht gewesen wäre, der mich zu so vielen Wettkämpfen begleitet hat, hätte ich von meinem wertvollsten Sieg und der Siegerehrung oben auf dem Podest heute noch nicht einmal ein Foto. Weil es uns als Team jetzt nicht mehr gibt, konnte ich auch ohne Wehmut meine Karriere beenden, denn mein Vater war bei meinem letzten Wettkampf dabei und so habe ich mir meinen letzten Wettkampf auch vorgestellt, auch wenn ich seinerzeit nicht wußte, daß es mein letzter war.


    Lieber Nafus, Du mußt dir dieses Selbstvertrauen Schritt für Schritt erarbeiten. Genau so wie ich mit dem Laufen begonnen habe mit 50 Jahren und damals keine Ahnung hatte, wie weit ich es auf meine alten Tage noch bringen würde. Das hat aber viele Jahre gedauert und war sehr viel Kleinarbeit. Diese Kleinarbeit macht aber auch Freude, wenn man sieht, wie sie Schritt für Schritt Früchte trägt. Geh es langsam an, beginne mit kleineren Aufgaben, die Du dir zutraust. Alles andere kommt dann fast von allein.


    Hab Vertrauen! Du weißt noch nicht, wie Du mir dem Tod deines Vaters und der immer wiederkehrenden Trauer umgehen sollst und ich weiß noch nicht, wie ich mit meinem Elternhaus verfahren soll. Aber ich bin überzeugt, wir werden es beide schaffen, Schritt für Schritt.


    Alles Gute Dir und liebe Grüße

    Ralf

    Hallo Matthias,


    ich möchte mich nur kurz zu dem Thema Brillen und Optiker äußern, das Du angesprochen hast: Ich bin selbst stark kurzsichtig und auf eine Gleitsichtbrille angewiesen. Kurz vor der Corona-Zeit in Jahre 2020 habe ich mir eine neue Gleitsichtbrille bestellt. Mit -6.5 Dioptrien auf einem Auge war ich berechtigt, nach ärztl. Verordnung einen Zuschuss von meiner Krankenkasse zu bekommen. Der Kostenvorschlag für die Zuzahlung für eine Gleitsichtbrille mit Gläsern mittlerer Qualität und voller Entspiegelung bei Apollo betrug ca. 350-400 €. Das habe ich als völlig überzogen zurückgewiesen und bin dann nach ca. 30-45 min. Verhandlung mit einer Zuzahlung von 108 € herausgegangen.


    Wie ich vorher schon vermutet hatte ist die Marge und somit auch der Verhandlungsspielraum bei Brillenpreisen extrem hoch. Das sollte man wissen.


    Liebe Grüße

    Ralf

    Hallo zusammen,


    da ist ein Gedanke, der mir nicht mehr aus dem Kopf geht nach dem Tod meines Vater im letzten Sommer, ein eigentlich unwichtiges Detail, aber es fällt mir immer wieder auf und ich kann es mir nicht erklären. Es hat für mich keine Auswirkungen, deshalb habe ich es offiziell nicht nachverfolgt, aber es interessiert mich.


    Mein Vater starb im Krankenhaus um 4:50 Uhr morgens, ich hatte mit Erlaubnis der Schwestern in seiner absehbar letzten Nacht das unbenutzte Krankenbett neben ihm bezogen. Mein Vater schlief, ich hörte ihn atmen. Um die genannte Zeit hörte er auf zu atmen, ich stand auf, überprüfte es nochmals und rief dann die zuständige Schwester herbei. Diese holte einen Arzt, dieser bestätigte den Tod, erkundigte sich bei mir nach der Todeszeit und ich nannte ihm die Zeit 4:50 Uhr. Wenn man nachts aufstehen muß, sieht man instinktiv auf die Uhr.


    Auf der Sterbeurkunde stand die Todeszeit 6:05 Uhr.


    Kann sich das vielleicht jemand erklären, der sich mit den bürokratischen Vorgängen in einem Krankenhaus auskennt. Hat das wirtschaftliche Gründe? Mir fällt nichts anderes ein, aber an einen zufälligen Fehler glaube ich nicht. Meine Mutter hingegen starb vor 5 Jahren zu Hause im Beisein eines Pflegedienstes. Da stimmte die Todeszeit auf der Urkunde ziemlich genau..


    Also wenn jemand eine Idee hat ...


    Liebe Grüße

    Ralf