Liebe Tristessa,
mein aufrichtiges Beileid zum Tod Deiner Mutter.
Es gibt einen Trauerspruch, der mir vor 6 Jahren, als meine Mutter verstarb, Trost gegeben hat. Der heißt: "Die Mutter war's. Was braucht's der Worte mehr?". Wem dieser Spruch ans Herz geht, der hatte eine wahre Mutter und begreift, daß dieser Verlust mit nichts anderem zu vergleichen ist. Das hinterläßt tiefe Spuren im Leben, das prägt einen für den Rest der Zeit. Aber das ist an sich nichts schlimmes. Das ist gut so. Je länger man mit dem Verlust lebt, desto mehr versteht man, warum. Wenn man sich denn mit dem Sinn unseres Daseins auseinandersetzen mag und die Geduld aufbringt, bis man es evtl. zu einer solchen Erkenntnis geschafft hat. Das geht nicht in ein paar Monaten.
Du bist "leider nicht gläubig oder spirituell", schreibst Du. Warum "leider"? Was hindert dich denn daran, das eine oder das andere zu werden? Bei mir war es so, daß ich mich endgültig nach dem Tod meines Vaters vor zwei Jahren der Spiritualität und Transzendenz geöffnet habe. Ich habe Bücher gelesen, die sich damit beschäftigt haben, was mit den Seelen der Verstorbenen geschieht, soweit etwas darüber irdisch bekannt ist und es war eine Fügung, daß vorher schon ein Professor, der ein Bekannter meiner Eltern und mir war, zu diesem Thema geforscht hat. Er hat damals nach dem Tod meiner Mutter meinem Vater Trost gespendet und ihm Hoffnung gemacht, daß es ein Wiedersehen im Jenseits gibt. Die im Forum, die meine Geschichte verfolgt haben, kennen das. Nur so als Neuigkeit für diese sei gesagt, daß dieser Professor ein halbes Jahr nach meinen Vater selbst verstorben ist.
Eine Mutter, mit der man so eng verbunden war, mit der wird man auch über den Tod hinaus so verbunden bleiben. Man wird sie vielleicht in der Not um Rat fragen, man wird sich vorstellen, sie sei da und weil man so eng mit ihr verbunden war, wird man auch immer eine Idee habe, was sie geantwortet hätte. Und wenn man irgendwann wieder einen Grund hat, sich zu freuen, wird man sich vorstellen, wie sie sich mitgefreut hätte und auf diesem Wege ist sie auch weiterhin ein Teil des eigenen Lebens.
Das ist etwas, das bleibt, auch über den Tod hinaus.
Ich wünsche Dir viel Kraft und alles Gute!
Ralf