Beiträge von Kerray

    Diese Kerze ist für den Mann meiner besten Freundin aus Jugendtagen, der den Kampf gegen den Krebs verloren hat.


    :kerze4:



    Und vor allen Dingen für meine liebste Ella, die nun diesen schweren Weg gehen muss, den ich vor über 10 Jahren beschreiten musste. Ich denke an Dich und fühle mit Dir!

    Liebe Regine,
    auch ich glaube, dass es keiner Abmeldung bedarf, denn irgendwie haben wir sogenannten Alten dieses Forum ja so nach und nach schleichend verlassen. Und doch schaue auch ich immer mal wieder in größeren Abständen hier rein und dann freue ich mich immer, etwas von den altvertrauten Menschen zu lesen. Insofern finde ich es schade, wenn Deine Beiträge zukünftig ausbleiben werden. Andererseits hast Du natürlich recht, denn dies ist ja nicht wirklich der Sinn eines Trauerforums. Und auch ich fühle mich inzwischen kaum noch in der Lage, frisch trauernden Menschen Trost zu spenden, da auch mich das Leben mit all seiner Schönheit wieder eingeholt hat und ich sogar das Glück habe, noch einmal einen phantastischen Lebenspartner zu finden. Aber vielleicht können wir den frisch Trauernden zumindest mit auf den Weg geben, dass die Dunkelheit irgendwann vergehen wird und dass das Leben irgendwann auch wieder leichter, lebenswerter wird. So wenig sie dies jetzt auch hören wollen (auch wir konnten damals diesen Trost nicht finden in den Worten der länger Trauernden), aber vielleicht kann es doch dem ein oder anderen ein kleines bisschen Mut machen...
    Dir persönlich wünsche ich alles erdenklich gute, noch viele schöne Reisen und immer genug Menschen um Dich herum, Die Deine Hand halten. Bleib wie Du bist und lass vielleicht doch ab und an mal von Dir hören. Auch wenn wir uns nie persönlich kennengelernt haben bist Du mir doch unheimlich vertraut geworden in all den dunklen Jahren.
    Ich umarme Dich!
    Deine Kerstin

    Liebe Dascha,
    wie sehr mich das freut, diese Worte von Dir zu lesen, gerade von Dir.
    Und so möchte ich Dir nach all den Jahren mal wieder einen Gruß da lassen, diesmal nicht in gemeinsam verbundener Trauer, sondern in wiedergefundener Lebensfreude. Denn ja, auch mir geht es gut, und ja, auch ich bin glücklich, sehr sogar. Ich drücke Dich und wünsche Dir von Herzen alles Gute!
    Deine Kerstin

    Liebe Irene,
    ich wünsche Dir eine ganz wundervolle Reise mit vielen neuen Eindrücken.
    Ich bewundere Deinen Mut, dass Du Dich allein auf diese weite Reise machst, aber es wird bestimmt trotzdem ganz toll und nette Menschen lernt man ja auch immer kennen.
    Wenn Du zurück bist kannst Du uns ja hier mal ein paar Fotos von Afrika reinstellen.
    Ganz liebe Grüße
    Kerstin

    Ich lasse mal einen ganz lieben Ostergruß hier für Dich, liebe Alex. Wir haben uns schon ein wenig verloren, was aber in unserem Fall positiv ist. Heißt es doch, dass wir wieder mehr in der reellen als in der virtuellen Welt verweilen, auch wenn sich ja beide irgendwann sogar verbunden haben.
    Ich hoffe, es geht Dir gut, so im allgemeinen und überhaupt.
    Und was uns beide betrifft- aus den Augen verloren vielleicht- aber nicht aus dem Sinn. Dich nicht, und all die anderen auch nicht!
    Mit ganz viel Liebe und Dankbarkeit im Herzen für alle, die mich hier begleitet haben!
    Deine/Eure Kerstin

    Liebe Dascha,
    nein, wir werden nie wieder frei sein davon. Egal, wie lange es her ist, egal, ob es uns jetzt wieder gut geht...
    Wir haben unsere Geschichte, und die hat uns geprägt und letztlich ist sie immer präsent- auf eine ganz spezielle Weise, für jeden so, wie er damit umgeht...Und irgendwann ist es auch immer mal wieder präsenter als an anderen Tagen- mal reicht ein vergessen geglaubter Duft, ein Wort, ein Lied- hundertmal lässt es einen vielleicht kalt, und einmal kommt es dafür ganz heftig, lässt sich meist nicht mal erklären, warum gerade in diesem Moment. Aber es ist eben wie es ist.
    In Deinem Fall natürlich lässt es sich sogar sehr genau erklären, denn die Geschichten verliefen ähnlich, wenn auch diesmal glücklicherweise mit gutem Ausgang- klar, dass in Dir Glück und Leid gleichermaßen präsent sind.
    Auch bei mir war gerade wieder ein Aufwühlen, der Mann einer Arbeitskollegin verstarb letzte Woche an Krebs, genau wie mein Mann damals. Und auch wenn ich ihren Mann nicht kannte und sie selbst mir in keinster Weise nah steht, so war doch plötzlich wieder alles da...
    Aber ich habe mich daran gewöhnt und nehme es an- auch schlaflose Nächte, die es immer mal wieder gibt, auch das Gedankenkarussel, das sich manchmal so heftig dreht. Es gehört zu mir, so wie er auch immer zu mir gehören wird. Aber das Herz schmerzt nicht mehr, die Erinnerungen tun nicht mehr weh, jedenfalls nicht mehr so wirklich- es geht mir gut, so insgesamt und im allgemeinen. Und das hoffe ich auch für Dich- von ganzem Herzen. Und ich hoffe auch, immer mal wieder was von Dir zu lesen, auch wenn die Abstände größer werden. Aber ich freue mich immer wieder, wenn ein vertrauter Mensch hier auftaucht- und genau deshalb bin ich auch immer mal wieder hier. Auch das gehört jetzt irgendwo zu mir.
    Ich drück Dich und denke gerade ganz intensiv an Dich.
    Deine Kerstin

    Lieber Rolf,
    vielen Dank für Deinen wichtigen Beitrag, den sicher niemand von den ganz frisch Trauernden verstehen kann- aber wir sogenannten alten Hasen wohl irgendwie alle. Gerade der erste Teil, wo Du so wunderbar beschreibst, dass Du eben nicht mehr alles hinterfragst, dass nicht mehr jeder Weg, jeder Ton, jeder Duft, jedes Bild eine bedeutungsvolle Erinnerung, sondern eben einfach nur da ist. Und dass Dich die Trauer losgelassen hat.
    Damit bringst Du es schon auf den Punkt, und das verstehe ich darunter wenn man sagt, dass man wieder im Leben angekommen ist.
    Ich verstehe nicht darunter, dass man wieder einen neuen Partner gefunden hat, dann das würde ja suggerieren, dass alle, denen dieses Glück nicht noch einmal widerfährt, es nicht geschafft haben, Und das würde ich auf keinem Fall so sehen und das wäre wohl auch zu einfach. Im Gegenteil, meine eigene Erfahrung war sogar, dass ich mich erst dann wieder auf einen neuen Partner einlassen konnte, als ich es geschafft hatte, als ich wieder im Leben zurück war. Als ich nicht mehr mit dem Schicksal haderte, sondern es annehmen konnte. Als die alten Lieder nicht mehr schmerzten, sondern trösteten. Als die alten Fotos und all die vielen Erinnerungen zu mir gehörten, ohne mich noch aus der Bahn zu werfen. Als ich wieder wirkliche Freude empfinden konnte und mein Lachen keinen faden Beigeschmack mehr hatte- als ich wieder ICH war und nicht mehr die zerrissene Hälfte von UNS...Als ich wieder begann, Pläne zu machen für mehr als einen Tag, eine Woche oder einen Monat. Und als ich mich auch wieder über Kleinigkeiten aufregen konnte, die mir lange Zeit völlig egal waren...
    Sicher mag es auch anderer Beispiele geben (die kenne ich auch), denen noch in der Zeit der Trauer ein anderer Partner begegnet und die dadurch damit abschließen können. Aber es gibt auch diejenigen von uns, die trotz neuer Partnerschaft noch längst nicht mit ihrer Trauer abgeschlossen haben, denen aber dadurch dieses Wegstück bedeutend leichter fällt- denn natürlich ist es immer leichter, einen Weg nicht allein gehen zu müssen- aber möglich ist auch das. Es ist eben wirklich so, dass wir die Trauer nicht loslassen können, sondern dass sie uns eines Tages loslässt.
    Und natürllich hast Du auch recht damit, dass wir gerade während der Trauer mitten im Leben waren- nämlich in diesem Leben, dass wir gerade hatten. Es hat sich damals nicht so angefühlt, wir hatten ja das Gefühl, das Leben wäre für uns stehengeblieben und die Welt drehte sich nur noch für die anderen- aber rückblickend fand auch in dieser Zeit unser Leben statt- eben als Trauer. Heute, nach all den Jahren, empfinde ich meine Trauer sogar als eine der intensivsten Zeiten überhaupt in meinem Leben. Gerade, weil es mich so sehr aus der Bahn geworfen hatte, ich so verzweifelt alles hinterfragen musste und gezwungen worden war, mich mit dieser größten persönlichen Katastrophe überhaupt auseinander zu setzen war es letztendlich wohl eine der prägendsten Abschnitte meines Lebens. Ich hatte mir das nicht ausgesucht, es war mir aufgezwungen worden- aber heute bin ich stolz darauf, so weit gekommen zu sein, wie ich eben gekommen bin. Das ist mein Weg und ich bin ihn gegangen- bin aus jedem noch so tiefen Trauerloch wieder herausgekrochen und lebe nun wieder ohne Schwermut und Trauer. Habe die "Leichtigkeit des Seins" wiedergefunden und ruhe in mir. Ja, ich lebe wieder. Und es ist so gekommen wie ich es immer schon gespührt habe, und wie ich es auch auf seinen Grabstein hab schreiben lassen:"Habe Dich sicher in meiner Seele, ich trag Dich bei mir, bis der Vorhang fällt." Daran wird sich auch niemals etwas ändern.

    Ich habe mir jetzt gerade diesen Beitrag angeschaut und bin tief bewegt. Drückt er doch so vieles von dem aus, was auch mir momentan durch den Kopf geht, wenn ich über dieses Thema nachdenke.
    Gerade erst gestern habe ich zu einer Freundin gesagt: "Rückwirkend betrachtet war die intensive Trauerzeit eine der wertvollsten meines Lebens."
    Wie ich ihn ausgesprochen hatte war ich auch schon erschrocke darüber. Darf man so etwas sagen, darf man es überhaupt denken? Ich weiß, dass jeder frisch Trauernde sofort erwiedern wird, dass er auf diese Zeit liebend gern verzichtet hätte. Und natürlich ist das so- auch ich wäre viel lieber heute noch mit meinem Mann zusammen, als dass ich hier von meinen Erfahrungen als junge Witwe schreibe und mit noch nicht mal 50 Jahren damals jenen schrecklichen Weg gehen musste.
    5 Jahre ist es jetzt her, dass mein Mann seine schreckliche Diagnose erhielt und uns nur noch wenige gemeinsame Monate blieben. 5 Jahre, in denen mit mir genau das passiert ist, was diese Dame im Beitrag so wunderschön und verständnisvoll erklärt. Ja, auch ich bin durch die Hölle gegangen, habe mich selbst nicht mehr wahrgenommen und den Sinn des Lebens verloren. Ich muss das hier nicht weiter ausführen, die frisch Verwitweten sind selbst mitten drin, und die länger Trauenden verstehen eh, was ich meine. Aber in all der Trauer ist mir eben auch sehr viel gutes widerfahren, das ich ohne das alles nicht erlebt hätte. Allein dieses Forum hier- ich habe wundervolle Menschen kennengelernt, zu denen ich teilweise heute noch Kontakt habe. Ich habe an einigen Forentreffen teilgenommen, die mir so unendlich viel Kraft gegeben haben. Meine beiden Freundinnen habe ich im hiesigen Trauercafe kennengelernt und wir haben heute eine Freundschaft entwickelt, die weit über die Trauer hinausgeht. Es gab gemeinsame Urlaube, Wochenendtripps und natürlich die regelmäßigen Treffen im Alltag. Ich habe im Laufe der Zeit neue Hobbys entwickelt, hab sogar meine Flugangst besiegt und bin viel gereist. Und habe ganz allmählich das Leben wieder lieben gelernt und mich selbst wahrgenommen. Ich habe viel weniger Angst- wahrscheinlich, weil ja schon das Schlimmste passiert ist, was also sollte mir das Leben jetzt schon noch anhaben können. Bin sensibler geworden, verletzbarer, aber gleichzeitig auch härter. Klingt wie ein Widerspruch, aber ich empfinde das so. Bin reicher geworden durch die Trauer, obwohl ich doch so viel verloren habe.
    Und ja- natürlich hätte ich auch liebend gern auf all das verzichtet und mein altes Leben behalten, aber diese Wahl hatte ich nicht, hatte niemand von uns. Mein Mann ist immer bei mir- ich sehe sein Bild, ich rede in Gedanken mit ihm, ich trage seinen Ring. Aber ich klammere mich nicht mehr an die Vergangenheit, sondern ich bin wieder in einer lebenswerten Gegenwart angekommen. Nur Zukunftspläne mache ich nicht mehr so viele, dazu habe ich dann doch zu viel Vertrauen in das Schicksal verloren. Aber im Hier und Jetzt zu leben ist ja auch nicht das Schlechteste.

    Liebe Betula,
    wie gut ich Dich verstehen kann. Es war immer meine größte Angst, dass ich ihn irgendwie vergessen könnte, ich hab mich mit Händen und Füßen gegen das "Loslassen" gesträubt. Und zu jenem Zeitpunkt der Trauer, an dem Du Dich gerade befindest, hätte es mich auch eher entmutigt, solche Beiträge zu lesen.
    Du machst auch nichts falsch und Du missverstehst auch nichts- Du befindest Dich ganz einfach in einem anderen Zeitabschnitt Deiner Trauer. Ich habe nie etwas von diesen Trauerphasen gehalten und wollte davon partout nichts wissen, aber rückblickend betrachtet ist es wohl doch so, wie die "schlauen Wissenschaftler" schreiben.
    Letztlich ist es wirklich die Zeit, die es braucht. Man will das eigentlich alles nicht, es passiert einfach (wobei einfach an dieser Stelle sicher nicht das zutreffende Wort ist).
    Ich wollte nicht, dass mein Mann krank wird. Ich wollte nicht, dass er stirbt. Ich wollte nicht, dass es so weh tut. Ich wollte aber auch nicht, dass es aufhört wehzutun. Ich wollte nicht mal, dass es mir irgendwann wieder besser geht...
    Verstehst Du? Das alles konnte ich nicht wirklich beeinflussen. Ich habe ihn niemals losgelassen, ich habe auch nicht die Trauer aufgegeben. Das Leben hat nach mir gegriffen, es ist weitergegangen und mit all den Schmerzen, Verletzungen und Zweifeln bin ich hier angekommen wo ich jetzt stehe. Es gab nie den Tag X, an dem ich gesagt habe, dass es nicht mehr wehtut oder dass es mir wieder gut geht. Es gab nie den Tag, an dem mir bewusst wurde, dass ich nicht mehr morgens als erstes an ihn dachte, dass ich wieder begann, eigene Pläne zu machen und neue Wege zu gehen. Das alles sieht man erst rückblickend und wundert sich manchmal selbst, wie es geschehen konnte. Der Frieden, den ich für mich geschlossen habe, der kam über mich, ich habe ihn nicht gesucht. Und ich hatte auch niemals die Geduld, die Beauty uns immer gepredigt hat, die sie aber ganz sicher in den ersten Jahren selbst nicht hatte und die ihr alle nicht habt. Es ist nur ein frommer Wunsch, aber tatsächlich wird wohl niemand, der noch frisch trauert, die Gelassenheit aufbringen sich zu sagen, dass es Zeit und Geduld braucht und dass es schon irgendwann wieder besser werden wird. Das verlangt auch niemand. Wenn die Kraft halt nur für den jeweiligen Tag reicht, dann ist das eben so. Wie viele Tage habe ich heulend im Bett verbracht, wie viele Nächte schlaflos vor dem Computer... Aber genau das habe ich damals für mich gebraucht.
    Genau deshalb ziehen sich dann auch irgendwann die alten Hasen zurück. Weil man weiß, wie wenig hilfreich es letztlich den frisch Trauernden ist, wenn man ihnen zeigt, dass das Leben irgendwann wieder lebenswert wird, dass es weitergeht. Weil diese eigentlich lieb und hilfreich gemeinten Beiträge eben auch Ängste schüren, weit Ihr das alles zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht wollt. Es ist nunmal eine Zeit, wo man sich am liebsten mit Menschen umgibt, die ähnlich lange trauern und denen man dadurch um ein Vielfaches nähersteht. Was auch völlig in Ordnung ist.
    Wir "alten Hasen" sind nicht aus der Welt, das merkt man dann an solchen Beiträgen wie diesen hier. Viele lesen noch mit und verstehen Euch- weil man das, was uns passiert ist, nie mehr vergisst.
    Und erst recht vergisst man niemals den geliebten Menschen- davor müsst Ihr wirklich keine Angst haben. Es ist doch auch schön, wenn man sich mit der Distanz der Jahre mit Liebe im Herzen und einem Lächeln im Gesicht an diesen Menschen erinnern kann, auch wenn dieses Erinnern nicht mehr weh tut. Glaubt mir- die Liebe werdet Ihr niemals vergessen und der geliebte Mensch wird für immer bei Euch sein- auch wenn Euer Weg nun anders weitergeht.
    Ich drück Euch alle und fühle mit Euch
    Eure Kerstin

    Ihr Lieben,


    Beaty gehörte schon zu den "Alten", als ich damals ins Forum kam.Ich las dieses "Habt Geduld" und wollte es doch nicht hören. Konnte mir nicht vorstellen, dass es jemals wieder besser werden würde, dass diese furchtbaren Schmerzen irgendwann nachlassen. Dass das Leben eines Tages wieder einen Sinn bekommt oder gar wieder lebenswert wird- niemals.
    Und doch ist es so gekommen. Jeden Satz, den Beauty schreibt, kann ich heute mit gutem Gewissen unterschreiben. Gestern war der 4. Todestag meines Mannes und ich habe mich selbst gezwungen, mich damit auseinanderzusetzen. Und ich musste feststellen, dass da in mir tatsächlich keine Trauer mehr ist. Dass es nicht mehr wehtut, wenn ich an ihn denke. Ein Teil meiner Biografie, ja, das gefällt mir und so empfinde ich es auch. Ein Teil, für den ich sehr sehr dankbar bin und den ich mir gern noch viel länger gewünscht hätte, aber es sollte nunmal nicht sein. Er hat Spuren in mir hinterlassen und ich denke immer wieder sehr gern an die gemeinsam gelebten Jahre zurück.
    Aber man kann eben im Leben nicht immer nur rückwärts blicken. In meinem Dorf gibt es eine Frau, die hat vor vielen Jahren ihren Mann und ihren Sohn verloren. Seit über 10 Jahren (solange wohnen wir dort) kenne ich diese Frau nur in Schwarz und sehe sie täglich dreimal auf den Friedhof gehen. Sie hat überhaupt kein eigenes Leben mehr, ist für immer gefangen in ihrer Trauer. So wollte ich niemals enden, das hab ich immer gewusst. Selbst in den dunkelsten Zeiten meiner Trauer habe ich instinktiv gespürt, dass ich da wieder rauswill, dass es irgendwie weitergehen muss.
    Inzwischen geht es mir wieder richtig gut. Ich habe das Glück gehabt, noch einmal einen Menschen zu treffen, der mir guttut und mit dem ich meinen Weg gemeinsam weitergehe. Habe dabei auch mit diesen Verlustängsten zu kämpfen, von denen Anka geschrieben hat. Man weiß jetzt halt, dass es im Leben keine Garantien gibt, dass nichts für immer währt. Und so habe ich viel mehr Sorgen als früher, wenn z.B. meine Kinder irgendwo unterwegs sind, wenn wie jetzt gerade mein Vater operiert wird oder wenn sich mein Freund mal nicht meldet. Ich versuche, damit klarzukommen und es die anderen nicht spüren zu lassen und meistens gelingt mir das auch.
    Andererseits habe ich aber auch einen Teil meiner früheren Ängste verloren. Ich fahre inzwischen allein Strecken mit dem Auto, die ich mir früher nie zugetraut hätte. Oder ich bin früher nie geflogen, inzwischen habe ich bereits 2 Flugreisen hinter mir und die nächste ist gebucht. Oder ich gehe auch viel offener auf andere Menschen zu... Insofern hat mich das ganze auch ein gutes Stück stärker gemacht.
    Noch heute stehe ich dazu, dass ich es lieber anders gehabt hätte, aber diese Wahl bestand nunmal nicht. Also musste man irgendwie das Beste daraus machen. Es ist wie es ist- auch mein Mantra inzwischen.Und ich weiß, dass er es so für mich gewollt hätte. Weil er mich genau so geliebt hat, wie ich nunmal bin. Und weil diese Liebt bleibt- für immer.

    Hallo Ihr Beiden,
    mir wurde auch immer gesagt, ich müsse loslassen. Aber ich hab mich dagegen gewehrt, wollte ihn nicht loslassen, weil das für mich irgendwie bedeutet hätte, ihn zu vergessen oder in der Bedeutungslosigkeit verschwinden zu lassen. Dann schrieb jemand hier im Forum "Nicht wir müssen loslassen, aber irgendwann wird uns die Trauer loslassen". Und genau so ist es gekommen. Ich kann heute nicht mehr sagen, wann das genau war, aber auf jedem Fall erst nach mehr als 2 Jahren. Es gibt nicht diesen einen Tag X, wo alles wieder gut ist. Aber es kommt eine Zeit, wo man nicht mehr ständig daran denkt, wo einen das Leben wieder einholt, man nicht mehr täglich mit diesem Druck im Magen erwacht und diese ständigen Schmerzen im Herzen hat. Wo das Vermissen nicht mehr wehtut und man wieder die schönen Dinge im Leben sieht und auch genießen kann. Kurz, wo man irgendwo Frieden schließt mit der Situation, die man ja eh nicht ändern kann. Vorstellen kann man sich das nicht, solange man noch trauert, ich hatte auch immer geglaubt, dass mich das jetzt für den Rest meines Lebens begleiten wird. Aber begleiten wird einen auf Dauer nicht der Schmerz, sondern die Erinnerung. Denn die kann uns niemand mehr nehmen. Und inzwischen tut es auch nicht mehr weh, wenn ich an ihn denke, sondern ich bin glücklich und dankbar dafür, dass ich ihn in meinem Leben gehabt habe. Er ist zu einem Teil von mir geworden und sicher in meinem Herzen verwahrt. So, wie ich es auch auf seinen Grabstein geschrieben habe "Habe Dich sicher in meiner Seele. Ich trag Dich bei mir, bis der Vorhang fällt."

    Liebe Unhappymind,
    Dein Schicksal hat mich sehr bewegt- wohl, weil es dem meinen so ähnlich ist. Nur waren es bei uns keine 3 Jahre, sondern "nur" 11 Monate- und doch habe ich eine ziemlich genaue Ahnung von dem, was Du durchgemacht hast und wie es Dir jetzt geht. Mein Mann hatte Lungenkrebs mit Hirnmetastasen und diese verändern die Persönlichkeit vermutlich ähnlich wie ein Hirntumor, jedenfalls habe ich mich in Deinen Worten sehr wiedergefunden. Und ich habe auch die ganze Zeit arbeiten müssen und kenne dieses schlechte Gewissen, dass man immer denkt, man hätte viel mehr tun können. Diese Zerrissenheit, einerseits auf der Arbeit funktionieren zu müssen und andererseits die Pflege zu managen und doch immer zu glauben, dass man dem Partner, dem Mann nicht gerecht wird.
    Und als dann das unvermeindliche geschehen ist, da war nur einen ganz kurzen Moment die Erleichterung da, dass es nun vorbei ist, dass dieses ganze furchtbare Leiden für ihn ein Ende hat. Und alle haben gesagt, dass es besser für ihn ist, dass er nun keine Schmerzen mehr hat und nicht mehr leiden müsse...
    Aber ich hätte nur noch schreien können. Nein, das war nicht besser- besser wäre es gewesen, wenn er gar nicht krank geworden wäre, wenn er wieder hätte gesund werden können, wenn wir gemeinsam hätten halt werden können... Es gab keinen Trost und all die hilflosen Versuche der Familie und Bekannten machten es nicht besser. Gar nichts konnte es besser machen...
    Damals bin ich hier in diesem Forum gelandet und habe manchmal nächtelang unter Tränen gelesen oder geschrieben. Dieses Schreiben hat sich für mich zu einer Art Therapie entwickelt und ich wüsste nicht wie ich es ohne dieses Forum geschafft hätte. Ohne diese tollen Menschen, die ich hier kennengelernt habe, mit denen ich nächtelang und monatelang gemeinsam geweint habe und von denen ich einige im Laufe der Zeit auch persönlich kennenlernen durfte, und einige Freundschaften sind bis heute geblieben...
    Inzwischen ist dieser persönliche Supergau fast 4 Jahre her und ich hab mein Leben wieder so einigermaßen im Griff. Aber es war ein langer, schwerer Weg und selbst auf die Gefahr hin, Dir Angst zu machen- aber das Schlimmste liegt tatsächlich noch vor Dir. Ich hatte immer geglaubt, dass die Zeit der Krankheit, der Pflege, des Mitansehenmüssens, wie der geliebte Mensch immer mehr an Lebensqualität verliert und immer weniger er selbst wird die Schlimmste war- aber im Nachhinein muss ich sagen, dass die Monate und Jahre der intensiven Trauer noch viel schlimmer waren. Denn bei all dem Schlimmen in der Zeit der Krankheit war doch der geliebte Mensch immer noch da, und allein das hat einem so viel Kraft und Trost gegeben, dass man alles aushalten konnte. Aber nun, nun ist man allein- die größte Krise des eigenen Lebens muss man allein durchstehen. Jetzt, wo man den Partner am meisten bräuchte, jetzt ist der nicht mehr da.
    Wie hält man das aus? Ganz ehrlich- ich weiß es nicht. Man hält es ja gar nicht aus- man funktioniert einfach nur. Immer nur einen Tag nach dem anderen, ohne Pläne, ohne etwas zu erwarten. Immer wieder Tränen, immer wieder Schmerzen, immer wieder Trostlosigkeit, Schlaflosigkeit, Sehnsucht, Vermissen... Und niemand kann es Dir abnehmen.
    Schöne Bilder der Erinnerung- ja, sie werden kommen, aber das braucht Zeit. Bei mir hat es tatsächlich über ein Jahr gedauert, ehe ich auch mal wieder eine schöne Erinnerung an ihn hatte, lächeln konnte bei dem Gedanken an ihn. Bis dahin gab es auch in meinem Kopf immer nur diese Bilder der Krankheit, des Leidens, des Sterbens...
    Hab Geduld, haben mir damals die User geschrieben, die schon länger dabei waren- und ganz ehrlich- es kam nicht bei mir an. Weil man es sich nicht vorstellen kann, dass es irgendwann wieder anders werden kann, dass das Leben tatsächlich weitergeht. Und nun gehöre ich selbst zu jenen älteren, die schreiben, dass es Zeit braucht, dass Du Geduld haben musst. Ich mag es fast gar nicht schreiben, weil ich weiß, wie wenig Du Dir im Moment vorstellen kannst, dass es tatsächlich irgendwann leichter wird. Weil es einfach keine Worte gibt, die Dich jetzt trösten und die Dir Mut machen können.
    Aber trotzdem möchte ich Dir von ganzem Herzen alles Gute für Deinen Weg wünschen. Nutze Deinen Freundeskreis, nimm jede Hilfe an, die Du bekommen kannst. Und wenn Dir das Schreiben hier hilft, dann schreib. Denn hier wirst Du zumindest verstanden werden, hier versteht man Deinen Schmerz, hier fühlt man mit Dir...

    Ich gebe Euch recht- ein schönes Thema. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich vor einigen hier den Hut ziehe. Nach teilweise doch recht kurzer Trauerzeit überhaupt schon wieder über die Zukunft nachzudenken, alle Achtung! Obwohl ich vom Grund auf ein optimistischer, lebensfroher Typ bin, fiel ich damals nach dem Tod meines Mannes in ein so abgrundtiefes Loch, dass es tatsächlich mehr als 2 Jahre brauchte, ehe ich wieder an eine Zukunft für mich glauben konnte.So lange hatte ich das Gefühl, als wäre alle Zukunft, alle Hoffnung und jedes Ziel mit ihm gestorben. Klar, auch in dieser Zeit habe ich irgendwie gelebt, überlebt, habe Sport gemacht, mich mit Freundinnen getroffen, bin gereist- aber ehrlich, es war mir eigentlich alles egal. Mir war irgendwie unbewusst klar, dass ich weiterleben muss, aber ich tat dies ohne Freude. Kam mir immer vor wie in einem Film, den ich sehe, ohne die Hauptrolle darin wirklich auszufüllen. Damals hätte ich wohl hier in dieser Rubrik nur einen einzigen Satz geschrieben "Ich habe keine Zukunft mehr!"
    Aber das Leben geht weiter, auch wenn dies damals der meistgehassteste Satz war. Irgendwann stand ich am Meer und konnte mich wieder darüber freuen, irgendwann ganz allmählich begannen die Dinge mich wieder zu berühren. Mein früheres Ich kam wieder hervor, ich konnte wieder lachen und die schönen Dinge sehen und genießen. Musik tat nicht mehr nur weh, sondern berührte mich wieder und wenn ich gereist bin, dann genoss ich es ohne Traurigkeit.
    Inzwischen sind 3 1/2 Jahre seit dem Tod meines Mannes vergangen. Das Leben ist anders geworden, aber es ist wieder lebenswert. Verloren habe ich mein Urvertrauen in die Zukunft, denn ich weiß jetzt, wie schnell sich alles ändern kann. Ich halte mich nicht mehr für unendlich und nehme nichts mehr selbstverständlich hin. Insofern sind meine Zukunftspläne vielleicht bescheidener geworden, ich bin demütiger gegenüber der Gegenwart. Ich lebe viel intensiver im Hier und Jetzt, ähnlich, wie es Frieda beschrieben hat. Geplant wird die nächste Zeit, gern auch der nächste Urlaub oder ein bestimmtes Ereignis- aber nicht mehr das Leben als solches. Das kommt sowieso anders.
    LG Kerstin

    Liebe Beate,


    :kerze3:


    die Erinnerung ist das was bleibt. Unser größter Schatz, mehr wert als alles Geld der Welt. Drei Jahre sind so unfassbar lang- und doch nur ein Augenblick, wenn wir uns zurückerinnern. Manchmal meint man, es sei erst gestern gewesen, dann wieder hat man das Gefühl es liegen Welten zwischen damals und heute. Aber immer noch und wohl für immer spürt man die Nähe zu dem geliebten Menschen, Du zu Deinem Klaus genau wie ich zu Rainer. Immer noch sind sie präsent, bestimmen sie unser Leben, geben sie uns Kraft und sind sie bei uns - irgendwie...
    Ich weiß, wie es Dir heute geht und auch sonst... :knuddeln:
    Hab Dich lieb!
    Kerstin

    Liebe Chris,
    auch mein Weg führte letztlich über neue Freunde- und das war wirklich kein leichter Weg. Lange Zeit habe ich nur verharrt und mich zurückgezogen und habe mit dem Schicksal gehadert. Und das ist sicher auch legitim. Nur, du hast es erkannt- am Ende kommt niemand und nimmt Dich an die Hand- das kannst Du nur allein. Meine ganzen sozialen Kontakte hatten sich über Monate fast ausschließlich hier im Forum abgespielt- und heute nach fast 3 Jahren sind mir daraus noch ein paar ganz wichtige, liebe Freundschaften in ganz Deutschland geblieben. Wir besuchen uns gegenseitig oder treffen uns irgendwo, telefonieren oder halten uns über Whatsapp auf dem Laufenden. Dann habe ich irgendwann auch wieder mit Sport begonnen und mit Linedance- daraus sind zwar in meinem Fall keine weiteren Freundschaften entstanden, aber ich bin 2-3 mal die Woche unter Menschen, und das ist ja auch schon wichtig. Und dann habe ich letztlich auch über das hiesige Trauercafe 2 Frauen kennengelernt, mit denen ich jetzt richtig gut befreundet bin. Das hat ziemlich lange gedauert, ich bin fast ein Jahr dorthin gegangen und wollte es eigentlich schon lassen, weil fast immer nur deutlich ältere Frauen dort waren, aber am Ende hat es sich dann doch noch ergeben mit meinen beiden Mädels. Also verliert auch nicht gleich den Mut, wenn es nicht sofort klappt, und erwartet nicht zuviel von den anderen. Irgendwann muss man sich selbst überwinden und auf andere Menschen zugehen, sonst wird man immer einsamer und kommt nie aus diesem Loch heraus. Und bei aller Liebe zu unseren Verstorbenen und bei aller Trauer, die immer ein Bestandteil unseres Leben bleiben wird- aber niemand will wohl wirklich für immer in jenem dunklen Verlies bleiben, in das uns die Trauer hineingestoßen hat. Man kann es schaffen und ich kenne inzwischen sehr viele, die es geschafft haben. Jeder in seinem Tempo, aber eben auch jeder letztlich aus eigener Kraft. Wenn es Hilfe gibt, dann nehmt sie an oder bittet darum, aber vergesst nie, wie stark Ihr selber seid! Genau deshalb haben Euch doch Eure Männer geliebt.
    Ich wollte es auch lange nicht glauben- aber das Leben wird wieder lebenswert und man hat es selbst in der Hand, das beste daraus zu machen. Auch wenn der Weg lang und schwer ist, gehen muss ihn jeder für sich. Verliert nicht die Geduld und nicht den Glauben an Euch selbst!
    LG Kerstin