..... ich weiß nicht wirklich warum ich jetzt hier schreibe und ich weiß auch nicht wie viel ich hier jetzt schreiben werde, aber es sind nur weitere Dinge die ich nicht mehr weiß seitdem mein Mann verstorben ist. Es ist jetzt dreieinhalb Wochen her seit ich von der Arbeit kam und ihn fand.... Die Bilder von dem Augenblick kommen nun langsam und quälend zurück ... die Angst, die Verzweiflung und der Schmerz ihn dort liegen zu sehen, der Schrei um Hilfe und doch im tiefsten Innern wissend das er nicht mehr bei mir ist ..... Es tut so unsagbar weh... Wir waren über 30 Jahre zusammen, haben keine Kinder und uns immer genügt, wo er war war auch ich, wo ich war war auch er.... Ich habe manchmal geahnt wie schön diese Vertrautheit und Nähe zu Lebzeiten ist und wie schmerzhaft sie sein wird wenn einer geht, aber das es sich so anfühlt, das es mich in manchen Momenten fast zerreisst habe ich nicht geahnt. Jeden Abend schreibe ich Ihm wie mein Tag war, wie sehr ich Ihn liebe und wie sehr er mir fehlt, wie sehr ich ihn noch überall spüre er hüllt mich ein in manchen Momenten tröstend und in manchen Momenten quälend weil er so nah und doch nicht bei mir zu sein scheint. Ich schreibe ihm wie sehr ich hoffe das es ihm dort wo er jetzt ist gut geht und ich wünsche mir von ihm das er auf mich aufpasst und mir irgendein Zeichen gibt wenn ich nicht mehr kann - so wie wir uns es mit dem Trauspruch versprochen haben - . Ich beschimpfe ihn als "Blödmann" weil er versprochen hat auf sich aufzupassen und weil er wusste das ich ohne ihn nicht sein kann um mich dann wieder bei ihm zu entschuldigen .... Alles verkehrte Welt ...
Der Schmerz und die Tränen kommen ohne Vorwarnung ohne besonderen Grund und bahnen sich wie ein reißender Fluß den Weg aus mir - ich hatte nie geahnt das dieser Schmerz sogar körperlich spürbar ist ... es zerreisst mich innerlich.
Dann wieder stehe ich mit Nachbarn da und unterhalte mich und bin ganz ruhig und "abgeklärt" so nenne ich das immer und bin mir in den Momenten die mal länger mal kürzer dauern selber so fremd - bin ich das die hier so "normal" redet?
Mein Gefühlschaos macht mir Angst ich kann nicht sagen wie ich in der nächsten Minute bin ... ich kenne mich nicht mehr ... und ein Stück von mir ist einfach so weg ... einfach fort .....
Ich überlege oft das ich - wenn es umgekehrt wäre - mir für meinen Schatz wünschen würde, das der Schmerz so schnell wie möglich erträglich wird oder ganz aufhört, das er sein Leben wiederfinden würde so schnell es geht, weil ich nicht wollte das er leidet - und ich frage mich ob er das für mich auch will... ich denke schon, aber ich habe im Moment so gar keine Macht über mich und meine Gefühle - ich die sonst immer so durchgeplant und beherrscht war habe keinen Plan mehr .... und um seine Lieblingsfrage an mich : Schatz, wie ist denn heute der Plan? - zu beantworten -> das war nicht der Plan, der Plan war nicht das er geht - jetzt schon mit 47 Jahren ....
Die Urnenbeisetzung ist erst in 2 Wochen ... am Anfang dachte ich das ich Ihn am liebsten mit nach Hause in unseren Garten genommen hätte, aber das ist ja nicht erlaubt, es gibt zwar Mittel und Wege um dies zu schaffen, aber ich frage mich ob es gut wäre ... vielleicht kann ich dann nie loslassen und das muss ich ja doch irgendwann - das weiss der Vernunftteil in mir - dann habe ich mich zu einem anonymen Rasengarb entschlossen, doch ich habe jetzt Zweifel ob ich nicht doch einen Ort brauche wo ich ganz genau weiß: hier ist der letzte irdische Teil von ihm - genau hier .... Ich bin so verunsichert und das unser Friedhof nicht wirklich "schöner" Ort ist macht die Sache nicht einfacher - wie verrückt .. welche schwachsinnigen Überlegungen man machen muss oder will und eigentlich ist doch alles so unwichtig ...
Ich würde Ihn so gerne noch einmal in den Arm schließen... ich habe mich von ihm auch noch verabschiedet - in der Kapelle - ich wollte es so ... ich war mir sicher das ich vergessen hatte ihm etwas zu sagen, ich wollte ihn noch einmal sehen, ja vielleicht hatte ich die Hoffnung das er gar nicht da liegt und sie sagen zu mir ... aber er ist doch nicht tot - ich glaube es war alles zusammen .... und es war einerseits richtig und andererseits war es so furchtbar.... Da er obduziert wurde fand das alles erst eine Woche später statt und ich wusste ja nicht das eine Woche einen toten Menschen doch schon verändert ..... oder ich wusste es und hoffte das es nicht so sein würde ... der Tag war grau und es regnete wie aus Kübeln ... er sah schon so anders aus und er war so kalt so eiskalt - er war ganz steif - ich habe ihn versucht zu umarmen und habe meine Hände auf seine Brust gelegt und habe nur daran denken können das sie ihm weh getan haben bei der Obduktion .... ich habe ihn geküsst obwohl er so kalt war und das schlimmste war trotzdem: seine Haare waren noch genauso weich und fühlten sich genauso an wie zu Lebzeiten ... das war so Schlimm... hier habe ich ihm versprochen das ich ihn immer lieben und nie vergessen werde, das ich stark bleibe und das ich für unser Traumhäuschen kämpfen werde - was wir vor acht jahren zusammen gebaut haben. Die Bilder aus der Kapelle holen mich jetzt nach und nach auch immer wieder ein.... ich weiss nicht ob das je aufhört.
Ich habe noch so viel was mir auf der Seele liegt, aber ich kann nicht mehr ..... ich weiss nicht wirklich wo oben und unten ist ....
Gott sei Dank habe ich noch Eltern, die liebevoll für mich da sind, nur sie sind auch nicht mehr die Jüngsten und ich habe Angst das es sie zu sehr belastet und mein Bruder mit seiner Lebensgefährtin ist weit weg - aber sie waren sofort bei mir und habe mir die ersten 2 Wochen beigestanden - was sonst geworden wäre weiss ich nicht ... meine Schwester und ihre Familie wohnt auch etwas weiter weg, so bleibt zeitweise nur das Telefon was aber komischerweise auch hilft.......
Ich bin so unendlich traurig..... es war die Liebe meines Lebens .... und ich frage mich genau wie alle : WARUM? ...und ich bekomme keine Anwort ... keinen Hinweis ...
Am schlimmsten ist das ich zeitweise das Gefühl habe ich vergesse wie er sich angefühlt, angehört und wie er ausgesehen hat ... voller Verzweifelung gehe ich dann zu seinen Sachen und versuche seinen Geruch zu finden, nur ist dort nichts ... ich glaube manchmal ich werde verrückt ... und manchmal weiss ich das es in der jetzigen Situation "normal" ist so zu sein.
Ich möchte bitte nicht das es so ist wie es ist ... ich möchte nicht das er nicht mehr da ist ... bitte ich möchte das nicht !!!!!
Ich möchte Danke sagen das ich hier als Gast schreiben darf - und ich danke euch falls ihr meine Zeilen lest ...
Danke euch...
Dascha
Wenn Tränen eine Treppe und
Erinnerungen einen Weg bauen könnten,
würde ich zu Fuß bis in den Himmel gehen
und Dich zurückbringen
In Liebe deine U.