diese Nacht ist vorbei

  • Guten Morgen,


    wieder eine Nacht geschafft .Der Bienenstock in meinem Kopf war unerträglich. Ich bin gegen zwei Uhr ins Bett um gegen vier wieder aufzustehen. Dieses Kopf Kino der letzten Wochen ist jedes Mal eine Herausforderung. Ich höre alle die Töne der ITS, meine Ma hat vier Wochen diese Töne ertragen müssen. Dann sind da diese unerträglichen Fragen der Ärzte,


    Wünschen Sie Lebenserhaltendende Maßnahmen ?


    Stimmen Sie einer Obduktion zu ? ( das war zwanzig Minuten nach dem Ma eingeschlafen ist)


    Die Erinnerung an den letzten Atemzug meiner Ma?


    Diese bohrenden Fragen was hätte ich anderes machen können? Hätte ich Lebenserhaltende Maßnahmen verlangen sollen? Ich würde mir gern die Ohren zuhalten um nix zu hören. Ich bestrafe mich selbst in dem ich keine Medikation mehr nehme. ( Blutdruck und Schilddrüse). Jetzt schleiche ich mich zur Arbeit wie ein Dieb.


    Cornelia

  • Liebe Cornelia,
    ein leises und doch herzliches Willkommen hier bei uns.


    Wieder eine Nacht geschafft, oh wie oft nur hatte ich den Gedanken, die Hoffnungslosigkeit, all die Fragen, die keine Antwort haben, keine die man für sich akzeptieren könnte.
    Dir zu antworten fällt mir leicht, so mit Abstand nicht am Geschehen betroffen, du hast alles richtig gemacht.
    Du hast gehandelt wie du in dem Momnet handeln konntest, ich bin sicher mit Gefühl und Herz hast du es getan, vielelicht ohen wirklich nachzudenken einfach wissend was gerade richtig wäre die Ma gewollte hätte.
    Nachher weiß man mehr, denkt anders hätte sollen, müssen.


    Nun hat sie ihren Frieden, ist angekommen hinterm Regenbogen so meine Gedanken, ich aknn es mir nicht naders vorstellen, nun ist sie da wo nichts mehr zählt außer in sich mit allem sein, all das was uns hier quält, sorgt gibt es für sie nicht, nicht mehr.
    Quäle du dich nun nicht, bestrafe dich nicht für etwas das du nicht falsch gemacht hast.
    Ich denke die Ärzte hätten dich gedrängt dir erklährt wenn deine Entscheidung so falsch gewesen wäre.


    Denke du daran was euch verband, noch verbindet und was deine Ma nun sagen würde wenn sie wüsste was die quält und du dich bestrafst und deine Gesundheit massiv aufs Spiel setzt.
    Ändern wird es nichts, nur neue Probleme schaffen, ein erneutes denken irgendwann, wie konnte ich nur.


    Oh ich wollte auch nicht mehr, dachte alles ist aus, wofür noch, habe Entscheidungen getroffen, gute für alle anderen, für mich zu oft was mir heute noch schadet, Nachwirkungen hat die ich noch bereuen werde.
    Nein ich habe nichts vergessen der Schmerz wie gestern aber ich lächel, ich kann sogar lachen, sehe auch wieder das Leben und möchte mit, all das tun was auch mein Sohn mir wünschen würde, wünscht von dort hinter seinem Regenbogen.
    Möchte das er lächelt und sich nicht sorgt wegen mir weil er gehen musste.


    Dir wünsche ich ein eher erkennen dürfen als ich, früh genung um dir nicht soweit geschadet zu haben und es für einiges einfach viel zu spät sein könnte.


    Mit einer lieben Umärmelung,
    Funny.

  • Hollo Cornelia,
    auch von mir ein leises herzliches Willkommen.


    Oh ja ich weiss wie Du Dich fühlst denn ich habe meine Mama am 14.06. verloren. Auch auf der ITS. Ich habe mich von den Ärzten bequatschen lassen, die Geräte "abzuschalten". Ich mache mir große Vorwürfe. Auch ich versuche mich selbst zu bestrafen in dem ich kaum was esse ( bereits 14 Kilo weniger ). ABER Du musst versuchen Dir helfen zu lassen. Unsere "Selbstbestrafung" wird wohl kaum zu dem von uns erwarteten Ergebnis führen. Denn so schnell stirbt es sich nunmal nicht. Und das Kopfkino bleibt leider auch vorerst.
    Ich habe mir einen Psychotherapeuten gesucht. Bin gerade bei den Probesitzungen. Weiss auch nicht ob es hilft aber man kann reden, heulen und es hört jemand zu. Vieleicht verschwindet auch das Kopfkino dann oder es wird zumindest weniger. Keine Ahnung.


    Man muss aber wenigstens versuchen sich helfen zu lassen. Also bitte nimm Deine Medikamente weiter und such Dir Hilfe.


    herzliche Grüße
    Mäusi

  • Guten Abend,


    herzlichen Dank für die Antworten.


    Ich bin so müde habe aber Angst ins Bett zu gehen,ich will in den Arm genommen werden , doch ich muss trösten.


    Hallo Mäusi, mein tiefes Beileid zum Verlust deiner Mutter.


    Funny, danke für dein leises Willkommen.

  • Liebe Cornelia,


    fühle dich gedrückt. Du hast es an anderer Stelle treffend gesagt: Es gibt keine Worte, die den Verlust der Mutter beschreiben.


    In mir wurden bei deiner Schilderung böse Erinnerungen wach: dieselbe Geschichte im Februar, 7 Tage ITS, die Entscheidung aufgrund ihrer Patientenverfügung (gemeinsam mit meinem Vater), dass keine neue Wiederbelebung geschehen soll, keine lebensverlängernden Maßnahmen, solange nicht klar ist, welche Schäden das Hirn genommen hat...


    Und dann der Tod in der ITS: Warten darauf - ganz allein bei ihr - , dass die rote Linie in die Waagrechte geht (Ganz am Ende war dann mein Mann da.). Hölle!!! Und dann nach ca. 15 Minuten die Frage der Ärzte nach einer Obduktion :girl_cray: . Ich habe nur gefragt: "Wozu?" :girl_cray2.gif:


    Aber: Hör auf, dich selbst zu quälen. Nimm deine Medikamente. Sie hätte nicht gewollt, dass du nun Dummheiten machst. Du hast einen langen Weg vor dir (Ich bin auch noch nicht weit gekommen... :girl_sad: ). Aber gemeinsam werden wir das hier wohl alle irgendwie schaffen (müssen).


    LG

  • Liebe Rosentochter,


    es gibt so glaube ich viele Schnittstellen im Leben.


    Heute habe ich mir einen Tag frei genommen. Ich habe Probleme mit meinem Vater, er ist so unversöhnlich. Wir (mein Bruder &ich ) haben am Grab die durch die Sonne verdorbenen Blumen entfernt. Es waren 99%. Die Hitze und der Regen waren nicht optimal. Es sind morgen genau 2 Wochen wo Mama beerdigt wurde. Mein Bruder hat gestern den Hügel flach gemacht und wir haben wunderschöne Schalen mit ihren Lieblingsblumen draufgestellt. Mein Vater ist nun mal ein alter Herr . Er sagte heute morgen böse Dinge zu mir , der Hügel kommt wieder drauf ,ich hätte nix zusagen usw. Wir haben es doch nur gut gemeint. Natürlich hatten wir im Vorfeld den Friedhofarbeiter gefragt, er sagte, das können sie tun jedoch müssen sie dann regelmäßig darauf achten das für den fall das sich die Erde senkt neue Erde darauf muss. Mein Vater lässt kein gutes Haar an mir. Egal. Er ist fast blind und sieht doch nur noch Schatten, kein Wunder es mit seinen Augen noch frisch aussah.


    Ich habe meiner Ma doch versprochen ,das ich auf alles achte und mich um Vater kümmere.


    Cornelia

  • Liebe Cornelia,


    wenn Du Deinen Schmerz siehst und dann an Deinen Vater denkst. Er hat mit ihr Jahrzehnte geteilt. Er ist sicherlich auf eine Art völlig am Ende. Blind, nicht nur mit den Augen. Sicher ist er im Moment nicht in der Lage, sich in die hineinzuversetzen. Versuch Dich abzugrenzen, nicht so zuzuhören. Er ist garstig, aber vielleicht darf er das nun auch eine Weile sein. Das heißt nicht, dass Du etwas falsch gemacht hättest, es hat nichts mit Dir zu tun.


    Oh, wie würde Deine Mutter schimpfen, wenn sie das mit den Medikamenten wüsste! Man muss immer vorsichtig sein, damit was derjenige sagen würde, aber in diesem Fall ist es doch nun offensichtlich! Dein Versprechen auf alles zu achten schließt auch mit ein, auf Dich zu achten.


    Du hilfst damit wirklich niemandem. Auch ihr nicht. Du würdest gerne, aber ihr kannst Du nicht mehr helfen und die Bestrafung ist gar keine. Es ist eine reine Dummheit. Das weißt Du ja selbst, aber ich schreibe es noch mal. Du weißt nicht aus noch ein. Aber dieser Weg ist nicht die richtige Richtung!
    Du bestrafst auch z.B. Deinen Vater, wenn Du die Medikamente absetzt und es Dir dadurch weniger gut geht oder Du weniger lange lebst. Das ist wirklich nicht fair!


    Ich wünsche Dir hier alles, was so ein Forum geben kann. Verständnis, Austausch, Raum für Dich und Deine Trauer...
    Herzlich Willkommen bei uns!
    Liebe Grüße
    Marie

  • Liebe Marie,


    danke für den Kopp waschen.


    Der Blick ist durch Tränen verklärt und alles kommt persönlich an.


    Das sagt mir meine Logik, doch meine Seele ist so einsam, das ich nicht logisch denken kann. Ich habe noch soviel Fragen an meine Mutter,die nur sie mir beantworten kann. Sie hatte auf alle Fragen eine Antwort. Alles was ich heute bin verdanke ich ihr. Jetzt fällt mir alles schwer, ich muss mich zwingen Dinge des Alltags zu tun. Ich vergesse viel, einfache Erledigungen werden zur Qual. Hätte ich nicht meine Partnerin, würde ich mich verdödeln. Manchmal denke ich, gleich kommt sie zur Tür mit ihrer fröhlichen Art und singt ein Liedchen. Nee, sie kommt ja nicht, es sind die Gedanken die mich wahnsinnig machen.


    LG Cornelia

  • Liebe Cornelia,


    ich hoffe ich war nicht zu hart! Ich hoffe vor allem, dass Du Deine Medikamente wieder nimmst...


    Nehme Dich gedanklich in den Arm. Streichle Dir über den Rücken...


    Du darfst Deinem Papa ruhig mal sagen, dass es jetzt wirklcih reicht... nur, mit all seinem Gemotze meint er nicht Dich.
    Das heißt nicht, dass es einfach wäre. Du trauerst schließlich auch, und er ist echt unfair. Es ist sehr schwer mit so unleidigen Personen umzugehen, vor allem wenn man selbst gerade eine Haut aus Seidenpapier hat...
    Ich weiß, meine Mutter war ganz und gar unerträglich, als papa starb.


    Ich musste für einfachsten Papierkram um Hilfe bitten. Nicht, dass ich nicht gewusst hätte was zu tun war. Aber ich habe es nicht geschafft, ich brauchte manchmal HIlfe bei den einfachsten Dingen.
    Jetzt geht eben nur das aller aller Nötigste. Anderes ist im Augenblick wichtiger.


    Gibt es etwas, dass Dir eine GEdankenpause verschafft? Es hört sich an, als würde das Gedankenkarussell Dich gerade anstrengen. Kein Wunder natürlcih. Und natürlich werden sie weiter sausen, plätschern, fließen, die GEdanken...
    Manchmal hilft es, einfache Dinge zu machen (spülen oder so) und sich voll und ganz darauf zu konzentrieren, an nichts anderes zu denken...


    Liebe Grüße
    Marie

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