meine Mama - quälende fragen

  • Hallo ihr Lieben,


    letztes Jahr fast zu dieser Zeit rief mich meine Mama weinend und sagte mir sie habe Lungenkrebs in diesem Moment stand meine ganze Welt still, tief in meinem innersten wusste ich das ist ihr Todesurteil.
    Zu diesem Zeitpunkt konnte ich allerdings noch nicht ahnen wie schnell alles geht.
    Einige Tage später begleitete ich meine Mum in die Uni Klinik wir besprachen die Einleitung/Vorbereitung der Chemotherapie. Ich weiß noch als sie mich ansah und mich fragte ob sie nun sterben müsse.... es brach mir das Herz ich sagte Mama wir schaffen das schon zusammen. Eine Woche später hatte sie einen schweren Schlaganfall, die Chemo wurde abgesagt. Der Oberarzt meinte sie wäre im Endstadium und ich solle mir überlegen ob eine Reha noch Sinn macht. Die Lebenserwartung lag bei 6-12 Monaten. Ich versuchte mit ihr darüber zu sprechen was nicht so einfach war da sie ihr sprachvermögen größten teils verloren hatte. Nun ja letztendlich habe ich sie mit nach Hause genommen und mit Hilfe einer ambulanten Hospizschwester sie gepflegt. Irgendwann kam der Tag an dem sie nicht mehr aufstehen konnte um auf Toilette zu gehen und auch das Essen verweigerte sie. Die Hospizschwester meinte es wäre Zeit sich nach einem geeigneten Platz umzuschauen. Ich sprach mit meiner Mum sie weinte aber stimmte zu... Mittwoch den 27. 06 kam sie auf eine Palliativstation im Krankenhaus... da war sie noch ansprechbar.
    Ich verstehe nicht wie sich innerhalb eines Tages der Zustand meiner Mum so verschlechtern konnte, sie war nicht mehr bei sich und stönte vor Schmerzen. Jeden Tag wurde es schlechter.


    Montags morgens am 1.07 um 4 Uhr klingelte mein Handy ich war wie erstarrt mir wurde gesagt das es ihr sehr schlecht geht. Ich setze mich ins Auto und holte noch meinen kleinen Bruder ab als wir um 5 Uhr ankamen war sie grade verstorben. Wir hatten es nicht mehr geschafft bei ihr zu sein.


    Seitdem quälen mich fragen wie zum Beispiel...
    Warum hatte sie zu Hause keine Schmerzen? Wollte sie es nicht zeigen? Hab ich ihren Tod gefördert durch die Einweisung auf die palliativstation? Hab ich alles getan für mein Mum? Ich weiß keiner kann mir diese Fragen beantworten. Keine Ahnung wie ich das loswerden kann

  • Liebe Tina, eigentlich weiß ich gar nicht woher ich die Kraft nehme dir zu antworten. Aber hier geht es...ich habe am 31.1.20 meinen über alles geliebten Mann verloren . Ich wünsche dir erst mal noch mein herzliches Beileid. Mir geht es ähnlich wie dir...auch mich quälen solche Fragen..bei uns war im November die Welt noch relativ in Ordnung. Mein Mann war zwar schon lange krank, Ausgangstumor war in der linken Niere. Ende Dezember wurde die Niere entfernt und es ging ihm relativ gut. Wir hatten Hoffnung!! Bis sich am 22.1.20 alles akut verschlimmerte..er hörte auf zu essen, kam kaum bis zur Toilette, wahnsinnige Knochenschmerzen und teilweise sehr verwirrt....am 27.1. CT- Metastasen an der Schädelbasis; am 30.1.20 ins Hospiz am 31.1. 20 in meinen Armen verstorben! Seitdem lebe ich im Alptraum! Ich kann es nicht begreifen! Mitte November machten wir noch Pläne für eine AIDA- Reise. Wir wollten so gern nach Norwegen.
    Als ich mit unseren Kindern am 30.1. im Hospiz war, war er noch ansprechbar..zwar sehr schläfrig, aber er hat mit uns allen geredet, wenn auch manchmal etwas durcheinander...niemals hätte ich geglaubt, dass es so schnell gehen würde. Nur deshalb fuhr ich an diesem Abend nach Hause..als ich am nächsten Tag zu ihm kam, war er nicht mehr ansprechbar...es bricht mir das Herz...mich quälen auch diese Fragen, was er wohl gedacht hat, als ich los gegangen bin..ob er Angst vorm Tod hatte, ob er gewollt hätte, dass ich da bleibe....wir werden keine Antwort drauf bekommen. Ich tröste mich damit, dass sein Leiden nicht so lange gedauert hat. Trotzdem ist es so verdammt schwer, es zu akzeptieren. Mein Mann war erst 53 Jahre alt. Wir hatten ein super schönes Leben- aber für mich war es viel zu kurz.
    Ich weiß nicht, wie alt deine Mama war, aber ich verstehe deine Trauer. Meine Kinder sind 36 und 28 Jahre alt und sie leiden fürchterlich um den Verlust ihres Papas. Du hast alles getan für deine Mama. Vielleicht sollte es so sein, dass sie sich auf die Reise begibt, wenn ihr nicht da seid. Vielleicht hatte sie Schmerzen, hat es aber vor euch verborgen. Mein Schatz hat auch nie gejammert, er hat mich immer angelächelt und gesagt, es wird schon..Und wir, die zurück bleiben, werden von tausend Fragen gequält...es ist jeden Tag ein neuer Kampf, der sehr weh tut...ich habe auch noch keinen Plan, wie es jeh besser werden soll...Ich schicke dir eine feste Umarmung....mir hilft es sehr hier zu lesen und zu schreiben..man ist nicht allein...Liebe Grüße Ina

  • Liebe Ina,


    erstmal mein Beileid es ist so furchtbar .Ich hoffe du und deiner Kinder findet genug Kraft um das durch zu stehen.
    Meine Mama war 56 Jahre alt als sie Starb. Sie war eher ein Mensch der viele Dinge für sich behielt und mit sich selbst ausgemacht hat. Es ist jetzt 9 Monate her und wird einfach nicht besser. Ich gehe Abends mit einer gewissen Angst ins Bett weil ich weiß sobald ich meine Augen schließe sehe ich sie

  • Oh ihr LIeben, dieses quälenden Fragen die einen loslassen, sie kosten uns so viel Kraft, auch mir ging es so.
    HEute aber weiß ich, die Antworten waren nie wirklich wichtig.
    Es trifft meißtens keinem Schuld, im Normalfall hat ein jeder alles getan, was in seiner Macht stand, getan was man für richtig hielt, immer das Beste wollen für die Lieben.
    Wie oft mit Beistand von Menschen, die wissen wovon sie sprechen, für die es Alltag ist *denk* - auch wenn ich weiß es kann für Niemanden Alltag werden.


    Es passiert, was passiert und selten können wir etwas verhindern, vielleicht aufhalten für einen MOment, wobei die Frage bleibt, ob es den Lieben nutzt.
    Es tut weh, so viele Fragen die auch vielleicht noch gestellt werden mussten, zu spät - Fragen bleiben, in vielen Richtungen und die
    Antworten, rauben den Verstand, lassen uns eben einfach nicht zur Ruhe kommen.


    Es kommt alles wie es muss, so sage ich mir heute so oft auch wenn ich das nicht glauben mag und akzeptieren kann.
    Es wird seinen Grund haben - da will einer die Schmerzen nicht zeigen, ein anderer in seinem Schmerz aber begleitet.
    Was ist besser - ich kann es nicht beantworten.
    Manches mal lese ich das schwer kranke Menschen genau einen Moment abpassen - wenn sie allein sind zu gehen.
    Andere warten unter Schmerzen bis auch der letzte Angehörige es zum ihm schafft, um sich zu verabschieden.


    Sicher haben wir in uns ein Bild - wie wir usn einen Abschied vorstellen aber ich denke es kommt dann doch darauf an, wie der Sterbende es sich wünscht, wozu er in der Lage ist vielleicht.
    Am Ende war mir das letzte Bild am wichtigsten, neben all den traurigen und schlimmen Erinnerungen bleibt das BIld des friedlichen Gesichts.
    Das Wissen, nun ist sie in ihrem Frieden - kein KAmpf mehr, keine Schmerzen, kein Leid.


    Das alles wara abgefallen als sie aus dem Leben ging - sie ging in Frieden.
    So dankbar genau neben dem Schmerz, die Mama nicht mehr an meiner Seite zu wissen.
    Ich bin mir sicher, sie weiß um meine LIeben, meinen Schmerz, vor allem aber weiß ich, es wird verzeihen sein, was vielelicht doch schief gelaufen ist, obwohl man das beste wollte.


    Nein ich kann es nicht ebweisen, es ist in mir, ich habe mich von anderen bestätigen lassen, die esebenso ewmpfinden, die daran am forschen sind.
    Es darf weh tun, das ist Trauer, ihr dürft Fragen aber beschwert euch nicht mit einer Schuld die ihr euch aufladen wollt.


    Ich rede mit meiner Mama, erzähle ihr so vieles, weiß für mich tief innen die Verbindung ist noch da, die wird nicht abbrechen solange ich es nicht will.
    Im Laufe der Zeit verändern sich die Gespräche, werden heller und ich fing an mit ihr zu lachen wie ich es immer tat.
    Ja dann höre ich sie lachen, wenn ich sie nicht höre, dann sehe ich es vor mir, wie sie lacht.


    Es gibt so viele zwischen HImmel und Erde, dass keiner erklähren kann, dass einfach nie bewiesen werden konnte - Trauer aber will gelebt werden, in Frieden gehen lassen heißt ja nicht das es nicht weh tun darf.
    Ich wünsche euch den Glauben an Euch selbst, an das Wissen wie es im Leben war, wird es sich im sterben nicht geändert haben - in vollem Vertrauen, jeder in seinem Könnem - vora llem aber in LIebe.


    Mit einer lieben Umärmelung,
    Funny.

  • Liebe Ina,


    erstmal mein Beileid es ist so furchtbar .Ich hoffe du und deiner Kinder findet genug Kraft um das durch zu stehen.
    Meine Mama war 56 Jahre alt als sie Starb. Sie war eher ein Mensch der viele Dinge für sich behielt und mit sich selbst ausgemacht hat. Es ist jetzt 9 Monate her und wird einfach nicht besser. Ich gehe Abends mit einer gewissen Angst ins Bett weil ich weiß sobald ich meine Augen schließe sehe ich sie

    Hallo Tina! Ich bin neu hier und habe gerade deinen Beitrag gelesen und es tut mir so leid. Meinen Papa habe ich 2010 an Lungenkrebs, Leber und Hirnmetastasen verloren. Das war echt schlimm, aber am 05.03 diesen Jahres verlor ich meinen Mann und seit dem bin ich nicht mehr die selbe. Mein Seelenverwandeter und Begleiter ist nicht mehr da.Er hatte am 03.03.20 abends als ich nach Hause kam einen Krampfanfall und musste eine halbe Stunde reanimiert werden. Am nächsten Tag stellte man fest, das er Hirntod ist.Am 05.03. dann erst sind die Geräte abgestellt worden, weil seine Zwillingsjungs, die werden 18, aus der Nähe von Cottbus angereist sind um ihren Papi nochmal zusehen. Eine schlimme Zeit und ohne Rückhalt von seiner Familie. Viele schlimme Dinge sind passiert und Bilder die ich nicht vergessen kann. Ich kann dich so gut verstehen und im MOment weiß ich auch nicht wie es weitergehen soll. Erstmal viel Kraft und liebe Grüße an Dich

  • hallo Tina,
    genau dieselben Fragen hatte ich bei meinem Papa auch, er ist vor 2 Jahren an Demenz gestorben, nachts still und heimlich ist
    er gegangen. Am Morgen danach wäre ich eh hingefahren weil ich unruhig war. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht,
    aber mein Papa wollte nie jemandem zur Last fallen im Leben, das war schon immer so. Der Gedanke hat mir geholfen, ER
    wollte es so und uns das nicht zumuten. Damit habe ich meinen Frieden geschlossen. Aber schwer war es.


    LG
    Sabine

  • Liebe Nicole,


    das tut mir so leid. Ja es ist echt doof wenn man so alleine da steht und sich evtl auch alleine um alles kümmern muss Und die schlimmen Bilder ja die bekommt man noch so schnell los, leider. Ich muss leider gestehen ich bin auch nicht mehr die selbe so etwas verändert einen Menschen. Ich glaube ich war eine Zeitlang auch sehr gemein zu meinem Lebensgefährten obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte oder beabsichtigt habe und so wird es auch dich verändern.
    Liebe Grüße

  • Liebe Sabine,
    schön das du deinen Frieden gefunden hast, ich glaube so soll auch sein. Es ist absolut nicht einfach aber irgendwann wird auch für mich diese Zeit kommen.


    Vielleicht ist es wirklich so das es Menschen gibt die sich den Zeitpunkt aussuchen so das sie allein sind. Ich hoffe ich hab mich jetzt richtig ausgedrückt.
    Ich wünschte ich könnte noch einmal mit meiner Mama sprechen


    Liebe Grüße

  • Och mensch ihr LIebven, es ist immer schwer, jedem auf seine Weise - manchmal glaubeich sogar, es ist gut so denn wie sehr hätte es mich irritiert wenn ich es einfach mal eben so weggesteckt hätte.
    Mehr oder weniger schwer, ich mag das nie einschätzen - was dem einen leichter fällt, fällt einem anderen um so schwerer.


    Und mit meiner Mama rede ich noch heute, wenn ich auch keine Antworten in dem Sinne erhalte, so habe ich doch einges im Inneren beantwortet - als ob sie mir die Antwort ins Herz gelegt hätte oder eben auch kommt mir die Antwort auf einmal, weil ich sie so gut kenne und im Gespräch mit ihr, weiß ich dann was sie wohl gesagt hätte.
    Einige sagen das ist Spinnerei, andere machen es ebenso wie ich und empfinden es als sehr tröstlich.


    Wie schön aber immer wieder hier zu sehen, wie sich Menschen finden und austauschen, die sich da Draußen wohl nie getroffen hätten.
    Ihr schafft das, ich glaube an euch.


    Mit einer liebe Umärmelung,
    Funny.

  • ich rede heute auch noch mit meinem Papa. Früher hat er mich einfach in den Arm genommen und alleine das hat schon
    geholfen, das hat er solange gemacht wie er mich noch erkannt hat. Komme ich heute in Situationen die ich mit ihm
    schon erlebt habe oder was ihn interessieren würde dann sag ich oft: Papa, weisst Du noch?
    Ich finde das sehr schön, so kommen ganz viele schöne Sachen wieder zum Vorschein wo man im "normalen" Leben
    gar nicht dran denken würde. Aber weh wird es immer tun.


    LG
    Sabine

  • Liebe Tina. Meine Mama ist am 29. Juni 2019 bei mir zuhause verstorben. Sie hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs. Sie war 53 Jahre alt und kerngesund. Es dauerte insgesamt 1 Jahr, davon habe ich sie 7 Monate lang gepflegt. Sie war 7 Monate lang auf Morfium. Ich habe die Trauer bis jetzt irgendwie nicht auf die Reihe bekommen aber ich weiß dass wenn so etwas passiert darf man sich auf keinen Fall Schuld zuschreiben. Das ist sehr sehr schädlich für dich als Hinterbliebene. Es geht nämlich darum dass wir irgendwie wieder in unser Leben zurückkehren müssen. Es geht gar nicht anders. Und Schuldgefühle machen dich krank. Bitte mach eine Therapie, am besten eine Traumatherapie, weil die Krankheit unserer Mutter hat uns traumatisiert. Ich mach im Internet einen Online Kurs körperorientierte Traumatherapie. Es hilft mir sehr. Außerdem werde ich demnächst auch ein Trauerseminar online über 12 Wochen machen um alles noch einmal bewußt zu durchwandern. Bei mir ist es in der Trauer bis jetzt nämlich furchtbar turbulent zugegangen. Meine Gefühle (Angst und Panik) machen mich bis heute verrückt. Vielleicht hilft dir auch das was mir gut tut. Und ich kann dir als Palliativkrankenpflegerin sagen dass du zu 100 % alles genau richtig gemacht hast! ❤️ Ich wünsche dir dass es dir gut tut meine Worte zu lesen. Fühle dich umarmt!


    Gesendet von meinem YAL-L41 mit Tapatalk

  • Liebe trauerseittodvonmama,


    das tut mir auch für dich sehr leid. Unsere Mama's sind ja ziemlich gleich von uns gegangen :(
    danke für deinen Tip mit dieser Körperorienten Traumatherapie davon hatte ich noch nix gehört.


    Erstmal muss ich sagen ich ziehe echt den Hut vor dir du bist Palliativkrankenpflegerin ihr macht so einen tollen Job ohne euch wären wir Hinterbliebenen echt aufgeschmissen .


    Das war echt eine schwere Zeit und man macht sich so viele Gedanken alles richtig zu machen und diese Gedanken /Fragen gehen natürlich nicht so einfach weg. Ich weiß das ich mir Hilfe suchen muss oder sollte. Ich versuche jeden Tag mich so gut wie es geht abzulenken Arbeit/Haushalt/Kind aber irgendwann haut die Trauer dann wieder richtig zu.


    Liebe Grüße

  • Das Problem ist genau die Ablenkung. Ich bin auch jemand der Angst vor den Emotionen hat und alkes tut um davon wegzulaufen. Aber genau das ist falsch. Ich habe angefangen zu laufen, laufe inzwischen 1 Stunde am Stück ohne Probleme. Dann mach ich ganz viele geführte Meditationen im YouTube. Vor allem Gefühle transferieren und so. Da gibt es unzählige. Und eben den Traumakurs und außerdem arbeite ich mit dem inneren Kind und an meiner Selbstliebe. Es ist das Schwierigste was ich in meinem Leben bisher machen musste. Gerade weil es bei mir so suptil war. Ich war gut aufgelegt und voller Elan, habe aber ständig diesen hohen Erregungsstatus in meiner Brust.


    Gesendet von meinem YAL-L41 mit Tapatalk

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!