Die liebe meines Lebens, mein Lebensmensch

  • Liebe Renate, ihr Lieben alle hier,
    seit dem 29. Mai steht für mich die Zeit still. Gestern Abend um 21.41 Uhr waren es fünf Wochen, dass meine große Liebe ihren Körper verlassen hat. Er war Notarzt und konnte sich selbst nicht helfen. 10 Jahre waren wir so glücklich zusammen. Im September 2020 erhielt er die Diagnose "riesiges Bronchialkarzinom". Wir waren beide geschockt. Er war bei einem Professor, der ihm bestätigte, dass auch eine Chemo ihm nicht mehr helfen kann. Er wollte keine Therapie und nahm keine Hilfe an außer mein Reiki, darauf bestand er, er sagte immer, wenn jemand mir helfen kann, dann du. Ich habe immer an die Wunderheilung geglaubt. Wir haben uns vor einem Jahr den Traum vom Landleben erfüllt. Ab Oktober 2020 konnte er nicht mehr arbeiten, dieser starke Arzt und Mann hatte unsagbare Schmerzen trotz Morphium, ich gab ihm all meine Liebe und Hilfe, flehte ihn an, an die Wunderheilung zu glauben, er sagte immer, er sei zu sehr Schulmediziner. Es konnte ihm noch so schlecht gehen, er war für mich da. Er hat gesagt, ich bin Arzt, mein Baby, ich werde niemals zum Pflegefall, Ärzte nehmen eine Überdosis Morphium......das wurde ihm verwehrt. Im April fand ich ihn sitzend auf dem Bett, er konnte sich nicht bewegen und nicht sprechen. Ich legte ihn aufs Bett, er war eiskalt, versuchte, mir etwas zu sagen. Er hatte zuvor schon alle Maßnahmen abgelehnt, wollte nur von mir betreut werden. Dieser starke Mann/Arzt, der mich auf Händen trug, war auf einmal völlig hilflos. Der Notarzt brachte ihn ins Krankenhaus. Er hatte große Hirnmetastasen. Ich holte ihn am nächsten Tag heim, ich hatte ihm versprochen, dass er zu Hause sterben wird, dieses Versprechen konnte ich einhalten. Nachdem er am 21. April etwas verwirrt war, war er dann wieder klar, aber schmerzgequält. Dann begann es, dass er einen Tag verwirrt war und einen Tag klar, oft fand ich ihn auf dem Klo sitzend und wie im Koma, ich überredete ihn dann liebevoll, sich von mir ins Bett bringen zu lasseb, er kämpfte so dermaßen dagegen, Hilfe anzunehmen. Ich pflegte ihn und flösste ihm Morphium ein, wie er es mir aufgeschrieben hatte, dann fand er die Toilette nicht mehr und wehrte sich gegen meine Pflege, weil seine Seele einfach mir das nicht zumuten wollte. Ich sagte ihm dann, Geliebter, ich schaffe es nicht mehr alleine, ich muss mir Hilfe holen, ich erhielt Hilfe vom ambulanten Palliativdienst/Pflegedienst. Er bekam eine Schmerzpumpe und ein Pflegebett, ab und zu kam die Schwester vom Palliativdienst und 2xtäglich 30 min eine Pflegerin, die restlichen 23 STunden kümmerte ich mich um ihn, in den letzten 2 Wochen konnte er kaum noch sprechen, das war so grausam für mich, er sprach mit den Augen mit mir. Er fiel dann ins Koma und die Röchelatmung fing an. Er war abgemagert, konnte schon seit Tagen nicht mehr essen und nun auch nicht mehr trinken, jetzt konnte ich nur noch seinen Mund befeuchten und musste zusehen, wie er verdurstet. Es war so grausam. Ich liebe diesen Mann über alles, aber da habe ich ihm gesagt: Du darfst gehen. Er kämpfte um jeden Tag, den er bei mir bleben konnte. Die Schwestern sagten mir, andere wären schon lange gestorben, so schlecht wie es ihm ging. Samstagabend um kurz nach halb 10 Uhr abends stiess er auf einmal ganz laute Atemzüge aus, ein paar Mal, ich erschrak und lief zu ihm und dann war es still, er hatte ausgeatmet. Ich konnte es nicht begreifen, kann es immer noch nicht, dass er nicht geheilt werden konnte. Wie soll ich ohne ihn weiterleben? Ich weiß es nicht. Ich wollte zu ihm gehen, mein Leben fühlt sich so sinnlos an, die Trauer ist überwältigend, so grausam, der, der mich immer in seinen starken Armen gehalten und gesagt hat: Alles wird gut, mein Baby, ich verlasse dich niemals, wurde mir genommen. Auf seinen Wunsch hielt ich die Trauerrede selbst. 2 Wochen nach seinem Tod war die Trauerfeier mit der Urne. Meine Trauerrede war eine Liebeserklärung und Danksagung. Ich weiß immer noch nicht, wie ich das geschafft habe, sie selbst vorzulesen, alle Anwesenden weinten um diesen Mann und schämten sich ihrer Tränen nicht. Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit Engeln und der geistigen Welt, ich dachte, das würde mir jetzt helfen, ich könnte ihn wahrnehmen, nichts, das macht mich noch trauriger. Ich glaube, dass Liebe stärker ist als der Tod und er noch immer bei mir ist, stelle mir vor, wie er mich im Arm hält, wie er es immer getan hat, auch ich suche nach seinem Parfüm und den wenigen Sachen, die noch ein wenig nach ihm riechen, durch die Krankheit musste ich ständig alles waschen und nichts riecht mehr nach ihm. Ich habe auch so grausame Bekannte, die meinen, ich solle nach vorne schauen und nicht trauern, er würde sich wünschen, dass ich lache und mir den nächsten nehme und wieder ein neues Leben anfange. Ich finde solche Kommentare .... Ich liebe diesen Mann mehr als irgendetwas und ich spreche mit ihm, fünfmal habe ich eine weiße Feder vor meiner Tür gefunden seither, er weiß, dass ich weiße Federn als Zeichen sehe und er wollte mir eins schicken. Er fehlt mir so abartig, das kann man nicht in Worte fassen, dass ich ihn nicht mehr sehen und berühren kann. Ja, auch ich habe Weinkrämpfe, ich fühle mich so schrecklich alleine, für mich ist die Welt untergegangen schon vor dem 29., denn er war ja schon in den letzten 2 Wochen zuvor nur noch körperlich anwesend. Ich weiß, dass er mich über alles geliebt hat und es immer noch tut, aber die Trauer ist so furchtbar, trostlos und verzweifelt. Ich kann im MOment nicht unter Leuten sein und sage auch Besuche ab, es kostet mich alles nur Kraft und tröstet mich nicht. Ich kann euch alle so gut verstehen, was ihr schreibt ist, als schriebt ihr über mich. Ich danke euch sehr für eure Berichte, das hilft mir, dass es euch genauso geht mit dem Unverständnis teilweise eurer Umwelt über eure grenzenlose Trauer. Es ist einem nunmal das Herz rausgerissen worden, ich bin ja alleine im Haus und ab und zu schreie ich vor Schmerz. Überall sind seine Sachen, wir wollten noch so viel schönes zusammen machen. Es geht mir wie euch, es gibt nichts, wirklich nichts, was einen wirklich tröstet. Uch baue weiter mein Gemüse an und kümmere mich um das riesen Grundstück, aber die ganze Zeit schreit es in mir, er ist nicht da, mein über alles Geliebter................

  • Liebe Amelie,
    schön, daß du hierher gefunden hast, an dieses Ort, wo man versteht und verstanden wird. Es tut mir unendlich leid, daß auch du diesen schweren Weg gehen mußt. Die große Liebe verlieren, seinen Partner, seinen Begleiter durch das Leben, es hinterläßt eine Leere und so viele Fragen, die nie beantwortet werden. Plötzlich existiert das Leben, das man sich ausgesucht und gestaltet hat, nicht mehr. Eine fremde Welt, in die man hineingestoßen wurde. Es gibt keinen wirklichen Trost, dafür jede Menge Ratschläge von Menschen, für die sich ja nichts geändert hat. Nach vorne schauen ? Mein Leben liegt gefühlt hinter mir, denn er war mein Leben, wir als Team, das war mein Leben! Und dieses, "er würde wollen, daß du glücklich bist", für mich kaum zu ertragen ! Woher wollen andere wissen, was mein Liebster für mich wollte ?! Ich weiß, was er wollte. Er wollte, leben ! Er wollte, daß wir glücklich sind, zusammen ! Nach über drei Jahren zerreißt es mir noch das Herz, warte ich, daß er nach Hause Hause kommt. Ich spüre ihn, seine Liebe, seine Fürsorge und seine Nähe. Ja, es schmerzt und doch tut es mir gut, daß es so ist. An Engel glaube ich nicht und auch nicht an andere Wunder. Trotzdem habe ich manchmal das Gefühl, daß er mir Zeichen gibt, ich bitte ihn auch darum. Vielleicht wünsche ich es mir auch nur so sehr. Aber ich glaube, das ist nicht wirklich wichtig. Wichtig ist für mich unsere Liebe und daß ich diese spüre. Sie gibt mir Kraft, bei aller Verzweiflung, da ist immer noch dieses Band zwischen uns, das gibt mir Halt.
    Alles Liebe für dich
    Emmi

  • Oh danke, liebe Emmi,
    du sprichst mir so aus der Seele. Mir wird übel, wenn ich diese Ratschläge schon nach 4 Wochen bekommen habe: Du musst ein neues Leben anfangen, jetzt, er würde wollen, dass du glücklich bist". Genau wie du sagst, für diese Personen hat sich ja nichts geändert, ich wollte die mal sehen, wenn sie die Liebe ihres Lebens verlieren. Ich danke dir so für deine Worte, die tun mir gut, ja, einen wirklichen Trost gibt es nicht, zumindest sehe ich im Moment keinen und du sagst es ja auch, obwohl es bei dir schon länger her ist. Es ändert sich nicht, die große Liebe bleibt die große Liebe und die wird uns nie verlassen. Er hat versprochen, dass er immer bei mir bleibt und uns nichts trennen kann, auch nicht der Tod....Ich glaube ganz sicher, dass dein Partner auch noch als Seele bei dir ist, wenn es eine tiefe Seelenpartnerschaft ist, dann sind die Seelen unzertrennlich verbunden, ob mit oder ohne Körper. Da bin ich mir sicher, ich habe schon so viele Zeichen erhalten, nur trösten sie mich nicht darüber hinweg, dass ich seine Stimme nicht hören, ihn nicht riechen kann und er mich nicht in seinen Armen wiegt und sagt: Alles wird gut,mein Baby...............Danke nochmal für deine Antwort.

  • ja liebe Amelie, ich wünsche mir auch jetzt noch immer, das er wieder nach Hause kommt.
    Auch mein Schatz hat mir versprochen, uns nicht zu verlassen. Er wäre so gern bei uns geblieben!
    Auch ich habe seine Kleidung während der Krankheit häufig gewaschen....
    Auch mein Schatz lag lange im "Wachkoma", dann wieder bei Bewusstsein, wieder geredet, wenig gegessen, dann wieder abwesend und geschlafen, nicht ansprechbar, ein hin und her 2 Wochen lang....Am letzten Tag begann dieses Röcheln und der Tunnelblick, da wusste ich, nun ist es bald soweit. Abends hörte diese Rasselatmung auf, er atmete normal, immer leiser, immer weniger, während unserer Lieblingsserie, ich hielt seine Hand und dann schlief er für immer ein...
    Die ersten Monate hab ich auch meinen Schmerz hinausgeschrieen....
    Seit über einem Jahr bin ich in einem Trauerverein in einer Gruppe und in Einzelgesprächen. Es tut unheimlich gut in der Gruppe mit anderen Trauernden, man darf weinen, erzählen und keiner verdreht die Augen oder kommt mit blöden Sprüchen.
    Danke..

  • Danke, liebe Eva, es tut so gut, dass ich mit meinem Schmerz nicht alleine bin, obwohl ich wünschte, ihr und ich müssten nicht diesen unendlich schweren Weg gehen. Irgendwie zählt nichts mehr im Lieben, der Liebste fehlt so wahnsinnig..............seine Stimme, seine Komplimente, sein mit im Arm halten und sagen: Alles wird gut, Baby, er war wirklich immer für mich da und ist es noch, das glaube ich, nur seine körperliche Anwesenheit ist weg und das erlebe ich als grausam. Ein Teil von mir ist mit ihm gegangen.....

  • Heute durfte ich mir schon wieder anhören, deine große Liebe hätte gewollt, dass du glücklich bist...........-er hätte gewollt, dass er mit mir glücklich sein darf. da bin ich sicher, warum gönnt mir keiner, um ihn zu trauern, wie es seiner würdig ist. So viele Menschen hat er als Notarzt gerettet, warum hat ihn keiner gerettet, warum musst er so erbärmlich leiden? Ich verstehe das nicht und es bricht mir das Herz, immer und immer wieder. Mein Trost ist, dass ich glaube, dass er noch immer bei mir ist, ich spüre seine Berührungen am Kopf.............trotzdem fehlt mir seine Stimme und seine Liebe so unendlich.......ich habe den ganzen Tag im Garten und auf dem Grundstück gearbeitet, ich denke dann, ich mache es für ihn weiter, weil es auch sein Traum war, trotzdem kommt manchmal diese Sinnlosigkeit, was soll ich überhaupt hier alleine ohne ihn machen. Niemand wird mich je so lieben und ich ihn, wie es mit meinem Joe-Doc war............................

  • Liebe Amelie,
    du wirst es hier im Forum immer wieder lesen, vielen Nichttrauernden fehlt das Verständnis für unsere Situation. Das macht es uns besonders schwer, wo wir doch so dringend Unterstützung brauchen. Aber ich glaube, daß die meisten gar nicht wissen, wie weh sie uns tun. Diese Aussagen" er würde wollen, daß du glücklich bist" oder "dir bleibt doch die Einnerung", nein, das reicht nicht. Es ist genau wie du schreibst, wir wollen den Liebsten im Arm halten und von ihm gehalten werden. So wie es sein sollte, wie es viele Jahre selbstverständlich war. Den Schmerz kann uns keiner nehmen, wir dürfen, wollen und müssen trauern, es ist doch Ausdruck unserer Liebe und die bleibt. Dieses Gefühl der Sinnlosigkeit, dieses ,was soll ich hier ohne ihn, das kennen die meisten von uns. Und doch machen wir weiter. Es kostet Kraft, viel Kraft und braucht Zeit, deine Zeit ! Wie auch du, mache ich viel im Haus und auf dem Grundstück. Eigentlich ist es mir egal. Aber ich mache es auch für ihn. Es war, ist und bleibt auch sein Zuhause. Etwas für ihn, oder in seinem Sinne zu machen, tut mir gut. Was mir auch gut tut, sind Menschen, die mich in meiner Trauer begleiten, einfach nur da sind, auch ohne viele Worte. Oft sind es nicht Verwandte oder alte Freunde, sondern Menschen, die neu meinen Lebensweg kreuzen, die auch schwere Verluste erlitten haben. Dieses Forum war in der ersten Zeit mein größter Halt und ich danke allen, die mir zur Seite standen und mich noch heute begleiten. Ich wünsche auch dir von Herzen, daß du dieses Halt findest.
    L.G.Emmi

  • Oh liebe Emmi,
    du sprichst mir so aus der Seele. Ja, die meisten da draußen wissen gar nicht, wie weh sie uns mit ihren Ratschlägen tun...............Es geht mir genau, wie du es schreibst. Ich mache für ihn weiter, weil ich glaube, dass er irgendwie noch hier ist. Und keiner, der es nicht erlebt hat, kann nachfühlen, was für einen existenziellen Verlust wir erlitten haben.....und ja, ich lasse mir meine Trauer niciht nehmen. Ich werde sie nicht mit irgendetwas überdecken. Ich habe das Gefühl, das bin ich auch ihm schuldig. Er würde eben nicht wollen, dass ich weiterlebe, als hätte es ihn nie gegeben, diese große Liebe, die er mir wirklich jeden Tag gezeigt hat. Er war ja oft im Dienst und nur 2 Tage die Woche zu Hause, aber aus dem Dienst heraus war er auch immer für mich dau und schrieb so was wie: Es ist abartig, wie sehr ich dich liebe. Du bist die Liebe meines Lebens, ohne dich kann ich nicht sein usw usw. Wenn er heimkam, hat er mich auf Händen getragen, im Wortsinn, er hat seine Tasche fallenlassen Ich sprang ihm in die Arme und er trug mich durch die Wohnung und dann haben wir getanzt.................keine Ahnung, wie ich ohne ihn leben soll, ich lebe halt, als wäre er noch da...................

  • Liebe Amelie,
    bei deinen Zeilen mußte ich lächeln. Auch mein Mann hat mich oft von der Arbeit aus angerufen. Er sagte dann, er mußte gerade an mich denken und da wurde ihm ganz warm ums Herz. Wenn er dann nach Hause kam, haben auch wir getanzt, in der Küche, zu unserer Musik. Mein größter Wunsch, die Zeit zurückdrehen und anhalten und meinen Liebsten ganz fest halten und nie mehr loslassen ! Was für ein großes Glück, so geliebt zu haben und geliebt zu werden. Um so größer ist aber auch jetzt der Schmerz. In den ersten Monaten wußte ich überhaupt nicht, was ich wollte, was gut für mich ist. Alles fühlte sich falsch an. Da war diese große Orientierungslosigkeit, diese Leere, dieser fehlende Sinn in allem. Mein Körper hatte wohl auf "Autopilot" umgeschaltet, ich stand eigentlich nur neben mir, fremdgesteuert. Ich glaube, daß das eine Art Schutzfunktion ist um auszuhalten, was eigentlich nicht auszuhalten ist. Aushalten, jeden neuen Tag meistern, in kleinen Schritten, ganz kleinen, manchmal kaum wahrnehmbar. Keiner kann verlangen, daß man funktioniert. Ich habe gelernt, auf mein Bauchgefühl zu hören. Was sich richtig anfühlt, ist in dem Moment auch richtig. Ich hoffe sehr, daß du Menschen an deiner Seite hast, die für dich da sind.
    Viel Kraft und alles Liebe für dich
    Emmi

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