Meine Ehefrau

  • Anfang dieses Jahres wurde eine Ausschabung bei meiner Ehefrau durchgeführt und kurz darauf eine Operation durchgeführt. Der Verdacht war eine Endometriumkarzinom. In der Operation wurde ihr die Gebärmutter sowie 14 Lymphknoten entfernt. Sie hat gut 4 Wochen gebraucht, bis sie sich von dem Eingriff halbwegs erholt hatte. Anschließend war sie ca 4 Wochen zu Hause- und es ging ihr immer schlechter. Ihr rechtes Bein war angeschwollen und sie hatte dort auch noch eine Thrombose bekommen. Schließlich ist sie dann von selbst wieder ins Krankenhaus gegangen. Ich habe sie hingefahren. Da man dort nicht parken konnte, habe ich sie vor der Tür abgesetzt und gesagt ich komme sofort nach- ich parke nur schnell das Auto. Durch den Coronalockdown hat es gut 6 Wochen gedauert, bis ich sie das erste Mal für 15 Minuten sehen durfte. Da war sie bereits auf der Onkologie. Bis dahin durfte ich nur an der Tür Sachen für sie abgeben. Ich hatte bis dahin immernoch keine Information, wie es ihr geht, oder was denn nun diagnostisch rausgekommen war. Wir haben die ganze Zeit telefoniert oder über Messenger geschrieben. Da ich im November 2019 einen Arbeitsunfall hatte, bei dem ich mir mein rechtes Handgelenk verletzt hatte, war ich selbst noch krankgeschrieben. Ich war gerade beim Einkaufen, als ich einen Anruf aus dem Krankenhaus bekam. Mir wurde dann mitgeteilt, dass meine Frau an einem sehr aggressiven endokrinem Karzinom litt und es keine Heilungschancen mehr gebe. Ich war wie vor den Kopf geschlagen und konnte es einfach nicht begreifen.
    Meine Frau auf der anderen Seite schien sich davon nicht beeindrucken zu lassen- sie hat immer nach vorn geschaut und Pläne gemacht, was sie nach der Chemo gern machen will. Normalerweise hätte sie zwischen den Zyklen nach Hause kommen sollen- in der Zwischenzeit war ein Pflegebett und Nachtstuhl angekommen. Ich hatte dafür das Wohnzimmer halb ausgeräumt.
    Allerdings hat sie nach der Chemo hohes Fieber bekommen und es war nicht in den Griff zu bekommen. Nach einigen CTs wurden zwei Fisteln festgestellt, die unbedingt chirurgisch behandelt werden mussten. Sie wurde also auf die Chirurgie verlegt. Ab da konnte ich sie dann jeden Tag sehen. Sie hat mir immer geschrieben was sie gerne Essen möchte- mit dem Essen im Krankenhaus kam sie nicht klar. Meine Frau stammt von den Philippinen, also habe ich angefangen ihr Essen aus ihrer Heimat zu kochen. Allerdings hat sie mit der Zeit immer weniger gegessen. Schliesslich wurden die Fisteln in einer 5 stündigen Operation entfernt. Alles lief gut, keine Komplikationen und keine Auffälligkeiten. Gut zwei Wochen später hatte sie Wasser in der Lunge. Es wurde eine Drainage gelegt und sie konnte wieder etwas besser atmen. Wieder eine Woche später wurde meine Frau auf die Palliativstation verlegt- das war der 13.07.2020 ein Montag.
    Am Mittwoch hatten wir ein Gespräch mit dem Stationsarzt. Meine Frau hatte mittlerweile wieder Wasser in der Lunge. Der Arzt hat uns erklärt, dass sie in diesem Zustand keinesfalls therapiefähig sei. Eine Ernährung über die Vene sei durch die Wasseransammlung nicht möglich und eine normale Ernährung auch nicht wirklich, da sie bereits eine neue Dünndarmfistel hatte und dadurch Nährstoffe verliert.
    Alles in Allem hat er uns wenig Hoffnung gemacht. Am Donnerstag sah es schon so aus, als würde es schon zu Ende gehen. Der Arzt hat eine erneute Drainage durchführen lassen und eine Bluttransfusion durchgeführt. Ich sass die ganze Zeit bei ihr im Zimmer...sie konnte kaum noch sprechen..war furchtbar abgemagert. Sie hielt sich die ganze Zeit mit den Händen an dem Patientenaufrichter fest. Ich bin bis spät abends bei ihr gewesen. Am Freitag bin ich auf der Station geblieben. Die Schwestern hatten die Betten zusammengestellt, so dass ich ganz nah bei Ihr sein konnte. Sie hatte die ganze Zeit schon Morphium bekommen und abends wurde die Dosis nochmal angehoben, so dass sie schlafen konnte.
    Früh am morgen bekam sie Atemnot. Sie hatte kurz die Augen geöffnet und wieder versucht nach oben zu greifen, aber sie hatte einfach keine Kraft mehr. Die Schwester, die mit im Zimmer war, gab mir zu verstehen, dass sie sich gerade auf die letzte Reise vorbereitet.
    Ich habe an ihrer Seite gelegen und mit ihr gesprochen..ich habe ihr Bilder von unseren Katzen gezeigt. Gegen Mittag war die Schwester wieder da und meinte sie würde meine Frau nochmal waschen wollen und ich könnte etwas spazieren gehen. Da wir nur 5 Minuten vom Krankenhaus wohnen, bin ich nach Hause gegangen und habe unsere Katzen gefüttert. Ich habe unseren Kater Merlin mit zu ihr genommen- er ist immer ihr Liebling gewesen. Sie hat ihn nochmal spüren können. Er hat mit ihr gekuschelt und geschnurrt. Eine Stunde später habe ich ihn von einer guten Freundin abholen lassen. Ich bin dann kurz aus dem Zimmer, um das Auto umzuparken. Als ich zurück ins Zimmer kam, stand die Schwester da und meinte, dass es jetzt soweit sei.
    Ich habe mich neben sie gelegt und ihr gesagt, dass sie jetzt aufhören kann zu kämpfen und sie sich nun ausruhen kann. Das war die schlimmste und furchtbarste Zeit in meinem Leben.
    Ich hatte eine Woche Urlaub genommen und bin dann erstmal wieder auf Arbeit gegangen, aber es ging einfach nicht...ich konnte und kann nachts nicht schlafen und versuche irgendwie über den Tag zu kommen. Meine drei Katzen geben mir viel Kraft..und auch meine Freunde um mich herum.
    Ich bin nach dieser furchtbaren Woche auf Arbeit zum Arzt gegangen. Seitdem bin ich krankgeschrieben.
    Am Montag wurde ich gebeten in die Personalabteilung meiner Firma zu kommen. Dort wurde mir nun ein Aufhebungsvertrag bei gleichzeitiger Androhung einer Kündigung bei Nichtannahme vorgelegt.
    Ich mach mir zwar keine Sorgen in Bezug auf Arbeitslosigkeit, aber ich kann nicht sagen, dass es mir dadurch besser geht. Da meine Frau in ihrer Heimat beigesetzt werden wollte, haben wir vor einer Woche eine Trauerfeier abgehalten. Danach war ich eigentlich etwas gefasster- aber das ist wieder vorbei. Ich muss warten bis die Einreise in die Philippinen wieder möglich ist, um meine Frau endlich beisetzen zu können und nun verliere ich auch noch meinen Job. Wie soll ich da zur Ruhe kommen...

  • In deiner Zeit lieber Mario.
    In deiner Zeit und in deinem Können, anders kann ich es nicht ausdrücken.
    Die Trauer fordert und das Leben um dich herum geht einfach weiter - vor nichts geshcützt nur weil es gerade schon schwer genug ist.
    Dazu ist unsere Gesellschaft nicht geschaffen, unsere Gesellschaft nicht und wir auch nicht immer.


    Trauer hat ihre eigenen Gesetze, da ist alles wie es ist, heute so, morgen anders keiner kann sich wirklich davor schützen.
    So schlimm die Worte auch sind die ich hier gerade gelesen habe, um so schöner aber, dass ihr die Zeit dann doch noch so miteinander verbringen konntet.
    Allein die Katze dorthin mitzunehmen, darauf würden nicht alle kommen oder es wäre nicht mal erlaubt.


    Welch ein Glück für deine Frau, dich an ihrer Seite zu haben.
    Schön zu wissen, dass du so getragen wirst, ich hoffe es bleibt genau so lange wie du es brauchst.
    Ich wünsche dir alles, was es gerade noch so bruacht, um durch die nächste Zeit zu kommen - ankommen lassen, verstehen, annehmen.


    Mit einer lieben Umärnelung,
    Funny.

  • mein Mann lag auch einige Wochen auf der Palliativstation, es ist erlaubt, dort auch Haustiere mitzubringen....auch ich hab einige Nächte bei ihm auf der Palliativstation verbracht, doch sterben wollte er zuhause...die letzten Monate, Wochen, Tage, Stunden, einfach nur schrecklich...die Bilder hab ich ständig im Kopf...
    Auch meine Tochter bekam in der Firma Schwierigkeiten, weil sie 3 Wochen krankgeschrieben war, 2 Wochen als ihr Papa im Sterben lag und eine Woche noch nach der Beerdigung....unfassbar die Gesellschaft... Ich war mit der Situation zuhause Sterben völlig überfordert, ein 2 Wochen Sterbeprozess, man funktioniert nur noch, schaltet viele Gefühle ab, sonst würde man es nicht schaffen, immer wieder Weinkrämpfe, doch ich musste weiter machen....bis zum letzten Atemzug...

  • Ja das sind Fragen, die ich mir immer wieder stelle, wie wäre es gewesen wenn mein Sohn krank gewesen wäre, ich ihm beim sterben hätte zusehen müssen, ihn begleiten, all die Fragen die ich hätte vor JAhren nicht im geringsten hätte beantworten können, wollen.
    Einfach weg, nur ein Moment für ihn wie sie sagten, für mch sind es nu Jahre.
    Kein Frieden zu finden, keine Worte die zu helfen wüssten, auch heute nicht.


    Heute ich so viele Worte, die mir auch da nicht hätten helfen können, so hilflos wie ich hier auf eure Worte schaue, ich genua weiß, und dennoch die Finger auf den Tasten ihren Weg nicht oder ungennügend finden.
    Worte, gegen Gefühle, wer da denket das Wissen eine Macht hat, dann hat er nie getrauert.


    Ich wünsche meine Geschichte niemandem, natürlich würde ich auch mit keinerm von hier tauschen
    Sicher es ähnelt sich und schön wenn Menschen sich in Trauer finden, Wege finden sich zu trösten oder eben auch in die Einsamkeit rutschen, alles mehr wie ein Schlag ins Gesicht - manchmal die Realität keine Macht mehr findet und man in der traurigen Vergangenehit eingeigelt für die Gesellschaft an Wer verliert - Werte aber die nur der Wirtschaft nutzen nicht den Menschen ansich und schon gar nicht dem Einzelnen.


    Ich weiß nicht was wirklich passieren müsste um den Menschen zu vermittel wie wichtig das Thema ist, für jeden denn irgendwann trifft es auch den letzten noch unbeeindruckten, leider nicht mit Macht und nicht so, dass es genügend Lobby hätte um angepackt zu werden.


    Es kommt in Intervallen, dann wird das Thema aufgegriffen und geschaut, was hat sich getan, es wird immer zuwenig sein, denn dazwischen wird Stille sein, eine Stille in denen Trauernde allein gelassen werden.
    Nein es reicht nicht wenn gedacht wird es gibt so viel Hilfe, es gibt soch - nein es gibt viel zuwenig und vor allem nicht individuell.
    Es gibt Tränen die nicht getrocknet werden, die einfach laufen ohne gesehen zu werden, gesehen werden zu wollen oder ignoriert.


    In einen Zustand von sein und nicht sein, wollen aber nicht können und doch müssen, wir haen vergessen was Mensch sein heißt.
    Wir sind keine Computer oder Maschienen.

  • Ich danke Euch sehr für Eure Worte. Die Zeit von April bis zu ihrem Tod war eigentlich nur geprägt von hin- und her hasten...auf arbeit gehen, einkaufen, kochen, essen hinbringen..und dann irgendwann auch besuchen können. Das Schlimmste daran war, dass ich eigentlich die ganze Zeit nur da saß. Ich war unfähig irgendeine vernünftige Unterhaltung mir ihr zu führen. Ich musste mit ansehen, wie es ihr immer schlechter ging...alles was ich hätte erzählen oder sagen können, kam mir dabei so sinnlos und nichtssagend vor...Normalerweise kann ich schon ein ziemliches Plappermaul sein, aber dort kam nichts aus meinem Mund heraus...oder nur sehr wenig. Besonders, als sie davon sprach, was sie alles noch machen will. Ihr Deutsch war nicht sehr gut, von daher hab ich mich immer gefragt, ob sie die Diagnose und was es bedeutet wirklich verstanden hatte...mittlerweile weiß ich, dass sie schon bescheid wusste, aber sie hat sich nicht beeindrucken lassen. Sie war sehr gläubig und hat dort ihren Halt und ihre Zuversicht gefunden. Nur einmal- ca 1 Woche bevor sie auf die Palliativstation kam, da hat sie geweint. Sie wollte nach Hause kommen- aber ihr Zustand lies das nicht zu. Sie hatte Anfang April zwei Nephrokatheter erhalten und nun hatte sie dort auch Schmerzen.
    Als ich an dem Tag bevor sie starb gesehen habe, ist mein Herz wieder und wieder zersprungen. Ich habe sie gesehen, wie sie gelitten hat in dem Moment...und sie gefragt, ob sie jetzt nach Hause kommen will. Sie konnte nicht mehr sprechen und hat nur genickt. Ich habe dem Arzt Bescheid gegeben. Er versprach, sich umgehend darum zu kümmern, hat aber auch gesagt, dass es Freitag Nachmittag ist und wir bis Montag warten müssten- insofern ihr Zustand stabil genug sei.
    Das hat sie nicht mehr geschafft- das Pflegebett wurde nach 3 Wochen unbenutzt wieder abgeholt.
    Morgen werde ich diesen Aufhebungsvertrag unterschrieben abgeben. Ich war heute bei meiner Hausärztin. Ich werde dann in Kürze in eine Tagesklinik gehen und mir dort helfen lassen. Ich hab die ganze Zeit versucht, nicht in dieses dunkle Loch zu fallen, aber alleine krieg ich das momentan nicht hin.

  • 7 Monate ist es nun her, es wird nicht leichter, im Gegenteil... Das gesamte letzte Jahr läuft wie im Film ab, als wir noch nicht ans Sterben dachten, von Frühjahr bis Sommer noch viel zusammen gemacht haben trotz 3 Jahre Krankheit und Kampf, Chemo und Ops, Aufgeben kam nicht in Frage, Ablenkung und sich Beschäftigen war die Devise, Abschlussfeier der Tochter, Feste gefeiert, Pavillion gebaut..usw....dann im August der Zusammenbruch, Diagnose Tod, 5 Wochen Krankenhaus, die Pflege daheim.....mobiler Palliativdienst....
    Ich würde auch sehr gerne 3 Wochen zur Kur gehen...einfach mal weg von daheim, all die Erinnerungen zuhause, die Couch wo er starb, die Garage, sein geliebtes Auto, sein vieles Werkzeug und Maschinen....tut so weh jeden Tag alles zu sehen...aber meine Tochter braucht mich zuhause, sie braucht meinen Halt, sie kann nicht mit mir 3 Wochen auf Kur, beruflich und schulisch unmöglich.....also halten wir gemeinsam durch....

  • Sich helfen lassen, ein guter Schritt, egal in welche Richtung - zu erkennenn es geht nicht mehr, es wird immer dunkler ein Geschnekt während alles andere einfach nur grausam ist.
    Nicht zu spät zu gehen, einzusehen das jeder Tag ungenutzt eine Gelegenheit für das Dunkle ist sich festzusetzen.


    Je länger man wartet je schwerer wird der Kampf dagegen an.


    Vielleicht würde ich sagen wollen, liebe Eva geh, lass du dir schon mal helfen, nur wenn es der Mutter gut geht, kann es den Kindern gut gehen.
    Nicht das es irgendwann eine Umkehrsituation geben könnte, in der das Kind sich schuldig fühlt das wegem ihm keine wirkliche Hilfe angenommen wurde.
    NEin ichmag dich weder wütend oder traurig machen aber so weit ich seit Jahren hier mitlesen darf und es auch selbst empand - jeder muss in erster Linie für sich sorgen um noch für andere da zu sein - auch später, vor allem später manchmal.
    Wir müssen allein da durch manchmal so schwer es auch zu glauben ist, weg, weg auch von lieben Menschen, sich ganz allein auf sich konzentrieren.


    Ich wollte die Worte nicht ungesagt lassen, jeder fidnet seinen Weg und natürlich habe ich keine wahre Lösung und weiß genau das, ich rege nur an, den Blickwinkel etwas drehen - ich mag ja nur helfen und ja , helfen ist nicht immer leicht.


    Euch beiden aber , jedem für sich, genau das, was nötig ist um wieder lächeln u können, das Lachen wieder zuzulassen.


    Mit einer lieben Umärmelung,
    Funny.

  • Ich hatte heute ein interessantes Telefongespräch mit einem guten Freund und nun fast ehemaligem Arbeitskollegen. Er bedauerte zwar die Situation, meinte aber auch ich wäre ein bisschen selbst Schuld daran, dass ich jetzt aus der Firme fliege. Klar, ich war dieses Jahr selber gesundheitlich ziemlich angeschmiert, aber gerade der Tod meiner Frau...
    Ich weiss nicht, ob er mich auf seine Art motivieren wollte..aber er meinte ich müsste halt mal die Arschbacken ein bisschen zusammenkneifen.
    Ich will auch nicht sagen, dass ihm die Situation grundsätzlich fremd ist- er hat einen Sohn und ein Enkel verloren. Aber auch wenn die Situation und das Erleben für jeden individuell ist- er hatte wenigstens noch eine Familie, die für ihn da war und die haben das auch zusammen durchgestanden. Ich habe keine Familie. Die Familie meiner Frau ist weit weg. Meinen Bruder interessiert das alles auch herzlich wenig. Ich habe zwar ein paar sehr gute Freunde, aber das ist halt nicht das selbe wie Familie.
    Ich habe hier meine drei Katzen, die ich über alles liebe- für die bin ich auch unheimlich dankbar...aber auch die können mir nur bedingt helfen.
    Ich sehne mich danach, dass mich jemand in den Arm nimmt und für mich da ist...aber da ist weit und breit niemand.

  • In GEdanken lieber Mario - es geht leider nur in Gedanken - fühl dich wenn du magst im Schmerz verbunden einfach feste gedrückt.
    Vielelicht hat dein Arbeitskollege für sich Recht, seine Sicht, sein Gefühl und auch ein Mensch wohl, der nur sein eigenes fühlen kann, einfach überfordert damit und hält sich fest indem was er kennt.
    Wer austeilt muss seltener zuhörern, schafft sich eine Distanz hinter der er sich versteckt.
    Armer Mensch aber wie soll er wissen, ich könnte auch von Mann reden, aber nein, Frauen können es ebenso - nicht viele können auf einen zugehen und einfach da sein ,Schwäche zeigen, Schwäche zugeben, auch ich kann das nicht immer, in jeder Situation die es vielelicht fordert.


    Am Ende nur ein Mensch, ein jeder von uns der den anderen nicht versteht - weil er nicht will, weil er nicht kann, weil eine eigene Angst es verbietet.


    Kein Trost, wie auch, es sind Menschen da, vieleicht noch fremde, aber der Kreis der Menschen ändert sich vielfach und HIlfe kommt manchmal aus Ecken oder von Menschen, von dem man nicht geglaubt aht - man mmuss offen sein und zulassen, vor allem den Glauben nicht verlieren.
    Alles Mist wenn ich das gerade lese und daran denke wem ich da schreibe- ich dich nicht kenne, ich icht weiß was dich erreichen könnte - ich schreibe dennoch, weder aus höflichkeit noch weil ich es bezahlt bekäme - einfach nur wel es ein Wort geben könnte das helfen könnte, ein kleines ZEichen, wirklich allein ist man nie auch wenn ich weiß wie gelogen dieser Satz vor allem in den Nächten wirken kann.


    Alleiner als in meiner Trauer bin ich nie gewesen und viele Menschen mag ich nicht mehr um mich haben aber irgendwie bin ich dennoch da.
    Hier bei mir wissen das alle - sie müssen kommen, ich bin einfach nur.
    Manchmal einfach aus Angst, einem zu nah zu kommen, näher als man mich aushalten wollen würde oder könnte.
    Hier ist das anders ich logge mich ein wenn ich kann.
    Ich schreibe wenn ich das Gefühl habe da sind Worte die könnten passen.
    Es mirt ein Bedürfnis ist.
    Richtig oder falsch, ich bin in nix ein Experte - bin nur ich- wer weiß das schon, ich wie immer nicht, ich tu einfach oder lasse es.


    Mit einer lieben Umärmelung,
    Funny.

  • Hallo MarioM, ich kann dich sehr gut verstehen und ich hoffe, dein Freund/Arbeitskollege tut das auch und versucht es auf seine Art auszudrücken. Aber ich denke, dass man in dieser traurigen und verlorenen Verfassung viel dünnhäutiger, viel verletzlicher ist als sonst - und, so denke ich nun eben auch mal, dass sollte dein Freund, der selbst schon offenbar schlimme Verluste erlitten hat, doch auch wissen. Aber wie schon gesagt wurde, jeder geht anders damit um. Wäre es mein Freund oder Arbeitskollege und er käme mir mit "Arschbacken zusammenkneifen" müsste die Basis der Beziehung schon sehr gut sein, um das für die Freundschaft ein- und wegzustecken, erinnert es mich doch zu sehr an das oft unerträglich unsensible Gerede vieler Zeitgenossen - ja, ja, die wissen es nicht besser (das trifft bei ihm ja nicht zu) oder können es nicht besser (das könnte so sein) oder haben selber Angst (die man ja auch mal zugeben könnte). Jemand, der da ist, dich umarmt, reden, klagen, trauern lässt wünsche ich dir, der keine "guten" Ratschläge raushaut, denn die gibt es meiner Meinung nach eh nicht in dieser Situation. Ich kann dir aus der Ferne auch nur mein Mitgefühl aussprechen und dir Hoffnung vermitteln. Ich habe zeitweise - und tue es heute auch immer mal wieder - gedacht, dass gar nichts mehr geht und dennoch hat sich immer, wenn auch oft sehr schmerzhaft und mühsam, ein Weg gefunden, eine Tür geöffnet, wurde es ein klein wenig erträglicher. Mich Funny anschließend hoffe ich, dass vielleicht das eine oder andere Wort, das du hier im Forum liest, dir ein Stückchen weiterhilft, dich weitermachen und irgendwann auch wieder Mut fassen lässt. Liebe Grüße,
    Aelice

  • Heute hatte ich wieder einen furchtbaren Traum. Meine Frau und ich waren zusammen zu Hause und sie sagt sie geht kurz ins Krankenhaus, kommt aber bald wieder. Ich sitze zu Hause und warte, dass sie wieder zur Tür reinkommt. Ich bin sicher, dass sie jeden Moment kommt...dann schaue ich zum Fenster raus und es fallen Schneeflocken. Mir wird klar, dass bald Weihnachten ist....und obwohl ich die Gewissheit habe, dass sie gleich kommt, erinnere ich mich daran, dass sie gestorben ist...und dass sie eben nicht wiederkommt...so bin ich dann aufgewacht. Meine Gedanken kreisen den ganzen Tag darum...einerseits die Hoffnung..das Erinnern, es nicht glauben zu können.

  • Ja lieber Mario, das ist es was uns überleben lässt, Hoffnungen die, Glauben, gegen Wissen und Realität.
    Um wie viel und noch härter und trauriger wäre alles wenn es da in uns nichtsa gäbe das so etwas steuert, ob es die Seele ist, ich nenne es so, ich weiß es nicht besser, muss ich auch nicht ich bin dankabr das es so ist.


    Heißt es denn nicht, im Traum verarbeiten wir den Tag, verarbeiten wir das, was noch unerledigt ist - man erinnert sich einfach nicht an jeden Traum um so trauriger oder härter ist es dann wenn doch - manchmal aber auch um so schöner.
    Wenn die Gedanken zu Bildern werden.
    Ich denke es ist auch einfach noch zu früh um damit abgeschlossen haben zu können- ja ich weiß manche sagen das geht, ich stelle das nicht in Frage nur sprechen deine Worte und Träume für dich gerade dagegen.


    Ich wünsche dir freundliche Erinnerungen, mögen sie einfach da sein und dich tröstlich einhüllen.


    Mit einer lieben Umärmelung,
    Funny.

  • Morgen ist der 18. Juli und damit jährt sich der Todestag meiner Frau zum ersten Mal. Mir geht es total bescheiden. Ich kann es einfach nicht glauben, dass jetzt schon ein Jahr vergangen sein soll.
    In der Zwischenzeit ist eine Menge passiert. In Oktober letzten Jahres habe bin ich eine Weile in die Tagesklinik hier bei uns in der Stadt gegangen, in der Hoffnung, dass ich besser mit der Situation
    umgehen kann. Ehrlich gesagt hat mir das dort überhaupt nicht geholfen. Ich kannte die Einrichtung ja schon von meinem Burnout 2014. Damals hat mir mir das wirklich gut getan. Diesmal war es einfach nur
    eine Tortur- und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass die Fachkräfte dort auf mich eingegangen wären. Wie dem auch sei. Im Januar hatte ich eine neue Stelle angetreten, aber auch hier kam ich nicht
    wirklich zurecht. Es war einfach nur furchtbar. Ich kam mir dort von Anfang an nur als Fremdkörper vor. Ich habs dort auch nicht lange ausgehalten. Ich war dann noch fast zwei Monate zu Hause und
    habe dann wirklich Glück gehabt. Seit Anfang Mai bin ich in einer anderen Firma und arbeite komplett von zu Hause. Klar, ich habe keine Menschen um mich rum, was schon
    eine ziemliche Herausforderung ist. Trotzdem geht es mir jetzt beruflich gut. Privat und in meinem Inneren ist das eine ganz andere Geschichte. Meine Frau wollte in Ihrer Heimat beerdigt werden,
    auf den Philippinen. Anfang konnten wir nun endlich ihre Asche überführen lassen...aber bis heute gab es noch keine Freigabe, dass die Asche aus dem Zoll übergeben werden kann. Die ganze Bürokratie
    zieht sich unendlich lange hin. Ich hatte mir so sehr gewünscht, dass sie noch vor dem morgigen Tag, oder wenigstens vor ihrem Geburtstag beigesetzt werden kann. Es ist schon schlimm genug, dass ich
    nicht dabei sein kann.
    Ich weiss noch nicht, wie ich morgen über den Tag komme. Die Nacht vor einem Jahr, war die schlimmste in meinem ganzen Leben. Ich habe neben ihr im Bett auf der Palliativstation gelegen und gehört,
    wie schwer ihr Atem ging, wie sie um jeden Luftzug gerungen hat. Das durchlebe ich alles nochmal. Durch die Arbeit, den Jobwechsel und auch die Renovierungsarbeiten in meiner Wohnung war
    ich manchmal ziemlich abgelenkt...aber sobald ich wieder zur Ruhe komme, kommt auch der Schmerz wieder. Es fällt mir sehr schwer sie loszulassen. Ich weiss nicht, ob ich es jemals kann.

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