• Ihr Lieben,


    heute ist es genau 4 Wochen her, als meine Mama mich verlassen hat. Der Schmerz wird irgendwie schlimmer und schlimmer. In der ersten Zeit fühlt man sich eigentlich nur in einem Schockzustand, nimmt seine Umwelt gar nicht war, und man meint, es ist alles gar nicht real. Hier schreiben ja viele, dass man mit der Zeit lernt, mit der Trauer zu leben und umzugehen. Im Moment habe ich das Gefühl, dass man mit dieser Trauer gar nicht leben kann. Es schmerzt so furchtbar. Ich bin froh, dass wir uns hier gegenseitig etwas stützen können und auch "jammern" dürfen, obwohl man das ja auch nicht immer will. Ich war immer so stark und bekam auch immer alles auf die Reihe, aber der Tod eines geliebten Menschen wirft wohl jeden aus der Bahn.


    Mit meinem Umfeld komme ich überhaupt nicht klar. Ich verstehe die Menschen nicht mehr. Ich kann die Sätze: Du musst nach vorne schauen, das Leben geht weiter, gehe mal wieder unter die Leute, bald nicht mehr hören. Somit halte ich mich von diesen Leuten noch mehr fern. Heute Nachmittag rief eine Freundin an, mit der ich noch gar nicht nach dem Tod meiner Mutter gesprochen hatte. Nach einem Satz kam als nächstes: Du musst Dich ablenken. Das Gespräch war dann kurz danach beendet. Eine Nachbarin meiner Mutter hat mir noch nicht mal ihr Beileid bekundet, sondern wollte vom Fenster aus mit mir über das Wetter sprechen. So etwas finde ich total daneben. Bei meinem Mann fehlt mir auch das Verständnis. Er sagt es zwar nicht, aber ich habe das Gefühl, dass er mit meiner Trauer nicht viel anfangen kann. Von ihm kam auch schon der Spruch: Du musst nach vorne schauen. Ich glaube, er meint, es wäre jetzt genug getrauert. Das zieht mich alles noch mehr hinunter.


    Neben der Trauer und dem Schmerz bin ich auch noch echt enttäuscht. Es ist alles so schwer, wäre doch meine Ma noch da.


    LG Elke

  • Hallo Elke , ich kann dich verstehen . Ich hatte doch erzählt das ich wieder arbeiten gehe , da hat man mich heute nach Hause geschickt bin in Tränen ausgebrochen . Ich glaube ich habe mir die ganze zeit was vor gemacht das ich es schaffe und das ich es gut verarbeite :( es ist nicht so , sie fehlt mir so wahnsinnig in allem was ich mache . Es schmerzt so unendlich das ich sie nie wieder in die Arme schließen kann :( ich habe ein neues jobangebot darüber habe ich sonst immer mit ihr geredet . Ihre Meinung erfragt :( es tut so weh , ich werde es auch niemals wirklich verarbeiten das sie gestorben ist . Morgen ist die Beerdigung eine Woche her , mir ist ganz komisch :( lg ines

  • Hallo Ines,


    danke für Deine Antwort. Dich kann ich auch verstehen. Ich wäre im Moment auch gar nicht in der Lage, an arbeiten zu denken, aber auch jede Ablenkung, die mir vielleicht sogar gut tun würde, schreckt mich ab. Das ist im Moment nicht mein Ding. Gerade habe ich mit meiner Freundin telefoniert. Mit ihr kann ich über alles sprechen und mich ausheulen. Sie wäre Tag und Nach immer für mich da.


    Das mit der Arbeit war für Dich wahrscheinlich wirklich noch zu früh. Das Leben geht eben doch nicht so weiter wie bisher. So wie Du hatte ich das auch. Mit meiner Ma konnte ich einfach am Besten und über absolut alles sprechen. Da kommt keine Freundin u. kein anderes Familienmitglied mit. Meinen Sohn will ich eh nicht immer belasten, mein Mann ist ein sehr ruhiger Mensch. Mein Papa ist glücklicherweise noch da, aber es ist eben nicht die Mutter, was er aber auch selbst sagt. Ich bin aber froh, mit ihm sprechen zu können, da er ja meine Mama am längsten kennt. Na ja, es ist schwer. Es ist alles so endgültig und kaum auszuhalten.


    Ich hoffe, Du hast eine ruhige Nacht.


    LG Elke

  • Hallo Elke


    Ich verstehe genau, was du meinst. Meine Mama ist heute 3 Wochen und 1 Tag fort. Ich bin mir manchmal gar nicht sicher, ob ich es wirklich schon begriffen habe. Ich habe immer noch dieses Gefühl, dass ich Sie wiedersehe.
    Ich habe das " Glück", dass viele meiner Freunde, meine Mutter gut kannten und mit ihr gefeiert und gelacht haben. Wenn ich jetzt das Bedürfnis habe über Mama zu reden, so brauche ich nur das Telefon in die Hand nehmen. Jeder empfindet es ja anders, aber mir hilft es sehr, wenn wir stundenlang über Mama sprechen.
    Aber es gibt auch viele Menschen in meinem Umfeld, die genau diese blöden, " es wird schon wieder" und " das Leben geht weiter" Sprüche drauf haben. Denen nicke ich kurz zu und wende mich schnell ab. Ist nicht gerade höflich, aber das ist mir sch....... egal.
    Es gibt aber auch die " Anderen", die einfach mit der Situation nicht umgehen können, von denen ich aber weiß, dass sie mir helfen wollen. Solchen Menschen solltest du eine Chance geben und einfach sagen, wie dir zu Mute ist. Ich habe z.B gesagt, dass mich momentan keiner fragen soll, wie es mir geht. Wenn ich eine Heulattacke habe, lasst mich einfach. Wenn ihr uns zu Geburtstagen, zum Grillen, oder so einladen wollt, dann macht es, Ob es dann geht, weiß ich aber noch nicht.
    Du wirst sehen, es gibt Menschen, die dir helfen können, wenn du es möchtest.


    Engel24, ich vermisse meine Mutter auch schrecklich. Aber ich merke, dass es mich noch mehr runterreisst, wenn ich zu Hause sitze. Ich versuche es mit Ablenkung, aber natürlich komme ich so öfter in die Situation, dass ich sogar vor Fremden plötzlich los heule. Ist mir mittlerweile auch egal, sollen die doch denken, was sie wollen. Ich bin mir sicher, meine Mama hätte niemals gewollt, dass ich mich mit ihrem Photo auf's Sofa setze und stundenlang heule, obwohl auch das mache ich. Aber ich gehe auch viel mit meinem Hund raus, habe mir heute sogar eine Jeans gekauft und war mit meinen Nichten Eis essen. Ich frage mich oft, wenn Mama mir jetzt zu schaut, ist es dann für sie in Ordnung ?
    Ja das ist es, denn alles, was mich weitermachen lässt, ist OK. Sie wollte doch immer, dass es ihren Lieben gut geht und daran hat sich nichts geändert.


    Liebe Grüsse
    Kaya

  • Hallo Elke,


    diese Sprüche die das Umfeld dir sagt kenne ich allzu gut. Sie mögen es ja gut meinen, aber oft bewirkt es zumindest bei mir das Gegenteil. Jeder brauch doch seine individuelle Trauerzeit, die soll man einem lassen und einen nicht bedrängen. Meine Tante sagt ständig lass deinen Vater los(hatte ein enges Verhältnis mit Mama) und lebe dein Leben. Aber Papa ist der einzige Elternteil den ich noch habe des weitern habe ich ein eigenes Leben. Es besteht derzeit leider fast nur aus Arbeit, aber so ist es nun mal. Es wird auch mal wieder mehr Freizeit geben. Darauf freu ich mich. Arbeit lenkt zwar ab, jedoch kostet es mich derzeit viel Kraft. Ich vermisse meine Mutter sehr!


    Liebe Grüße


    Eva


    :kerze1: Eine Kerze für unsere verstorbenen Mütter (von uns allen)

  • :kerze3: für die Mütter dazu.


    Ich habe ja auch schon das ein oder andere zu den Reaktionen des Umfelds (besonders der Schwiegermutter... ) geschrieben. Es ist in der Regel ohne Worte, was einem da begegnet. Und ja, vielleicht kann man diese Leute auch verstehen, aber ich bleibe dabei: Wir sind die Trauernden, uns geht es schlecht, und es ist - verdammt noch mal - zu viel verlangt, dass wir uns in unserer Situation auch noch in die anderen hineinversetzen und ihnen Verständnis entgegen bringen!


    Halte dich fern von denen, die dich momentan nicht verstehen, Elke. Ignoriere die Schwätzer mit ihren (vielleicht) gut gemeinten Sprüchen. Das beschissene Schicksal hat uns (zu früh) die Mütter genommen. Wir haben alles Recht der Welt zu trauern - so, wie wir wollen und so lange, wie wir wollen! Wir haben unsere Mütter geliebt, und das Loch, das ihr Tod gerissen hat, ist nicht zu stopfen. Geschweige denn ist daran zu denken, so weiterzumachen wie bisher.


    Ein halbes Jahr hat mich gelehrt, die Spreu vom Weizen zu trennen. Es gibt zum Glück genügend Menschen, die mich verstehen und die mir zur Seite stehen. Was interessieren mich die anderen? Meine Mutter hätte ganz sicher auch ihr Unverständnis geäußert und den Kopf geschüttelt.


    LG Tanja

  • Ihr Lieben,


    danke für Eure tröstenden Worte. Ich denke auch, wie Tanja schreibt, man muss die Spreu vom Weizen trennen. In den letzten Wochen habe ich viel dazu gelernt. Ich glaube, wenn man eine Krise hat, lernt man sein Umfeld doch noch genauer kennen. Das soll jetzt nicht arrogant wirken, aber in der Vergangenheit war ich immer auf Harmonie aus, bin jedem Streit aus dem Weg gegangen und habe immer versucht, das Beste aus allem zu machen. Manchmal meine ich Gutmütigkeit wird auch oft ausgenutzt. Denn jetzt enttäuschen mich die Menschen, von denen ich es am Wenigsten gedacht habe. Meine Ma war auch eine Person, die immer mit allen in Frieden leben wollte. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie jemals Streit mit jemandem hatte. Ich denke, in manchen Situationen war sie schon ein zu guter Mensch. Aber gerade, weil sie für mich so fantastisch war, vermisse ich sie so sehr!!!


    Ines: Das ist schon komisch mit dem Realitätsverlust. Man kann es immer noch nicht glauben. Ich weiß nicht, ob das allen so geht.


    Kommt alle einigermaßen über den Tag. Eigentlich hatte ich gerade gar keine Lust aus dem Bett zu steigen. Ich bin so antriebslos!!!


    LG Elke

  • Hallo Elke,


    das mit der Antriebslosigkeit kommt mir bekannt vor. Den Realitätsverlust hatte und habe ich teilweise noch. Manchmal träume ich von Mama und wenn ich dann wach werde bin erst mal durcheinander bis mir wieder in den Kopf kommt das sie uns verlassen musste :weinen: . Ich stimme dir zu das man bei solchen Schicksalsschlägen sein Umfeld viel besser kennen lernt.


    Liebe Grüße und viel Kraft


    Eva

  • Hallo Eva,


    vielen Dank für die Zeilen. Es ist immer gut, wenn man hört, welche Erfahrungen ihr anderen auch so macht. Ich glaube wirklich, die Leute, die selbst noch nicht so einen Schicksalsschlag erlitten haben, können gar nicht nachvollziehen, wie es in uns aussieht. Das Meiste wird doch so unwichtig, sobald ein geliebter Mensch stirbt. Zur zeit fällt mir auch ganz extrem auf, über welche Nichtigkeiten sich manche Leute aufregen, kaum zu glauben. Wir haben einen relativ großen Freundeskreis, aber ich denke, wer mir jetzt nicht zur Seite steht, der muss auch nicht in hoffentlich normaleren Zeiten auftauchen.


    Hoffentlich haben wir alle heute eine ruhige Nacht. Ich habe Angst davor, da ich heute Abend einen heftigen Durchhänger habe mit etlichen Heulattacken.


    Ganz liebe Grüße Elke

  • Hi Elke,


    war heute am Grab meiner Mutter und dort hatte ich auch eine Heulattacke. Es kommt mir manchmal so unreal vor das sie dort unten liegen soll obwohl ich weiß das es so ist. Das mit Nichtigkeiten sehe ich jeden Tag wenn ich hinter der Theke stehe. Wieso haben sie das Brot nicht oder ich bin dran!. Es gibt doch wirklich wichtigeres. Die Durchhänger habe ich regelmäßig und sie werden wohl noch öfter kommen. Müssen wir durch. Lass dich drücken :knuddeln: .


    Ganz liebe Grüße


    Eva

  • Hallo Eva,


    vielen Dank für die Zeilen. Es ist immer gut, wenn man hört, welche Erfahrungen ihr anderen auch so macht. Ich glaube wirklich, die Leute, die selbst noch nicht so einen Schicksalsschlag erlitten haben, können gar nicht nachvollziehen, wie es in uns aussieht. Das Meiste wird doch so unwichtig, sobald ein geliebter Mensch stirbt. Zur zeit fällt mir auch ganz extrem auf, über welche Nichtigkeiten sich manche Leute aufregen, kaum zu glauben. Wir haben einen relativ großen Freundeskreis, aber ich denke, wer mir jetzt nicht zur Seite steht, der muss auch nicht in hoffentlich normaleren Zeiten auftauchen.


    Hoffentlich haben wir alle heute eine ruhige Nacht. Ich habe Angst davor, da ich heute Abend einen heftigen Durchhänger habe mit etlichen Heulattacken.


    Ganz liebe Grüße Elke

  • Hallo Elke,
    ich gebe Tanja sowas von Recht: wir sind die Trauernden. Ich laufe nach 11 Wochen immer noch wie ferngesteuert durch die Gegend und ich nehme an, das ich auch immer noch an soetwas wie Realitätsverlust leide. Ich überhöre die sog. guten Ratschläge einfach. Ja ich will nach 11 Wochen immer noch schwarz tragen und ja mir geht es schlecht. Ich bin nicht bereit, mich meinem Umfeld nur weil die eine andere Auffassung von Trauer haben, anzupassen. Wer mich nach meinem Befinden fragt bekommt zu Antwort : schlecht. Warum soll ich mich verstecken. Uns fragt ja auch niemand na wie war die Nacht oder na wie oft weinst Du alleine in dein Kissen.


    Würden wir nicht trauern wäre es auch nicht richtig. Dann würde es heißen schau mal die Mutter ist verstorben und die rennt lachend durch die Gegend.


    Man kann es seinem Umfeld nie recht machen. Also mache ich es so wie es sich für mich gut anfühlt.


    LG
    Mäusi

  • Hallo Mäusi und alle anderen,


    ja, wir sind nicht diejenigen, die sich dem Umfeld anpassen und verbiegen müssen. Es verstehen uns sowieso nur die Leute, die auch schon einen Schicksalsschlag erlitten haben und wissen, wie groß unser Schmerz ist. Heute war ich auf dem Friedhof zum Gießen. Der Gang dorthin fällt mir immer schwerer. Ich habe momentan sowieso einen totalen Durchhänger und fühle mich richtig krank und schlapp. Wenn ich in den Spiegel schaue, erschrecke ich mich regelrecht. Ich habe schon Angst, dass ich ganz irre werde, da ich nur noch Tag und Nacht an den gesamten Krankenhausaufenthalt denken muss. Bin ich hier zu Hause allein, ist es nicht richtig und ich fühle mich einsam. Sind meine "Männer" (Mann u. Sohn) hier, fühlt es sich auch nicht richtig an, und ich wäre gerne wieder allein. Seid Ihr auch so durcheinander?


    Ich wünsche Euch allen eine ruhige Nacht. Leider schlafe ich ja seit 7 Wochen nicht mehr.


    LG Elke

  • Hallo Elke,
    na ich weiss nicht ob ich es als durcheinander bezeichnen soll. Ich bin ja nun ganz alleine. Familie habe ich nicht mehr. Aber manchmal will ich alleine in meiner Wohnung sein und innerhalb einer halben Stunde verlasse ich sie dann fluchtartig. Wenn ich in Mamas Wohnung muss, zittern mir die Kniee und ich hab Herzrasen. Auf der einen Seite will ich hin, weil es ja mein zweites Zuhause war andereseits will ich manchmal gar nicht mehr hin. Ich komme im Augenblick mit mir selber nicht klar.
    Auf den Friedhof kann ich gehen, weil ich Ihr dort nah sein kann. Ich stehe dann da und rede mit Ihr und Papa.


    Habe heute mal versucht den ganzen Tag alleine, ohne telefonieren und ohne mich mit Freunden zu treffen, zu verbringen.Komischerweise war das so einigermaßen OK. Kann sein, das das nur so ging weil ich den ganzen Tag geackert habe um Ordnung in meine Wohnung zu bringen. Ich bin ja nunmal ganz allein und muss versuchen die Wochenenden irgendwie zu ertragen. Noch habe ich ja zu tun. Aber dann kommt ja die dunkle Jahreszeit und ich hoffe bis dahin schon ein wenig weiter zu sein. Ich kann ja nicht wegrennen.


    Und einsam fühle ich mich sowieso ohne Mama. Ich hadere manchmal mit der Tatsache das wir uns so gut verstanden haben und denke es wäre besser gewesen, nicht so eng zusammen zu sein. Dann denke ich aber wieder wie schön es war und schäme mich für diesen Gedanken. Die Gedanken an das KH versuche ich zu verdrängen. Das Gefühl irre zu werden kenne ich also auch nur zu gut.


    Auch das mit dem Schlafen kenne ich. Gehe meist so gegen 2 Uhr ins Bett, schaue dann noch Fersehen, döse so gegen 5 Uhr ein und stehe so gegen 7 Uhr wieder auf. Aber ich bin auch nicht müde. Warte seit Wochen auf den Tag an dem ich totmüde ins Bett falle und einfach mal nur schlafe aber dieser Tag kam noch nicht .


    LG
    Mäusi

  • Hallo Mäusi,


    ich kann mich mit dem identifizieren was du über das Verhältnis zu deiner Mutter schreibst. Ohne sie ist alles so schwer. Ich hatte auch ein enges Verhältnis zu ihr und habe es sehr genossen. Einige aus meiner Verwandtschaft sagen immer das unser Verhältnis zu eng war ist mir aber egal. Ich liebe sie vom ganzen Herzen und vermisse sie. Die Nächte sind schwierig und oft wache ich alle paar stunden manchmal jede Stunde auf. Ist unterschiedlich wie die Nächte verlaufen. Morgens fühle ich mich dann oft gerädert. Ich hoffe das irgendwann wieder "normale´" Nächte kommen.


    Liebe Grüße


    Eva

  • He Mäusi, warum schämst du dich , wenn du schöne Erinnerungen hast? Die sind doch so wertvoll, die darfst du dir nicht wegnehmen! Oder habe ich dich da falsch verstanden? Für mich sind diese schönen Erinnerungen die "Schatzkiste" aus der ich schöpfe! Und das mit dem Schlafen kenn ich nur zu gut, ich habe jeden Abend ein Problem damit. Jetzt sind Ferien, da ist das morgens o.k.. aber wenn wieder Schule ist????
    Wie war dein Tag ohne Telefon udn Freunde? Ich finde es sehr schwer und Wochenenden auch. Es wird auch jetzt nach 5 Monaten nicht einfacher, ich finde es eher schwieriger.
    Und mit dem Umfeld, ich denke, da sollten wir uns vom Gerede nicht verletzen lassen. Es gibt Verletzungen, mit denen wir leben müssen, aber Gerede kann ich auch mal abperlen lassen. Damit nehme ich den anderen die Macht über mich. Außerdem ist da genug anderes an Gedanken., was mich umtreibt, es sind genug neue Aufgaben zu übernehmen.


    LG dreamingsuse

  • Hallo Ihr Lieben,


    nach einer schlaflosen Nacht bin ich jetzt schon wieder auf denen Beinen, obwohl es ja Sonntag ist. Ich fühle mich total gerädert und frage mich, wie lange mein Körper das so noch mitmacht. Wie ich schon geschrieben hatte, hat meine Familie mich überredet, heute mit zur Ostsee zu fahren. Der Urlaub war schon vor einem halben Jahr gebucht. Am Liebsten würden ich heute morgen wieder alles umwerfen. Es kommt mir wie eine Flucht vor, und ich denke, wenn ich nach Hause komme, haut es mich doppelt um. Ich habe richtige Angst.


    Ja, ich hatte auch so ein enges, liebe- und vertrauensvolle Verhältnis zu meiner Ma. Ich denke auch, deswegen leiden wir jetzt so sehr und vermissen unsere Mütter unendlich. Die Menschen, die dieses Verhältnis nicht so haben, können natürlich dann mit der Trauer besser umgehen. Aber damit möchte man auch nicht tauschen. Im Moment tut es natürlich doppelt weh, und es schmerzt entsetzlich, aber ein anderes Verhältnis hätten wir uns auch nicht gewünscht. Ich beneide diese Töchter nicht, die ein anderes Verhältnis zu ihren Müttern haben.


    Mäusi: Da mein Papa glücklicherweise noch bei uns ist, muss ich in die Wohnung meiner Eltern. Es ist sehr schwer. Alles erinnert an meine Mutter, überall, wo ich hinschaue. Ich möchte mir dann meinen Kummer nicht so anmerken lassen, weil mein Pa natürlich auch trauert. Es ist schwer!!!! Schöne Erinnerungen an früher versuche ich im Moment zu unterdrücken, weil es einfach nur weh tut.


    LG Elke

  • Es kommt mir wie eine Flucht vor, und ich denke, wenn ich nach Hause komme, haut es mich doppelt um.


    Liebe Elke,


    vor Deinen Gefühlen kannst Du eh nicht fliehen. Aber der Ortswechsel wird Dir gut tun. Lass Dir den frischen Wind um die Ohren wehen, genieße das Meer, schmecke das Salz auf den Lippen...Sieh es nicht als zusätzliche Belastung, sondern als Erholung für die Seele. Viele Trauernde können sich das immer nicht vorstellen, nach so kurzer Zeit in den Urlaub zu fahren. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es gut tut. Bin ungefähr ein halbes Jahr nach dem Tod meines Mannes zum ersten Mal wieder in den Winterurlaub gefahren, da hatten mich auch meine Eltern überredet und ich wollte es eigentlich auch partout nicht- aber es hat mir wirklich gut getan. Ich habe auch da viel an ihn gedacht und immer, wenn ich was schönes gesehen habe, habe ich mit ihm gesprochen und es ihm gezeigt. Habe auch überall seinen Namen in den Schnee geschrieben und ich hatte auch ein paar schöne Tannzapfen mitgebracht, die ich ihm dann auf sein Grab gelegt habe. Das mache ich jetzt immer so- von jedem Urlaub bringe ich ihm etwas mit, ein paar schöne Steine, oder ein paar Muscheln vom Meer... Diese Auszeiten sind gut für die Seele, wir tanken dort neue Kräfte, ganz bestimmt. Und außerdem kann man am Meer so wunderbar weinen, aber man kann dort auch mal ganz laut schreien, wenn man es braucht. Und ich finde es auch irgendwie tröstlich, wenn man dann dort sitzt und einfach nur die unendliche Weite des Himmels auf sich wirken lässt...


    Es kann Dir doch gar nichts passieren. Im schlimmsten Fall geht es Dir genau so schlecht wie zu Hause auch, aber vielleicht geht es Dir sogar wirklich etwas besser. Lass Dich einfach darauf ein...


    Natürlich kann es passieren, dass es Dich dann doppelt umhaut, wenn Du wieder nach Hause kommst, das habe ich auch so erlebt. Nach jedem Urlaub bin ich erstmal wieder in ein Trauerloch gefallen. Aber man hat ja dann auch wieder Kraft getankt und kann es besser aushalten. Und deshalb keinen Urlaub mehr machen? Nein, ich denke, das ist der falsche Ansatz. Wir müssen ja irgendwie wieder ins Leben zurückfinden, trotz aller Trauer. Denk Dir einfach, was Deine Mutti gesagt hätte- und sie hätte bestimmt niemals gewollt, dass Du nicht in den Urlaub fährst. Also fahr los und nimm sie mit! Und um hinterher mach Dir jetzt noch keine Gedanken!


    Liebe Grüße


    Kerstin

  • Guten Morgen dreamingsuse,
    nein ich schäme mich für den Gedanken das ich mir gewünscht hätte wir hätten ein nicht so gutes Verhältnis gehabt. Dann würde das alles nicht so weh tun. Ich bin stolz sein auf solche tollen Erinnerungen. Als Schatzkiste kann ich die Erinnerungen noch nicht so recht betrachten, weil die Erinnerungen noch so unendlich weh tun. Mir fällt es ja schon schwer im " unserem Supermarkt " einzukaufen. Ich sehe und höre Sie dort überall. Und diese Liste läßt sich beliebig fortsetzen. Wir waren ständig unterwegs und haben ganz Berlin unsicher gemacht.


    Der Tag ohne Telefon und Freunde war kein guter und kein schlechter Tag. Es war nur eben ein Tag wie ich ihn nicht will. Da ich beschäftigt war ging es so aber was wenn alles erledigt ist ? Und dann kommt ja jetzt auch bald die dunkle Jahreszeit. Ich darf gar nicht daran denken. Ich war immer jemand der es genossen hat auch mal in seiner Wohnung allein zu sein. Ich habe dann für mich gekocht und es mir gemütlich gemacht. Aber ich wusste ja dann Mama geht es auch gut und sie hat es auch gemütlich usw. Und wir konnten ja telefonieren. Das Telefonieren mit Ihr hat mir gestern sehr gefehlt also habe ich so mit Ihr geredet. Heute habe ich wieder keine Lust zu nichts.


    Eva: oh ja den Spruch kenne ich auch. Da kommen so Sachen wie "Euer Verhälnis zueinander war doch nicht normal" oder "das hättet Ihr doch wissen müssen wie schwer es wird wenn einer geht" oder und diesen Spruch hasse ich " Du hättest Dich eben abnabeln müssen ". Ich kann es nicht mehr hören. Offensichtlich ist es in unserer heutigen Geselschaft ein Makel wenn man seine Eltern liebt und viel Zeit mit Ihnen verbringt. Jeder versucht nur sich um sich selbst zu kümmen und für sich das beste rauszuholen. Erlebnisse und Zeit miteinander zu teilen ist offensichtlich in den Augen manch anderer nicht so normal.


    Elke: Ein Freund von mir hat immer gesagt : Flucht ist keine Schande ! Als ich letztes Wochende bei meiner Freundin war, kam mir das auch wie Flucht vor. Ich habe mir ein Passfoto von Mama in die Geldbörse gelegt und hatte Sie so immer bei mir. Versuch bitte den Urlaub anzunehmen. Sieh es als " Auszeit " an. Kerstin hat Recht : im schlimmsten Fall geht es Dir genauso schlecht wie zu Hause. Du hast ja Deine Familie bei Dir. Es kann ja auch besser werden.


    Liebe Grüße an alle
    Mäusi

  • Hallo Mäusi, :knuddeln:


    der Spruch: "du hättest dich abnabeln müssen" bzw. wie meine manche aus meiner Verwandtschaft gerne sagen:" Du musst dein Leben leben und nun erwachsen werden" geht mir total auf die Nerven. Sie sehen nicht das ich ein eigenes Leben habe und derzeit besteht es nun mal zum größten Teil aus meiner Arbeit. Und wenn ich zu Hause bin habe ich noch meinen Vater (wohnt 1 Haus weiter) und meine Katzen. Ich verstehe nicht warum das Umfeld von einem verlangt nach solchen Verlusten wieder soweit normal wie früher zu sein und das manchmal schon nach kurzer Zeit. Es ist nicht mehr wie früher ;( . Aber du hast recht viele sehen ein enges Verhältnis zu den Eltern als nicht normal an. Das ist sehr schade! Hier in diesem Forum fühle ich mich verstanden und das hilft mir sehr!


    Liebe Grüße


    Eva

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!