Alles ist jetzt anders

  • Und doch schaffen wir, jeder für sich, manche miteinader, einen Tag nach dem anderen.
    Ob es gute Tage sind oder schlechte.
    Ob sie mal mehr weh tun oder weniger.
    Ich schaffe das auch alles nicht und das schon seit vielen Jahren nun.


    Du musst, du kannst, ach ja, muss ich, kann ich, will ich.
    Alles was ich weiß - ich bin einfach, von einem Tag zum anderen, heute so, morgen anders, alles neu, alles wie gehabt.


    Wollte ich auf diese Welt, mich hat nie einer gefragt, geht es mir mal gut, dann jaaaaaaaaaaa.
    Und hat mir je einer versprochen, das es mir immer gut gehen wird, ich vor allem bewahrt bleibe?


    Nein!


    Ich bin einfach davon ausgegangen und das war gut so.
    Nun sieht das lange schon anders aus, nun kenne ich Ängste, Leid und Schmerz, eine Menge davon, in vielen Varianten.
    Ich mag das nicht, aber die schönen Zeiten, die werden dadurch noch wertvoller, und ich danke, das sie sein durften.


    Sie waren zu kurz?


    Ja sie sind immer zu kurz, ein Leben ist nie lang genug, egal wie alt einer auch wird.
    Und gerecht, was ist schon gerecht.
    Ich muss da durch?
    Ja muss ich wohl, ich habe ja das, worum ich die anderen betrauere, ich habe noch Leben in mir, es war nie so, das ich nur durch die anderen leben konnte.
    Ins Leben überhaupt, da haben andere mir geholfen und deswegen kann, will und werde ich es nicht wegwerfen, egal wie schwierig es auch immer war, noch werden wird.
    Ich gehe liegen, solange ich aber das aufstehen hinbekomme, werde ich es tun.
    So habe ich es von meinem Sohn erwartet, meine Mama von mir.
    Und genau so lehre ich es meinen anderen Kindern, das ist das Leben.


    Ja so ist das scheiß Leben, das kann ich aber nicht so stehen lassen, es war ja nicht alles scheiße.


    Was mich die Trauer gelehrt hat - alles hat seine Zeit, nutzen wenn es eben geht, wenn ich eben kann.
    Den Rest dazwischen aber gilt es auszuhalten, einfach aushalten, durchstehen egal wie.


    Und doch, alles Scheiße, es kann alles so Scheiße sein, wenn man liegt, andere noch über einen drüber trampeln, keine Kraft da zu sein scheint, dann sollte einen doch lieber sofort der Blitz treffen.
    Dann ist doch nur selbst sterben dürfen schön oder nicht liebe Funny - jep!


    Dann tu ich nur noch was ich muss, vor allem für die anderen, warum auch immer, am Ende aber, da habe ich mir genau damit geholfen zu überleben, hat mir all das Zeit gegeben - bis heute eben, was morgen ist, wer weiß das schon.
    Wenn ich Pech habe dann regnet es und ich habe keinen Schirm dabei.
    Dann scheint die Sonne und ich will die gar nicht, weil ich die, durch meine Tränen nicht sehen, durch meinen Schmerz nicht fühlen kann.


    Böses Funny, wie immer, aber wisst ihr was, anders kann ich nicht, das alles hat mich überleben lassen, wieder und wieder und wieder.

  • und wieder ist Zeit vergangen - nun sind es schon über 18 Monate.


    Ja, es ist besser, anders geworden. Die Trauer hat gewisse Plätze, ein Territorium erhalten. Hier hat sie die Hoheitsrechte, hier darf sie uneingeschränkt sein, wird nicht hinterfragt und schon gar nicht unterdrückt oder bekämpft. Und ein Jeder, der es wissen will, dem wird meine Trauer nicht vorenthalten. Ja, auch nach 18 Monaten trauere ich noch um meinen Liebsten. So ist das nun mal!


    Um mich herum richte ich mich ein, steuere in eine Richtung, die mir passabel erscheint. Und die Trauer lässt das alles zu, haut mir nicht mehr die Füße weg, hat mich nicht mehr im Würgegriff. Obwohl jetzt wieder diese dunkle Jahreszeit ist, bleibt der Hoffnungsschimmer am Horizont sichtbar. Ich wache am Morgen auf und kann durchatmen und gehe (meistens) entspannt zu Bett, ohne Ängste, ohne Herzweh. Darüber bin ich heilfroh.


    Auch wenn vielleicht irgendwann wieder Schritte zurück anstehen können, habe ich das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein, der keine Flucht ist. Dieser Weg ist nicht schlecht, weil ich mir nichts vormache, nichts beschönige, aber auch nicht regungslos irgendwo verharre, sondern Schritt für Schritt gehe - ganz vorsichtig oft, aber ich gehe.


    AL Frieda


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    "Wir können der Tatsache nicht ausweichen,
    dass jede einzelne Handlung, die wir tun,
    ihre Auswirkung auf das Ganze hat."


    Albert Einstein

  • Liebe Jenny,


    ich wünsche dir, dass du in einem Jahr sehr viel weiter bist als ich jetzt, denn ich hadere ja immer noch und falle zurück in schlimme Trauerzustände. Das liest sich hier nur so durchlässig.


    Aber ich freue mich, wenn meine Zeilen etwas Mut verbreiten. Das ist wirklich schön!


    Alles Liebe Frieda


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    "Wir können der Tatsache nicht ausweichen,
    dass jede einzelne Handlung, die wir tun,
    ihre Auswirkung auf das Ganze hat."


    Albert Einstein

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