Der Schmerz ist nicht auszuhalten...

  • ...ja die Arbeit lenkt ab, gibt dem Tag Struktur, verlangt dass die Gedanken nicht immer nur auf den Schmerz, den Verlust fokussiert sind, es geht nicht weg davon, es ist immer da, aber es beherrscht auf der Arbeit nicht alles an Raum und Zeit...Aber 100% einsatzfähig ist man keineswegs und nicht jede Arbeit ist geeignet und nicht jeder Arbeitgeber kann das tolerieren. Ich habe Gott sei dank das Glück, dass ich meine Zeit frei einteilen kann und mein Chef und meine Kollegen Verständnis für meine Situation haben...
    Trotzdem habe ich mich in den ganzen Wochen nach der Beerdigung gefragt ob es der richtige Weg ist gleich zu arbeiten, ich weiß es bis jetzt nicht...
    Aber in den zwei Wochen Urlaub die ich jetzt hatte merke ich, dass die Trauer, der Schmerz und die Tränen ein weiteres Mal an Fahrt aufgenommen haben. Heißt das, dass durch die Arbeit verdrängt wurde?
    Alles Fragen die jeder für sich beantworten und herausfinden muss.
    Es braucht unendlich viel Geduld, die wir vor allem mit uns selbst haben müssen, egal wie unterschiedlich unsere Gefühle jeden Tag sind, egal wie wir die Zeit durchleben, alles ist richtig, jeder und jede in seiner/ihrer Zeit....egal was andere erwarten, sagen, empfehlen, raten....
    Ich wünsche uns allen, dass wir gut durch diese schwere Zeit kommen und es uns irgendwann, egal wann das sein wird gelingt ein wenig nach vorne zu schauen und der Schmerz irgendwann erträglicher wird und nicht alles an Kraft und Energie beansprucht um Tag für Tag zu überstehen.

  • Danke Ihr Lieben für die Erfahrungsberichte, wie es bei euch war.
    Ich werde es sicher in 2 Wochen versuchen mit einer Wiedereingliederung.
    Mein Chef kommt mich auch nächste Woche besuchen.
    Das werde ich mal mit ihm darüber sprechen, wenn er nicht ganz zu sauer ist, weil ich so lange zu Hause war.

  • Ich kann dem allen nur bei Pflichten....auch ich bin am Liebsten an der Arbeit....dort muss ich funktionieren wie auch zu Hause nur funktionieren, allerdings habe ich an der Arbeit keine Zeit so viel nach zu denken und das lenkt zumindest kurzzeitig ab.
    Deshalb finde ich auch den Feierabend oder das blosse nach Hause, in die leere Wohnung kommen, so furchtbar. Einsame Wochenenden sind schrecklich.....viel zeit zum Nachdenken, Grübeln und Heulen......
    Aber wahrscheinlich habt ihr alle Recht....wir brauchen Zeit...viel Zeit ...
    In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen möglichst Tränenfreien oder zumindest nur ein paar wenige Tränen am Restsonntag....und das von irgendwo da oben uns genügend Kraft geschickt wird, damit weiter um zu gehen und nicht daran kaputt zu gehen.
    LG Steffi

  • Ja das mach ich. Warum habe ich so viel Angst. Keiner meiner Arbeitskolleginnen haben sich
    ich dieser langen Zeit auch nur einmal bei mir gemeldet.
    Hatte immer gedacht wir haben auch ein klein wenig ein freundschaftliches Verhältnis.
    Ich weis gar nicht ich denen am ersten Tag sagen soll...

  • @Petel...denke auch deine Kolleginnen wissen einfach nicht was sie sagen sollen, wahrscheinlich haben sie schon oft an dich gedacht und wollten sich melden, dann hat sie der Mut verlassen und die Zeit vergeht und es wird immer schwieriger den ersten Schritt zu machen...
    mach dich nicht verrückt, lass alles auf dich zu kommen und dein Chef hat bestimmt Verständnis, sonst würde er dich doch nicht besuchen...
    ich wünsche dir alles gute für das Gespräch mit ihm
    glg
    Judith

  • Ja das mach ich. Warum habe ich so viel Angst. Keiner meiner Arbeitskolleginnen haben sich
    ich dieser langen Zeit auch nur einmal bei mir gemeldet.
    Hatte immer gedacht wir haben auch ein klein wenig ein freundschaftliches Verhältnis.
    Ich weis gar nicht ich denen am ersten Tag sagen soll...


    Also eine Kondolenzkarte hätten sie dir schon zumindest schicken können, das finde ich schon ziemlich schwach, wenn sie das nicht getan haben. Dann wüsstest du nämlich jetzt auch, was du sagen kannst - dich einfach erst mal für die Karte bedanken ... Ehrlich, das würde mich auch frustrieren ...
    Vielleicht hast du ja Glück, und es steht wenigstens etwas auf deinem Schreibtisch, wenn du kommst .. Mein Gott, das ist doch wirklich das Mindeste, was man in einem Betrieb tun kann, wenn man vom Trauerfall eines Kollegen, einer Kollegin erfährt.


    Na ja, vielleicht gibt es auch einfach nur einen Händedruck und "Herzliches Beileid" und dann so tun, als wäre weiter nichts gewesen - schade, wenn das alles ist, aber kannst du dann eben auch nichts machen, wenn die Leute so drauf sind ...

  • Danke euch für die lieben Worte.
    Mein Chef hat ja nicht wirklich was mit meinen Arbeitskollegen zu tun.
    Ich finde es nett , das er kommt. Er war auch zur Beerdigung dabei und auch
    noch 2 andere Chefs(davon habe ich Viele).
    Das liegt aber daran, das sie meinen Mann sehr gut kannten.
    Er hat vor vielen Jahren da gearbeitet. Und auch zum Schluß in seiner alten
    Firma war er oft bei uns um den Schlamm abzusaugen.
    Deshalb kennen ihn alle. Und er wurde sehr geschätzt.
    Nein es geht mir speziell um Arbeitskolleginnen , die mit mir auf einer
    Stufe stehen...
    An dem schlimmen Mittwoch, wo es meinem Mann so schlecht ging und die
    Sanis ihn nicht mit ins Krankenhaus genommen haben, habe ich immer
    wieder mit meiner Arbeitskollegin telefoniert und sie auf dem Laufenden
    gehalten. Das habe ich getan um mich zu rechtfertigen, das ich nicht zur
    Arbeit kommen kann.
    Ich war ja auch den ganzen Tag sehr ratlos , was ich machen soll.
    Das habe ich ihr alles gesagt.
    Ich habe den Verdacht, das sie mir übel nimmt, das ich die Sanis einfach ohne
    Untersuchung hab gehen lassen und sie mir die Schuld gibt.
    Vielleicht Spinne ich mir das auch nur zusammen...
    Ihr wist ja , der Wollknäuel ist immer noch in meinem Kopf.
    Aber ich werde morgen meinen Chef fragen, Vielleicht kennt er die
    Antwort.

  • Liebe Petel,
    in unserer "Firma" sind fast alle Außen-/Geschäftskontakte über meinen Mann gelaufen - ich war so mehr im "Background" tätig, habe mich um die Finanzen/Steuern gekümmert.
    Es ist jetzt 16 Wochen her dass mein Mann starb und wenn ich jetzt einen Geschäftskontakt anrufen "muss" dann kriege ich oft eine gestammelte Entschuldigung die meist los geht mit "ich weiß gar nicht was ich sagen soll deshalb habe ich mich noch nicht bei dir gemeldet....."
    Das scheint ja wohl vielen Menschen so zu gehen. Sicher auch um die eigene Betroffenheit zu kaschieren.
    Insofern - ruhig, Brauner, ruhig - warte ab was Dir Dein Chef dazu morgen sagen kann.
    Auf keinen Fall glaube ich dass Deine Arbeitskollegin DIr die Schuld gibt an dem was passiert ist - da ist nur das doofe Wollknäuel dran schuld...
    Ich bin in Gedanken bei Dir. Chefs sind auch für das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter zuständig....


    Liebe Grüße
    Franzi

    .......................................


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  • Danke Franzi,
    ich warte ab und werde berichten.
    Habe mir fest vorgenommen das auch anzusprechen.
    ich fange an ab 1.6. pro Tag 2 Std. zu arbeiten. Wiedereingliedung ...
    Meine Therapeutin findet das zu früh, deswegen geht es etwas vorsichtig voran.
    Ich denke die 2 Std. werde ich überstehen.

  • Petel, probier es aus, wenn es nicht geht dann warte noch mit der Wiedereingliederung, aber dann hast du es versucht.
    Ich persönlich finde das sehr gut - entspricht aber auch meinem Naturell, anpacken und probieren... du wirst sehen es wird Dir gut tun. Und keine Angst vor den Kollegen, die haben eher Angst vor Dir weil sie vermutlich nicht wissen wie sie Dir begegnen sollen und deshalb unsicher sind.
    Du schaffst das.
    Ich drück Dich.
    :knuddeln:
    Franzi

    .......................................


    - Aufgeben ist keine Option -

  • Hallo Petel,
    meine Kollegen haben mir auch nichts nach Hause geschickt, haben aber ein kleines Körbchen für mich gehabt, als ich meinen ersten Tag hatte. Mit einer Karte, eine Kerze, ein Buch und etwas Süßes. Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich. Eine sehr junge Kollegin hat zum Beispiel gar nichts gesagt, kam dann aber einige Tage später zu mir und war ganz ehrlich zu mir. Sie sagte, sie sei so unsicher, weil sie noch nie in so einer Situation war und sie wisse nicht, was sie sagen soll, sie würde mich aber gern umarmen. Das fand ich so toll von ihr, weil es einfach ehrlich war.
    Mit deinen Kollegen wird es sicher ähnlich sein, wie jemand schon schrieb. Wenn der erste Moment verpasst ist, wird es schwierig, noch den Bogen zu bekommen. Alternativ könntest du dich sonst vielleicht bei deiner liebsten Kollegin melden und fragen, wie es bei der Arbeit so läuft? Dann könntest du ja mal die Fühler ausstrecken, wenn es dich so sehr beschäftigt.
    Ich finde es toll, dass du eine Wiedereingliederung machst, die deine Therapeutin auch begleitet. Dann kannst du dich ja mit ihr auch immer über deine Sorgen austauschen.
    Alles Liebe!
    Meri

  • Hallo Ihr Lieben,
    danke für die Lieben Worte.
    Ja ihr habt recht, die Kolleginnen wissen nicht was sie mir sagen sollen.
    Hatte gestern darüber ein Gespräch mit meinem Chef.
    Der hat mir das bestätigt.
    Nicht desto trotz wird der 1. Tag sicher sehr hart werden.
    Aber da muß ich durch.
    Irgendwann muß es doch wieder einmal vorwärts statt rückwärts gehen.
    Das ewige Grübeln zu Hause und das viele Denken, was mich auch nicht weiter
    bringt ist auch nicht so schön.

  • Hallo Petel.
    Das finde ich die richtige Einstellung. Respekt. So kann man neu beginnen. Und Du wirst sehen, es geht Dir dann auch bald wieder etwas besser. Ich wünsche Dir Kraft. Lass Dir Zeit. Einen Schritt vor den Anderen.
    Lg Franky

  • Danke Franky
    und wenn ich euch sage, eine Arbeitskollegin hat sich heute sogar schon
    gemeldet und hat mir geschrieben, das sie sich sehr freut, wenn ich wieder
    da bin.
    Das hat mich sehr gefreut.
    Habe heute auch versucht wieder etwas auszumisten...
    Aber ich weine und weine , es geht nur sehr langsam voran.
    Es sticht mir immer so in das Herz. Ich kann einfach nicht verstehen, das
    alles vorbei ist und ich alleine zurück bleibe.
    ich glaube das Gehirn ist nicht dazu gemacht, das zu verstehen und zu
    begreifen.
    Es geht einfach nicht...

  • hallo Petel,
    Du musst auch nicht zu ungeduldig mit Dir selber sein, es ist ja wirklich noch nicht viel Zeit vergangen.
    Ich finde es schon verdammt mutig von Dir wieder arbeiten zu wollen.
    Wie Franky schon sagt, einen Schritt nach dem anderen, ich drücke Dir feste die Daumen.
    Und von der Kollegin finde ich es sehr nett sich gemeldet zu haben. Viele wissen wirklich nicht wie sie mit
    Trauernden umgehen sollen und denken immer sie können sich auch noch "morgen" melden. Irgendwann ist
    dann eine Zeit vergangen und dann trauen sie sich nicht mehr. Nicht jeder meint es böse.


    LG
    Sabine

  • Liebe petel,
    ich finde es schön das sich deine Kollegin gemeldet hat.
    Ich kann dir nur sagen wie es bei mir war.
    Der erste Tag war schrecklich. Erst mit dem Chef gesprochen und dann sind noch soviele zu mir gekommen. Gearbeitet habe ich nix. Der zweite Tag war ruhiger. Aber immer noch schlimm. Aber dann ging es aufwärts und heute ist es bei mir so, das ich keinen Feierabend will und kein Wochenende. Den auf der Arbeit ist alles wie immer. Manchmal noch die Blicke von anderen die nicht zu mir gekommen sind , weil sie aber auch nicht wissen wie sie reagieren sollen. Oder die Gespräche das sie in Urlaub fahren, dass tut weh. Aber ich kann es ihnen ja nicht verbieten.


    Ich wünsche dir viel kraft und das es ein wenig so ist wie bei mir. Ich fühle mich dort im Moment am besten.

  • Hallo Petel,
    du wirst sehen wenn du die ersten Tage bei der Arbeit hinter dir hast fühlst du dich erleichtert wieder einen Schritt in Richtung Leben gemacht zu haben. Ich kann so gut verstehen wie schwer es für dich ist, dieser Anfang. Mir ging es ja genau so und ich habe nach 6 Wochen auch erst Mal mit reduzierter Arbeitszeit begonnen. Aber du wirst sehen wenn dein Leben wieder etwas Struktur hat gibt es immer ein paar Stunden in der die Trauer etwas im Hintergrund bleibt. Wünsche dir einen guten Anfang.
    Roland

  • Hallo Petel
    Ich kann meinen Vorschreibern nur in jeder Hinsicht Recht geben. Ich war 3 Wochen zuhause. Eine grausame Zeit. Die Erinnerungen .... die Trauer ... die Einsamkeit ... der Verlust. Bin abends heulend eingeschlafen und mit ersten Tränen wieder aufgewacht. Täglich geweint. Ich hatte Angst wieder arbeiten zu gehen und die Befürchtung das alles nie ein Ende nimmt. Ich habe mich überwunden und es versucht.
    Die ersten Tage waren schlimm. Jeder fragte wie es meiner Frau geht. Ich musste die letzten Wochen erzählen, weil die Kollegen nur wussten das ich krank war. Ich habe dann nur gesagt, dass meine Frau gestorben ist, dass ich bei ihr war und sie in meinen Armen eingeschlafen ist. Fertig. Nach dem 3. Tag wurde es dann ruhiger. Ich musste mich auf das Fahren konzentrieren und dann war auch schon wieder Wochenende. Dann habe ich meine Frau besucht und alles ging wieder los. Die 2. Woche ging schon etwas besser. Und so ging es Schritt für Schritt immer besser. Ich habe mich verändert. Bin ruhiger, besonnener und in mich gekehrter. Jetzt nach 8 Wochen behandeln mich alle Leute wieder normal. Keiner fragt mehr, nur wie es mir geht. Ich sage dann nur: Muss ja irgendwie.
    Die Trauerdepression bleibt. Jeder Tag geht irgendwie rum und ich kann Dir von mir sagen: überall ist es leichter als zuhause.
    Mein Sohn hat jetzt schon das Meiste aus meinem Blickfeld genommen. Ich muss ihre Sachen noch aus dem Pflegeheim holen. Keine Chance. Alleine die Vorstellung macht mich verrückt.
    Jetzt habe ich vor 14 Tagen ihr Grab eingefasst und bepflanzt. Es fiel mir sehr viel Leichter als gedacht.


    Petel: Du musst Dir Zeit geben. Du musst lernen, dass nichts mehr so ist und auch nie mehr wird wie es war. Es wird anders und Du musst das für Dich persönlich zulassen, akzeptieren und einen Weg finden, wie Du dein Leben neu gestalten kannst . Aber Du musst es wollen und Dich durchbeissen. Aber Du wirst sehen, dass Du von dem Strom des Alltages mitgerissen wirst. Langsam anfangen. Keine Pläne für den nächsten Tag oder das Wochenende machen, denn Du weist nicht wie Du dich morgen fühlst. Es wird Tage geben da geht es schwerer. Auch das musst Du zulassen. Die Trauer bleibt, nur die Abstände werden länger. Aus Stunden werden Tage und aus Tagen Wochen. Aber sei Dir bewusst, dass es auch schlechte Tage gibt. Ich sage dann immer: heute gehts mir nicht so gut. Dann ziehe ich mich zurück und weine auch wieder. Aber es wird immer etwas besser gehen. Du musst es nur wollen.
    Und wenn es zu schlimm am Abend wird: geh raus, geh spazieren oder was Essen. Aber für ein paar Stunden raus, nicht hocken und die Tränen aussitzen. Das hilft.
    Aber jeder Tag kostet Kraft und Willen. So war es und ist es noch bei mir.
    Viel viel Kraft und Glück lg Franky

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