meinen Vater :-(

  • Im Mai 2018 erhielt mein Vater (den ich über alles liebte und liebe) die Diagnose, unheilbarer Leberkrebs anfang Endstadium. Prognose 2-6 Monate. Nocheinmal Weihnachten (Weihnachten war ihm sehr wichtig) erleben, eher unwahrscheinlich.


    Seit dieser Diagnose, war für mich kein Tag mehr wie jeder andere.
    Man muss wissen, mein Vater war eine sehr starke Persönlichkeit, der alles für die Familie tat und immer da war wenn man ihn brauchte.
    Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, entwickelte er eine „jetzt erst recht“ Mentalität. Es war unfassbar erstaunlich was für Lebenswillen und was für Kräfte ein Mensch entwickeln kann.
    Seine Einstellung brachte ihm viele weitere Monate voller Lebensfreude, nochmaliger Urlaub mit meiner Mutter, und nicht nur ein weiteres Weihnachten (2018), Nein sondern auch noch ein zweites (2019), wenn auch schon schwer gezeichnet. Wi
    Er nahm nocheinmal alle Kraft zusammen am 27.12.2019 wohnte er nochmal der großen Familienfeier bei.
    Ich besuchte meine Eltern in dieser Zeit beinahe täglich, auch wenn mein Vater kaum mehr in der Lage war länger als 1 stunde wach zu bleibn. Der Krebs hatte mittlerweile alle Organe befallen. Ich verabschiedete mich wie immer, im glauben ihn noch mehrmals zu sehen.
    Am 06.01.2020 um 05:15 erhielt ich einen Anruf von meiner Mutter, ich sollte schnellsten ins Klinikum kommen, es gibt massive Probleme.
    Dort angekommen, wurde ich vorgewarnt. Mein Vater war komplett sediert, da seine Lunge punktiert wurde, und sie zu versagen drohte.


    Weiter Derails erspare ich, um 06:30 war der letzte Atemzug, im Beisein meiner Mutter und mir gekommen. Der Krebs hatte gesiegt.


    seit jenem 06.01 waren wir mit Beerdigung (20.1) organisieren, Dokumente verschickn, Notar usw usw beschäftigt


    Heute ist der 27.03.2020, es ist mittlerweile 04:47 Uhr früh morgens.


    Obwohl wir seit 1,5 Jahren wussten, was passieren wird und uns vorbereiten konnten, scheint es , das mir selbst dieses Wissen überhaupt nicht geholfen hat. Es ist immer noch, als wäre es gestern oder vorgestern gewesen. Viele Tränen, zahlreiche Gedanken, schlaflose Nächte sind fast täglich immer noch vorhanden. Und die aktuelle Situation in der Welt, macht es nicht gerade besser.
    Ich schließe die Augen, und bin wieder im Krankenhaus, im genau selben Zimmer, in genau diesen Momenten. Ich bilde mir sogar ein, den Geruch wahrzunehmen.... Es lässt mich einfach nicht los. Ich fürchte mich mittlerweile zu Bett zu gehen. Schlaftabletten helfen zu schlafen, machen mich beim Aufwachen aber total schwindelig.


    Gott... Ich war seit der Beerdigung, erst einmal am Grab. Ich klappte fast zusammen, und erlitt einen extremen Heulanfall. Ich habe Angst zu schlafen, meinen Vater zu besuchen....


    Ich gebe meiner Mutter halt, bin für sie da, und doch komm ich nicht darüber hinweg, das ich mich nicht ordentlich verabschieden konnte, das er es auch mitbekommt. Ich komme nicht darüber hinweg, das er die Sachen die er in seinen letzten Stunden erleben und erleiden musste, einfach nicht verdient hatte... Ich wünschte mir so sehr, wenn es soweit ist, das er friedlich einschläft. Das war im nicht vergönnt, und macht mich komplett fertig... Auch heute noch... und auch jetzt um 05:00 uhr....


    Tut mir leid, falls das hier vielleicht das falsche forum oder die falsche rubrik ist. Aber das musste ich mir alles einmal von der Seele schreiben.

  • hallo Oodenson,
    auch von mir mein Beileid zu Eurem Verlust. Mein Papa hatte Demenz, kannte mich schon lange nicht mehr und ich konnte mich in dem Sinne auch nicht von ihm verabschieden. Er war auch so ein Mensch wie Deiner, immer helfen, nie jemandem zur Last fallen.
    Und genauso ist er gestorben, nachts, still und heimlich. Ich bin der festen Überzeugung er wollte es so.
    Ich konnte die erste Zeit auch nicht auf den Friedhof gehen, es ist jetzt im April 2 Jahre her, heute bin ich froh wenn ich hinkann,
    ich wohne weiter weg.


    ich hoffe für Dich das Du jemanden zum Reden hast, für mich war das ganz wichtig und hat mir sehr geholfen (ich habe noch eine
    Schwester). Fotos z.B. konnte ich erst auch nicht angucken, heute freeue ich mich über die schönen Sachen die wir gemacht haben
    und die vielen Erinnerungen.


    alles Liebe
    Sabine

  • heute ist wieder eine dieser nächte... ich schließe die Augen, bilde mir ein, den Duft des Krankenhauses wahrzunehmen... Ich befinde mich wieder im Zimmer, mit meiner Mutter, und meinem sterbenden Vater.
    Tränen schießen wieder aus den Augen... der Schmerz in mir ist unerträglich.
    An Schlaf ist nicht zu denken.


    Wieder einmal ist es 03:50 Uhr, ich liege im Bett. Der Polster durchtränkt mit meinen Tränen. Schmerz überwiegt der Müdigkeit, und ich schreibe ohne nachzudenken diese Zeilen. Warum? Keine Ahnung... vielleicht hilft es mir meinen Kummer hier abzuladen, mich zu befreien. Gedanken für den Moment wegzugeben, und vielleicht doch irgendwie dadurch Schlaf zu finden.


    Immernoch hab ich es nicht geschafft zum Friedhof zu fahren. Auch wenn in Ö eine quasi Ausgangssperre vorherrscht.... so hab ichs mir trotzdem vorgenommen hinzufahren... Vielleicht auch in der Hoffnung meine Mutter dort anzutreffen und endlich wieder zu sehen....

  • Zu den unmöglichten Zeiten, wie ich das gehasst habe, noch immer hasse, wenn die Trauer es schafft, alles zu überdecken, einen in den Wahn zu treiben versucht und man Angst bekommt, er könnte es schaffen.
    Die Gedanken die man nicht mehr zu steuern weiß.


    Fühl dich einfach mal fest in den Arm genommen, wenn auch nur virtuell, was bleibt uns als einfach da zu sein, zu sagen, hey ich weiß.
    Wenn es der richtige Moment ist, dann wirst du es auch zum Friedhof schaffen, setz dich nicht unter Druck.


    Mit einer lieben Umärmelung,
    Funny.

  • Liebe Oodenson,


    es tut mir leid, dass dein Vater gehen musste. Ich lese deine Zeilen und weiß genau, wie du dich fühlst. Man kann sich auf diesen Moment nie vorbereiten und auch wenn man weiß, dass unsere Zeit hier auf Erden endlich ist und wir irgendwann gehen müssen bzw. einen lieben Menschen gehen lassen müssen, macht es alles nicht einfacher. Ich könnte dir hier so viel schreiben, wie es mir ging und geht und dass es so viele Parallelen zu allem gibt, was du hier schreibst, aber das möchte ich nicht, denn du leidest wegen deines Verlustes und dein Herz ist eh schon schwer genug.


    Daher möchte ich dir auf diesem Weg ganz viel Kraft wünschen, schicke dir einen festen Drücker und wenn du magst, darfst du mir gerne schreiben.


    Alles Liebe
    m-m-chen

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