Alle glauben, es geht mir gut

  • Ja, alle glauben sie wohl, dass es mir gut geht. Sie lacht ja immer, ist immer fröhlich, hilfsbereit...eigentlich wie früher.... einen Scheißdreck bin ich...auch nach 1,8 Jahren habe ich es noch nicht begriffen.....er kommt nicht mehr zurück....aus heiterem Himmel überkommt mich diese Panik, dieses Alleinsein.....WARUM? Warum ist nicht alles anders gelaufen? Warum wird man aus so einem glücklichen Leben gerissen? Ich finde keine Antwort...Und so versuche ich jeden Tag es einfach anzunehmen...Was bleibt mir anderes ? Da sind die Kinder, die Enkel, die Freunde....aber all das entschädigt mich nicht, für das, was mir wirklich fehlt...mein Partner, mein Freund, meine Liebe, mein Seelenverwandter....der mich in den Arm nahm, wenn es mir nicht gut ging, der mich aufbaute, der mir Liebe schenkte und mir jeden Tag zeigte, wie schön es ist, geliebt zu werden. Ich vermisse dich unendlich.....ich bin nur noch halb....dankbar für 38 wunderschöne Jahre...aber ich hätte so gerne noch mindestens 30 Jahre mit dir gehabt....so, wie wir es uns erträumt hatten..uralt unter unserer Trauerweide auf der Bank, rückblickend auf ein schönes Leben....jetzt schaffe ich es nicht, mich dort hinzusetzen, denn du fehlst......

  • Liebe Ina,
    mein Lachen hab ich noch nicht wieder gefunden. Was mir sehr weh tut ist, das mein Schatz mit keinem Wort mehr irgendwie erwähnt wird.
    Trotzdem spreche ich hin und wieder bei Gesprächen seinen Namen aus. Dann ist Schweigen und schiefe Blicke. Neulich fragte mich eine Freundin, wann die Trauer mal vorbei ist!?? Meine Tochter meinte, das ist eine dumme Frage. Die Trauer wird so lange dauern, solange der Mensch tot ist....
    Am Samstag sind wir auf eine goldene Hochzeit eingeladen, meine Onkel und Tante. Alles ältere Pärchen dort. Ich sagte, es fällt mir schwer, alleine ohne meinen Schatz mit euch zu feiern. Meine Tante meinte, ich hab ja meine Tochter dabei!?
    Ja, einen Scheissdreck verstehen sie!!
    Bald ist der 1. Jahrestag von meiner Mama, so viele letzte Erinnerungen vor einem Jahr. Mit Mama konnte ich meine Trauer teilen.
    Wieder ein Sommer vorbei, der 2. ohne meinen Schatz, der 1. ohne Mama....
    Das Leben ist unfair...

  • Liebe InaMarianne,
    ich kann mich genau in Deine Lage versetzen.
    Nach aussen hin müssen wir funktionieren, was blaibt uns anderes übrig. Und so denken manche oder die Meisten, wir sind wie früher. Sie bemerken eben nicht, wie es in uns drinnen aussieht.


    Ich habe nun über 28 Monate und 2 Wochen hinter mir, in denen meine Partnerin aus meinem Leben weg ist, weil sie tot ist und das tut unendlich weh...auch nach dieser Zeit.
    Ich habe heute viel Gartenarbeit gehabt und eigentlichsoll Arbeit ablenken, bei mir da hat es nicht geholfen, war in Gedanken wie immer bei meiner lieben Verstorbenen.


    Aushalten tue ich es nur auf dem Friedhof, weiis nicht, wie Du darüber denkst ?


    Ich wünsche Dir, so wie uns Allen, dass es einmal besser wird.
    Liebe Grüsse
    Matthias

  • Liebe Eva, die Frage deiner Freundin finde ich auch unangemessen. Aber sie weiß es nicht besser. Sie können es alle nicht nachvollziehen. Konnten wir das vor unserem Verlust? Sie sind alle so mit ihrem Leben beschäftigt, denken es geht ewig so weiter. Das dachten wir doch auch, bis diese Scheiß Krankheit alles kaputt gemacht hat. Deshalb ärgere dich nicht über solche Bemerkungen. Das du nicht über deinen Schatz reden kannst, finde ich schlimm. Ich habe von Anfang an allen gesagt, dass ich nicht möchte, dass es vermieden wird , seinen Namen zu nennen. Er ist immer noch bei uns, wenn auch anders. Und wir reden viel über das was war, oder wäre, wenn......
    Doch ich kann lachen, bin auch fröhlich auf der Arbeit oder bei den Kindern. Mein Bruder wurde vor 3 Wochen 60 Jahre alt und es gab eine große Feier. Ich hab die ganze Nacht getanzt, immer mit Hasi im Herzen. Ich bemühe mich schon so zu sein, wie ich halt bin. Ich merke auch, dass es meinem Gegenüber damit besser geht und sie aufgeschlossener mir gegenüber sind. Viele sind ja doch gehemmt. Und die, die blöde Bemerkungen machen , von wegen : "Ach, der geht´s ja wieder gut...", die können mich eh mal. Das Schlimme ist nur dieses Alleinsein am Abend und diese verdammte Sehnsucht. Und immer wieder: WARUM?

  • Liebe Ina,ich verstehe dich so gut.Nichts ist mehr wie vorher.Ich kann meine Wohnung kaum betreten,ohne einen Knoten im Magen.Auch meine Bekannten sind irritiert,daß ich meine Wohnung am liebsten schnell wieder verlasse.In jeder Ecke Erinnerungen an eine Zeit,die so anders war. Es sind jetzt 12 Wochen vergangen und der Schmerz ist unerträglich.Morgens ist es am schlimmsten.Ich fühle mich hilflos und ohne Hoffnung auf eine bessere Zeit.Es hilft,sich seinen Schmerz von der Seele zu schreiben. Jeder Tag ist eine neue Herausforderung.Die Traurigkeit nimmt mir jeden Lebensmut.lg.Buffy

  • Lieber Matthias, wenn ich intensiver drüber nachdenke, geht es mir auch gut. Hatte gestern einfach mal wieder einen schlechten Tag. Ich hätte früher nie gedacht, dass ich ohne meinen Schatz weiterleben könnte. Um so stolzer bin ich auf mich, wie ich alles hinbekomme. Ich habe wieder Freude an vielen Dingen, ich treffe mich mit Freunden, wir gehen essen o.ä. Mir geht es finanziell gut und ich bin gesund. Aber der Prozess , es zu akzeptieren, dass dies alles jetzt ohne meinen Schatz passiert, ist schon sehr schwierig, traurig und kräftezehrend. Es gibt soviele Momente, wo ich in Tränen ausbreche und grübele- manchmal liege ich ganz bewusst auf der Couch rum und denke an unsere gemeinsame Zeit. Das klappt oft ganz gut, manchmal ist es dann auch eine Katastrophe. Aber ich kann nicht den ganzen Tag mit traurigem Gesicht und schwermütigen Gedanken durch die Gegend laufen. Das will ich nicht! Denn egal, wie beschissen ( sorry) uns das Leben mitgespielt hat, wir sind noch da! Und wie sollen unsere Mitmenschen es aushalten, wenn man nur traurig und wehmütig ist. Friedhof ist bei mir immer noch sehr schwierig. Ich weiß, ich bin ihm dort ganz nah, aber genau das zerreißt mich immer. Ich habe dann immer 1000 Bilder im Kopf, die ich eigentlich nicht will.

  • Liebe Buffy, 12 Wochen ...das ist noch so frisch....mein Beileid ( habe ich glaube ich , noch nicht an dich übermittelt). Mit der Wohnung ist das so eine Sache. Am Anfang haben meine Freunde mir angeboten, bei ihnen zu wohnen für einige Zeit. Ich wollte das nicht. Bin ab dem ersten Abend in unser Bett schlafen gegangen. Ich habe 4 Wochen nach dem Tod von meinem Mann, unseren Flur mit Freunden gestrichen. Vollkommen anders. Und ich bin auch jetzt dran alles etwas anders zu gestalten. Erst will man alles so lassen, aber es kommt die Zeit, da muss es anders. Ich wohne in einem großen Haus und oft überfordert es mich und ich möchte alles verkaufen. Aber, ich wohne jetzt mietfrei und der Verstand sagt mir dann, verkaufen kannst du später immer noch. Es ist schon schwer..alles erinnert an den Schatz, der nicht mehr da ist. Ich habe inzwischen auch viele Dinge weggegeben oder entsorgt, aber ich habe im Schlafzimmer noch ein Schrankabteil, wo die besten Sachen von meinem Mann drin hängen. Ich schaffe es nicht, sie auszusortieren. Die Garage hingegen habe ich komplett geräumt.
    Habe Hoffnung auf eine bessere Zeit. Sie wird kommen, aber es dauert...und sie wird anders..Ich schick dir eine Umarmung

  • Hallo Ina,ich mag deine Art zu schreiben.Ich überlege auch in meiner Wohnung etwas zu verände rn.Mit fehlt die Kraft und die Ideen.Meine Gedanken sind nicht mehr geordnet.Unkonzentriert und müde bin ich.Mein Enkelkind lenkt mich oft ab.Aber dann fällt mir wieder ein,daß die kleine Maus auch an Krebs erkrankt ist.Im Moment geht es ihr gut .Und ich hoffe so,daß es so bleibt.Die letzten 2Jahre waren der Horror.Wie soll man bloß damit leben.Mein Mann sagte oft,ich habe mein Leben gelebt,die Kleine noch nicht.Er hätte so gerne sein Enkelkind noch weiter erlebt.Leider war es ihm nicht mehr möglich.Ich hoffe,er beschützt sie da,wo er auch immer ist. Lg.Buffy

  • Liebe InaMarianne,


    es freut mich für Dich, dass Du trotz Deines Verlustes Dein Leben wieder gut hinbekommen hast.
    Ich war gerade wieder auf dem Friedhof und dort hatte ich wieder reichlich Gespräche geführt mit anderen Friedhofsbesuchern, dort treffe ich quasi meine Freunde.
    Das grösste Vergnügen bereitet es mir, wenn ich am Grab stehe und mein Tablet über das Grab halte und Videos mit Dorits Stimme abspiele. So halte ich meine Verstorbenen in der wachen Erinnerung.
    So hat jeder andere Rituale, mit der Trauer umzugehen. Zu Hause da bin ich wieder allein, leider war uns der Kinderwunsch nicht erfüllt worden.
    Ja das Leben es lässt uns keine andere Wahl, alles irgendwie zu meistern. Manchmal da frage ich meine Dorit um Rat, was ich tun soll oder spreche mich mit ihr ab so wie früher und gedanklich da lasse ich sie antworten. Das ersetzt natürlich nicht die körperliche Anwesenheit.
    Nachher da habe ich meine zweiten sozialen Kontakte ausser dem Friedhof, besuche meinen alten Vater im Heim.


    Ich wünsche uns allen das Beste, wie wir die Trauer überstehen sollen.


    Liebe Grüsse
    Matthias

  • Hallo Mathias,auch ich finde mich in meinem neuen Leb
    en nicht zurecht.Gerade im Moment überkommt mich eine tiefe Traurigkeit,die ich nicht in Worte fassen kann. Alles kommt mir sinnlos vor.Zusammenreißen geht nicht.Die sozialen Kontakte spenden auch nicht den notwendigen Trost. Ich weiß nicht wie lange ich das aushalte.Die dunkle Jahreszeit kommt mit Macht und alles ist noch schlimmer.Wieviel kann ein Mensch aushalten.Ich weiß es nicht.Wir werde es wohl aushalten müssen.lg.Buffy

  • Liebe Buffy,


    ich kann Deine Worte gut nachfühlen, haben wir doch wichtige Menschen im Leben durch den Tod verloren. Ich grübele Tag und Nacht darüber, was alles verkehrt gelaufen ist, was ich alles falsch gemacht habe, damit es soweit kommen musste. Jetzt fahre ich wieder zu meinem Vater ins Heim, der 94 Jahre alt ist und dieses Jahr schon soweit war, dass er auf palliativ Station lag, nun wieder im Rollstuhl sitzen kann und nicht nur liegt. Wenn er tot ist, habe ich überhaupt niemand mehr im Leben. Sicher können auch bei mir soziale Kontakte nicht diese Traurigkeit, dieses sinnlose Leben ersetzen, sind es doch immer Fremde, mit denen man in Kontakt kommt.
    Ich habe mich sehr stark mit dem Spiritismus beschäftigt und es hat eine zeitlang wirklich geholfen, aber je länger ich darüber grübele, um so stärker kommen auch bei mkr Zweifel auf, ob unsere liebsten Vorausgegangenen wirklich in einer anderen Dimension noch leben.
    Ich fahre jetzt wieder zu meinem Vater ins Heim, der letzte übriggebliebene Mensch in meinem Leben.
    Ja das frage ich mich auch jeden Tag aus Neue, wie lange hält man das aus. Geduldig warten, bis es mit mir selber zu Ende geht, darauf soll es hinauslaufen.
    Und zwischendurch gehe ich jeden Tag zweimal zum Friedhof, wenigstens das Laub von den Gräbern entfernen und die Fplanzen giesen und dabei mir die Videos aus der schönen Vergangenheit mit meiner lieben Dorit anhören, so vergeht tagein tagaus.


    Liebe Grüsse
    Matthias

  • Liebe Buffy...du wirst es aushalten...egal wie schlimm manche Tage und Momente sind....du solltest nur eines annehmen...ein Leben , wie es vorher war, gibt es nicht mehr...so traurig es auch ist...auch mir fällt es manchmal sehr schwer alles so zu akzeptieren....ich habe viele Momente voller Traurigkeit.....ich war jetzt gerade über 4 Tage mit meiner Tochter zu einem Kurzurlaub in Dresden... es war so wunderschön...wir haben so viel erlebt...und ganz oft habe ich in den Himmel geschaut und gedacht : " Schatzi, siehst du mich? Es geht mir gut. Es wäre noch viel schöner, wenn du bei und wärst, aber das geht nicht.....aber bei allem, was ich tue , bist du bei mir..." Es gibt nur zwei Möglichkeiten.....aufgeben und immer traurig sein, immer dem Gewesenen hinterher zu trauern oder nach vorne schauen und es anzunehmen, dass jetzt eben alles anders ist. Ich habe so viele schöne Gespräche mit meiner Tochter gehabt und immer war mein Schatz darin präsent...Es gibt mir einfach ein gutes Gefühl, dass ich langsam wieder anfange Dinge zu genießen. Ohne ein schlechtes Gewissen zu haben! Natürlich prägt dich jetzt auch die Angst um dein Enkelkind. Ich hoffe, dass alles gut wird. Es ist schon grausam, was man alles stemmen muss. Unser Sohn war mit 13 Jahren auch an einem Hirntumor erkrankt. Gott sei Dank ging alles gut und heute ist er 30 Jahre alt und hat mir auch ein Enkelkind geschenkt, was der Opi leider nicht mehr erleben durfte. Lass dir Zeit! Lass die Trauer zu! In kleinen Schritten.....es wird anders, aber nur, wenn du es zulässt....

  • Liebe Ina,danke für die aufmunternden Worte.Ich wünsche mir,daß die Zeit mir hilft nach vorne zu schauen.Mein körperlicher Zustand ist ziemlich mies.Ich habe so viel an Gewicht verloren.Das schwächt natürlich zusätzlich.Die Psychotherapie bringt mir nicht viel. Mein Sohn ist auch keine große Hilfe.Hat natürlich durch die Krankheit seiner Tochter genug mit sich selbst zutun.Marlene hat einen Wilmstumor ,den man hoffentlich durch die Therapien in den Griff bekommt.Noch mehr Leid wäre kaum zu ertragen.lg.Buffy

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