Komme in meinem Leben so klar wie noch nie zuvor

  • Ihr Lieben,


    "komme in meinem Leben so gut klar wie eigentlich noch nie zuvor".


    Das ist ein Satz, den ich mir kaum erlaube, hier zu schreiben, aber er stimmt. Und ich erlaube ihn mir jetzt, nach über 8 Jahren der Trauer um den Allerliebsten.


    Fast alles würde ich geben, um ihn wieder hier bei mir zu haben. Es wäre die Erfüllung meiner Träume, meiner größten Sehnsucht.


    Und doch (denke, dass das jetzt wirklich ein Thema für die Rubrik "Mein Leben nach der Trauer" ist) ist das Leben für mich so anders geworden, unmittelbarer, direkter, hat ständig und immer mit mir zu tun.


    Ich brauche keine Absprachen mehr zu treffen, egal ob es um Essen, Ausgehen, Garten, Freunde, oder auch um ganz ernste Themen geht. Kann tun und lassen, was ich möchte. Das hatte ich zuletzt als ganz junge Frau. Und tatsächlich habe ich jetzt das Gefühl, wieder "jung" werden zu können in all der "Freiheit", die ich jetzt hab.


    Keine Ahnung, ob das hier überhaupt jemand versteht, schreibe es einfach mal ...


    und wünsche euch einen freundlichen Abend und eine gute Nacht.


    Alles Liebe Frieda


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    "Wir können der Tatsache nicht ausweichen,
    dass jede einzelne Handlung, die wir tun,
    ihre Auswirkung auf das Ganze hat."


    Albert Einstein

  • Wenn man jemanden pflegt, - so, wie ich das tun musste, … dann steckt man immer zurück, weil es auch kaum anders geht. Man entscheidet sich ja dafür, für den Kranken da zu sein. Also muss man auch sich selbst ein Stück weit zurückstellen. … und je länger man sich selbst zurückstellt, … um so mehr übt man das nicht mehr aus, was einen selbst ausmacht … man vergisst beinahe, was man gern machte, bevor man den anderen pflegte und wenn er geht, … dann war man regelrecht in einer Gewohnheit sich selbst zurück zu stellen … und es ist, als hätte man den Faden an sich selbst verloren.


    manchmal sagte ich zu mir: Was soll ich bloß tun, wenn er nicht mehr da ist


    … weil ich wohl gar nicht mehr wusste, was ich tat, als ich noch tun und lassen konnte, was ich wollte.


    ich habe mich ein Stück verloren … und ein großes Stück von mir ging mit ihm, als er ging …
    … deswegen fühle ich mich ein wenig verloren, … obwohl ich nur zu mir selbst zurückfinden muss. Es dauert eben … und vielleicht kann ich auch nie wieder den Faden so anknüpfen, wie ich mir das wünsche … vielleicht wird alles ein wenig anders, … aber anders muss auch nicht schlecht sei.

  • Liebe GiHe,


    ich spüre, es ist noch nicht so lange her .......


    und es ist auch gar nicht schlecht, sich selbst zu verlieren, wenn es um die Liebe zum Nächsten geht, um die Liebe zu dem Menschen, der dir am nächsten ist!


    Ich habe mich gern "verloren" in der Liebe zu ihm und würde es immer und jederzeit wieder sehr gerne tun.


    Nur: wenn der Mensch, den du über alles geliebt und betreut hast, nicht mehr körperlich da ist, dann spürst du ein Vakuum.


    Für mich war dieses Vacuum schrecklich, denn ich wollte es mit keinem anderen Menschen, mit keiner anderen Energie füllen. Das konnte und wollte ich mir nicht vorstellen.


    Kannst du verstehen was ich meine?


    AL Frieda


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    "Wir können der Tatsache nicht ausweichen,
    dass jede einzelne Handlung, die wir tun,
    ihre Auswirkung auf das Ganze hat."


    Albert Einstein

  • Ja … und besonders dieses: Man würde es wieder so tun


    gern heiß diskutiert von meinen Freunden, die eben meinten, ich würde gesundheitlich nun nicht so schlecht dastehen, wie ich es nun tu, wenn ich meinen Mann ins Heim gegeben hätte.


    da sag ich mir: meine Gesundheit ist mir wichtig, - aber ich würde mich genau so wieder entscheiden und ihn pflegen. Ihn pflegen dürfen, war für mich ein Geschenk. … eines, dass eine so große Bedeutung hat, die ich hier im Forum nicht in Worten wiedergeben kann. Die Pflege war schwer - und doch war alles für mich und ihn richtig, genau so, wie es war.

  • Ihr Lieben,


    ja, es ändert sich so einiges mit den Jahren - und sie gehen so schnell vorbei!


    Mittlerweile habe ich viele Menschen "verloren", trauere um Großmutter, Mutter, Vater, viele alte Freunde, Menschen, die mir Vorbild waren sind schon tot, mein alter Chef damals, die liebe Kollegin, oh, da sind viele, viele nicht mehr hier.


    Aber ich bin hier und es geht um mein Leben. Möchte gern hier weiterkommen auf meinem Weg ins Unendliche, manche sagen: ins Ungewisse. Und wie auch immer es sein wird, es ist mein eigener Weg, von dem ich jetzt nicht weiss, wohin er mich führen wird. Ich weiss nur eines ganz genau: ich werde ihn mit aller Kraft, die ich habe, gehen.


    AL Frieda


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    "Wir können der Tatsache nicht ausweichen,
    dass jede einzelne Handlung, die wir tun,
    ihre Auswirkung auf das Ganze hat."


    Albert Einstein

  • Liebe Frieda,wenn ich lese,das du dein Leben ohne deinen Mann in denGriff bekommen hast,macht es mir Mut.
    Ich bin lange noch nicht soweit.
    Das Vermissen ist noch groß und mir fehlt die Orientierung wie es weiter gehen soll.
    Die Ängste haben mich noch voll im Griff.Nach 15 Monaten habe ich noch viele schlechte Tage,die mich immer wieder in ein Loch fallen lassen.


    Ich habe viele soziale Kontakte,aber letzendlich bin ich alleine und das macht mir Angst..
    Mein Selbstwertgefühl ist im Moment nicht groß.
    Deshalb macht es mir Mut wenn ich deine Worte lese.Lg.Buffy

  • Liebe Buffy,


    es braucht Zeit und es braucht Geduld und es braucht Liebe, nämlich Liebe zum Verstorbenen über den Tod hinaus. Ich liebe meinen verstorbenen Mann immernoch und spüre auch seine Liebe, natürlich total anders als zuvor. Ich bete, dass es seiner Seele gut gehen mag, dass er weiterkommt, dass er das Allerbeste erleben kann, das es für ihn gibt. Und auch die Liebe zu mir selbst ist nicht zu unterschätzen. Dass ich es gut mit mir meine und für mich sorge.


    Die erste Zeit war auch bei mir schwer. Ich lief mit meinem Hund weit in die Naturgebiete, weg von den Straßen und weinte und weinte, weinte den Schmerz heraus. Auch ich hatte viele und gute soziale Kontakte und die Menschen um mich herum halfen mir sehr. Doch ohne ihn ......


    Dieses Forum hat mir auch geholfen, ich schrieb und schrieb und las und las und manchmal stieg ich voll in die Negativität ein, wenn z.B. etwas hier im Haus nicht funktionierte und ich keine Ahnung hatte, wie es weitergehen soll, denn er hat das vorher alles gemacht usw. usw.


    All sowas machen wir Trauernden durch. Doch die Trauer ist auch eine Lehrerin, jedenfalls für einige Menschen, die sich dafür interessieren in ihrem Leben zu wachsen und sich nicht total in ihrer Trauer vergraben.


    So geht es immer auf und ab und vor und zurück, aber es geht weiter. Sei glücklich darüber, Menschen um dich herum zu haben und vor allem, dein Leben zu haben.


    Alles Liebe Frieda


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    "Wir können der Tatsache nicht ausweichen,
    dass jede einzelne Handlung, die wir tun,
    ihre Auswirkung auf das Ganze hat."


    Albert Einstein

  • Es ist kalt, sehr kalt.


    Wie schön war so ein kalter Winter mit dir: du hattest Holz aus dem Wald geholt, es vom fahrbaren Sägewerk zerkleinern lassen und dann selbst Hand angelegt, gesägt und es zerhackt. Ich habe es gern aufgestapelt. Zuerst war es ein riesiger Haufen von Holzstücken und dann eine wunderschön aussehende Wand, fertig zum trocknen. Von diesen Wänden hatten wir mehrere. Die ältesten waren zum Heizen gut und du hast sie hereingebracht.


    Nun kaufe ich fertige und bereits getrocknete Holzstücke vom benachbarten Landwirt, schleppe die Teile jeden Tag in den Heizraum und bestücke damit den Holzvergaser für die Zentralheizung.


    Ja, es ist anstrengend, aber ich denke immer dabei: "das hält mich fit und ist gut für die Muskeln" :)


    Aber ich denke auch sehr gern zurück, als mein Leben hier noch so sehr behütet und bereichert war durch dich.


    Nun ist es auch gut, aber anders gut. Und ich bin dankbar dafür.


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    "Wir können der Tatsache nicht ausweichen,
    dass jede einzelne Handlung, die wir tun,
    ihre Auswirkung auf das Ganze hat."


    Albert Einstein

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