Hallo ihr Lieben

Hallo Marina!

Ich weiß gar nicht genau, wie ich meinen Zustand beschreiben soll. Ich fühle mich irgendwie gefühlskalt. Ich kann kaum über irgendwelche lustigen Sachen lachen oder irgendeine Trauer zulassen. Bin eher in einem "Nachlaß-abarbeiten-Modus". Hat eher was mit funktionieren als mit leben zu tun. Fühle mich auch gesundheitlich total schlecht, nachdem meine Ärzte in den vergangenen Jahren diverse, teilweise schwere Leiden bei mir diagnostiziert haben. Ich habe dann kürzlich einen Antrag auf Schwerbehinderung gestellt, da die Summe meiner Diagnosen doch etliche Prozente ergeben. Und was soll ich sagen? Der Antrag wurde abgelehnt. Maximal 10% mit viel Wohlwollen. Angabegemäß hat mein Arzt attestiert, dass er nicht glaubt, dass ich diese ganzen Krankheiten habe. Erstaunlich, dieser Wandel. Aber am Ende bin ich froh, dass ich kerngesund bin. Also geht es mir rundherum gut.

Wie sieht´s bei Dir aus?

Liebe Grüße ... Frank

Bei mir ist heute auch wieder so ein Tag, wo man sich fragt, ob es überhaupt noch Sinn macht, den Alltag über sich ergehen zu lassen. Alle wollen sie immer was von einem. Man hat den Eindruck, dass man es nur noch mit Verrückten zu tun hat. Mein Blutdruck hat heute bestimmt die Marke von fast 300 erreicht. Das hatte ich zum letzten Mal vor 8 Jahren im Rettungswagen, als die dann bei den hohen Werten (280:x) doch lieber den Notarzt dazu geholt haben.

Ja, ich weiß, das ist auch keine Lösung. Der liebe Gott hat uns das Leben geschenkt und nun müssen wir halt schauen, wie wir den Alltag bewältigen. Kurzum wäre ich wahrscheinlich froh, wenn ich eine leere Wohnung kommen könnte um einfach mal meine Ruhe zu haben, auch wenn mich dann die Trauer überkommt. Hmmm, oder ist die action dann doch besser als einen geliebten Menschen nicht mehr zu haben?

Werde versuchen noch ein wenig zu schlafen und darüber nachzudenken.

Seid alle lieb gegrüßt ... Frank

Ich sehe das jetzt leider auch bei meiner Mutter. Um den Nachlaß und den ganzen Papierkram kümmere ich mich. Ist für mich als Sohn auch selbstverständlich. Aber sie weint viel und ist auch viel alleine. Mir fällt es schwer, sie dabei auch zu unterstützen, da sie mich in den letzten Jahren sehr sehr schlecht behandelt hat und ich den Kontakt letztlich sogar abbrechen musste.

So ist es. Ich komme jedenfalls meiner Rolle nach und für alles andere ist der liebe Gott zuständig. Auch wenn man sich manchmal Sprüche anhören muss, die echt nicht ohne sind. Auch von anderer Seite, von Leuten, die mir sagen, ich soll das lassen. Das ist eine Zerreißprobe und aus meiner Sicht auch nicht zu lösen ohne jemandem weh zu tun. Außer natürlich mir selbst. Letztlich bin ich der Dumme, weil alle auf mir herum hacken. Dann kommt auch noch mein Chef und meckert, dass ich bessere Laune auf der Arbeit haben soll. Klar, und nebenbei rette ich auch noch die Welt.

Zitat von FrankThiel

Ich sehe das jetzt leider auch bei meiner Mutter. Um den Nachlaß und den ganzen Papierkram kümmere ich mich. Ist für mich als Sohn auch selbstverständlich. Aber sie weint viel und ist auch viel alleine. Mir fällt es schwer, sie dabei auch zu unterstützen, da sie mich in den letzten Jahren sehr sehr schlecht behandelt hat und ich den Kontakt letztlich sogar abbrechen musste.

Du brauchst sie auch nicht dabei zu unterstützen, sie zu trösten. Das ist für dich noch eine zusätzliche Belastung. Es reicht schon wenn du dich um den Nachlass kümmerst. Wie wäre es denn mit einem Trauerbegleiter/ einer Trauerbegleiterin für deine Mutter? Aber es kommt ganz darauf an, seit wann deine Mutter schon weint. Ich habe meinen Vater und einen guten Freund von mir verloren. Daher weiß ich wie du dich fühlst.

Sie sagt, dass sie keine Hilfe braucht und das sie mich auch nicht immer in Anspruch nehmen will, wenn sie was braucht. Ich habe ihr gesagt, dass ich ihr Sohn bin und das ich das gerne machen. Wenn sie was braucht, dann bringe ich ihr das gerne. Ich finde es nur sehr schade, dass es zu diesem tiefen Zwiespalt zwischen uns gekommen ist. Hätte sie das bereits letztes Jahr erkannt (und das gilt für meinen Vater genauso, als er da noch lebte), dass sie noch einen Sohn hat, dann wäre das Verhältnis heute deutlich besser.

Aber letztes Jahr war ja noch die Schwiegertochter das Maß aller Dinge. Die Tochter, die sie immer wollten und nie hatten. Was sollen wir mit drei Söhnen, wenn man keine Tochter hat. Hätte sich meine Mutter vielleicht einen anderen Mann suchen müssen, wenn der nur Jungs machen kann? Aber nach über 50 Ehejahren und dem Verlust von zwei der drei Söhne, den letzten Sohn dann auch noch in die Wüste zu schicken. Das war dann doch zu viel des Guten. Für mich sitzt das auch immer noch sehr tief. Und ich befürchte auch, dass das kaum wieder gut zu machen ist.

Manchmal frage ich mich, ob ich mit dem Ärger/Hass die Trauer überspiele *grübel*.