Wie gehts mir gerade

  • Liebe Berit, mir ging es in den Wochen vor dem Todestag auch so unglaublich schlecht - ich habe nur noch in der Vergangenheit gelebt und meine Gedanken waren "heute vor 1 Jahr ..."! Ich habe auch gar keine Chance mehr gesehen jemals aus der Trauer heraus zu kommen ... der Todestag kam - er war schlimm, aber nicht so schmerzhaft und hoffnungslos wie die Wochen vorher! Und dann hab ich mich gefragt "und was war heute vor einem Jahr? Der schlimmste Tag in meinem Leben" ... und die Erkenntnis " dagegen geht es mir heute besser!!"
    Und so gehe ich meinen Weg durch das 2. Jahr - mal gut und mal mit vielen Tränen - ändern kann ich am Tod meines Mannes nichts, aber ich lebe!!
    Ich wünsch dir viel Kraft für die nächsten Tage - aber vielleicht magst du nach dem Todestag auch mal zurück blicken und fühlen, ob es dir dann etwas besser geht :)
    liebe Grüße

    Was man tief im Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren. J.W. v. Goethe

    Alles war selbstverständlich - nur das Ende nicht

  • Liebe Berit,
    auch ich möchte dir meine Gedanken schicken und Dir Hoffnung machen, dass es wieder besser. Wir alle hier können dich so gut verstehen. Bei mir war kurzem der 2. Todestag meines Mannes und ich habe auch da gedacht, heute vor 2 Jahren..... Diese Stunden werden uns immer in Erinnerung bleiben und es wird auch immer wieder weh tun. Aber aus deinen Worten habe ich auch schon oft gelesen dass es dir etwas besser geht. Und so wird es auch wieder sein, es wird wieder etwas besser. Du schaffst das. Wein einfach, lass die Trauer zu sowie sie kommt, es ist ja auch traurig den liebstenn Menschen zu verlieren.
    Drück dich fest und wünsche dir Kraft und Mut

  • Liebe Berit,


    auch ich möchte dir gute Gedanken schicken.
    Mir erging es auch schlecht vor und an seinem 1ten Todestag, aber es wird wieder besser du wirst sehen.
    Wir alle haben diese Trauertiefs sie werden auch immer wieder kommen aber sie werden auch immer wieder vergehen.
    Viel Kraft für dich ich drück dich in Gedanken.
    Liebe Grüße Heike

    Es ist kühl. Dein Lächeln strahlt nicht mehr.
    Was bleibt mir? Die Wärme deiner Liebe.
    Die Hoffnung auf dich. Später!

  • Liebe Berit,
    doch es wird leichter, auch wenn Du in diesen Tagen vor Sehnsucht vergehst und nicht daran Glaubst.
    Auch ich habe immer wieder diese Einbrüche der Trauer, habe Angst seinen Geruch seine Stimme zu verlieren.


    Da sind dann diese besonderen Tage die das alles noch unerträglicher machen, aber es gibt auch Sonnentage, die sich immer wieder leise einschleichen.
    Diese Sonnentage richten mich dann wieder etwas auf , auch für dich werden wieder Sonnentage kommen.
    Wenn unsere Lieben uns sehen wollen sie uns doch nicht nur weinen sehen.
    Manchmal denke ich wo nimmt mein Körper nur die ganze Flüssigkeit her.
    Lass dich Drücken ich denke an dich. :knuddeln:

    Wir dachten wir hätten noch viel Zeit <3


    Es wird nicht besser, leichter zu ertragen und anders, wir ändern uns , werden vielleicht stärker, aber besser.
    Denn es war ja gut ,warum soll es ohne den geliebten Menschen besser werden.

  • Liebe Lucie,
    liebe Blumenduft,
    liebe Jenny,
    liebe Heike,
    liebe Zenzi,
    Ich bin so froh über Eure tröstenden Worte. Ich weiß auch nicht, so ein schlimmes Tief hatte ich nur in der Zeit kurz nach seinem Tod. Klar, war ich immer traurig und habe mich dann wieder aufgerafft, aber diesmal ist es schlimm. Manchmal wünschte ich, mir würde jemand ins Auto fahren und alles ist vorbei. Niemand, außer Ihr hier alle kann dies verstehen. Niemand von der Außenwelt kann sich in unsere Lage versetzen, der das nicht schon mal durchgemacht hat. Meine ehemalige Arbeitskollegin, mit der ich mich ab und zu mal treffe, ist die einzige, die das versteht. Sie ist geschieden, hat Eltern und Bruder verloren und ist bis jetzt noch nicht ganz drüber hinweg. Aber meine Mutter ist eiskalt. Sie hat noch nicht einmal gefragt, wie es mir geht, nicht ein einziges mal in dem einen Jahr, redet nur von sich und dass sie ja auch schon lange alleine ist. Es ist so, dass ich mich hier im Forum mehr geborgen und verstanden fühle, als in meiner Umgebung. Ich denke, ich habe auch am Anfang zuviel gemacht und jetzt stürzt alles doppelt auf mich ein. Ich habe mich zu einem großen Kettensägenwettbewerb mit Bauernmarkt angemeldet, der schon in 2 Wochen stattfindet. Ich habe schon lange nichts mehr dafür gearbeitet. Es ist mir einfach alles egal.
    Frieda hat recht, wie sie in einem Beitrag schrieb. Ich gebe meine Liebe den Pflanzen, den Tieren und einigen Menschen, die es verdient haben. Und daran kann ich mich noch erfreuen. Manchmal mache ich auch Frusteinkäufe, was ich früher nie gemacht habe, sozusagen Belohnungen. Das Geld ist zwar weg, aber man hat wieder mal eine kleine Freude. Bestimmt werde ich mich wieder aufraffen, dass alles wieder besser wird, ich bin ja nicht die einzige, die leiden muss. Ich denke an Euch alle und wünsche Euch einen schönen Samstag. Danke für alles.
    LG Berit.

  • Hallo Berit,


    fühl dich erst mal ganz lieb gedrückt von mir.
    Leider bleibt so etwas ja oft nicht aus. Ein jeder hat seine persönlichen Auslösefaktoren (mal wie bei dir jetzt ein bestimmter Termin, mal ein Ort oder auch vielleicht ein unscheinbarer Gegenstand) welcher einen dann doch mal wieder mehr oder weniger runter zieht. Bei mir könnte ein möglicher Auslöser etwas ganz profanes sein: Einkaufen. Egal ob beim Discounter, im Supermarkt oder in der grösseren Varianten wie Real.... Früher waren wir oft zusammen einkaufen, eigentlich fast immer. Bei den grösseren Läden hat Bernd (also mein Lebenspartner) dann immer bei den Videospielen geschaut. Wenn ich heute alleine da unterwegs bin kann es schon mal passieren das ich dann so ein komisches Gefühl im Bauch bekomme und es mir dann plötzlich so vorkommt als wäre ich ganz alleine in diesem riesigen Laden und wahrscheinlich sogar auf der Welt. Zum Glück bekomme ich das wieder schnell in den Griff. Wollte halt nur mal damit erwähnen das so etwas ähnliches wahrscheinlich vielen mal passiert. Das gehört zum Trauern dazu. Und so schlimm es vielleicht erst sein mag.... zeigt es einem doch das man noch etwas fühlt. Und es zeigt einem auch das man geliebt hat. Wie traurig ist es erst wenn jemand gar nicht in der Lage wäre zu lieben?
    Und oft hat man nach so einem Tief erstaunlicherweise neue Kraft und neuen Lebenswillen. Vielleicht sind es ja unsere Liebsten die bei diesen Tiefpunkten unsere Herzen berühren und uns somit neue Kraft geben.
    Bei dir ist die Achterbahn gerade unten im Tal.... also kann es jetzt ja eigentlich nur wieder nach oben gehen. Und vielleicht hast du dann genau die richtige Power um da beim Bauernmarkt richtig die Kettensäge zu schwingen.
    Tiefpunkte gibt es immer mal im Leben, und die ziehen einen auch mal runter. Du bist schließlich auch nur ein Mensch und kein Überwesen.
    Lass es einfach zu. setz dich in aller Ruhe hin.... und denke mal ganz intensiv an deinen Mann. Und dann nachdem man über den Verlust nachgedacht hat einfach mal die Richtung ändern.... an schöne Dinge die man gemeinsam erlebt hat denken. Beispielsweise als die Kinder noch klein waren und ihr noch eine ganz junge Familie wart. Da gibt es doch garantiert tonnenweise schöne Momente.
    Er wird bei dir sein und dich durch diesen Tiefpunkt begleiten.


    LG
    Holger

  • Danke, lieber Holger,
    Du hast so schön geschrieben, dass es mir schon wieder so ans Herz geht. Ich will ja keine Heulsuse für immer sein, aber im Moment fühle ich mich gerade so sehr einsam und denke an jede Stunde, die wir vor einem Jahr noch verlebt haben, was wir zu Mittag gegessen haben und, und, und. Vielleicht sollte ich mehr nach vorn schauen. Im Moment bin ich gerade dabei, die Gartenprodukte zu verarbeiten, das lenkt ab. Gartenarbeit habe ich zurzeit etwas reduziert. Das Unkraut stört mich gerade nicht so. Werde nachher mit dem Auto noch ein paar Einkäufe erledigen, Hauptsache mal raus aus den vier Wänden. Mit den Einkäufen ging es mir am Anfang genau so wie Dir. Aber das hat sich zum Glück etwas gelegt, ich gehe immer rasch an den Regalen vorbei, in denen Produkte stehen, die er besonders gern gemocht hat.
    Ja, wir alle hier sind gezeichnet durch unsere schlimmen Verluste. Das prägt, man wird immer wieder traurig. Und irgendwie denkt man, das war es jetzt, gerade, wenn man nicht mehr so jung ist. Man vegetiert irgendwie so von einem Tag zum andern, obwohl es auch Höhepunkte gibt, die ich mir ja selbst gestalte. Aber wenn man mal weiterschaut, was kommt da noch...? Viel Zeit, um nochmal neu anzufangen und sein Leben anders zu gestalten, bleibt nicht mehr. Ich versuche, das Beste draus zu machen. Weiter bergab kann es ja kaum gehen.
    mit vielen lieben Grüßen und einen angenehmen Samstag von Berit.

  • Ach Berit...
    ich glaube nicht das du eine Heulsuse bist. Es ist doch nur menschlich auch mal zu weinen. Und wenn ich so deine Beiträge mal querbeet lese... du bist sonst sehr aktiv und voller Power.... da hast du auch das Recht mal anders drauf zu sein. Hat man ja ohnehin keinen Einfluss drauf.
    Aber ich denke nicht das wars jetzt. Wir haben hier ja auch (Gott sei Dank) keine indischen Witwenverbrennungen. Das Leben geht jetzt..... anders weiter. Bei vielen DIngen sind unsere Liebsten ja auch weiterhin bei uns, beispielsweise als Stimme im Kopf. Denn über die Jahre haben wir ja ihre EInstellungen, Meinungen und Geschmäcker mitbekommen und so auch etwas in uns aufgenommen. Sicher ist irgendwann ein Alter erreicht wo man sich mit Würde zurückziehen sollte (wenn man nicht so eine groteske Figur wie Johannes Heesters in seinen letzten Jahren sein will). Aber mit 64 bist du davon doch noch weit entfernt.
    Dein Leben ist jetzt anders. Aus dem wir wurde ein ich. Aber vor dem Ich hattet ihr viele schöne gemeinsame Jahre. Wenn ich mal bei mir auf der Arbeit schaue... wir sind da 4 Leute, eine Frau und drei Männer. Und meine beiden männlichen Kollegen (einer Mitte und der andere Ende 30) befinden sich zur Zeit in Scheidung. Und ihr hattet einige Jahrzehnte zusammen. Das ist doch was tolles.
    Und du hast deine Kinder (und Enkel auch wenn ich das richtig in Erinnerung habe.... jetzt bin ich unsicher... aber ich lasse es mal stehen), in denen lebt dein Mann weiter. Seine Essenz ist quasi überall um dich herum. In jedem Raum, im Garten.... in deinem Herzen. Und so begleitet er dich weiter. Du bist also nicht wirklich allein.
    Und so wirst du dieses schwere Wochenende auch überstehen. Da bin ich ganz sicher.
    Dann geht es wieder langsam Bergauf und du kannst dich wieder auf deine Aktivitäten (was ja allem Anschein nach eine Menge sind) stürzen.
    Sei es die Kettensäge schwingen, im Garten rumwuseln oder stricken (vielleicht komme ich da mal auf dich zurück.... könnte mal ne Mütze für den Winter brauchen.... hehe....).


    schicke dir noch ein aufmunterndes Lächeln
    LG
    Holger

  • Also lieber Holger,
    das muss ich die jetzt mal sagen, also schreiben. Du findest immer die richtige Mischung an mitfühlenden und mutmachenden Worten. Und ein bisschen Spass dabei geht auch immer...
    finde ich ganz toll. Vielen Dank dafür
    Jenny

  • Liebe Bert. Drück dich. Tröstende Worte brauche ich ja nicht mehr zu schreiben . Die anderen haben so toll geschrieben. . Heul .heul.
    Ich habe totale Angst was da noch auf mich zu kommt. Nach 4 Monaten geht es mir schlechter, als am Anfang. Habe das Gefühl, ich stehe neben mir und das ist nicht dein Leben. Wie in Watte ... wenn jemand was sagt etc.. geht an mir vorbei. .ist das normal ?
    Als ob man man das selber nicht erlebt. Falscher Film. .. anhalten

  • Hallo Jenny und vielen Dank!
    Ob es immer gut ankommt weiß ich natürlich nicht. Ich versuche da immer ein wenig tröstendes Umarmen aber auch etwas aufmunterndes Anschubsen mit einzubringen. Die Grundsituation ist natürlich für uns alle hart. Aber wir dürfen nicht vergessen: wir tragen daran keine Schuld. Wenn dem so wäre würden wir nicht hier online sein sondern hinter schwedischen Gardinen sitzen. Und so einen kleinen Schubser hat ja jeder von uns von Zeit zu Zeit mal nötig. Und etwas Spaß kann ja auch nie Schaden. Da ich mich (zum Glück) selbst nicht zu Ernst nehme darf der Spaß dann auch schon mal auf meine Kosten sein. Und wenn ich es damit geschafft habe das nur einer hier mal kurz schmunzeln muss.... nun.... dann kann ich mich zufrieden zurück lehnen. Das Leben ist ja so schon oft Ernst genug. Und ich denke wenn jemand lächeln, schmunzeln oder sogar lachen muss wenn er etwas lustiges von mir liest.... nun.... darüber freuen sich bestimmt auch die Liebsten die nicht mehr bei uns sind.
    Wenn ich also dadurch für jemanden den Tag vielleicht auch nur ein klein wenig besser gemacht haben sollte.... das ist doch für mich schöner als jeder Lottogewinn.


    LG
    Holger

  • Liebe Surkamps, ich weiß nicht, ob ich dich trösten kann, aber alle deine Empfindungen sind völlig "normal" ... ich erinnere mich sehr gut daran, dass ich vor 1 Jahr alles vergessen habe, was man mir gesagt hat und völlig neben mir stand - ich konnte den Tod überhaupt nicht annehmen oder realisieren! Ja, natürlich habe ich dieses Leben jeden Tag gelebt und leben müssen ... oder besser gesagt, ich habe jeden Tag irgendwie überstanden, wirklich "leben" war das nicht! Ich LEBE heute wieder - und das finde ich gut so. Und in den nächsten Monaten wird auch "deine" Zeit kommen, in der du in ganz ganz kleinen Schritten dein "neues" Leben sehen wirst.
    ich habe begriffen, dass kein Weg in mein altes Leben zurück führt - das geht nicht, egal wie sehr ich zweifele, weine, es mir wünsche, flehe, oder was auch immer - ich habe keine Chance ... diese Erkenntnis hat bei mir lange gedauert, und sie macht mich trotz allem auch sehr traurig, denn wir wollten unser Leben "nach den Kindern" endlich wieder leben ... aber es ist so!
    ich wünsche dir viel Geduld auf deinem weg
    liebe Grüße

    Was man tief im Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren. J.W. v. Goethe

    Alles war selbstverständlich - nur das Ende nicht

  • Liebe blumenduft,;danke für deinen lieben Worte...also bin ich ganz normal. ..
    Hab schon gedacht. .was ist nun los...habe doch am Anfang funktioniert und mitgemacht und mitgemacht und alles geregelt. Jetzt mache ich alles mechanisch und automatisch und heule dabei. . Und sehe mich daneben stehen.. das bist nicht du....

  • Hallo 5surkamps,


    ja, alles normal. Da brauchst du dir keinen Kopf machen. Die Anfangszeit warst du vermutlich mit tausend Dingen beschäftigt. Aber irgendwann wenn etwas Ruhe eingekehrt ist realisiert man das Ganze oft erst wirklich. Durch den bürokratischen Wahnsinn den man kurz nach dem Tod durchmachen "darf" kommt das wirkliche Trauergefühl bei manchen so quasi erst mit Verspätung an. Hinzu kommt ja noch das man erst nach ein paar Wochen wirklich begreift das die andere Person tatsächlich fort ist und nie wieder kommt. Und da kommt dann oft dieses Watte-Gefühl was du momentan hast. Es ist eine ganz normale Trauerphase. Mit dir ist wirklich alles in Ordnung. Das legt sich mit der Zeit wieder. Richtig helfen kann dabei leider niemand. Damit verarbeitest du ganz persönlich das Thema. Hier heißt es (ähnlich wie bei einer Erkältung) aussitzen. Gedanken muss man sich erst machen wenn dieser Zustand dauerhaft bleibt. Aber davon kann man bei dir noch lange nicht reden.
    Persönliche Gespräche mit engen Verwandten oder sehr guten Freunden können evtl. ein wenig was bringen. Schaden kann es zumindest nicht. Niemand erwartet dass du das alles in dich reinfressen musst.
    Ein Todesfall ist ja immer auch etwas traumatisches. Und wenn man deswegen mal etwas neben der Spur ist dann ist das doch verständlich.


    LG
    Holger

  • Hallo Holger. ..vielen lieben Dank für deine Worte. ...haben mich wieder aufgebaut. ...kämpfe mich dann mal durch die Watte. ..Zuckerwatte wäre am Besten. ....kann man essen. .es tut so gut mit Menschen zu schreiben und zu lesen, denen es genauso sch. .geht oder ging und aus welchem Loch sie wieder herausgekrabbelt sind. ..Danke ...

  • Danke, lieber Holger,
    Deine Worte muntern mich wirklich immer wieder ein bisschen auf, manchmal muss ich sogar lächeln. Irgendwie bekommt man eben auch Angst, man wird immer älter, steht allein da, manchmal hätte ich schon bei vielen Dingen seine Hilfe dringend nötig, aber man ist ja erfinderisch. Habe gestern schönen strapazierfähigen Fußbodenbelag besorgt für mein Häschenzimmer, Großpackungen an Stroh und Heu gleich mitgenommen, dann habe ich mich abgeschleppt, aber es ist alles unter Dach und Fach. Im Garten noch Futter geholt, dann war ich letztendlich 21.00 Uhr wieder zu Hause. Das sind spontane Sachen, die hätte ich mit meinem Mann nie machen können aufgrund seiner Krankheit. Es waren richtige Frusteinkäufe, aber doch mal schön und Dinge, die gebraucht werden. Ja, das Alter, eigentlich bin ich immer noch ziemlich fit und man sieht und merkt es mir nicht an, aber diejenigen, die gemeinsam uralt werden, sind doch eigentlich die Menschen, die den Krieg miterlebt haben, auch als Kinder, man könnte meinen, die sind irgendwie robuster, denen kann keine ernsthafte Krankheit etwas anhaben. Aber ein Großteil verliert seinen Partner ja schon in jungen Jahren, da war ja mein Mann schon hier im Forum einer unter den Ältesten. Das ist dann doppelt traurig, und wenn dann noch Kinder da sind, die ihren Papa oder die Mama schon in der Kindheit verlieren, nicht auszudenken...
    Ich hoffe auch, es geht nach dem eigentlichen Jahrestag wieder bergauf, ich kann nur hoffen und das Beste draus machen.
    Du hast Dich richtig erinnert, lieber Holger, ich habe 4 Enkelkinder. Der Älteste ist 24, dann folgt der nächste mit 23, einer mit 20 und das Nesthäkchen, ein Mädchen, ist 5 Jahre alt. Allerdings ist der Älteste von unserer ersten Tochter. Die andere Tochter hat die nächsten 3 Kinder. Aber sehen tue ich sie so gut wie nie. Gehen alle ihre eigenen Wege. Und die Tochter mit dem Nesthäkchen wohnt ja 150 km von mir entfernt. Wir besuchen uns zwar ab und zu, aber mehr als einmal im Monat sehen wir uns auch nicht. Manchmal ist es vielleicht gut so. Sie möchte ja immer, dass ich zu ihr ziehe, aber ich möchte in unserer Wohnung bleiben, wo wir von Anfang an die vielen Jahre gewohnt haben. Und ich weiß, dass sie ganz gut verstehen würde, die Situation auszunutzen, wenn ich bei ihr wäre. Sie ist gerne unterwegs und ich hätte kein eigenes Leben mehr. Keinen Garten, den wir gemeinsam angelegt haben, keine Bekannten, keine Märkte, wo ich ständig eingeladen werde, nein, ich bleibe hier.
    Du kannst Dich gerne melden, wenn Du eine Mütze brauchst. Mache ich doch gerne.
    Das mit der Kettensäge ist anders, ich schwinge sie nicht, denn die schwingen diejenigen, die sich angemeldet haben, um Holzskulpturen aus Baumstämmen zu fertigen, sie kommen sogar aus verschiedenen Ländern. Es entstehen herrliche Figuren und die Besten werden ausgezeichnet. Umrahmt wird das ganze von einem großen 'Bauernmarkt, wo jeder seine Produkte ausstellt und anbietet und darunter bin ich mit meinen Strickartikeln. Kein großer Stand, vielleicht der Kleinste unter allen, mal sehen, es ist das erste mal, dass ich daran teilnehme. Vielleicht habe ich dann hinterher kein Gehör mehr durch den Krach der Sägen.
    Ich grüße Dich erstmal ganz lieb und wünsche Dir noch einen schönen Sonntag, das Wetter soll ja auch wieder besser werden. Ich bekomme am Nachmittag Besuch von unserer Tochter, natürlich mit Hund, freue mich schon darauf.
    LG Berit.

  • Hallo Berit,
    einmal im Monat ist ja auch ok. Gibt ja auch Leute die sehen ihre Kinder oder Enkel nie. Entweder weil die Entfernung zu riesig ist oder (ganz schlimm) weil man sich zerstritten hat. Da ist das so bei dir ja noch tragbar. Und ich kann auch nachvollziehen dass du in deiner Wohnung bleiben möchtest. Da ist dein zuhause. Dein Bekanntenkreis ist dort im nahen Umfeld. Dein Garten ist gleich in der Nähe. Und man hat ja auch viele Erinnerungen.
    Ich bin ja jetzt auch beruhigt das ich da richtig lag. Puh.... man hat ja immer etwas Angst das man jemandem so Kinder verpasst die derjenige nicht hat oder (ganz böse Falle) jemanden versehentlich Älter macht. Bei uns in der Verwaltung gibt es nämlich Frauen die geradezu einen Nervenzusammenbruch (naja... zumindest Heulkrämpfe) bekommen haben weil sie 40 geworden sind. Ja... das Leben kann sooooo ungerecht sein. Wenn ich auf eine Ü30 Party gehen würde bekäme ich auch Blicke zu spüren (was will denn der alte Sack hier?).... hehe....
    Was solls.... ich gehe ohnehin nicht zu sowas. Also kann mich das auch nicht belasten.
    Also bei dem Markt wird es jedenfalls wirklich ziemlich laut, denke ich mal. Evtl. Ohrenschützer oder sowas mitnehmen.
    Aber ich finds gut das du sowas machst.Jetzt gar nicht mal unbedingt wegen möglichen Gewinn (obwohl etwas Plus in der Kasse natürlich nie Schaden kann). Du unternimmst etwas, kommst da mal unter Leute. Vorher ist ja das Stricken angesagt. Dies ist alles besser als Stillstand. Es gibt ja leider genug Leute die morgens aufstehen, dann sitzen und stundenlang quasi auf die Tapete starren und dann abends wieder ins Bett gehen. Und das Tag für Tag. So etwas ist doch schrecklich. Nur rumsitzen und grübeln? Nicht mal wenigstens ein Buch lesen oder sowas? Da verblödet man doch am Ende. Und durch solche Untätigkeit kommt der Verstorbene auch nicht wieder zurück. Ich denke man ehrt denjenigen am ehesten indem man versucht so gut es geht zu leben. Und das machst du ja. Klar gibt es mal Tage wo man nicht so die Lust hat. Aber Hand aufs Herz.... solche Tage hatte man doch sicher auch früher mal als der Liebste noch lebte. Also ich hatte sowas. Da wäre ich statt zur Arbeit zu fahren lieber zuhause geblieben um da sonstwas zu machen (auf der Terrasse zusammen sitzen und reden oder von mir aus auch einen lustigen Film zusammen schauen).
    Ich denke also du bist daheim am besten aufgehoben. Und 150 Kilometer sind ja noch in Ordnung. Da kann man sich ab und zu sehen. Sowas kann manchmal besser sein als täglich. Hab ich schon gesehen.... da werden die Enkel immer bei Oma und/oder Opa abgeladen damit die Eltern auf Achse gehen können. Mal ist es ja ok. Aber irgendwie braucht man ja auch mal nen Tag für sich.
    So.... jedenfalls wünsche ich dir für nachher einen schönen Nachmittag mit deinen Besuchern (also auch dem vierbeinigen).
    Da hast du ja dann auch wieder ein wenig Ablenkung.


    LG
    Holger

  • Lieber Holger, mein Besuch hat leider abgesagt. Meine Tochter war gestern abend aus und ist heute noch ziemlich müde. Sie ist sowieso immer etwas bequem. Am liebsten das ganze Wochenende auf dem Sofa verbringen. Naja, ist nicht schlimm, kann ich nachvollziehen. Dann werde ich eben meine Äpfel zu Mus verarbeiten und meine Stachelbeeren abputzen und einfrosten und dann mal schauen, vielleicht noch in den Garten fahren. Ihr habt mich alle so angespornt, besonders Du mit Deinen aufmunternten Zeilen, dass ich direkt wieder fast auf die Beine komme und mein Elan, etwas zu machen, setzt sich langsam wieder durch. Was solls, man kann eh nicht alles rückgängig machen, selbst die Fehler, die man gemacht hat und nun nicht mehr macht, kann man nicht mehr rückgängig machen. Wobei ja bei Unstimmigkeiten nicht immer unbedingt nur ein Partner der Verursacher war. Es ist schon alles ein ziemlicher Sch... Aber die Hände in den Schoß legen und nichts tun, das ist nicht meine Natur. Mein Mann würde wieder sagen: es ist zuviel, Du musst etwas abgeben, Du kannst nur eins machen. Aber jetzt brauche ich diese gesunde Hektik unbedingt.
    Das mit dem Umziehen zu den Kindern stimmt. Du hast genau den Nagel auf den Kopf getroffen. Es kommt nämlich immer nur ein Jammern von ihr, dass sie ja nie abends ausgehen kann oder die Wochenenden mit ihrem Partner allein verbringen kann, weil ja immer noch die Kleine da ist. Ich hätte dort überhaupt kein eigenes Leben mehr, und im Handumdrehen wird man immer älter und dann, wenn sie mich nicht mehr brauchen, kann ich auch nichts mehr für mich selbst tun. Nein, da müssen sie selbst sehen, wie sie damit klar kommen. Schließlich ist das Kind ja gewollt und ich konnte mit meinem Mann in jungen Jahren auch nicht viel unternehmen. Aber das war o.k. so. Wir waren eh nicht so die Partygänger. Und das war sogar in unserer Jugend. Ich war erst 19, als das erste Kind da war. Aber wir waren glücklich und zufrieden damit. Hauptsache, wir hatten uns und unsere kleine Familie.
    Also, vielen Dank nochmal, ich freue mich immer, wenn ich von Dir lese, Du siehst das alles aus einer anderen, guten, nüchternen Perspektive. Tut mir gut. Und überhaupt bin ich sooo... froh, dieses Forum vor einem Jahr gefunden zu haben und diese prima Freunde hier. Selbst wenn man sich nicht kennt, ist es doch immer wieder aufmunternd und man wird an besonders schweren Tagen und in dem vielen auf und ab immer wieder aufgefangen. Ich finde, jeder stützt hier jeden, es ist ein großer Zusammenhalt. Ich könnte es mir nicht mehr anders vorstellen.
    LG Berit.

  • Liebe Berit,


    ich finde es großartig, dass du nicht der Absage nachtrauerst, sondern etwas tust, was dir Freude macht und dich ablenkt. Ich finde es zudem Jammern auf hohem Niveau von deiner Tochter, weil sie nicht tun und lassen kann, was sie gerne möchte, weil sie die Verantwortung noch für ein kleines Mädchen zu tragen hat. Tja, auch hier schreibst du das Richtige, sie hat sich doch dafür entschieden, es war doch die Entscheidung von ihr und ihrem Mann und nun ist sie da. Es ist doch ein Geschenk, ein kleines Menschenkind aufwachsen zu sehen und wie schnell die Zeit doch eh vergeht und sie sind groß. Man sollte jeden Moment genießen. Aber du weißt das, nur deine Tochter - warum auch immer - nicht.


    Zum Forum...letztens sagte jemand zu mir, sie wisse nicht, ob sie sich in einem Forum anmelden würde, ich bin froh darüber, es getan zu haben. Man muss nicht sein ganzes Inneres hier preisgeben, wenn man nicht möchte, aber man kann es und wird oft besser verstanden, als wenn man jemanden gegenübersitzen würde. Ich kann hier im Forum verweilen wenn ich möchte, ich kann schreiben, wenn ich möchte und ich habe hier auch Gleichgesinnte gefunden, mit denen ich inzwischen viel PNs schreibe etc. Es tut gut, man hat nicht das Gefühl, das Thema wäre durch und man dürfe nicht mehr jammern, denn es ist nie durch, es gibt schlechte und bessere Tage und der Verlust ist und bleibt nun mal ein Teil unseres Lebens.


    Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft, Mut und Zuversicht - natürlich auch allen anderen, die genauso kämpfen wie wir.


    Ich drück dich


    m-m-chen

  • Danke, liebe m-m-chen,
    ich bin immer froh, wenn andere auch so denken wie ich, denn manchmal ist man doch etwas unsicher, gerade, was die Kinder betrifft. Mein Mann hat dafür ein besonderes Gespür gehabt und er lag immer richtig. Da heißt es nur für mich, immer auf der Hut sein und im voraus denken, damit ich nicht überrumpelt werde. Anstrengend. Und dann dieses Gejammer, dass ihr die Zeit wegläuft und das Kind ja noch so lange zu Hause ist, ehe sie dann mal wieder weggehen kann. Mein Mann würde ausrasten!!! Und zudem diese Eifersüchtelei, wenn ich den Hund der anderen Tochter mal behalte, weil die ja nun mal in der Nähe wohnt, dann: ja, Deine Enkelin behältst Du nicht, weil Du nicht hierher ziehen willst, aber den Hund, ich könnte Bücher schreiben, aber das würde hier zu weit führen. Und das kommt dann noch zu dem Schmerz der Trauer dazu. Mittlerweile bin ich erhaben darüber und denke mir mein Bestes. Sie möchte eben immer als Nesthäkchen behandelt werden und versteht sich auch mit der anderen Tochter kaum. Versucht immer, sie auszustechen, ich kann Dir sagen... Familientreffen sind dadurch auch etwas kompliziert geworden. In anderer Hinsicht verstehe ich mich eigentlich ganz gut mit ihr, sie braucht mich ja auch, braucht immer noch Ratschläge, so alt wie sie ist, finde ich wiederum gut, sie hat eigentlich ein großes Vertrauen zu mir. Aber jetzt genug privat geplaudert. Ihr klingeln bestimmt schon die Ohren.


    Ich bin auch sehr froh, dass ich dieses Forum hier gefunden habe und man jederzeit, auch wenn man mal dringend Hilfe benötigt, schreiben kann. Und es gibt auch viele andere Themen hier, die ich schön finde. Es ist, finde ich, ein großer Zusammenhalt untereinander. Und hier findet man ja Freunde, die auch das gleiche Schicksal haben, wo jeder jeden versteht.
    Ich wünsche Dir ebenfalls alles Gute, viel Kraft, die wir alle noch lange brauchen werden.
    Mit ganz lieben Grüßen von Berit.

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