Trauer um meinen Lebensgefährten

  • Hallo, liebe Leser,

    ich bin Sascha, männlich und ich weiß nicht, ob es was bringt, hier zu schreiben, ob so ein Forum etwas bringt und ob das das richtige Forum ist. Bei aller Gemeinsamkeit der Trauer denkt ja jeder verständlicherweise in erster Linie an den eigenen Trauerfall. Vielleicht hilft es aber auch einfach, etwas aufzuschreiben. Vielleicht kann ich hier auch von anderen Erfahrungen profitieren und erfahren, was mich möglicherweise noch erwarten könnte.

    Also mein Freund und Lebensgefährte ist im April an Krebs gestorben. Fast 25 Jahre waren wir zusammen. Im Sommer des vorigen Jahres bemerkte er plötzlich Schluckbeschwerden. Im Gegensatz zu mir und vielen anderen war er in solchen Dingen sehr aufmerksam, kümmerte sich gleich um entsprechende medizinische Untersuchungen. Naja, in der Speiseröhre wurde ein Tumor festgestellt. Mein Freund erreichte relativ schnelle Behandlungen, angefangen mit einer Chemotherapie, dann die Operation der Speiseröhre, die Entfernung des Tumors verlief erfolgreich, Fortsetzung der Chemo. Die Zeit war anstrengend, es gab auch Probleme, z.B. dass der Schlauchmagen an der Naht zuwuchs und dort immer mal wieder operativ geweitet werden musste. Aber eigentlich sah es doch gut aus.

    Im Februar dann die Nachricht, dass sich doch schon etwas verteilt hatte. Das bedeutete, eine vollständige Heilung konnte es nicht mehr geben. Wenigstens stand die warme Jahreszeit bevor um noch gemeinsam die Zeit zu verbringen. Und die neue Chemo könnte doch zusätzliche Zeit bringen. Es folgten anstrengende Wochen für meinen Freund, Gewichtsverlust, Geschmacklosigkeit, Schwäche, künstliche Ernährung, medizinische Eingriffe (wieder am Schlauchmagen, am Herzen, Augen, Blase). Aber auch die (naive?) Hoffnung, die Chemo bringt Zeit, wenn sie vorbei ist, ist eine Weile Stabilität gewonnen und Zeit miteinander.

    Doch eigentlich mehrten sich die Zeichen, dass es nicht gut enden würde. Untersuchungen, ärztliche Andeutungen, Befinden. Vielleicht war das zu unkonkret, vielleicht will man es nicht wahrhaben, malt sich Hoffnungen aus. Ich war fast jeden Tag nach der Arbeit bei ihm im Krankenhaus, hab ihm vom Alltag erzählt. Einen Nachmittag kam dann der Anruf, er hat das Bewusstsein verloren. Am Krankenbett habe ich ihm dann einige Male weinend für alles, was er für mich in den Jahren getan hat, gedankt. Ich weiß nicht, ob er mich dabei mal wahrgenommen hat. Einmal hatte ich den Eindruck, dass er mich aus kaum geöffneten Augen ansah und während ich weinte, ihm auch eine Träne aus den Augen lief. Keine Ahnung, ob das ein Wahrnehmen war. Selbst in diesen Stunden dachte ich mir noch so naiv, vielleicht wacht er ja auch nächste Woche wieder auf. Einen Tag später aber, als ich von zu Hause ein paar Sachen holte, um weiter neben ihm im Krankenzimmer schlafen zu können, starb er.


    Jeden Tag weinen, wofür ich mir auch immer soviel Zeit genommen habe, wie es eben gedauert hat. Ich habe die Musik laufen lassen, die er häufig gehört hat. Und ich habe gemerkt, die Trauer hat verschiedene Facetten. Zum Beispiel das Gefühl der Ungerechtigkeit. Er war immer fleißig, immer hilfsbereit, stand auch kurz vor der Rente, hatte sich einiges dafür vorgenommen. Außerdem hat immer auf sich geachtet, warum musste ihm so etwas passieren? Er selbst hatte während der Krankheit immer wieder gefragt, warum ihm das passieren musste, was habe er vielleicht falsch gemacht. Darauf gibt es wohl keine Antwort, aber das Gefühl der Ungerechtigkeit war und ist ein großer Teil der Trauer.

    Ein anderer Teil ist die Unsicherheit und Angst, plötzlich alles selbst organisieren zu müssen. Der Mensch, mit dem ich mich immer austauschen und absprechen konnte, der soviel für das gemeinsame Leben organisiert hatte, war plötzlich nicht mehr da. Ich hatte keine Ahnung, wie man eine Bestattung organisiert, musste nach und nach auf Kondolenzen reagieren, womit ich mich vorher nie befasst hatte. Die Briefe spendeten aber viel Trost.

    Und dann war da die Unsicherheit, ob wir verpasst haben, uns noch Dinge zu sagen, als wir noch konnten. In den letzten Tagen als er noch wach war, habe ich ihm ja wie gesagt oft alltägliche Dinge erzählt. Ich habe in diesen Tagen nie erwartet, dass es so plötzlich vorbei sein könnte. Und ich frage mich, wenn ich es gewusst hätte, hätte ich ganz anders mit ihm geredet?

    Nach einigen Wochen Trauer bin ich auch wieder arbeiten gegangen. Überall habe ich Verständnis und Hilfsangebote, aber auch Ablenkung bekommen. Sowas macht viel aus. Ich konnte irgendwann auch wieder ab und zu fröhlich sein. Ich hatte irgendwann das Gefühl, die Trauer lässt nun langsam nach. Ganz tief in mir war und ist immer das leise Gefühl des tiefen Verlustes. In der Regel nicht so, dass ich das Gefühl habe, dass es mich kaputt macht. Aber immer mit der traurigen Gewissheit, da ist eine Sache, die nie wieder gut wird, ein Schmerz, der nicht heilbar ist und immer leise da sein wird. Ich kann diesen Schmerz im Alltag, bei der Arbeit, auch bei Spaß mit Freunden eine Weile zudecken, aber er wird nie ganz weggehen. Und das soll er auch nicht. Weil es eben einfach traurig ist, was passiert ist. Es kommt noch etwas anderes dazu. Wenn, wie ich glaube, nach dem Tod nichts mehr ist, könnte ich ja meinen, wenn mein Freund vorher gelitten und gehadert hat, ist es jetzt nicht mehr schlimm, denn er ist nicht mehr, bemerkt es nicht mehr. Doch da ist dieses Gefühl, wie hat er sich vielleicht zu seinen letzten Tagen und Stunden gefühlt? Was war ihm bewusst? Er wollte ja nicht sterben. Das muss doch für einen Menschen ein schlimmes Gefühl sein.

    Nach der relativ späten Bestattung fühlte ich mich besser, sie wirkte irgendwie ein bisschen wie ein bereinigender Abschluss. Die Asche meines Freundes liegt unter einem jungen Baum und ich freue ich, ihn in den kommenden Jahren wachsen zu sehen. Diese Zuversicht gibt mir Trost und irgendwie einen Sinn in der ganzen schrecklichen Tragik, gibt mir sogar einige freudige Gedanken der Erinnerung und der Zuversicht. Irgendwie nun eine stille aber zuversichtlichere Trauer als vorher.

    In den vergangenen Tagen und Wochen kam aber diese traurige Trauer, die mit Fragen, Klagen und Weinen einhergeht, wieder zurück. Ich stelle mir teilweise wieder die Fragen, die ich in der Zeit nach seinem Tod hatte. Naja, das hat mich letztendlich dazu gebracht, das alles mal hier aufzuschreiben. Ich weiß nicht, wie es weitergeht und was mich da möglicherweise noch erwartet.


    Herzliche Grüße an alle, erinnert euch an eure Leute, aber versucht, euer eigenes Leben zu leben! Es kann schneller vorbei sein, als man denkt.

    Sascha

  • Lieber Sascha auch dir ein liebes aber sehr herzliches Willkommen hier in unserer gerade doch sehr kleinen Runde.

    Ob dieses das richtige Forum für dich ist und dob wir dir überhaupt helfen können in irgendeiner Art weiß ich natürlich nicht aber ich würde es mir für dich wünschen.

    Ich weiß aber auf jeden Fall das aufschreiben von der Seele schreiben mir sehr geholfen hat.

    Gerade in einem Forum wo ich weiß wie viele da mitlesen auch ohne eine Reaktion darauf zu geben hat etwas von teilen und ist etwas anderes als es nur zu Papier zu bringen und dann in einer Ecke abzulegen.


    Natürlich spreche ich nur für mich und wirst selbst herrausfinden wie es sich für dich anfühlt.

    Sicher habe auch ich Briefe geschrieben mit Fragen und lieben Wünschen aber habe ich die dann vergraben oder verbrannt.

    Na ja in der Hoffnung einfach das meine Worte in dieser Form den Weg gehen wie der Verstorbene so in das Alleine und sich verbinden.

    Und nein du bist nie naiv gewesen wie ich finde, du hast regiert man eben regiert, die Hoffnung stirbt zuletzt und wie so oft auch im Leben fallem einem im Nachhinein Sachen odewr Dinge ein, Worte einfach eben was man hätte anders oder auch besser machen können.

    Ich aber denke du wirst aus dem Herzen her alles richtig gemacht haben und das ist doch was am Ende zählt - man ist wer man ist uen wie man ist und alles was man nicht in böser Absicht macht oder unterlässt ist man selbest - voe allem in solchen Ausnahmesituationen.


    Leider ist es auch normal das die Trauer immer mal wieder zuschlägt und dann wirklich heftig sein und in die Knie zwingen wo man doch gedacht hatte man hat es soweit überwunden.

    Die Trauer aber fragt nicht, sie ist einfach, kommt und geht und hält sich selten an einen bestimmten Ablauf oder Zeitraum.

    Es ist die eigene Trauer obwohl sich vieles gleicht und einiges in Tabellen fassen lässt.


    All die Fragen die immer da sind werden keine Antwort finden, das haben so viele von uns hier so erfaren, es ist ja auch kein Gespräch mehr möglich oder eine Situation zu wiederholen.

    Nur in dir selbst kannst du vielleicht antworten finden - im Gespräch mit dienem Liebesten in dir herraushören was er sagen würde - na ja manchmal funktioniert das bei mir gnaz gut - man hat sich ja gekannt so in und auswendig wie mir denke und in einem Momnt inniger Gedanken war mir einfach klar was der andere gesagt hätte.


    Aber kann ich wie immer nur von mir sprechen und ob dich meine Worte so erreichen wie ich sie gerade aussende ist ja auch nicht immer sicher - vor allem nicht ob sie dir irgendwie weiterhelfen können oder trösten.


    Es sit eben einfach nichts mehr wie es war, wird es auch nie mehr werden aber das wichtigste hat du selsbt schon geschrieben- lebe dein Leben denn er hätte es auf jeden Fall so gewollt so wie er es auch für sich wollte.

    Vorbei ist ja nur euer gemeinsam Leben hier im Leben, in deinem Herzen wird er ewig verweilen und dir von wo auch immer, in dir und um dich herum zur Seite sein.


    Ich wpnsche dir alles was es gerade für dich braucht - vor allem den Mut und den Glauben an dich da dein Frieden sich in dir finden lässt.


    Mit einer leben Umärmelung,

    Funny.

  • Lieber Sascha,


    ich habe meine Lebensgefährtin auch ganz plötzlich, tragisch durch plötzlichen Herztod verloren auf dem Gehweg. Zwar wurde sie auf ITS nach über 90 min wieder reanimiert,

    Aber nach 1 Woche ist sie niemehr aus dem Koma erwacht und an einem Hirnödem verstorben. Dieser Tod und der nachfolgende Tod meines Vaters haben mich i die Einsamkeit

    gestürzt, da ich jetzt ohne Anhang leben oder besser dahinsiechen muss.


    Trotzdem wünsche ich Dir, dass Du es irgendwie überstehen wirst.


    Matthias

  • Hallo Sascha,


    vielen Dank, dass du deine Gedanken und Erfahrungen hier geteilt hast. Es tut mir sehr leid zu hören, was du durchgemacht hast. Der Verlust eines geliebten Menschen ist sehr schmerzhaft, und es ist normal, viele verschiedene Gefühle zu empfinden – Trauer, Wut, Unsicherheit und sogar irgendwann auch Freude an den Erinnerungen.


    Es ist wichtig zu wissen, dass du in deiner Trauer nicht alleine bist. Viele Menschen haben ähnliche Erfahrungen gemacht und finden Trost, wenn sie darüber sprechen oder schreiben. Es ist mutig von dir, deine Gefühle und Gedanken hier zu teilen, und ich hoffe, dass du dadurch etwas Erleichterung und Unterstützung findest.


    Es ist auch sehr schön, dass du den Baum, unter dem die Asche deines Freundes liegt, als Symbol für das Leben und die Erinnerungen siehst. Die Natur kann uns oft Trost spenden und uns daran erinnern, dass das Leben weitergeht, auch wenn es schmerzhaft ist.


    Denke daran, es ist okay, traurig zu sein und die Trauer auf deine eigene Weise zu verarbeiten. Nimm dir die Zeit, die du brauchst, und sprich mit Menschen, die dir nahe stehen, wenn du das Gefühl hast, dass es hilft. Deine Gefühle sind wichtig, und es ist sehr gut, dass du sie ausdrückst.


    Alles Gute für dich auf deinem Weg. Pass gut auf dich auf!


    Herzliche Grüße,

    Trauernde2.0

  • Vielen Dank euch vier für eure lieben Worte! Ja, das mit dem Heraushören, was er vielleicht sagen würde, überhaupt der Versuch, in eine Art imaginäre Kommunikation mit ihm zu treten, das begleitet mich in den vergangenen Monaten. Ich sage ihm jeden Abend vor dem Schlafen Gute Nacht. Es ist eine kleine Vorstellung, dass er irgendwie noch da ist. Auf der anderen Seite macht es auch manchmal bewusst, dass er nicht mehr da ist. Die Totalität dieses Faktes hat mich in den vergangenen Wochen/Monaten echt umgehauen. Das habt ihr möglicherweise auch so wahrgenommen. dieses Absolute, das Fehlen irgendeiner Rückkehrmöglichkeit. Bei vielen Sachen sagt man ja häufig, es wird alles wieder gut. Hier weiß man eben, dass diese Sache nicht mehr gut wird. Trotzdem möchte ich, wenn ich darf, jeden von euch ermutigen, das Leben vielseitig zu sehen. so enge Angehörige zu verlieren ist furchtbar. Aber es ist nicht das ganze eigene Leben. Lebt weiter, sucht Kontakt zu anderen Menschen. Eure Lieben würden es euch von Herzen gönnen! Lasst sie geistig teilhaben an euren Erlebnissen!

    Ach man, im Nebenzimmer habe ich die Eröffnung der Olympischen Spiele zu laufen, da lief gerade "Imagine", die Melodie rührte mich gerade zu Tränen. Irgendwie sind manche Melodien oder instrumentelle Klänge seit seinem Tod bei mir immer wieder Auslöser für Trauermomente. Oder sie geben meinen Trauerphasen eine Begleitung.

    Was seinen Baum angeht, unter dem seine Asche nun liegt, das empfinde ich wirklich als etwas, wo er auch gewissermaßen in seinem Wesen weiterlebt. Er war einfach ein Macher, Handwerker, Tüftler. Und die Vorstellung, dass er in der Natur (in einem Ruheforst) nun gewissermaßen weiter gestaltet, ist für mich tatsächlich ein Trost. Bei uns zu Hause wird mir sein Geschick in der Hinsicht bestimmt noch oft fehlen. Der Handwerker bei uns war eindeutig er.


    Ich glaube, ich schreibe gerade ein bisschen chaotisch. Tut mir leid! Aber vielleicht könnt ihr das eine oder andere nachvollziehen.


    Liebe Grüße an euch

    Sascha

  • Ja ein Baum oder auch der Friedhof kann so ein Platz der Wiederbegegnung sein. Ich bin nun schon 3 Tage entfernt vom Friedhof wegen meiner Halsentzündung, wegen der ich das Bett hüten muss. Ich will versuchen, am Montag wieder zum Friedhof zu fahren. Dort wo meine Begegnungsstätte mit meinen Verstorbenen sich befindet. Wenn man aus spiritueller Hinsicht ja sagt, dass die verstorbenen Seelen immer um ujns herum sind.


    Der Friedhof ist für viele Trauernde ein Platz der Ruhe und der Wiederbegegnung mit den Verstorbenen.


    LG Matthias

  • Ja, hast recht, Matthias. Jeden Tag kann ich nicht an seiner Grabstätte sein, weil sie etwas außerhalb liegt. Aber einmal im Monat besuche ich ihn dort.

    Und heute geht es für mich in den Urlaub auf Nostalgietour in die alte Heimat meines Freundes, wo wir uns vor 25 Jahren kennengelernt haben. Ich werde dort ein paar Tage mit dem Rad umherfahren, Orte besuchen, die er mir damals gezeigt hat. Wir haben dort z.B. auch gemeinsam die große Sonnenfinsternis beobachtet.

    Mal sehen, wie es wird. Viel Andenken, Erholung, Sport und Bewegung, mal gucken.

  • Ich bin schon ein paar Tage wieder zu Hause, hab hier auch ein bisschen drübergelesen, wie es euch anderen Trauernden so geht. Mal in ganz aktueller tiefer Trauer, mal mit neuem Lebensmut und bereit, sich wieder auf kleine Freuden einzulassen. Ich frage mich, ob es stimmt, dass die Zeit nach und nach Wunden heilt.

    Also wie geschrieben war ich in der alten Heimat meines verstorbenen Freundes, bin mal mit dem Fahrrad, mal mit dem Bus durch die Lande gegondelt. Es war teilweise tatsächlich so, wie ich es mir gewünscht hatte. Ich wollte unsere Touren von vor 25 Jahren, als wir uns dort kennenlernten und mit dem Auto umherfuhren, nachempfinden. Und die Erinnerung an dieses Gefühl von damals kam tatsächlich. Wenn ich aus dem Busfenster sah war es oft wie bei ihm im Auto. Der Blick über die hügelige Landschaft brachte mich zurück zu diesen gemeinsamen Momenten, als er mir seine Heimat gezeigt hatte, und ich habe einige Male im häufig nicht so vollen Bus leise vor mich hingeweint.

    Mit dem Fahrrad war ich auch unterwegs, bin am Fluss entlanggeradelt. Irgendwie konnte ich da ein bisschen mehr auf die Natur gucken, war vielleicht durch das eigene Fahren ein bisschen von Trauer abgelenkt. Jedenfalls konnte ich mich da sehr an der Natur erfreuen, sie für mich genießen, meine Trauer häufiger vergessen. In Gedanken habe ich mich dann oft bei ihm dafür bedankt, dass er mir seine Heimat nahegebracht hatte.

    Einige Tage habe ich auf einem Campingplatz gewohnt, und Abends dann beim Sitzen vor dem Zelt, wenn ich die anderen Leute so miteinander gesehen habe, wurde mir natürlich dann umso bewusster, dass ich allein bin und warum ich es bin. Weil er nicht mehr da sein kann. Das war dann oft besonders schmerzhaft.


    Insgesamt habe ich nach dem Urlaub aber das Gefühl, das Richtige getan zu haben. Ich weiß nicht, ob ich mir das nur einrede, aber es kommt mir schon so vor, wieder etwas Trauer überwunden zu haben. Irgendwie war die Fahrt wieder ein bisschen ein Abschiednehmen von ihm, genau wie bei seiner Bestattung. Ich kann mich hier zu Hause nun noch etwas häufiger von der Trauer lösen, mich um mich kümmern und kann mir nun auch öfter sagen, dass es auch gut so ist.

    Doch oft können kleine Impulse ausreichen, die die Trauer wieder intensiv zurückbringen. Eine traurige oder auch nur melancholische Melodie, ein zufälliger Blick in ein Regal oder auch Formalitäten, die nun mich allein betreffen. Aber das ist gut so. Ich möchte gar nicht, dass die Trauer ganz endet. Ich möchte sein Andenken bewahren, möchte ihn im Herzen behalten. Was manchmal ein bisschen belastet ist, dass die Erinnerung an ihn bis jetzt meistens eben von Trauer und Traurigkeit geprägt ist. Ich weiß nicht, wie eure Erfahrungen sind. Ob die Erinnerungen irgendwann im Laufe der Zeit mehr Freude an schöne Zeiten in sich haben werden.


    Wie auch immer, ich habe noch ein paar Tage frei und werde ihn diese Woche natürlich auch noch im Ruheforst besuchen, wo er mir zeigen wird, wie es dem Baum über ihm geht.


    Liebe Grüße

    Sascha

  • Lieber Sascha schön deine Zeile zu lesen und ich muss sagen - ja es stimmt die Zeit hat schon was.

    Ob sie die Wunden heilt, na ja ich empfinde es anders, die Zeit gitb und die Möglichkeit mit der Trauer umzugehen, und einzufinden und Frieden zu schließen mit dem Schiksal.

    Heilen die Wunden, na ja vieleich tirgnedwann spääääääter einmal aber sie werden wohl erst einmal überdekct.


    Am Ende ist es wol ausschalggebend was/ wie wir in der Zeit damit umgehen so mit allem.

    Die Zeit gibt die Möglichkeit aber dafür/ daran arbeiten müss ein jeder selbst.

    Für mich kann ich sagen das je merh Zeit vergeht, die guten Erinnerungen an Oberhand gewinnen, sicher schaut man zurück und da ist er wieder dieser Schmerz aber er wirft mich nicht mehr komplett um.

    Ich erinnere mich gern an die schönen Zeiten, an all das was wir geminsam gemacht haben, auch das was wir noch so wollten - einiges habe ich schon allein gemacht bisher und ich trage sie in meinem Herzen und weiß wie sehr sie sich freuen mich wieder so zu sehen, im Leben.



    Mit einer lieben Umärmelung,

    Funny.

  • Liebe Funny,

    das hast du schön geschrieben, ganz besonders die letzten Worte. Ja, das was man gemeinsam machen wollte, man macht es jetzt vielleicht allein, aber in unseren Herzen sind sie dabei. Wir empfinden für sie mit und nehmen zusätzlich auch wahr, wie sie empfunden hätten. Und im Herzen teilen wir es mit ihnen.

    Und du hast wohl auch Recht mit dem Überdecken. Ich habe es vor wenigen Tagen empfunden. Nachdem ich mich nach der Reise gut bereinigt gefühlt hatte, kam die Trauer natürlich doch irgendwann wieder zurück. Es war schön, da deine Worte zu lesen. Das Forum hier ist für mich öfter ein kleiner Trost, wenn die Trauer mal sehr intensiv wird.Weil man eben weiß, dass die Leute hier ähnliches erlebt haben und verstehen.


    Übrigens war ich ja diese Woche im Wald, wo mein Freund unter dem Baum bestattet ist. Da habe ich gesehen, dass zwei neue Namensschilder angebracht waren und Erde umgegraben war. Es gibt da nun also Angehörige, die nun auch sehr traurig sind, weil sie geliebte Menschen verloren haben. Ich wünsche ihnen viel Kraft. Aber ehrlich gesagt habe ich da noch etwas anderes gefühlt, was hoffentlich nicht zu makaber klingt. Ich habe tatsächlich gedacht und zu meinem Freund gesagt: "Guck mal, jetzt hast du hier auch Nachbarn." Wenn ich das den Angehörigen sagen würde, wären sie wahrscheinlich ziemlich sauer. Aber irgendwie hat es in dem Moment ein kleines schönes Gefühl gegeben. Vielleicht ging das auch deshalb, weil die Verstorbenen schon ziemlich alt waren. Naja, im Herzen stelle ich mir vor, wie sich mein Freund mit den beiden älteren Damen austauscht, und wie sie gemeinsam ihren Baum wachsen lassen.


    Liebe Grüße

    Sascha

  • Das sind doch wunderschöne Gedanken lieber Sascha.

    Nun hat er auch Nachbarn ich glaube so hätte ich das in der Situation wohl auch ausdrücken können.

    So ist es ja auch mein Glaube das sich die Menschen treffen, die da alle den Weg gegangen sind - für mich ist das stimmig nach langem suchen nach der Wahrheit darum in den vielen Religionen.

    So habe ich dann eben den meinen nun und mir tut das gut.


    So weiß ich ja alle meinen Lieben die dort wo auch immer hinterm Regenbogen sind zusammen wie ich hier mit den anderen Menschen zusammen bin.

    Sicherlich in einer anderen Form und ich brauche auch noch nicht wirklich wissen wie die Form sien wird - vielleicht kommt das ja noch*denk*

    Und wir müssen hier klar kommen, dass ist nicht immer leicht, und manchmal will man das ja auch gar nicht aber ich denke immer wenn ich dem anderen das Leben so sehr wünschen würde weiter hier, wie kann ich es dann wegwerfen.


    Nein gemeinsam in einer anderen Form hier den Weg weiter gehen der der unsere ist - unsere Zeit ist hier noch nicht abgelaufen - und ich mag sie mir nicht nur traurig zusehen müssen und gebe mir Mühe sie durch meine Augen auch schönes sehen zu lassen.


    Mit einer lieben Umärmelung,

    Funny.

  • Hallo Ihr beiden,


    ich will mich in Euren Dialog nicht einmischen, aber eines habe ich herausgelesen, dass das Leben uns seine Gesetzte aufzwingt und das spüre ich auch jeden Tag:

    Alte Technik geht kaputt, muss durch neue ersetzt werden und man hat dadurch immer Stress. Manchmal möchte man es wirklich alles hinschmeissen, denn leider

    sind unsere Verstorbenen, die uns Rückhalt und Geborgenheit geben konnten, nicht mehr da.


    Ein lieber Gruss

    Matthias

  • Hallo, Ihr beiden, tut mir leid, dass ich so lange nicht reagiert habe! War eine Unmenge zu tun.

    Ihr habt ja, glaube ich, unterschiedliche Dinge angesprochen.

    Auf der einen Seite tröstliche Gedanken, die den verlorenen Menschen irgendwie weiter wirken lassen. Verbunden entweder mit religiösen Dingen oder mit den liebgewonnenen Erinnerungen an sein Wesen und seinen Charakter. Ohne das geht es sicher gar nicht. Ohne diese Bindung an ihn würde ich wahrscheinlich kaputt gehen. Weil der Verlust eben so unbegreiflich total ist. Hab das die Tage wiedermal gemerkt, wie intensiv das hochkam. Aber ich glaube auch, unsere Sache ist es dann umso mehr, bewusst zu leben und unsere verlorenen Menschen durch uns irgendwie weiter wirken zu lassen.

    Auf der anderen Seite spüre ich auch die ganzen Schwierigkeiten, die ich nun allein lösen muss. Kontos auflösen, Verträge umwidmen oder beenden. Das war ein nicht endender Wust die vergangenen Tage. Dabei geh ich dann noch arbeiten. Gibt oft genug Momente, wo ich beinahe verzweifle. Wenn jetzt noch irgendwas technisches kaputt gehen würde, Waschmaschine oder so, keine Ahnung, was ich dann mache. Zu Grundlegendem, wie regelmäßig Aufräumen komme ich kaum noch oder hab die Ausdauer nicht.

    Ich bin erstmal müde. Wünsche euch beiden und allen Lesern einen schönen Herbstanfang.

  • Lieber Sascha,


    danke für deinen Bericht. Die verlorenen Menschen in uns weiter wirken lassen das kann ich nur unterschreiben. Ich habe Dorits Stimme vom Diktiergerät im Ohr oder am PC direkt von den Videos.

    Die Schwierigkeiten organisatorischer Art die kenne ich auch zur Genüge. Bei meinem Vater und auch bei Dorit kamen noch die Nachlassangelegenheiten hinzu.


    Leider geht derzeit bei mir fast jede Technik (Staubsauger, thinkpad usw.) kaputt, mein Handy mit gesprungenem Display lasse ich erst mal wie den Staubsauger, solange es mit den Schäden noch funktioniert.

    Ja auch dir einen schönen Herbstanfang. Auch wenne das sehr schwer fällt.


    Mich hat eine Erkältung erwischt.


    LG Matthias

  • Liebe Trauernde,


    die gute Besserung wünsche ich dir auch. Ich bin jetzt genau 1 Woche erkältet und wollte etwas auskurieren, aber ich komme nicht zur Ruhe.

    Die Trauer geht mir leider immer im Kopf herum und all die Dinge, die jetzt nicht getan werden können, wo ich krank bin.


    Da kann ich mal in Ruhe meine Nachrichten lesen.


    Wünsche dir gute Besserung ! Uns beiden natürlich !


    LG Matthias

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