irgendwie bin ich doch noch hier ...

  • hi traurige sonne,danke für deine lieben worte.aber die kraft brauchst du jetzt.ich habe es nicht bereut,das ich mich hier im forum angemeldet habe,also mir hilft das,gerade abends wenn man sich im chat schreiben kann.da sind die abende nicht allzu lange und man ist bischen ablenkt,und ist man unrere gleichgesinnten,die das gleiche schicksal haben wie du und ich.auch ich wünsche dir ganz viel kraft.
    klar darfst du mich mal drücken,drücke dich halt mal zurück.
    gruss thomas

  • ... die Überschrift könnte glatt von mir sein ;) ,


    denn auch ich bin nur noch 'irgendwie' hier, aber nicht mehr so richtig.
    Und das liegt nicht am Forum, sondern an mir selbst, vor allem aber am Leben.


    Ich kann mich sehr gut an so vieles erinnern, das ich so ähnlich gefühlt habe wie diejenigen, die davon schreiben, dass etwas nie mehr so sein wird wie es einmal war, dass sie etwas niemals vergessen werden oder dass irgendetwas in diesem Leben noch einmal anders als jetzt sein wird.
    Oder dass man sich nicht vorstellen kann wie man jemals aus diesem endlosen Schmerz und den Trauerlöchern herauskommen sollte. Genauso wenig wie aus der Ratlosigkeit oder der lähmenden Perspektivlosigkeit.
    Das sind Gedanken und Gefühlslagen die ich nur zu gut kenne, sind Sätze oder Formulierungen, die ich selbst so gedacht oder auch geschrieben habe. Und ich war felsenfest davon überzeugt, dass das alles so stimmt wie ich es gedacht oder empfunden habe. In gewisser Weise hat es sogar gestimmt, weil es nämlich genau zu meiner Situation gepasst hat.


    Was ich aber nicht gesehen habe war die Tatsache, dass in dieser Welt allem Anschein nach nichts so bleibt wie es ist. Ich war einfach unfähig überhaupt irgendetwas anderes zu sehen außer meiner aktuellen Situation.
    Gesehen habe ich auch nicht, dass diese immer wiederkehrenden oder dauerhaften Löcher in denen ich gesteckt habe, nicht meine Kräfte aufzehren, sondern sie am Ende sogar verstärkt haben.
    Fast könnte ich sagen Trauern ist eine Art Ausdauerdisziplin, bei der die Schinderei dazu dient, sich zu beweisen (und irgendwann auch zu erkennen), dass man stärker ist als man glaubt. Und bei der man, indem man einfach immer stur weitermacht, und ohne dass man recht dahinter kommt warum das so ist, plötzlich feststellt, dass sich doch etwas verändert hat.


    Inzwischen hat sich für mich eine ganze Menge verändert. Äußerlich eigentlich kaum etwas, aber innerlich schon. Es gibt sie zwar noch, diese überfallartigen Trauergefühle, aber sie sind vergleichsweise kurz und werden meist schnell abgelöst von Freude und dankbarer Erinnerung an ein randvolles Leben, in dem längst nicht alles schön und super war. Es ist nicht so, dass alles in einer rosaroten Erinnerungswolke verschwindet, aber es bleibt trotzdem das Gefühl, dass es besser nicht hätte sein können.


    Warum ich das alles schreibe, weiß ich nicht genau, denn ich kann mich auch gut daran erinnern, dass es mir in den ersten 2 Jahren herzlich wenig gebracht hat etwas zu hören oder zu lesen, das davon handelte, dass es einmal besser werden würde.
    Trotzdem, all denen, die jetzt im tiefen Schlamassel der ersten Wochen, Monate, oder des ersten oder zweiten Jahres stecken, wünsche ich einfach nur, dass sie sich selbst entdecken und die Kraft und die Ausdauer, die in ihnen steckt. :knuddeln:


    Rolf

    ..........

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    Einmal editiert, zuletzt von stiller ()

  • Liebe JoSi,
    ich kann Deine Gefühle sehr gut nachvollziehen. Wir wären im November 45 Jahre verheiratet und je länger man zusammen gelebt hat, um so schwerer fällt es einem, jetzt allein klar zu kommen. Ich kann es immer noch nicht begreifen, dass er nie mehr wiederkommt. Und es fällt einem immer wieder etwas ein, was nicht vollkommen war, was man hätte besser oder anders machen können. Uns zum Beispiel fehlte die Gemütlichkeit. Da mein Mann 23 Jahre blind war hatte ich für vieles alleine gesorgt, z. B. im Garten konnte er nicht viel machen, hat aber trotzdem überall mit geholfen. Aber wenn Du viel alleine machst, bleibt ja nicht viel Zeit, um gemütlich zusammenzusitzen wie z. B. nachmittags Kaffee trinken oder so. Wir konnten uns eben die Arbeit schon so lange nicht mehr teilen, obwohl er zu Hause auch einiges gemacht hat, gekocht, Betten abgezogen und wieder bezogen und sowas. Aber die ganzen Wege blieben an mir hängen. Ich habe es aber gerne für ihn gemacht. Ich bin ihm sehr dankbar, dass ich durch ihn so selbstständig geworden bin. Er fehlt mir auch so sehr und manchmal darf ich gar nicht daran denken, wie es nun weitergehen soll. Ich muss in letzter Zeit so viel weinen, vor allem, wenn ich mit seinem lieben Auto unterwegs bin. Er hat es über alles geliebt und gepflegt, er war mal Berufskraftfahrer und es tat ihm bis zuletzt so weh, dass er nie mehr selbst fahren konnte und seinen "Dicken", wie wir ihn immer nennen, nicht mal sehen kann. Erst jetzt mache ich mir so sehr Gedanken, wie es für ihn gewesen sein muss, dass ich daran fast zerbreche.
    Liebe JoSi, ins normale Leben werden wir wohl nie wieder zurückkehren, ich finde, was man tut, das macht man nur, weil es sein muss und ohne Freude und keiner weiß, wann es mal etwas erträglicher werden wird. Jeder ist unterschielich. Ich werde wohl bis ans Lebensende keine Freude mehr haben. Man war dazu einfach viel zu lange zusammen. Und ich will es auch gar nicht anders, meine Trauer bleibt.
    Es grüßt Dich mit einer lieben Umarmung Berit.

  • Lieber Rolf,
    auch von mir Dank für diese klugen Worte. Ich hoffe meine Reise führt mich in irgendwann auch an diesen Punkt. Besonders das sture Weitermachen mit der Trauer wie du es beschreibst, kann ich zurzeit sehr gut nachleben. Ich mache einfach weiter und versuche nicht zuviel nachzudenken. Und tatsächlich es gibt schon leichtere Momente.
    Ganz liebe Grüsse

  • Lieber Rolf,
    Du hast einen sehr schönen Beitrag geschrieben. Vielleicht wird es ja bei mir auch mal so weit kommen, dass ich wieder etwas aufblicken kann, aber ich kann noch nicht daran denken und glauben. Wir waren von den 45 Jahren 19 Jahre beide von früh bis abends zusammen. Und jetzt holt man in Gedanken nur die Zeiten hervor, wo es mal nicht rosarot war und nicht alles gepasst hat und das tut so furchtbar weh, weil man einfach nichts nachholen kann und nicht mehr sagen kann, dass man sich liebt, obwohl wir auch sehr schöne Zeiten hatten. Ich denke nur noch von früh bis abends nach, wie alles angefangen hat bis zu drinrm unvorhergesehenen Tod und was man hätte anders machen können. Es lässt mich einfach nicht mehr los. Ich komme aus diesem Loch nicht mehr heraus. Dennnoch bin ich Dir und bestimmt auch die anderen hier im Forum dankbar, dass Du allen so viel Mut machst.
    Viele liebe Grüße und alles Gute von Berit.

  • LIeber Rolf, danke auch von mir für deinen tollen Beitrag. IM Moment Steck ich sehr tief in einem trauerloch und ich finde es tröstlich von einem "erfahrenen Trauernden" zu hören dass es doch irgendwann aufwärts gehen wird - es macht einfach Hoffnung :)
    lieben gruss, Kerstin

    Was man tief im Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren. J.W. v. Goethe

    Alles war selbstverständlich - nur das Ende nicht

  • hi kerstin,das mit dem trauerloch,das haben wir glaube ich ,alle hier durch lebt.es wird immer ein hoch oder ein tief geben.und es wird bestimmt nicht ganz weg gehen,egal wie lange man mit seinem partner zusammen war.bei mir geht es die letzten 2 tage,da gehts mir,sagen mal den umständen relativ gut,als wie ganz am anfang.nimm einfach die zeit,die du für dich braust.und was die anderen darüber denken und reden,mach dir darüber keinen kopf.du musst mit deiner situation fertig werden,und weisst am besten,was für dich am besten ist.
    gruss thomas

  • Hey Thomas, das ist richtig - aber die Tage, an denen es mir "gut" geht sind so angenehm ... Davon hätte ich gern mehr!! Ein Trauerloch "vernichtet" immer die Hoffnung dass es irgendwann wieder ein einigermaßen lebenswertes Leben geben wird... vergessen werde ich nie - und du hast recht, die Dauer der Beziehung ist völlig nebensächlich.
    die Meinung der anderen wird mir immer mehr egal - niemand aus meinem Freundeskreis kann wirklich nachvollziehen wie sich die Trauer um den Partner anfühlt - gute Ratschläge haben viele. Ich muss zusehen wie ICH klar komme, nur das zählt.
    schön, dass du gerade "gute" Tage hast - genieße sie einfach und denk nicht darüber nach. Alles kommt früh genug zurück.
    Schonen Abend für dich. Grüße, Kerstin

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  • Liebe Berit, Bernd Hildegard,


    es hat etwas gedauert, aber ich muss doch noch etwas zu deinem Beitrag schreiben, das mir die ganze Zeit im Kopf herumgeht.


    Es geht um dieses Hervorholen all der Dinge und Zeiten, die nicht so toll waren in den Jahen, die man mit seinem geliebten Partner verbracht hat.
    Wenn einem so schmerzlich bewußt wird, dass dieses 'nie wieder' auch bedeutet, dass man nichts wieder gutmachen kann, was man einmal versäumt oder verbockt hat.


    Ich habe mich auch viele Monate damit herumgeschlagen, mir Vorwürfe zu machen, mich schuldig gefühlt. Bis ich entdeckt habe, dass ich mindestens zwei große Fehler bei dieser Sichtweise mache.
    Irgendwann machte es plötzlich 'klick', es fiel mir wie Schuppen von den Augen, und ich habe sehen können, dass ich nur ein ganz einfacher, unvollkommener Mensch bin, der Fehler hat und Fehler
    macht.


    Und ich habe sehen können, dass auch meine geliebte Anna kein vollkommener perfekter Mensch war,
    auch ein Mensch, der Fehler hatte, der auch mir in unserer gemeinsamen Zeit trotz aller Liebe weh getan hat, Dinge versäumt oder unterlassen hat.
    Fehler Nummer eins war, nicht wahrhaben zu wollen und sich auch nicht zuzubilligen nicht perfekt zu sein.


    Und Fehler Nummer zwei war, nicht zu erkennen, dass es für Fehler keine Maßeinheit, keine Waage und
    auch kein Metermaß gibt. Und dass deshalb alles, was man in die nicht vorhandenen Waagschalen wirft am Ende im Gleichgewicht ist. (Es landet nämlich gewissermaßen auf dem Boden der Tatsachen)


    Da ist einfach nichts gegeneinander aufzuwiegen.
    Wir haben jede(r) von uns das getan, was in unseren Möglichkeiten gelegen hat. Und wo wir weniger
    getan haben, haben wir es nicht allein, sondern wir haben es beide getan, jede(r) auf seine/ihre Weise.


    Also was sollte dieser sich selbst gegenüber so gnadenlose Anspruch auf Perfektion und Fehlerfreiheit auf der eigenen Seite, und die Überhöhung des verlorenen Partners auf der anderen Seite?


    Mein Vorschlag: Versuche doch zu dir selbst genau so fair und nachsichtig zu sein wie gegenüber deinem verlorenen Partner, denn der wäre es bestimmt. Weil er dich geliebt hat. Oder?


    Passend zur millden Herbstsonne wünsche ich dir einen verzeihenden und milden Blick auf die Vergangenheit und auf dich selbst. :)

    ..........

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  • lieber Rolf @stiller,


    das hast du sehr gut ausgedrückt.


    und auch all ihr anderen,


    ich habe mir eigentlich nie vorwürfe in der richtung gemacht. wir haben uns damals versprochen, als wir uns kennen lernten, das wir uns so lieben und akzeptieren, wie wir nun mal sind, mit allen liebenswürdigkeiten, marotten und schwächen. und das hat auch ganz gut geklappt. wir haben auch nicht besonders viel gestritten oder uns kummer bereitet. ich mache im nachhinein höchstens udo vorwürfe, weil er immer ein bisschen leichtfertig mit seiner gesundheit umgegangen ist und bestenfalls noch leben könnte. aber das ist ein umstand, der sich nun auch nicht mehr ändern lässt und deshalb verdränge ich aufkommende gedanken in dieser richtung ganz schnell wieder.
    es ist wie es nun mal ist und ich kann jetzt eigentlich nur lernen, mit dieser tatsache umzugehen und zu leben und es mir nicht unnötig schwer zu machen.


    ich wünsche euch einen sonnigen herbstag, auch im herzen


    eure lucie/lonie

    Erinnerungen sind kleine Sterne, die tröstend in das Dunkel unserer Trauer leuchten


    Die Erinnerung ist ein Fenster, durch das wir dich jederzeit sehen können

  • Lieber Rolf,
    ich danke Dir für Deinen aufmunternden Beitrag. Manchmal habe ich ja auch schon so kleine ernüchternde Gedanken, aber wahrscheinlich bin ich immer noch in der Phase, wo einem alles so sehr durch den Kopf geht und man einfach nicht zur Ruhe kommen kann. Nun kommt ja noch hinzu, dass wir durch die Blindheit meines Mannes auch ein anderes Leben als viele andere geführt haben, außer Urlaub und Garten selten etwas anderes unternommen, weil manches mit vielen kleinen Schwierigkeiten verbunden war. Und wenn ich mich, wenn ich unterwegs war, über irgendwas geärgert habe, auch wenn es nicht meinen Mann betraf, musste ich das loswerden und dann gab es eben auch mal Unstimmigkeiten. Ja, auch er hat seine kleinen Fehler gehabt, aber irgendwie haben wir doch zusammengehalten und ich finde, trotz seiner Krankheit eine schöne liebevolle Ehe geführt. Dass er mich sehr liebte, weiß ich, aber im Nachhinein tut es sicher jedem weh, dass nicht alles ausgesprochen wurde. Es zieht leider im Alltag zuviel Normalität ein, was ich, und andere bestimmt auch, sehr schade finde, denn, dass alles mal zu Ende sein könnte, daran denkt bestimmt niemand. Und ich bin noch immer zu sehr mit meinen Gedanken beschäftigt, denke viel an früher, als die Kinder noch zu Hause waren, als das Leben noch so normal war. Es tut mir im Herzen weh, dass er sein Umfeld so lange nicht mehr wahrnehmen konnte. Als er noch lebte, hat man da gar nicht so sehr darauf geachtet, weil er sich in der Wohnung und Garten gut bewegen konnte und ich hab ihn auch machen lassen. Er war derjenige, der immer die schönen Einfälle für den Garten hatte, die ich jetzt auch bewusst pflege und ehre. Aber so langsam denke ich auch schon darüber nach, dass ja kein Mensch fehlerfrei ist, sonst würde eine gute Beziehung auch nicht funktionieren, denn ich liebe ihn ebenfalls, auch über den Tod hinaus.
    Ich danke Dir nochmals, versuche, an mir zu arbeiten und wünsche Dir ebenfalls einen schönen sonnigen Herbsttag.
    Viele liebe Grüße von Berit.

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