Weihnachten im ersten Trauerjahr

  • Guten Abend zusammen!


    Lange habe ich nichts mehr geschrieben, vieles hat sich eingespielt und es wird besser.


    Allerdings kommt nun die leidige Weihnachtszeit.........
    Daher meine Frage: Wie habt ihr das erste Weihnachten nach dem Trauerfall verbracht? Wie die Adventszeit? Wie habt ihr es mit Weihnachtsdeko, Vorweihnachtsaktivitäten u.ä. gehalten?


    Bei uns ist die Situation wie folgt: Die Mutter meines Mannes ist ja zu Beginn des Jahres (12. Januar) unerwartet verstorben. Das heißt, zwischen dem Ereignis und der Weihnachtszeit liegt fast ein ganzes Jahr.


    In den letzten Jahren haben wir Heiligabend immer in folgender Konstellation verbracht: Mein Mann und ich, mein Schwager, meine Schwester und ihr Lebensgefährte, meine Mama, meine Schwiegermama und meine Oma.
    War immer sehr schön. :) Mein Mann und mein Schwager möchten gern Weihnachten so weiterfeiern wie in den letzten Jahren. Also alles wie immer, nur dass eben eine Person fehlt. Natürlich muss ich ihren Wunsch respektieren, gut finde ich die Idee jedoch nicht.


    Ebenso sträubt sich alles in mir gegen Weihnachten und alles, was dazugehört dieses Jahr. Finde es weder richtig, das Haus weihnachtlich zu dekorieren, einen Weihnachtsbaum aufzustellen, noch irgendwas in Richtung Plätzchen backen oder Ähnliches zu machen. Ich finds nicht richtig. Weihnachtliche Vorfreude passt m.E. nicht ins erste Trauerjahr.


    Für meinen Mann steht es außer Frage, dass wir einen Weihnachtsbaum haben und auch weihnachtlich dekorieren, er will halt alles so wie immer. Nur dass eben nix wie immer ist...


    Aber letzten Endes war es seine Mutter, nicht meine, von daher muss ich seine Wünsche respektieren und akzeptieren, oder?


    Liebe Grüße und einen schönen Rest-Sonntagabend. :)


    Annie 84

  • Liebe Anni, musst du akzeptieren, eigentlich ja, sollte aber darüber geredet werden, sollte eine Lösung gefunden werden, die allen zusagt.


    Weihnachen gehört zum Leben, es ist nun mal und es findet statt, ob man sich beteidigt oder auch verweigert.
    Viele Menschen die damit Probleme haben, einfach weiter zu machen, als wäre nichts gewesen.
    Weiter zu machen, weil es eben Teil des Lebens ist, man ja nicht alles für alle über den Haufen werfen kann, wie ich für mich meine auch nicht sollte.


    Es kommt vielelicht uach darauf an, wie man Weihnachten sieht, wie man es feiert, wie man glaubt oder eben wie es aus einer Tradition herraus zum Familienleben dazu gehört.
    Ich finde in erster Linie neben all meinem Glauben das Fest wunderbar.
    Eine Gelegenheit, die Zeit anders zu verbringen, ruhiger, eine Vorbereitung auf ein Fest an dem die Familie zusammen findet.
    Zu schmücken, den anderen Freude zu bereiten.


    Vielleicht ist es anmaßend, wenn ich schreibe, es wurde ja nicht für die Mama gefeiert, ohne die Mama nun hat das alles seinen Wert verloren.
    Ich halte es gerade anders herum, genau deswegen nicht aus der Tradition heraus zu treten, zusammen finden und vielelicht ein Stück weit danken, das man nicht ganz allein ist.
    Schwer, ja, ich sage nicht, dass es einfach wäre, vor allem frisch Trauernde haben da große Problem, die Freude, der Glanz, verstehen es als unpassend, dem Verstorbenem nicht gerecht.


    So mag ich dir die Frage hier lassen - wie würde die Schwiegermutter es halten, was würde sie sich wünschen.
    Was würdest du dir für deine Lieben wünschen, wenn du könntest.


    Ist eine Trauer immer schwer, treffen Meinungen und Ansichten aufeinander, geht das Leben aber weiter, könnne wir nichts aufhalten.
    Werden andere Feste folgen, wo Ansichten und Gefühle aufeinander treffen.
    Muss jeder auf sich Rücksicht nehmen und wie in diesem Falle eben auch auf die Ansichten user LIeben.


    Ma g ich sagen, ja wir werden wie all die Jahre das Fest feiern, mein Sohn hat es geliebt, meine Oma, genau wie meine Mama, sie alle fehlen, bleiben ihre Plätze leer, wird es am Tisch immer leerer.
    Sind sie aber dennoch bei uns, leuchtet ein Licht mehr.
    Um wie viel dunkler wäre es gewesen, hätte dieses Fest mit dem Tod meines Sohnes und den anderen auch sein Ende gefunden - was hätte ich den anderen verweigert, nur weil es mir so schwer gefallen ist.


    Habe ich am Leben erhalten, was ihnen wichtig war im Leben, haben sie vieles mitgenommen hier aus dem Herzen und aus dem Leben, uns aber hier zurück gelassen, das Leben weiter zu leben, es noch nicht unsere Zeit des Todes ist, sondern durch die Trauer zurück ins Leben.


    Genau so bewusst aber ist mir bei allem was ich hier schreibe, sehen es andere anders, ahlten es andere anderes - genau so aber muss das sein.
    Keiner sollte über sein Könnnen, gegen all seine Gefühle handeln nur weil es andere so tun.


    Am Ende wirst auch du deine Entscheidung treffen müssen, für dich und die Deinen, dass kann dir keiner abnehmen.

  • Das ist ein Thema mit dem ich mich schon auch beschäftige.
    Ich weiß auch nicht, wie es sein sollte.
    Auch wir haben immer bei uns gefeiert. Weihnachtsbaum, Großeltern,
    Geschwister und unser Sohn.
    Ich weiß auch nicht ob ich das kann.
    Aber als erstes hat sich schon meine Schwester verabschiedet. Sie fährt weg.
    Nun möchte mein Sohn am 1. Feiertag zu seiner Freundin, die sehr weit
    weg wohnt.
    Dann bleiben nur noch meine Eltern.
    So werden wir wohl zu dritt sein und am Heiligen Abend zu viert.
    Also ruhig. Ich werde sicher kochen, das lenkt mich etwas ab.
    Geschenke? Wir haben sonst immer Geschenke verwürfelt.
    Ein schönes Spiel, was auch lustig war. Das fällt aus.
    Musik? Bis heute kann ich noch keine Musik hören. Und ich glaube auch zu
    Weihnachten wird es nicht besser. Also fällt das auch aus.
    Ziemlich schlimm wird es werden. Da bin ich mir sicher.
    Und mir graut auch davor.
    Bin gespannt von euch zu hören, wie ihr das haltet.

  • Liebe Petel,
    ich versuche mich mal an einer Antwort.
    Jeder hat ganz gewiss eigene Vorstellungen und Erwartungen von Weihnachten.
    Du, ich und all die anderen Lieben befinden sich in einer traurigen Situation, weil
    es ja eigentlich ein Fest der Liebe ist. Aber unser liebster Mensch nicht mehr dabei
    ist. Egal wie viele andere liebe Menschen uns umgeben, die Lücke/Verlust wiegt tonnenschwer.
    In deiner ganz speziellen Konstellation gefällt mir dein Plan. Kochen, Plaudern, Spazieren gehen.
    Es nicht speziell als Weihnachtstag betrachten, wenn ihr zu Dritt seid, sondern als lieber Besuch.
    Am Heiligen Abend zu Viert? Auch das geht. An meinem "ersten" Heiligen Abend habe ich auch ein schönes Essen zubereitet und wir haben eine DVD geschaut. Also etwas getan, was uns ablenkt und die Zeit vergehen lässt.
    Du wirst im Nachhinein feststellen, dass die Tage gar nicht so schlimm waren wie befürchtet.
    Und eines dürfen wir nie vergessen: Unser bitterer Verlust ist schmerzhaft, aber da sind noch all die anderen Lieben um uns herum. Ich selbst bin so unendlich dankbar, dass sie da sind. Dass wir die Zeit haben und Zeit finden, beisammenzusein.
    Dafür bedarf es nicht unbedingt Weihnachten. Dennoch ist es trotzdem ein guter Anlass, sich zu treffen.
    Was mich betrifft, ist natürlich auch bei mir alles anders. Nicht mehr die schönen Rituale , über die Jahre gewachsen und gefestigt. Dennoch hatte ich letztes Weihnachten ein wenig dekoriert, schöne Düfte und "Besuch an den Feiertagen". Eben anders.
    Im Forum geht es übrings - soweit ich mich erinnere - zu dieser Zeit rege zu.


    AL, Syli :knuddeln:

  • Ihr Lieben,


    ich finde, Weihnachten ist eh immer anders, als man denkt, das "Fest der Liebe" oftmals gradwegs gegenteilig.


    Das Schlimmste an Weihnachten ist unsere Vorstellung davon, wie Weihnachten werden soll, wie es sein wird, sein könnte.


    Wenn Weihnachten wirklich etwas von einem "Fest der Liebe" haben soll, dann liegt es an uns, dem zumindest eine kleine Chance zu geben.


    Warum dieses Mal nicht ganz anders? Ich lasse alles auf mich zukommen und entscheide im letzten möglichen Moment. Das wird mir doch jeder zugestehen?!


    Eines ist für mich klar: ich möchte an Weihnachten - zumindest am Heiligen Abend- mit meinem verstorbenen Liebsten sein, wie das auch immer aussehen mag.


    AL Frieda

  • Das erste Weihnachten nach dem Tod meines Mannes haben wir genauso gefeiert wie wir es gefeiert hätten wenn er noch dabei gewesen wäre. Einen Tag bei uns mit unseren Töchtern mit Partner bzw. Enkelkind, meiner Schwiegermutter (mein Schwiegervater leider nicht weil er 7 Wochen vor meinem Mann gestorben ist), mein Schwager mit Frau und Sohn und einen Tag mit unseren Töchtern mit Partner bzw. Enkelkind, meiner Mama und den beiden Onkeln meines Mannes. Ich hatte innen und außen noch mehr geschmückt als sonst. Ich glaube es war aus Trotz. Ich wollte den Schicksal zeigen das ich mich nicht unterkriegen lasse und für unsere Töchter und auch den ganzen Rest der Familie war es ein Zeichen dafür das wir trotz allem weiterhin eine Familie sind und zusammenhalten.
    Auch letztes Jahr haben wir ein schönes Weihnachtsfest verbracht. Es war das zweite Fest nach dem Tod meines Mannes. Leider hatte es irgendwie nicht mit meinem Schwager, seiner Frau und dem Kind geklappt. Nachdem auch noch meine Schwiegermutter in dem Jahr gestorben war wusste wohl keiner so Recht was wir machen sollen. Im Nachhinein stellte sich heraus das wohl jeder darauf gewartet hat das der andere sich meldet.
    Dieses Jahr werden wir wieder alle zusammen feiern, nur meine Mama wird fehlen denn leider musste sie dieses Jahr von uns gehen.
    LG
    allesanders


    Es gibt Menschen, die wir in der Erde begraben; aber andere, die wir besonders zärtlich lieben, sind in unser Herz gebettet. Die Erinnerung an sie mischt sich täglich in unser Tun und Trachten, wir denken an sie, wie wir atmen, sie haben in unserer Seele eine neue Gestalt angenommen, nachdem zarten Gesetz der Seelenwanderung das im Reich der Liebe herrscht.


    Honoré de Balzac



  • Ja, das stimmt. Meistens ist es dann anders als man es sich vorher
    vorstellt.
    Sicher werde ich auch etwas dekorieren. Aber meine Familie und vorallem
    mein Sohn sind ja auch noch sehr traurig und in einem Zustand indem man das
    alles noch nicht so richtig verarbeitet hat.
    Natürlich bin ich auch froh, das meine Familie noch da ist.
    Deswegen ist wohl die Idee eine DVD zu schauen keine schlechte Idee.
    Aber man wird sehen.
    Gut zu wissen, das über die Feiertage hier viel los ist.
    Dann kann man sich ja auch hier etwas Trost holen.

  • Ihr Lieben,


    Weihnachten hat bei mir schon immer unterschiedliche Gefühle ausgelöst - der Zauber der Weihnacht den ich als Kind empfunden habe, der ist mir längst abhanden gekommen...


    Als ich selbst Mutter geworden bin habe ich versucht den Zauber für meine Tochter zurückzuholen, ich denke es ist mir geglückt für ihre ersten 6 Jahre.


    Mit 7 Jahren wurde meine Tochter per Gerichtsbeschluß dazu gezwungen, Weihnachten bei ihrem Vater (wir waren inzwischen geschieden) zu verbringen. Sie war kreuzunglücklich dass sie Weihnachten nicht mit uns, meinem 2. Mann Tom und mir verbringen durfte.
    Und Tom, ihr "angeliebter" Vater, wie sie selbst ihn immer betitelt hat, hat eine Woche nach Weihnachten unseren Weihnachtsbaum auf sein Autodach geschnallt und wir sind für eine Woche in ein Ferienhaus nach Frankreich gefahren, haben unseren Baum dort aufgestellt, ihn geschmückt und eine schöne Zeit in Frankreich miteinander gehabt.
    Das gemeinsame Schmücken des Baumes wurde über 20 Jahre zur Tradition von angeliebtem Vater und Tochter, ich wurde in die Küche verbannt um Eierpunsch zuzubereiten und dann mit dem prachtvoll geschmücktem Baum überrascht zu werden....


    Und nun??? Wir haben beide keine Lust auf einen Weihnachtsbaum, zumindest dieses erste Weihnachten seit Tom's Tod im Januar nicht, unsere Tochter lebt und arbeitet in Bonn. Wir wollen zusammen sein, aber nicht hier in meiner Wohnung - und dann ohne Baum geht gar nicht - und mit Baum schon erst recht nicht...
    Wir haben für dieses Jahr beschlossen ins Elsaß zu fahren, haben für ein paar Tage in einem Schlößchen ein Zimmer gemietet, werden den Wellnessbereich nutzen und uns ins Kaminzimmer bei Punsch und Kakao zurückziehen.
    Gerne hätte ich meine Mutter dabei gehabt die ja nun seit März auch alleine ist, aber sie will nicht. Sie wollte nicht einmal dass wir zu ihr kommen. Ich war erstaunt dass sie relativ schnell mit ihren 93 Jahren nach dem Tod meines Vaters im März in ihre tägliche Routine zurückgefunden hat.
    Wie sie mir letztens erklärt hat freut sie sich dass ich jeden Samstag zu ihr komme und einige Sachen erledige, z.B. Fenster putzen, Wäsche waschen und aufhängen, mal durchwischen .... auch telefonieren wir jeden Abend mindestens 45min. miteinander, aber sie will weder in ein betreutes Wohnen noch will sie zu mir in meine Nähe noch in die Nähe ihrer Enkeltochter ziehen. Und schon gar nicht Weihnachten - da will sie mit ihrer ebenfalls kürzlich verwitweten Nachbarin zusammen sein. Ihr sei der ganze Trubel zuviel, fast zuwieder der ganze Konsumzwang - schließlich sei das auch ein ganz normaler Tag... ich war ziemlich sprachlos.


    So wird es also dieses Jahr bei uns sein, ich respektiere den Wunsch meiner Mutter und meine Tochter und ich wir fliehen vor den Erinnerungen an Weihnachten die mit meiner Wohnung verbunden sind.


    Wie es dann nächstes Jahr sein wird? Ich weiß es nicht, aber ich habe gelernt dass ich zwar planen kann aber keine Garantie bekomme dass es so kommt wie geplant und alles irgendwie weiter geht, alles im Fluß ist... panta rhei... alles ist in Bewegung ... alles ist anders.


    Euch allen heute oder morgen, je nachdem wo Ihr wohnt einen geruhsamen Feiertag.
    Franzi

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