Noch ein Grund, warum mir der Abschied so schwer fällt

  • Was waren das für Zeiten? Viel erlebt und eine wundervolle Kommunikation.
    So gut wie nie Missverständnisse oder Vorwürfe. Oft ein Verstehen ohne Worte.
    Das fehlt mir am meisten. Erleben kann ich noch viel, Small Talk fällt mir leicht.
    Und doch stoße ich immer und immer wieder an jene Grenzen der Kommunikation.
    Ich habe es einfach satt, jedes Wort und jeden Satz so sorgfältig abzuwägen, dass ja
    keine Missverständnisse entstehen. Wer mich missverstehen will, tut es sowieso.
    Wahrscheinlich nicht mit Absicht, sondern weil die Menschen so sind wie sie sind.
    Selten, sehr selten bin ich jemanden begegnet, der sich Gedanken gemacht hat, was ich
    bei seinen Aussagen empfinden könnte.
    Am Ende immer nur Enttäuschung.
    Die Leinen gekappt, keine Nähe zulassen und nur bei meiner liebsten Person so sein,
    wie ich wirklich bin. Ich vermisse sie. Ihre Existenz hat Schmerz und Enttäuschung unendlich gemildert.
    Die Leinen wieder aus Enttäuschung kappen. Doch nun allein.
    Trotzdem besser, weil ich einfach nicht die Energie aufbringen mag, zusätzlich den Schmerz der Enttäuschung zu verarbeiten.
    Will auch nicht mehr die Schuld bei mir selbst suchen...


    Alles Gute und passt gut auf euch auf,
    Syli

  • Liebe Syli,


    Leinen kappen, keine Nähe zulassen, mauern ... Vertrauen muss wieder aufgebaut werden, aber anders als vorher, tiefer, eher in sich selbst, weniger direkt in Andere, eben völlig anders als vorher.


    Sich mit dem verstorbenen Menschen im Herzen der Welt wieder öffnen, der Welt, die so furchtbar enttäuscht hat. Mit dem Wissen, dass es absolut anders kommen kann als gewünscht - dass wieder Tränen fließen können und höchstwahrscheinlich werden - wieder auf einen Menschen zugehen, überhaupt auf "die Menschen" zugehen ... das ist eine sehr schwere Sache. Das bedeutet, über den eigenen Schatten zu springen, nicht nur einmal, sondern immer wieder.


    Liebe Syli, du machst immer wieder Schritte, bist so mutig und offen. Du verschließt dein Herz nicht, auch wenn es immernoch so schrecklich wehtut.


    Es ist gut in der Trauer eine "innere Stärke" aufzubauen und mit "anderem Blick" durch die Welt zu laufen. Ob dieses Innere-stark-sein durch spirituelle Erfahrung, religiöse Hinwendung, Hingezogenheit zur Natur oder durch was auch immer ensteht ist erstmal völlig egal.


    Für mich ist es wohl eine Mischung aus mehreren Beweggründen, ein In-mir-selbst-suchen (und -finden), was ich früher ausschließlich im Außen wähnte. Und aus diesem inneren Frieden heraus kann ich wieder in die Welt gehen und weiter tun und machen und auch wieder Nähe zu Menschen spüren. Und das ist wunderbar, das tut so gut, oft völlig absichtslos, einfach so, weil wir gerade zusammen sind.


    AL Frieda


    ......................................................


    "Wir können der Tatsache nicht ausweichen,
    dass jede einzelne Handlung, die wir tun,
    ihre Auswirkung auf das Ganze hat."


    Albert Einstein

  • Liebe Syli,
    ich hätte es nicht so gut formulieren können, aber es entspricht genau meinem Empfinden.
    Es ist Energie zehrend und in letzter Konsequenz müßig. Man hat eine enorme Vertrautheit und Nähe gelebt. Man konnte sich ohne Filter geben wie man ist. Jetzt dieses Herumeiern, es ist anstrengend. Ich habs über weite Strecken aufgegeben. Ich versuche allein zurecht zu kommen und inzwischen klappts zwar nicht perfekt aber ich bin auf dem Weg. Vielleicht ist es das was wir jetzt auch erst mal lernen sollten.


    Alles Gute Dir und allen anderen die das lesen
    Bartnelke

  • Ihr Lieben,
    also Frieda, da sprichst du auch mir aus dem Herzen, Vertrauen in sich finden, wieder klar kommen im Alltag ohne den geliebten Menschen, das ist der erste Schritt und dann nach und nach wieder Vertrauen in Andere zu entwickeln.
    Jedoch wie gut verstehe ich Dich Syli, und muss leider auch sagen dass diese ganz spezielle Nähe die uns verbunden hat, eine Art Urvertrauen, das wortlose Verstehen, das wird es wohl nicht wieder geben.
    Und immer wenn mir das bewusst wird tut es einfach nur weh.
    LG Jenny

  • Genau so...wie ihr es alle beschreibt...so ergeht es auch mir..
    Mir fällt es so schwer Nähe zuzulassen..mich zu öffnen...anderen Menschen meine innersten Gedanken und Gefühle mitzuteilen...dann habe ich oft das Gefühl mir selbst im Weg zu stehen..zieh mich zurück und versuche erst mal allein mit mir klar zu kommen..
    ja...dieses Urvertrauen...dieses Selbstverständnis gemeinsam mit dem Partner ohne viel Worte sich zu verstehen...sein zu können wie man ist...und trotzdem seiner Sicher zu sein...das fehlt mir so sehr...


    Aber es gibt auch schon Tage da schaffe ich es andere mehr mit einzubeziehen...mich ein wenig zu öffnen..meine Gedanken frei zu geben....aber oft genügt ein unbedachtes Wort von der anderen Seite und ich zieh mich wieder in mein Schneckenhaus zurück.


    diese innere Stärke aufzubauen...das Gelingt mir auf der Arbeit. Hier fühle ich mich sicher...aber hier muss ich auch nur wenig meiner inneren Haltung zeigen....aber es ist vielleicht schon der richtige Weg..


    Ich bin noch auf der Suche wie es besser gehen kann...warum es mir so schwer fällt meine schwächen zuzugeben...ich zeig mich stark... und doch würd ich zeitweise so gern mehr meine Schwächen zeigen.
    Wodran mag es liegen das es so ist?...eigentlich mag ich mich mit dieser Analyse gar nicht beschäftigen..dann müsste ich mich ja länger mit mir beschäftigen...aber ich denk ich bin nicht so wichtig...es gibt so viel Leid...dein kleines Leben ist doch ganz OK so wie es ist..


    Es tut so gut eure Gedanken die meinen so ähnlich sind zu Lesen...es stärkt mich...vielleicht ist ja auch die Lösung uns einfach zu anzunehmen wie wir sind...und nicht versuchen es den anderen Recht zu machen...sondern uns!


    Liebe Grüße
    Sorina

    Alles verändert sich, mit dem der neben einem ist oder neben einem fehlt.
    In meiner Trauer wohnt die Liebe

  • Also seit gestern läßt mich das Thema Urvertrauen nicht mehr los......ich hab lange darüber nachgedacht und ich weiss nicht ob ich richtig liege aber ich glaube das die Natur das extra so eingerichtet hat das man nur bestimmten Menschen ein solches Urvertrauen entgegenbringt.....und ich bin überzeugt das das nichts mit "auf Menschen zugehen" zu tun hat......klar gehe ich auf Menschen zu aber das bedeudet noch lange nicht das ich Ihnen vertraue........diese Sichtweise ist mir zu simpel........
    Jeder Mensch hat doch eigentlich das Bedürfnis Nähe zuzulassen und man unternimmt doch auch immer wieder mal neue Versuche und dennoch ist da dann oft ein " Hindernis "........ob jetzt innerlich in einem selbst oder durch mehr oder weniger deutliche Signale des Gegenübers......aber dennoch hat/oder hatte jeder von uns Menschen zu denen wir dieses Urvertrauen aufgebaut haben.......und ich glaube es hat einen Sinn das es so schwer fällt eben diese Menschen zu finden zu denen man dieses Urvertrauen aufbauen kann und will........
    Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit hab ich versucht mir vorzustellen wie es wäre wenn ich plötzlich zu jedem Menschen im Bus dieses Urvertrauen hätte......und umgekehrt......und da ist mir aufgefallen, das Vertrauen dann nichts besonderes mehr wäre......ich/meine Mitfahrer könnten uns dann ja nicht mehr aussuchen zu wem wir Vertrauen haben möchten......es wäre einfach da und zu mindest in dieser Hinsicht wären wir dann alle gleich und ob das so gut wäre wage ich zu bezweifeln.....
    Ich für mich bin zu dem Schluss gekommen, das es einen Sinn hat das es nur wenige Menschen gibt zu denen dieses Urvertrauen besteht/bestand und das ich und ebenso mein Gegenüber die Wahl hat ( und auch wieder nicht ) dieses Vertrauen aufzubauen oder das es wie ein " Wunder " einfach da ist.......
    Fakt ist doch das wir alle solche Menschen haben oder hatten und ich weigere mich zu glauben das das dies die einzigen Menschen waren........leider neigen wir dazu uns selbst die Schuld zu geben und machen dann dicht oder "kappen die Leine ".......aber warum eigentlich ? Ich glaube inzwischen das es nicht ( oder nicht nur ) an mir liegt......da ist ein Sinn dahinter das es momentan keinen Menschen gibt der mir all das gibt was ich glaube zu brauchen........ und.wenn es ihn gibt wird er mir begegnen und wenn nicht ist es eben so......es sind eben besondere Menschen die jeder von uns sucht und die dazu bestimmt sind mit uns ein Leben zu teilen....nur wachsen die nicht so einfach auf Bäumen..........


    Liebe Grüße
    Mäusi

  • nach dem tod des geliebten menschen wird jeder plötzlich in eine totale ausnahmesituation katapultiert. keiner ist vorbereitet, dass die eigene welt plötzlich so sehr aus den fugen geraten kann. niemand kann ahnen wie gross der schmerz sein kann, dieses total endgültige unwiderrufliche aus eines wunderbaren gemeinsamen vertrauten lebens. das vertraute leben ist vorbei aber die liebe bleibt, die geht nicht einfach weg. man fühlt sich als wäre man alleine in einer seilbahn hoch oben und schaut auf das emsige leben der anderen hinunter.
    irgendwann nimmt das eigene leben wieder struktur an aber dieser halt den man hatte ist nicht mehr da, dieses urvertrauen ist in den grundfesten erschüttert. es kommen momente in denen man wieder herzlich lachen kann, auch momente in denen man wieder glücklich ist, man trifft auf neue menschen die wirklich bemüht sind nett zu sein. man versucht ja auch daran teil zu haben, sich darüber zu freuen jedoch geht man irgendwie auf distanz.
    aber der tag kommt an dem wir nicht mehr vor uns selber davon laufen können, man ist zutiefst mit sich selbst konfrontiert ... das ist sehr sehr schwierig ... und dabei stehe ich mir selber im weg ...
    "wenn aller kampf aufhört, breitet sich liebe und frieden aus" ... und vielleicht ist man dann ja wieder zu urvertrauen bereit, wenn man mit sich selber im reinen ist.
    lg, kleinewüstenblume

  • Liebe kleinewüstenblume genau so ist es!!!
    Und genau jetzt bräuchten wir unseren geliebten Menschen damit wir gemeinsam dieses Elend bewältigen könnten, so wie wir uns immer beigestanden haben!!!!!
    Aber es ist aus und vorbei, endgültig und für immer! Während ich diese Zeilen schreibe haut es mich wieder um, ich kann tränenblind nicht weiter schreiben, also bis ein andermal! Lg Karo

  • liebe karo,
    das gemeinsame vertraute leben ist aus aber nach einer gewissen zeit bemerkt man, dass nicht alles verloren ist. es gibt vieles das von dem geliebten menschen bei uns bleibt.
    die liebe die wir empfinden geht nicht weg, sie ist ein grosser schatz den wir für immer in unserem herzen bewahren. die ganze zeit die wir zusammen verbracht haben hat uns geprägt, liess uns zu dem werden was wir sind. viele entscheidungen die wir heute treffen müssen wurzeln in all dem, was wir zusammen erlebt und bewältigt haben. bei vielen entscheidungen habe ich oft gedacht, was hätte er jetzt gesagt oder getan ? in diesem sinne habe ich oft gehandelt und es war meist das richtige.
    alles was ein mensch bewirkt oder gesagt hat bleibt ja bei uns das geht nicht verloren und aus dieser quelle können wir immer schöpfen.
    man hinterlässt im laufe seines lebens spuren bei den menschen mit denen man in irgend eine art beziehung tritt. diese spuren werden wiederum teil des lebens dieser meschen. jeder schritt des geliebten menschen hat unser eigenes leben berührt und dadurch hat unser leben eine bestimmt richtung angenmmen in die wir ohne ihn niemals gegangen wären.
    mit der zeit kommt dann noch dankbarkeit dazu ... neimand geht so ganz seine spuren bleiben für immer bei uns.
    lg,kleinewüstenblume

  • Ihr Lieben,


    das ist ganz so, wie Wüstenblume es beschreibt.


    Jetzt - nach fast 5 Jahren - möchte ich nicht mehr sagen, dass ich trauere. Sicher würde ich alles dafür geben ... ihr wisst schon und sicher geht es euch allen so.


    Habe jetzt so vieles allein zu bewältigen, nicht nur materiell, auch als Mensch fehlt er mir immer wieder an meiner Seite, seine Umarmung, sein Blick, sein Rat, diese Geborgenheit und selbstverständliche Sicherheit, die er mir gegeben hat.


    Die Trauer wird immer weniger, aber im Herzen bleibt die Liebe und die wird wirklich nicht weniger. Ich liebe ihn nach wie vor. Er gehört zu mir, zu meinem Leben. Und im Jetzt und Hier ist er für mich so oft present. Unsere Seelen sind noch in Verbindung miteinander. Ich halte nicht an ihm fest, denn seine Seele soll absolut frei sein. Und doch spüre ich ihn immer wieder ganz nah. Haltet mich für verrückt, aber er ist mir jetzt manchmal näher als er es im "richtigen Leben" war. Da war so viel Ablenkung und Druck von aussen.


    Mittlerweile kann ich alles so hinnehmen, wie es ist. Ich beschwere mich nicht vor Anderen und auch nicht vor mir selbst, bin niemandem gram, auch nicht einem Gott oder Schicksal.


    AL Frieda


    ......................................................


    "Wir können der Tatsache nicht ausweichen,
    dass jede einzelne Handlung, die wir tun,
    ihre Auswirkung auf das Ganze hat."


    Albert Einstein

  • Hallo Frieda,
    Mensch was für ein Beitrag. Der hat mich mitten ins Herz getroffen, weil ich ebenfalls so empfinde und solche Gedanken habe. Das hat mich sehr berührt.
    Ich bin immer wieder erstaunt und dankbar über die Gedanke bzw. Beiträge hier. Und zwar von allen.
    Nachdem ich heute einen kleinen Durchhänger habe, hat mich das wieder aufgerichtet. Kam also genau richtig.
    Danke.
    Euch allen einen schönen Tag. :)
    Bartnelke

  • Hallo Ihr Lieben,
    also für mich spielt - nach 2 Jahren - die Trauer nur im Alltag keine Rolle mehr, auch
    wenn ich allein bin.


    Aber wenn ich Freizeit habe, die Sonne z.B. strahlend scheint, dann denke ich doch
    oft mit Tränen im Herzen, dass ich jetzt dieses oder jenes unternommen hätte und nun allein
    mir die Motivation und Freude fehlen. Da sind wir wieder beim Thema Seelenverwandtschaft.
    Es war eigentlich egal, was man unternommen hat, das Teilen mit dem Seelenverwandten war
    das Besondere.


    AL Syli

  • So wunderbare,schöne Beiträge,ja der Mensch bei dem man ganz selbst sein durfte und so geliebt wurde,der sich gefreut hat dass man da ist,auch ohne Schminke und Frisör,dieses oft wortlose verstehen,ein Augenblick,ein Kuss im vorbeigehen,alles vorbei für immer.Nie werde ich mich an den Tod meines Mannes gewöhnen,und momentan fürchte ich die langen Tage,Nächte Wochenenden,Jahre womöglich die vor mir liegen,leer und freudlos,diese bittere Einsamkeit,das Schreiben hilft und euch lesen noch mehr,Danke!

  • Guten Morgen Adi!
    Im Moment kann ich leider nichts tröstendes sagen nur dass auch ich grad jetzt sehr traurig bin, ich schreib Dir weil ich Dich wissen lassen will das hier, zwar weit entfernt, aber durch das Forum verbunden, jemand ist der Deine Zeilen gelesen hat und ganz genau so empfindet. Durchhalten! Wenn man hier in Forum liest dann erkennt man das irgendwann bessere Zeiten kommen, wenn man es auch jetzt nicht glauben mag!
    Herzliche Grüße von Karo

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