Angst um meinen sterbenden Vater

  • Hallo Mimi,
    du trittst mir nicht zu nahe. Ich habe schon früher mal in einem Heim gearbeitet und zwei Freundinnen von mir machen das auch jetzt noch in unterschiedlichen Einrichtungen. Dort wurde und wird gute Arbeit geleistet. Leider gibt es Häuser, wo das nicht der Fall ist. Aber ich glaube, daß man als Angehöriger der regelmäßig vor Ort ist, die Atmosphäre die in einem Heim herrscht, durchaus mitbekommt. Menschen die ihre Arbeit oberflächlich und lieblos verrichten, gibt es leider überall in jedem Bereich. Das ist traurig und gerade im Umgang mit Hilfebedürftigen katastrophal und nicht hinzunehmen. Allerdings glaube und hoffe ich, daß das Ausnahmen sind. Unter dem schlechten Ruf den diese Einrichtungen verursachen, leiden auch viele Pflegekräfte, deren schwere Arbeit dadurch von der Öffentlichkeit oft nicht anerkannt wird.
    L.G.Emmi

  • Liebe Emmi,
    Liebe Sabine,


    ich würde sagen, das Pflegeheim meines Vaters ist geradeso mittelprächtig. Die kümmern sich nicht immer um meinen Vater.Sehr oft hat er keine Betreuung, ist auf sich gestellt und da wird es erst besser für ihn, wenn ich ihn besuchen komme.
    Jedenfalls habe ich immer wieder feststellen müssen, dass er im Pflegerollstuhl vor dem Schwesternzimmer positioniert ist, damit sie ihn besser unter Kontrolle haben.
    Das mit dem Po wundliegen hat garantiert noch niemand untersucht, ich werde heute die Ärztin draufhinweisen müssen. Wenn sie morgen meinen Vater im Heim aufsucht und untersuchen wird.


    So jetzt muss ich los wieder ins Autohaus zum vorletzten Akt, werde heute die restlichen Sachen ins neue Auto räumen oder dann morgen herausräumen, je nachdem ob ich heute ans neue Auto rankomme.


    LG
    Matthias

  • Gestern da war mein Vater recht munter, nachdem er am Vortag die ganze Mittagspause durchgeschlafen hat.
    Gestern habe ich ihn zunächst mit dem Rollstuhl eine Waffel holen gefahren und diese in der Trinkhalle gegessen, er wollte diesmal gleich 2 Stück. Irgendwie hat id elange schläfrigkeit ihn hungrig gemacht.
    Ins Cafe sind wir auch gefahren, aber Kekse doe habe ich ihm mit seinen Schluckproblemen nicht geholt, dafür einen weichen Mohnkuchen.


    So nun muss ich wieder viele Dinge erledigen, erst mal Leergutkästen wegbringen, Wäsche hab ich heute morgen auch schon gewaschen und aufgehängt im Keller, ich tareue dem Wetter nicht, sieht nach Regen aus.


    LG
    Matthias

  • Ja Uli,


    Du hast Recht. Wir brauchen Regen. Aber bitte keinen Starkregen, der die Strassen wieder überflutet, dass man nicht mehr fahren kann.


    Vorgestern da hat es geregnet, als ich mit Vater im Cafe dringegessen habe. Und als wir wieder los ins Heim gefahren sind mit dem Rollstuhl, da hat es aufgehört zu regnen.


    Jetzt fahre ich zum Friedhof und kümmere mich wie jeden Tag um die Grabpflege. Schliesslich habe ich es Dorit und meiner Mutter versprochen, immer frische Blumen auf dem Grab.


    Matthias sehr müde und traurig immer nioch um Dorits Tod !

  • Hallo Matthias,
    da hast du recht, Starkregen ist wenig effektiv, da er nicht den Boden durchfeuchtet. Besser wäre daher stundenlanger mittelstarker Regen, jedoch kam der bisher hier nicht. So gehe ich dann weiterhin auf den Friedhof, jeden Tag mit einer Gießkanne in der Hand.

  • Hallo Uli,


    ja ich gehe auch jeden Tag 2x auf den Friedhof, wenn ich es schaffe. Manchmal so wie heute habe ich anderen Termin, dass ich es nur einmal schaffe.
    Ich habe es ja Dorit zu Lebzeiten versprochen, immer für frische Blumen auf ihrem Grab zu sorgen. Auch meine Mutter und Schwiegermutter haben es verdient.
    Für mich ist der Friedhof auch ein Platz, soziale Kontakte zu pflegen. Oftmals, zwar nicht immer, da treffe ich andere Leute, die ich von früheren Friedhofsbesuchen noch gut kenne und da kann ich mich ausgiebig auch über unsere Verstorbenen unterhalten und stelle fest, jeder trauert sehr um seine Verstorbenen.


    Solange der Regen ausbleibt, ist der regelmässige Friedhofsgang immer mit der Giesskanne verbunden. Leider können wir uns den Regen nicht aussuchen.


    Liebe Lola,


    ja mein Vater hat sich glücklicherweise wieder etwas erholt. Er spricht nicht nur ganz leise und einsilbig, gestern da hat er gleich 2 Stück Kuchen verdrückt und ich heb es ihm gegönnt, auch wenn er es streng genommen nicht gedurft hätte.
    Aber ich bin doch froh, wenn mein ich meinem Vater eine Freude machen kann.


    So jetzt muss ich mal wieder zur Versicherung, meine Gebäudeversicherung umschreiben lassen.


    Dann Euch noch viele Grüsse
    Matthias

  • Hallo Matthias,
    das stimmt, bei dieser Trockenperiode ist das tägliche Gießen auf dem Friedhof notwendig. Ich gieße auch 4 Gräber für ältere Damen, weil ich nicht möchte, dass sie bei dieser Wärme den Friedhof aufsuchen. - Auch für mich ist der Friedhof mehr als nur Friedhof: Ich brauche den täglichen Gang an die frische Luft. Die Raben freuen sich, wenn ich komme, weil sie wissen, dass ich für sie etwas zu Fressen dabei habe. Soziale Kontakte habe ich gelegentlich auch bis hin zum Fahrer des Friedhofsbaggers. Vor Jahren habe ich sogar gesehen, wie abends ein Mann die Friedhofstoilette betreten hatte und als Frau verkleidet wieder herausgekommen ist. Neulich habe ich "unseren" Bestatter getroffen, der mir bestätigte, dass auch die Gebühren für eine Feuerbestattung wegen der Energiekrise steigen werden. Wenn ich daran denke, was mir wahrscheinlich bei meinem Sterben bevorstehen wird, dann müsste ich den Friedhof eigentlich meiden. Aber ich habe - noch - keine Angst und freue mich, jeden Morgen mit einer Tasse Kaffee in der Hand begrüßen zu dürfen.

  • Hallo Uli,


    ja so ähnlich geht es mir auch mit den Gesprächen, spreche fast täglich mit dem Friedhofsgärtner, der sehr hart arbeitet, allein en ganzen Friedhof in Schuss halten: Gras mähen, Laub zusammenkehren, jetzt bei der Trockenheit mit dem Wasserschlauch die trockenen Hecken berieseln usw. usw.


    Darf ich etwas indiskret sein: Um wen trauerst Du ? Und wielange ist das schon her ?


    Über mich wirst Du in meinem thread gelesen haben: ' trauere jetzt schon weit mehr als 28 Monate (seit heute genau 39 Monate und 3 Tage, also 3 Jahre 3 Monate 3 Tage) um meine Lebensgefährtin'.
    So jetzt geht es zum zweiten mal raus zum Friedhof, es hat weder nicht geregnet und alles muss wieder gegosssen werden. Laub ist auch sicher wieder neues gefallen.


    Tschüss und ich würde mich auch gern über jeden Morgen freuen, aber da kommt leider jeden Morgen die Trauer um Dorit hoch, aber der Kaffe er rieselt auch bei mir herunter.

  • Hallo Matthias,
    deine Frage ist nicht indiskret.
    Meine Trauer liegt schon etwas länger zurück. Anfang 2017 starb mein Patenkind mit 18 Jahren an Leukämie. Das hat mich damals sehr mitgenommen, und dadurch bin ich hier auf das Forum gestoßen. Die Trauer hat ungefähr bis Herbst 2020 angehalten. Was nicht heißen soll, dass mich ihr Schicksal nicht noch heute oft beschäftigt. - Dann habe ich dem Forum irgendwann den Rücken zugekehrt. Seit einigen Monaten bin ich wieder hier, um im Bedarfsfall den einen oder anderen Rat geben zu können. Dabei bin ich mir allerdings darüber bewusst, dass es etwas ganz anderes ist, wenn man wie du seinen Lebenspartner verloren hat oder - das ist das Schlimmste - Eltern das eigene Kind. -
    Gerade bin ich wieder von meiner Gießrunde auf dem Friedhof zurückgekehrt. Dabei habe ich gemerkt, dass es heute wieder sehr warm wird. Schlecht für die Landwirtschaft!

  • Hallo Uli,
    ja das ist auch schlimm, schon mit 18 Jahren jemand lieben Angehörigen zu verlieren. Mein Beileid auch jetzt noch von mir. Schön, dass Du Deine Trauer etwas überwinden konntest.
    Ich kämpfe noch darum, aber mich erdrückt besonders die Einsamkeit und der Verlust, der ewige Verlust eines geliebten Menschen. Seitdem zieht es mich jeden Tag auf den Friedhof, auch wenn ich dort nicht immer Leute zum Reden treffe und mir diese blöde Friedhofszufahrt zu schaffen macht besonders jetzt mit dem neuen gebrauchten Auto.
    Jetzt fahre ich wieder los.
    Ja der ausbleibende Regen ist Gift für die Landwirtschaft. Hier zeigen sich einige wenige Wolken.
    Will mal sehen, ob ich heute wieder mit meinem Vater längere Zeit mit dem Rollstuhl rausfahren kann, nachdem es gestern wegen der langen Warterei beim Friseur im Heim nicht geklappt hat.
    Jetzt fahre ich raus, mich zieht es beinahe magnetisch zum Friedhof, dort kann ich mit meiner vorausgegangenen Angehörigen sprechen.


    LG
    Matthias

  • Hallo Matthias,
    war gerade wieder auf dem Friedhof und habe das kühle Wetter genossen. Trotzdem habe ich wieder 3 Gräber bewässert, weil es heute Nacht nur etwas(!) geregnet hatte. Am Grab meines Patenkindes scheint lange keiner mehr gewesen zu sein. Wenn der Gärtner und ich nicht regelmäßig gewässert hätten, dann wären die Pflanzen wohl schon so trocken wie derzeit viele Maisfelder. Die Raben haben sich wieder über mein mitgebrachtes Futter gefreut. - Doch das Leben geht weiter und endet irgendwie und irgendwo. Gut, dass wir das nicht voraussehen können!


    LG


    Uli

  • Doch das Leben geht weiter und endet irgendwie und irgendwo. Gut, dass wir das nicht voraussehen können!


    Hallo Uli,


    ja es ist wirklich so. Wir wissen nicht, wann es zu Ende ist. Heute da habe ich auf dem Friedhof sogar mal meine Grabnachbarin getroffen, die auch meinen Vater noch kannte. Anhand der Fotos vom Pflegeheim hat sie ihn aber gleich wiedererkannt.


    Ich habe 3 Grabstellen und dort giesse ich jeden Tag 2mal. Die Pflanzen haben die Hitze gut überstanden. Nicht zuletzt auch wegen der täglichen Bewässerung.
    Da kann ich das praktische mit dem Angenehmen verbinden. Das Angenehme ist, die einzige Freude neben den Besuchen meines Vaters im Heim, ist es, mich ans Grab zu setzen und vom Tablet die Videos mit Dorits Stimme abzuspielen. So lasse ich sie mir quasi wieder ins Leben zurückholen.


    Jeder geht mit dem Tod anders um, ich brauche diese Dorits Stimme, weil ich sonst niemanden mehr habe, der zu mir spricht. So ist es eben Dorits Stimme aus Lebzeiten.


    Und jetzt fahre ich wieder hin zu meinem Vater ins Heim.


    Liebe Grüsse
    Matthias

  • Leider kommen alte Probleme wieder auf.


    Mein Vater fällt manchmal nachts wieder aus dem Bett. Er sagt, er hat Angst vor der Nacht. Die Schwestern könnenn auch nicht immer da sein.


    Und Erbrechen und Durchfall kommt manchmal auch wieder auf. Zuletzt lag er deswegen im Januar lange Zeit im Klinikum und konnte eigentlich erst im Mai danach wieder in den Rollstuhl zurückkehren. Hoffentlich wird es nicht wieder so schlimm.
    Jetzt wo er seit Mitte Mai schon wieder fast 4 Monate stabil im Rollstuhl sitzt. Es wäre nicht auszudenken, wenn in seinem Alter wieder die Darmprobleme losgehen würden.


    Ich bete zum Herrgott, er möge solange ich auf Erden bin, mir meinen Vater erhalten !


    LG
    Matthias

  • Danke Herrgott,


    dass Du meinen Vater sich wieder etwas erholen lässt.
    Er fällt nicht mehr aus dem Batt, schläft nachts und fährt mit mir schön im Rollstuhl hinaus.


    Ich bete, dass es noch lange so bleiben möge. Auch spricht er mit mir, wenn dann leider nur sehr leise und manchmal da verstehe ich ihn nicht.
    Wo er doch so schlecht hört.


    Mein Vater ist der Letzte, der MIR NOCH GEBLIEBEN IST IM LEBEN ! Seit meiner lieben Dorit Tod !


    in unendliche Trauer und Angst um seinen Vater
    Matthias

  • Vater er hat keine neue Lungenentzündung, GOTT SEI DANK !!


    Ich hatte bei seinem ständigen Husten schon wieder Befürchtungen. Aber die Heimärztin hat ihn untersucht und keine Lungenentzünudng.


    Er braucht Traumel-Salbe in seinem Nacken, die ihn hoffentlich etwas in seiner Arthrose im Rücken und Nacken heilen wird.
    Ausgerechnet heute kann ich nicht ins Heim, werde es aber morgen früh gleich in der Apotheke kaufen.


    Heute soll bald die Heizungsfirma kommen und das Ausdehnungsgefäss überprüfen, aber der Wasserdruck ist schon wieder angestiegen.


    Morgen da werde ich ihn wieder im Heim besuchen. Jetzt ist Dorit virtuell als Stimme vom Video bei mir.


    Matthias in sehr trauriger, düsterer Stimmung des Alleinseins. Dorits Stimme gegen das Alleinsein

  • Lieber Matthias,


    es ist irgendwie interessant, dass z.B. du einen großen Trost darin findest, die Stimme deine Dorit zu hören, ich aber nach all den Jahren seine Stimme nicht hören kann und noch nicht einmal unsere Musik, die wir über all die Jahre machten. Bis heute fehlt mir der Mut, all das wieder zu hören, schon verrückt .......


    ......................................................


    "Wir können der Tatsache nicht ausweichen,
    dass jede einzelne Handlung, die wir tun,
    ihre Auswirkung auf das Ganze hat."


    Albert Einstein

  • Liebe Frieda,


    ich habe viele Videoaufzeichnungen von gemeinsamen Urlauben und Alltagssituationen und das Anhören dieser Stimme gibt mir das Gefühl, dass Dorit zu mir spricht.
    So fühle ich mich nicht mehr so einsam. Fehlt ihre Stimme, so ist sie in meiner irdischen Realität für immer tot.


    Ich brauche diese ihre Stimme als Ersatz quasi für ihre Abwesenheit genauso wie die täglichen Friedhofsbesuche, bei denen ich mich sogar mit ihr unterhalte, bin daraufhin sogar schon angesprochen worden und habe es erklärt. Genauso wie über das Grab haltend das Abspielen der Videos vom Tablet. Auch das hört sich sicher für Aussenstehende verrückt an, aber ich brauche das gegen die Einsamkeit. Du darfst nicht vergessen, ausserhalb des Pflegeheimes, wo ich meinen Vater besche, habe ich sonst keinen Menschen mehr ausser Dorits Stimme.


    Liebe Grüsse
    Matthias

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