Niederschreiben von Worten in der Trauer

  • Das Schreiben von Briefen hat mir geholfen, den schmerzhaften Verlust meiner Mutter zu verarbeiten. Es war eine Methode, meine Gefühle zu ordnen und sie in einer sicheren, kontrollierten Weise auszudrücken. Besonders in den ersten Wochen nach ihrem Tod fühlte ich mich oft überwältigt von Traurigkeit, Wut und Schuldgefühlen. Worte zu finden, die ich in einen Brief an sie richten konnte, war wie ein Anker, der mich durch diese chaotischen Gefühle navigierte.

    Indem ich an sie schrieb, konnte ich Gedanken und Erinnerungen teilen, die mir auf der Seele lagen. Dinge, die ich ihr zu Lebzeiten vielleicht nicht gesagt hatte, fanden in den Briefen ihren Platz. Oft begann ich mit einem einfachen "Mama, ich vermisse dich so sehr" und ließ den Rest aus meinem Herzen fließen. Psychologisch gesehen hatte das Schreiben eine entlastende Wirkung: Es war, als ob ich einen Teil meiner inneren Last auf das Papier übertragen konnte.

    Ein besonders wichtiger Aspekt war, dass ich durch die Briefe die Möglichkeit hatte, schmerzhafte Emotionen zu regulieren. Der Prozess des Schreibens verlangsamt das Gedankenkarussell, das uns oft gefangen hält, und erlaubt es, Emotionen bewusster wahrzunehmen und zu ordnen.

    Ich habe in den Briefen auch Themen wie Vergebung angesprochen, sowohl gegenüber ihr als auch mir selbst. Dadurch konnte ich Frieden mit ungelösten Konflikten finden, die ich vorher nur schwer loslassen konnte. Das Gefühl, meine Gedanken "auszusprechen", gab mir Erleichterung und half mir, einen inneren Dialog zu führen, der heilsam war.

    Ich möchte meine Erfahrungen teilen, weil ich überzeugt bin, dass das Briefeschreiben auch anderen in der Trauerbewältigung helfen kann. Es ist eine einfache, aber kraftvolle Methode, die niemanden außer uns selbst erfordert. Der Verlust meiner Mutter hat eine Wunde hinterlassen, die wohl niemals vollständig heilen wird, doch das Schreiben hat mir geholfen, mit dieser Wunde zu leben und sie in eine Quelle von Stärke und Dankbarkeit zu verwandeln.

    Ich hoffe, dass meine Geschichte andere ermutigt, diese Form des Ausdrucks auszuprobieren, um ihre eigenen Verluste zu verarbeiten. Trauer ist etwas, das wir nicht allein tragen müssen – und das Aufschreiben unserer Gefühle kann ein erster Schritt sein, sie zu bewältigen.

  • Da möchte ich dir völlig zustimmen lieber Nils

    So habe ich das auch für mich empfunden - zwar habe ich das in Form eines Tagebuches gewählt aber ich denke das spielt nicht wirklich eine Rolle.

    Wichtig dabei ist es ja das man sich alles von der Seele schreibt, es in Worte fasst und aufschreibt.

    Ich für mich schickte ich meine Worte hier im Tagebuch in Form von Energie auf die Reise - in dem Gedanken alles auf der Welt ist miteinander verbunden und die Worte würden in meinem Fall meinen Sohn schon finden.

    Auch ich habe die Worte einfach kommen lassen rein aus den Gefühlen herraus und egal wie sich das für andere auch darstellte - für mich war es ein Segen an Hilfe.

    Wie du schreibst - Selbsthilfe, mehr als sich selbst braucht es dafür ja nicht.


    Schön das du her gefunden hast - fühl dich herzlich Willkommen - wenn du auch gerade eine sehr stille Phase hier erwischt hast.

    Um so schöner deine Worte hier zu haben.


    Ich wünsche dir erst einmal alles was es gerade so für dich braucht.

    Mit einer lieben Umärmelung,

    Funny.

  • Hallo Nils,

    ich habe , genauso wie Funny. meine Gefühle und Emotionen hier in meinem Tagebuch aufarbeiten können. Das Tagebuch hat mir sehr geholfen.

    Ich denke es ist egal ob es Briefe oder ein Tagebuch sind, es hilft sehr seine Gefühle und Emotionen aufzuschreiben.

    LG

    allesanders


    Es gibt Menschen, die wir in der Erde begraben; aber andere, die wir besonders zärtlich lieben, sind in unser Herz gebettet. Die Erinnerung an sie mischt sich täglich in unser Tun und Trachten, wir denken an sie, wie wir atmen, sie haben in unserer Seele eine neue Gestalt angenommen, nachdem zarten Gesetz der Seelenwanderung das im Reich der Liebe herrscht.


    Honoré de Balzac



  • Auch mir hat das Schreiben von Briefen an meine verstorbene Mutter geholfen. Es ist jetzt 3 Jahre her und durch diese Art der Kommunikation spüre ich weiterhin eine enge Verbindung.


    Allerdings stelle mich mir die Frage (vielleicht kann mir hier in diesem Forum jemand Helfen aufgrund seiner eigenen Erfahrung): Was macht ihr mit dem geschriebenen? Ich habe davon gehört das Menschen alles verbrennen was mir sehr wüst rüber kommt. Andere sammeln alles in einem Schuhkarton. Wie geht es euch damit?

  • Bei mir ist das ganz unterschiedlich. Wichtige sehr emotionale Briefe die ich nicht wegschmeißen konnte haben einen Platz in einer Kiste unter meinem Bett. Andere Briefe bei denen es für mich lediglich im banale Dinge aus dem Alltag ging habe ich weggeworfen. Es ist ja kaum möglich bei einer Person die gerne und viel schreibt alles auf zu bewahren! :knuddeln:

  • Post by allesanders ().

    This post was deleted by the author themselves ().
  • Ich lese hier mit und es ist durchaus interessant, den Verstorbenen Nachrichten zu hinterlassen. Ich schreinbe meine Gedanken direkt an die Vesrtorbenen entweder am PC und speichere diese in einem Tagebuch ab oder richte hier im Forum direkt Nachrichten

    Ein besonderes Ritual bei mir iwar das Schreiben eines Buches, 'Dorit Hüttner die geschichte', welches ich online verlegt habe und bei Interesse habe ich schon ein paaar Exemplare vom Onlineverlag drucken lassen, dafür muss ich dann etwas bezahlen und kann diese an Intertessenten weiterverkaufen.

    Ein weiteres Ritual das ist bei mir das Ansehen udn Abhören der Videoaufnahmen aus der gemeinsamen Zeit mit den Verstorbenen.


    LG Matthias

  • Seit meinem vorletzten Kommentar unter diesem Beitrag hat sich etwas verändert. Ich habe den Allivestone Grabstein kennen gelernt der wahrscheinlich vielen Menschen in der Trauer helfen kann. Der Grabstein bietet die Möglichkeit Briefe ein zu werfen damit Menschen wie wir, die in an unsere verstorbenen Schreiben weiter in Kontakt bleiben können. Ich persönlich finde das eine geniale Idee :*

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