Trauer um meinen Vater / Sorge um meine Mutter

  • Liebe Sandra,


    ich habe mich auch von der Vorstellung verabschiedet, meine Eltern lägen da jetzt in ihrem Urnengrab, da liegt ja nur die Asche ihrer irdischen Körper. Aber ich besuche diesen Ort gerne, denn ich glaube, sie können das dann in irgendeiner Weise sehen und erleben.


    Ich bin Christ und bete für die Seele meines Vaters, der sich zu Lebzeiten als nicht gläubig geäußert hat. Ich bin aber überzeugt, daß Gott meine Gebete erhören wird, denn Gott weiß, daß mein Vater zeitlebens immer ein herzensguter Mensch gewesen ist. Ich bin auch überzeugt, daß meine Eltern jetzt bei unserem himmlischen Vater sind und ich ihnen nachfolgen werde, wenn die Zeit gekommen ist und ich meine Aufgabe auf dieser Erde erledigt habe.


    Wenn man diesen Glauben hat, dann muß man eigentlich vor nichts mehr Angst haben.

  • nächste Woche Samstag ist eine Comedyveranstaltung die ich vor langem gebucht habe


    Aber ich kann da doch nicht hingehen


    Ich kann doch nicht unbeschwert sein - geschweige dene ansatzweise über etwas lachen, obwohl mein Vater gestorben ist

    • Offizieller Beitrag

    nächste Woche Samstag ist eine Comedyveranstaltung die ich vor langem gebucht habe


    Aber ich kann da doch nicht hingehen


    Ich kann doch nicht unbeschwert sein - geschweige dene ansatzweise über etwas lachen, obwohl mein Vater gestorben ist

    Liebe sandrella,


    zugegeben, es ist ein Zwiespalt für Dich, allerdings würde ich Dir wirklich empfehlen, das zu machen wonach Dir ist. Schaue auf Dich und nicht auf Deine Mitwelt in dieser Situation.


    Lieben Gruß


    dry

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Sandra,


    jeder Mensch erlebt seine Trauer anders. Wir sind nicht mehr in alte Konventionen gepresst (oder müssen es zumindest nicht mehr sein).


    Gehst du allein dorthin oder mit einer Freundin? Du hat das ja gebucht, weil du Freude daran hast.


    Vielleicht würde es deinem Vater sogar gut gefallen, wenn du mal wieder von ganzem Herzen über etwas lachst.


    Lachen und weinen ... so ist das Leben.


    Und wie schon dry schrieb: entscheide nur für dich selbst und das ist dann genau richtig.


    ALFrieda

  • Liebe Sandra,


    ich schließe mich den Antworten von dry und Frieda an.


    Du hast das gebucht, weil du es dir gewünscht hast. Wenn jetzt nicht alles in dir widerstrebt, da hinzugehen, was ich vermute, sonst hättest du die Frage nicht stellen müssen, dann würde ich an deiner Stelle das so tun. Natürlich kannst du nicht unbeschwert sein, vielleicht auch nicht herzhaft lachen, aber vielleicht hilft es trotzdem, mal für ein oder zwei Stunden aus der Schwere, die du jetzt empfindest, herauszukommen.

    Ich würde das tun, was dir selbst eine Hilfe ist und nicht darauf achten, was in der Situation passend oder nicht passend ist. Trauernde müssen auch die Möglichkeit haben, für sich selbst zu sorgen.


    Liebe Grüße

    Ralf

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen - und danke für eure Antworten!


    ..wieder eine neue Woche. Wünsche euch einen guten Start- soweit das für jeden möglich ist!


    LG

    Hallo sandrella,


    oh ja, eine neue Woche und "wieder Zeit überstanden". Es ist anfänglich sehr schwierig, weil die trauernden Gedanken überwiegen und nicht mehr alles so funktioniert, wie es gewohnt war. Aber das ist absolut in Ordnung. Es gehört halt zu Deiner Situation dazu. Ein positiver Gedanke am Tag kann sehr gut helfen. Ich weiß, wovon ich schreibe. In diesem Sinne wünsche ich Dir eine gute Woche und stets einen positiven Gedanken.


    Lieben Gruß

    dry

  • Liebe Sandrella


    Ich möchte dir gerne mein allergrösstes Beileid aussprechen. Ich verstehe dich und all deine Gefühle nur zu gut. Wenn ich mich an den absoluten Beginn meiner Trauer erinnere... Sehe ich nur, wie ich funktionierte. Gefühlsmässig kalt und unnahbar in Situationen mit anderen.. Als ich alleine war, fielen meine Mauern immer wieder. Ich hatte auch nur drei Wochen nach dem Tod meiner Mutter eine Einladung an das Probeessen für eine Hochzeit (ich war die Trauzeugin). Und mich quälten die gleichen Gedanken wie dich ob ich da hingehen sollte oder nicht - ich konnte doch nicht unbeschwert sein.

    Ich hoffe, dass du bezüglich der Comedynight für dich eine Entscheidung getroffen hast mit der du dich im Einklang fühlst.


    Ich wünsche dir viel Kraft.

  • Liebe savoro,


    danke für Deine Worte!


    Ich begreife immer noch nicht, dass er einfach seit einem Monat tot ist. Ich kann es aussprechen ohne zu weinen, aber ich begreifen es einfach nicht. Es will einfach nicht in meinen Kopf rein. Er kam jedes Mal zurück. Jedes Mal. Er war einfach so unfassbar stark! Ich weiß, dass es für ihn im Endeffekt eine Erlösung war. Ich bin unfassbar dankbar, dass er nicht alleine und mit Qualen sterben musste. Das wir noch den notarzt rufen konnten. Ich versuche mir darin ein bisschen Erlösung zu finden. Ich kann es aber einfach nicht greifen. Ihm hätten noch ein paar gute Jahre vergönnt sein. 65 ist kein alter. Ich wünschte ich hätte ihm 10/20 Lebensjahr von mir schenken können. Ich weiß nicht wie die kommenden Monate werden soll. Meine Mutter schirmt sich vor ihrer Familie ab,auch wg der kommenden Feiertage.


    Es ist einfach so dass ich den Schmerz in mir sehe ihn aber nicht auslebe. Keine Ahnung



    P.s Auch ich möchte dir mein Beileid zu deinem Verlust bekunden,liebe savoro. Es fällt mir noch schwer, hier auf beiträge zu reagieren, weil ich noch keine tröstenden Worte für andere finden kann.

    • Offizieller Beitrag

    Wo Worte enden, beginnt die Musik:


    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Es ist selbstverständlich ein wenig traurig, gerade vor dem eigenen persönlichen Hintergrund. Es löst vielleicht ein wenig die Sprachlosigkeit.


    Lieben Gruß


    dry

  • Liebe Sandra,


    "Er kam jedes Mal zurück. Jedes Mal", was Du sagst, ist mir so sehr bekannt und auch immer noch präsent.


    Mein Vater hatte vier Schlaganfälle und jedes Mal ist er wiedergekommen. Ich konnte am Ende auch noch den Rettungswagen rufen, obwohl ich mich damit über den Wunsch meines Vaters hinwegsetzen mußte. Er wollte nicht ins Krankenhaus, er wollte lieber sterben, aber er hat sich so gequält, daß ich das nicht verantworten konnte. Auch eine Woche vor seinem Tod war ich noch guter Hoffnung, daß er wiederkommen wird, weil er im Krankenhaus zunächst stabilisiert wurde und habe alles organisiert, Palliativversorgung und ein Pflegebett bestellt, aber dann kamen die Untersuchungsergebnisse.


    Man wollte ihn operieren, aber er hat das abgelehnt und die Ärzte wollten dann von mir eine Einwilligung mit der Drohung "Sonst wird Ihr Vater sterben". Ich habe dann den Arzt zum Krankenbett meines Vaters gebeten und meinem Vater in der Gegenwart des Arztes gefragt, ob er diese Operation möchte. Er hat es nicht nur abgelehnt, sondern hat zusätzlich noch gesagt, wenn es dann zu Ende mit ihm ist, dann ist es eben so. Danach konnte es für mich nur eine Entscheidung geben, auch wenn die mich emotional ganz tief heruntergerissen hat. Trotzdem änderte es nichts daran, daß ich meinem Vater seinen letzten Wunsch erfüllt habe und ihn dann bis zu seinem Tod begleitet habe.


    Deshalb glaube ich zu verstehen, was in dir jetzt vorgehen muß. Es ist eine Erfahrung, die Du nie in deinem Leben vergessen wirst, aber auch eine Erfahrung, die wir alle wahrscheinlich in irgendeiner Form irgendwann einmal machen müssen. Möglicherweise ist es auch eine Richtungsänderung in deinem Leben, aber wenn wir in späteren Jahren mal auf den Weg unseres Lebens zurückblicken, werden wir vielleicht anerkennen, daß uns dieser Weg zu dem gemacht hat, was wir dann sind. Und daß wir dann diesen Schmerz nicht mehr so empfinden und auch verstehen, warum das gut so ist.


    Liebe Grüße

    Ralf

  • Morgen ist er zwei Monate tot

    Und meine Eltern hätten Hochzeitstag

    Wieder ein Tag der einem zusätzlich den Magen umdrehen lässt

    Zwei Monate. Früher kaum bemerkte wie schnell die Zeit vergeht. Ich schaue mir Videos an um seine Stimme nicht zu vergessen. Alles was mir gerade in den Sinn kommt ist seine kalte Hand und sein lebloses Gesicht

  • Liebe Sandra,


    es sind dramatische Erfahrungen, die Du da machst und die dich für dein ganzen Leben prägen werden, wie ich vermute, anhand deiner Beschreibung. Aber es ist gut so, wie ich finde. Du hast mich auch an das Ende meines Vaters erinnert. Er ist schon über 4 Monate tot. Ich habe es gerade mal nachgerechnet, denn ich achte nicht auf die Tage, die sich jähren oder wiederholen. Was brächte es mir auch? Ich erinnere mich auch an seinen Anblick, als er diese Welt verlassen hat. Den werde ich auch nie vergessen, weil es der Moment war, an dem wir uns trennen mußten. Wir haben uns das nicht ausgesucht. Es hat "jemand" anderes entschieden und wir müssen das akzeptieren, ob wir wollen oder nicht.


    Ich begreife es als eine neue Lebensaufgabe, die an mich gestellt wurde. Ich werde nichts vergessen, was war. Es ist alles immer noch da und es wird niemals ungeschehen. Mein Vater hat dieses Haus gebaut, in dem ich jetzt lebe und solange ich hier bin, ist er auch auf eine bestimmte Weise hier anwesend. Immer!


    Ich wünsche dir von ganzem Herzen, daß Du das, was war, bewahren kannst, Kraft daraus schöpfen kannst und gleichzeitig offen bleibst, für das, was kommt. Vielleicht kannst Du jetzt oder wenn nicht, dann irgendwann später darauf vertrauen, daß der, der das entscheidet, es gut mit dir meint.


    Viele liebe Grüße

    Ralf

    • Offizieller Beitrag

    Morgen ist er zwei Monate tot

    Und meine Eltern hätten Hochzeitstag

    Wieder ein Tag der einem zusätzlich den Magen umdrehen lässt

    Zwei Monate. Früher kaum bemerkte wie schnell die Zeit vergeht. Ich schaue mir Videos an um seine Stimme nicht zu vergessen. Alles was mir gerade in den Sinn kommt ist seine kalte Hand und sein lebloses Gesicht

    Liebe Sandrella,


    es kommt die Zeit, in dem Du ihn mit ganz warmen Gedanken und Gefühlen in Erinnerung behallten wirst, vieles Andere wird verblassen. Gebe Dir Zeit für die Trauer und versuche einfach mit "Dankbarkeit" an die vielen schönen Situationen in Euren gemeinsamen Leben zurück zu blicken. Gewiss, es fällt schwer, weil die Trauer und der Verlust dominiert.


    Mit ganz viel Anteilnahme!


    dry

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!