mein Leben, die Trauer und noch so manches andere ...

  • Ihr Lieben,


    ich konnte natürlich erstmal gar nichts essen, dann hin und wieder Salat und ein bisschen Brot und dann - nach Wochen auch mal irgendwo eine Pizza. Jetzt - nach über 3 Monaten - esse ich nur Toastbrot mit Käse drauf, viel Salate und ganz selten Tofu-Frikadellen und noch seltener ne Wurst mit Brot.


    Früher - als er noch lebte - habe ich sehr gern gekocht. Und er hat auch sehr gern für uns gekocht. Was haben wir machmal geschmaust. :)
    Wir hatten richtige Rituale. Und das war echt schön.


    Jetzt koche ich gar nicht mehr. Wenn Handwerker da sind, dann schon. Aber für mich koche ich nicht mehr. Ich habe die Freude daran verloren. Na ja - und auch schon 7 Kilo abgenommen, was mir aber eigentlich gut tut, weil ich leichtes Übergewicht hatte.


    Die Lust am Essen ist mir jedenfalls erstmal vergangen.


    Wie war das bei euch?


    ......................................................


    "Wir können der Tatsache nicht ausweichen,
    dass jede einzelne Handlung, die wir tun,
    ihre Auswirkung auf das Ganze hat."


    Albert Einstein

  • Also mit dem Kochen habe ich mich schon immer schwer getan aber mein Essverhalten hat sich nach dem Tod meiner Schwester schon sehr stark verändert. Ich lebe eigentlich sehr gesund. Ich esse sehr oft Salat, da man da ja so schön variieren kann. Mal vegetarisch, mal mit Fleisch, Fisch oder Garnelen usw. Doch in den ersten Wochen nach dem Tod habe ich an einigen Tagen entweder ganz wenig gegessen oder richtig zugeschlagen. Und dann war es immer recht ungesund. Viel Fast-Food, Süßigkeiten, Eis... was für die Seele halt, wenn man das so sagen kann.
    Mittlerweile hat sich das auch wieder geändert, also wieder viel Obst und Salat. Aber beim Kochen tue ich mich immer noch schwer. Meine Schwester bzw. wir haben früher oft was gekocht wenn wir uns getroffen haben, das werde ich schon vermissen denn es hat immer viel Spaß gemacht und dank ihr, auch meistens sehr gut geschmeckt :) Es ging halt nicht nur ums Essen sondern einfach um dieses zussammen sein. Das war ein familiäres Gefühl. Naja ihr Hühnchen in Erdnuss-Sauce werde ich schon vermissen, das war so lecker... :(

  • Ja, das Essen...


    Früher aß ich wegen des Balletts fünf Tage die Woche exakt und fast ausnahmslos nach den Plänen und Vorgaben meiner Trainer, aber die Wochenenden gehörten uns.


    Wir waren beide Feinschmecker und liebten es frisches Obst und Gemüse auf dem Markt zu kaufen, um Rezepte aus den Kochbüchern, die wir auf Reisen gekauft hatten, auszuprobieren. Von unseren Reisen brachten wir auch immer viele Gewürze mit. Aus einer alten Schublade vom Flohmarkt, hatte Viktor vor ein paar Jahren eine Kiste für all die verschiedenen Döschen und Säckchen gebaut. Wir tranken unfassbar gerne guten Kaffee, Tee, Wein und frühstückten oft, jeder mit einem Buch oder der Zeitung, in unseren Lieblingscafés und mochten vor allem die israelische und türkische Küche. Viktor ging es über alles, nur fair gehandelte, organische und vegane Lebensmittel zu kaufen.


    Heute ist mein Magen meistens wie zugeschnürt. So ging es mir auch früher manchmal, wenn ich viel um die Ohren hatte, aber das hielt nur ein, zwei Tage an - nie für solch eine lange Zeit. Ich habe in den fünfzehn Monaten die er - übrigens auf den Tag genau - fehlt, zehn Kilogramm verloren. Das ist nicht gut, weil ich vorher schon dünn war. Ich muss wirklich Acht geben.


    Erst letzte Woche hat mir mein Arzt zwei Ratschläge gegeben und ich sage sie euch und allen, die ähnliche Probleme haben, weiter. Vielleicht helfen sie dem ein oder anderen ein wenig.


    Eins: Frühstücken. Viele Menschen können in Zeiten tiefer Trauer kaum essen, aber wenn man sich am Morgen ausreichend Ruhe nimmt, bewusst und durchaus umfangreich frühstückt, legt man den Grundstein für einen guten Tag. Ich denke oft einfach nicht daran, zu essen. Mein Kopf ist so voll und irgendwann merke ich dann, dass der Tag fast vorbei ist und ich gar nichts gegessen habe. Wenn man sich vornimmt jeden Tag mit einer Mahlzeit zu beginnen, ist das zumindest ein guter Anfang.


    Zwei: Suppen. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber bei mir ist es wirklich so: mein Magen ist buchstäblich wie zugeschnürt. Manchmal sitze ich vor dem Teller und bekomme keinen Bissen hinunter und wenn doch, wird mir hinterher oft schlecht. Suppen klappen besser, ich kann meinen Teller leeressen und es fühlt sich gut an, etwas warmes im Bauch zu haben. Gestern hatte ich zum Beispiel Kürbissuppe, die hat ziemlich gut geschmeckt.


    Was es für uns wohl so schwierig macht, ist, dass wir Essen nicht nur mit Nahrungsaufnahme verbinden. Es war ein gemeinsames Ritual, ein Fest im Alltag. Gemeinsam einkaufen, kochen, im Café auswählen, was man möchte. Zusammen essen. Das war so viel mehr als nur Nahrungsaufnahme und von diesem Mehr ist nichts mehr übrig.

  • liebe frieda-renate,


    ich habe die letzten 1 1/2 jahre.. speziell aber das letzte 3/4 jahr täglich bis zu sieben mahlzeiten für meinen mann gekocht, nur damit er nicht noch weiter sein gewicht reduziert..... durch die speiseröhreverengung war es eben leider nicht möglich mehr, alles was wir gemeinsam geliebt haben am essen, zu kochen.... ich habe eben wirklich alles probiert, weil ich die nahrung für meinen mann noch nicht pürieren wollte... leider war das aber dann doch die letzten 2-3 monate vor seinem ableben notwendig.


    nach dem tot meines mannes - stand ich vor dem herd - und dachte... oh gott nein... ich kann jetzt nicht kochen..... ich kann nicht....
    das blieb so ungefähr 4-5 monate so.... und dann eines tages dachte ich mir, du kannst dir ja mal nudeln kochen..... und mittlerweile koche ich mir schon häufiger etwas zu essen... mal mehr mal weniger....

    Rainer meine Liebe, mein Leben...
    immer, wenn wir von dir erzählen, fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen. Unsere Herzen halten dich umfangen, so, als wärst du nie gegangen...
    ich wünsche Dir Frieden, ohne Kampf , ohne Schmerz, unendlich geborgen für immer. Sei dort, wo Du bist, verbunden mit mir. Sei wachsam und sei da in dem Moment, wenn zu meiner Zeit, das Band unserer Liebe mich hinführt zu Dir.

  • Ich gestehe, dass das Essen und erst recht das Kochen noch heute ein Problem für mich ist. Wenn ich Hunger habe, was sich meist erst als Magenschmerzen bemerkbar macht, dann muss ich sofort was essen und wenn ich keinen Hunger habe, dann fehlt die Lust, was zu kochen sowieso.


    Ich war kurz nach dem Tod meines Mannes ein Ausbund an Ordnungsliebe, schon fast am dem Rand der Pedanterie. Das war wie ein Gerüst, an das ich mich geklammert habe, um nicht abzustürzen. Weder vorher noch später war mein Haushalt so ordentlich. Nun, inzwischen habe ich wieder Mut zur Lücke und kann den Staub auch mal liegen sehen und mein Bügelkorb ist mir noch nie nachgelaufen. Aber die Kocherei macht mir noch immer keine Freude und wirklich Appetit auf irgendwas habe ich selten. Ja, wenn ich essen gehe und mir alles serviert wird, dann geht es so halbwegs, auch wenn ich mir da immer - je nach Angebot - eine Kinderportion oder den Seniorenteller bestelle. Ein Mahlzeit, bei der das Schnitzel über den Tellerrand hängt, schnürt mir noch immer den Hals zu.
    Die Zeit, die ich gar nichts essen konnte habe ich aber mit dieser Ordentlichkeit überlebt, indem ich sozusagen aus Vernunftsgründen gegessen habe. Am besten ging das mit Quark und irgendwas drin, mal süss, mal herzhaft, oder Bananen. Sie machen satt und man hat ziemlich viel an Nährstoffen damit abgedeckt. Aber wie gesagt, Essen ist für mich noch heute nicht mit Genuss verbunden.

  • Kein gutes Thema für mich.......mir geht es da wie Ronja. In meiner Familie wurde immer gerne und gut gegessen......wir liebten es zusammen zu kochen und für mich mit Vollzeitjob war es immer ein Highlight am Wochenende von meinen Eltern mit " unseren " Lieblingsgerichten verwöhnt zu werden, weil ich in der Woche oft keine Zeit oder Lust mehr hatte zu kochen. Auch bei uns ging es nicht so sehr um das Essen, sonder wie MacDonald schon schreibt, es war ein familiäres Gefühl ebend die Zeit gemeinsam bei einem guten Essen genießen.


    Ich hab jetzt im vergangenen Jahr fast 30 Kilo abgenommen......Okay ist jetzt nicht so schlimm, da ich übergewichtig war/bin aber dieses " nicht essen wollen/können " hat sich im Laufe dieses Jahres zu einer Essstörung manifestiert.......Resultat : extrem miserable Blutwerte, Vitaminmangel, brüchige Fingernägel mit Rillen, Haarausfall und auf dem " besten " Wege Diabetes zu bekommen.


    Mein Verstand sagt mir ja, das das nicht richtig ist aber es ist mir egal.......ob ich nun esse oder nicht, wenn interessiert es. Ich starte ja immer mal wieder Versuche kaufe ein, koche und esse auch aber eine Regelmäßigkeit bekomme ich nicht hin.
    Ich esse Salzbretzeln damit der Magen was zu tun hat und gut ist. Manchmal mache ich mir ein belegtes Brot aber letztendlich ist es mir egal was und ob ich esse.
    Es hat daher schon seinen guten Grund das ich in Therapie bin.......


    LG
    Mäusi

  • Ich glaube viele haben während ihrer Trauer ein Problem mit dem Essen weil es ja grundsätzlich etwas positives darstellt. Mich z.B. macht Essen eigentlich immer glücklich. Ich freue mich immer darauf genau das zu essen was ich möchte. Ich laufe auch Nachts zur Tankstelle wenn ich unbedingt Eis essen möchte :whistling: Es geht mir nicht nur ums sättigen sondern ums genießen.
    Außerdem steht das Essen ja traditionell für Familie und Zusammenhalt.Meine Eltern haben damals immer Wert auf das Abendessen oder das Mittagessen am Wochenende gelegt. Dabei wurde dann auch über alles geredet was man so erlebt hat. Und es hat mich immer unglaublich glücklich gemacht wenn Mama mein Lieblingsessen gekocht hat.
    Es ist das absolute Gegenteil zur Trauer. All das positive was man damit verbindet belastet einen nur. Außerdem fehlt dann auch oft die Motivation sich in die Küche zu stellen. Also gibt es meistens nur 2 Alternativen, Fast- bzw. Junk-Food oder hungern. Mir ist beim Blick in den Kühlschrank eben eingefallen das ich Dinge meide die mich an meine Eltern oder Schwester erinnern. Ich habe seit dem Tod meiner Eltern keine Pasta Bolognese mehr gegessen, das ist eigentlich immer mein Lieblingsessen gewesen.

  • Ich kann seit mein Mann gehen musste, kaum was essen.
    Mal eine Banane, mal einen Joghurt, aber meistens kau ich
    auf Toastwaffeln rum.
    Gekocht für mich alleine hab ich überhaupt noch nicht,
    wofür auch könnte es ja doch nicht essen.
    Hab mir auch schon mal Fertigfutter in der Mikro warm gemacht,
    aber das kann man ja gleich in die Tonne klopfen.
    Die letzte warme Mahlzeit hatte ich vor 3 Wochen bei der Tante
    meines Mannes, da " musste " ich essen.
    Hab auch schon 13kg abgenommen, aber das ist mir so egal.


    LG
    Heidi

    Meine Liebe nahmst du mit,
    deine trage ich in meinem Herzen,
    bis wir uns wiedersehen.
    Jeder Herzschlag bringt mich näher zu dir.

  • MacDonald: (witziger Name zu diesem Thema ;) )


    Genau so geht es mir auch. Essen, das mich an ihn erinnert, wird erst gar nicht eingekauft. Unser beider Lieblingsessen (Blumenkohl mit Ingwer und Zitrone) gab es sogar an seinem letzten Tag. Das werde ich wahrscheinlich nie wieder kochen. Und wenn ich unsere Vorräte anschaue muss ich sofort abbrechen, weil noch viele Sachen da sind, die er besonders gern mag (mochte). Wie sensibel wir in diesem Bereich sind.


    ......................................................


    "Wir können der Tatsache nicht ausweichen,
    dass jede einzelne Handlung, die wir tun,
    ihre Auswirkung auf das Ganze hat."


    Albert Einstein

  • Ich habe auch seit dem Tod meines Mannes jeden Tag gekocht und mache es immer noch. Einfach um Struktur im Tag rein zu bringen. Mein Leben ist total aus den Fugen geraten und irgendwie hilft es mir wieder in die Normalität zu finden. Meistens koche ich für mich die doppelte Portion und friere ein Teil ein. So habe ich an hektischen Tagen mit der Kocherei keine Arbeit. Manchmal lasse ich aber auch fünfe gerade sein und dann gibt es nur Spiegelei und Brot. :)


    Ich muss aber auch dazu sagen, ich bin gesundheitlich angeschlagen und brauche eine vernünftige Ernährung. Vielleicht deshalb die Disziplin.


    Liebe Grüsse
    Marion

    Du bist nicht tot, Du bist mir nur ein Stück vorausgegangen.


    Danke mein Schatz für die gemeinsamen schönen Jahre.


    Meine Mama ist nun auch ein Engel :kerze1: 24.7.2014



  • @ Frieda Renate, das ist mein richtiger Name, meine Mutter war Amerikanerin ;) das hat zum Glück nichts mit dem Fast Food zu tun :)


    Bei mir als überzeugter Single ist es aber auch so, das ich so gut wie nie auf die Idee komme, mir etwas richtig aufwendiges zu kochen. Wenn ich am Wochenende mal Zeit und Lust habe dann vielleicht mal aber unter der Woche muß es meistens schnell gehen, also Salat, Obst oder Brot. Und wenn ich selbst dazu zu faul bin dann greife ich zum Telefon.. Und wenn ich in der Kaserne bleibe dann gibt es eigentlich immer was vom Imbiss...Gruppenzwang :huh:

  • Hallo Mr. MacDonald ( ;) )


    ich finde auch, dass gerade im Sommer Salate, wie du sie ganz oben beschrieben hast, das Mittel der Wahl sind. Ich liebe sie mittlerweile sehr und habe mir extra dafür zwei neue Glasschüsseln gekauft, die ich fast täglich benutze. Diese Schüsseln geben mir auch eine Art Geborgenheit oder Sicherheit - ist das nicht verrückt?!


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    "Wir können der Tatsache nicht ausweichen,
    dass jede einzelne Handlung, die wir tun,
    ihre Auswirkung auf das Ganze hat."


    Albert Einstein

  • Ich gestehe, dass das Essen und erst recht das Kochen noch heute ein Problem für mich ist. Wenn ich Hunger habe, was sich meist erst als Magenschmerzen bemerkbar macht, dann muss ich sofort was essen und wenn ich keinen Hunger habe, dann fehlt die Lust, was zu kochen sowieso.


    Ich war kurz nach dem Tod meines Mannes ein Ausbund an Ordnungsliebe, schon fast am dem Rand der Pedanterie. Das war wie ein Gerüst, an das ich mich geklammert habe, um nicht abzustürzen. Weder vorher noch später war mein Haushalt so ordentlich. Nun, inzwischen habe ich wieder Mut zur Lücke und kann den Staub auch mal liegen sehen und mein Bügelkorb ist mir noch nie nachgelaufen. Aber die Kocherei macht mir noch immer keine Freude und wirklich Appetit auf irgendwas habe ich selten. Ja, wenn ich essen gehe und mir alles serviert wird, dann geht es so halbwegs, auch wenn ich mir da immer - je nach Angebot - eine Kinderportion oder den Seniorenteller bestelle. Ein Mahlzeit, bei der das Schnitzel über den Tellerrand hängt, schnürt mir noch immer den Hals zu.
    Die Zeit, die ich gar nichts essen konnte habe ich aber mit dieser Ordentlichkeit überlebt, indem ich sozusagen aus Vernunftsgründen gegessen habe. Am besten ging das mit Quark und irgendwas drin, mal süss, mal herzhaft, oder Bananen. Sie machen satt und man hat ziemlich viel an Nährstoffen damit abgedeckt. Aber wie gesagt, Essen ist für mich noch heute nicht mit Genuss verbunden.



    Hallo Beauty, Da haben wir mal wieder was gemeinsam :) ich war nach seinem Tod auch von Ordnungsliebe zerfressen, bin es eigentlich heute noch. Vielleicht liegt es auch am Sternzeichen… ;) Es ist wirklich ein Gerüst, an das man sich klammert. Liebe Grüße <3

    You'll never be apart, because you're always in my heart
    (Michael Jackson)

  • liebe moonwalk,
    ich sehe gerade, du bist ja auch eine jungfrau.....
    ja, die ordnungsliebe wurde uns in die wiege gelegt......


    lg

    Rainer meine Liebe, mein Leben...
    immer, wenn wir von dir erzählen, fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen. Unsere Herzen halten dich umfangen, so, als wärst du nie gegangen...
    ich wünsche Dir Frieden, ohne Kampf , ohne Schmerz, unendlich geborgen für immer. Sei dort, wo Du bist, verbunden mit mir. Sei wachsam und sei da in dem Moment, wenn zu meiner Zeit, das Band unserer Liebe mich hinführt zu Dir.

  • Liebe Leute,
    bei mir ist das ganz anders - egal was passiert ist (und es ist ja wirklich einiges passiert) ich konnte eigentlich immer essen. Wenn es mir nicht geschmeckt hat, konnte mal ein Tag mit wenig Essen dabei sein, aber dann hatte ich am nächsten Tag Bärenhunger. In der Pflegezeit habe ich mich mit Freundinnen fast ausschließlich in "Omacafés" getroffen und tolle Torten gegessen, das hat mich ein klein bisschen getröstet, bis mir die Torten irgendwann über waren.
    Ich bin sehr dankbar für meinen guten Hunger, denn ich habe meine Kraft gebraucht. Und die braucht ihr jetzt auch - Du bist was Du isst. Ihr braucht die Kraft zum Trauern, also ist es gut wie ihr es beschreibt, zu versuchen zu essen... kleine Mahlzeiten, Suppen, Joghurt, Obst... man kann nur essen was auch eingekauft ist, also ein gefüllter Kühlschrank kann sicher nicht schaden. Das war der Teil der mir am schwersten gefallen ist, aber durch den übervollen Supermarkt musste ich (mit gründlichem Einkaufszettel und Oropax bewaffnet) irgendwie durch.
    Ich will nicht klein reden, wie schwer euch das fällt - ein zugeschnürter Bauch, Appetitlosigkeit und so weiter sind große Probeme und bei der ein oder anderen wird durch die Trauer eine alte Essstörung wieder aktuell... Ich möchte euch aber Mut machen euch damit etwas Mühe zu geben, denn das lohnt sich auf die Dauer! In der Trauer braucht man ja nicht noch mehr, was einen zusätzlich schwächt.
    Ich habe eigentlich bei allem, was mir schwer viel, meine Freunde um Hilfe gebeten. Beim Essen hätte ich sie bitten können mich öfter zum Essen einzuladen. Beim Einkaufen hat meine Familie meine Mutter unterstützt - vielleicht können euch nette Nachbarn etwas mitbringen, wenn das Einkaufen schwer fällt?


    Meine Mutter wollte nach dem Tod meines Vaters beinahe nicht essen. Sie war schon vorher rappeldünn und wir haben es mit der Angst zu tun bekommen, bei ihren Portiönchen, die nicht mal einen Unterteller gebraucht hätten. Sie fand das auch ganz in Ordnung, sie wollte ohne meinen Vater auch keinen Appetit haben und es half nichts, egal wer wie mit ihr darüber redete. Irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten und sie angeschrien (was ich sonst nie tat), ob sie sich vorstellen könne wie das für mich wäre. Wo ich schon meinem Vater zusehen musste, wie er das Essen wegen dem Krebs nach und nach ganz einstellte. Das hatte auch sie sehr belastet (fast mehr als mich) und diese Worte drangen dann erstaunlicher Weise doch zu ihr durch. Sie hat sich ab da wirklich dauerhaft Mühe mit dem Essen gegeben, morgens waren ihr Trick Kekese zum Kaffee, mehr bekam sie nicht herunter, aber Abends hat sie meist mit meiner Tante und Onkel (im selben Haus) gegessen und tagsüber hatte sie kleine Reste vom letzten Abendbrot. So hat sie mit viel Mühe und kleinen Mahlzeiten ihr Gewicht gehalten. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.


    Liebe Grüße
    Marie


    p.s. Frieda Renate, ich habe bei Deinen Vorräten geacht - vielleicht legst Du einen neuen Ort für Vorräte an oder räumst die gemeinsamen Vorräte in eine eigene Kiste oder einen bestimmten Schrank - dann bremsen sie Dich nicht immer aus?

  • Ich denke, man sollte dieses Thema auch nicht überbewerten. Ein einigermaßen gesunder Mensch steckt es schon mal weg, wenn er mal ein paar Monate nichts ordentliches essen kann. Das mit der Appetitlosigkeit gehört offenbar genau so oft zur Trauer dazu wie auch die Schlafproblematik, die wir hier ja auch schon oft thematisiert haben. Ich hab auch (wie viele hier) ca. 15 kg abgenommen- aber auch für mich gilt der Nachsatz, den dann ja immer die meisten dranhängen- macht aber nichts, ich hatte eh etwas Übergewicht. Insofern habe ich die Gewichtsabnahme eigentlich sogar als eine der ganz wenigen positiven Aspekte der Trauer gesehen. Es ist ja nur eine zeitweilige Erscheinung und irgendwann geht das auch wieder besser. Wobei ich hier ausdrücklich diejenigen ausnehmen möchte, die ohnehin schon vorher eine Essstörung hatten oder die dazu neigen, denn da ist es wie bei einem Süchtigen, da muss man den Anfängen wehren. Oder die von vornerein schon ganz Dünnen, die keine Reserven haben.
    Aber ich glaube, der ganz normale Durchschnittsmensch muss sich hier nicht verrückt machen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Kilos irgendwann wiederkommen, und zwar meist schneller, als man es will. Ich will auch nicht verhehlen, dass ich damals auch Kreislaufprobleme hatte, die sicher auf die geringe Nahrungsaufnahme zurückzuführen waren, aber gerade in der Akutphase geht es einem ohnehin so schlecht, dass alle Lebensfunktionen auf Sparflamme laufen- sprich, es wäre mir vermutlich auch nicht besser gegangen, wenn man mich künstlich ernährt hätte.
    Was allerdings bis heute geblieben ist das ist die Tatsache, dass auch ich nicht mehr allzuviel Zeit in der Küche zubringe. Ich habe eigentlich immer ganz gern gekocht und die gemeinsamen Mahlzeiten waren ein Stück Lebensgefühl. Aber das ist nicht mehr. Für mich allein gibt es immer nur noch schnelle Gerichte oder es tuts auch mal ne TK-Pizza, wenn mein Sohn da ist, haue ich auch schon mal ein Schnitzel in die Pfanne. Aber Braten oder so was habe ich seitdem eigentlich gar nicht mehr gemacht.Als ich einmal, weil sich Besuch angesagt hatte, Rouladen gemacht habe, da bin ich bald zusammengebrochen. Weil die immer sein Leibgericht waren, und bei dem vertrauten Geruch kamen schlagartig all die Erinnerungen zurück- wie er schnuppernd in die Küche kam und sich jedes Mal trotz meines Protestes schon die erste Roulade aus der Pfanne klaute und wie dann jedes Mal das ganze Wochenende lang eine bessere Stimmung in der Luft zu liegen schien, weil er glücklich wie ein kleines Kind war. Und immer wieder dieses Lob, dass ihm meine Rouladen besser schmecken würden als die von seiner Mutter- ein absoluter Ritterschlag.
    Ja, das sind so Erinnerungen, die mir zwar ein Lächeln auf die Lippen zaubern, aber die ich auch nicht allzu oft brauche, weil es einfach noch zu sehr weh tut. Und weil auch bei mir die Vorfreude fehlt, ihm damit eine Freude machen zu können- für mich selbst brauche ich das einfach nicht.
    Was ich mir aber verstärkt angewöhnt habe ist das Essen gehen. Habe 2 Frauen aus dem Trauercafe, mit denen ich mich 1-2-mal monatlich treffe und dann gehen wir irgendwo schön essen. Da ist (und isst) man nicht allein und kann sich schön dabei unterhalten, das tut uns glaub ich sehr gut. Und auch sonst suche ich bei jeder Gelegenheit einen Grund und ein paar nette Leute zum Essen gehen- dies ist irgendwie ein Bestandteil dieses neuen Lebensabschnittes, denn das hatten wir früher im Alltag eigentlich fast nie gemacht.
    So ist das eben nunmal mit dem neuen Lebensabschnitt- nicht nur der Partner fehlt, auch von vielen alten Gewohnheiten verabschiedet man sich so nach und nach. Aber das ist eben so, wie es ist - , wie es bei Marie in der Signatur heißt.

  • Leider geht es mir auch so, ich koche nicht mehr, habe immer für meinen Mann und mich gekocht, es hat großen Spaß gemacht, da mein Mann ein Feinschmecker war, aber jetzt , ich habe es versucht aber wenn ich den Teller auf den Tisch stelle und sehe ich soll allein Essen, nein dann geht gar nichts mehr, habe immer wieder alles in den Müll geworfen, also lasse ich es sein. Leider hat sich bei mir eine so genannte Fresssucht eingestellt, immer in der Nacht, und immer nur Süsses, dann stehe ich auf und backe Muffins , wenn ich keine Schokolade im Haus habe, ich kaufe schon nichts Süsses mehr, um nicht wieder alles auf einmal zu essen, Habe nach dem Tot meines Mannes 48 Kg, gewogen, angeblich hätte man mich nicht mehr erkannt, nun wiege ich 63 Kg, das ist einfach nicht gut wegen meiner verschiedenen Krankheiten, es ist zu viel für meine Knochen, ich bin auch nicht gewillt immer neue Kleidung zu kaufen, aber ich kriege die verfluchte Fresssucht nicht in den Griff.Mir würden schon 5 Kg Abnahme helfen, aber mit dem Essen ja ich weiß auch nicht wie das noch werden soll, leider kommt keiner zu einem leckeren Schmaus, dann würde ich gerne essen..



    letztendlich geht es mir wie Mäusi, meine Blutwerte werden immer schlechter.


    und wenn ich Ehrlich bin, wen interessiert es schon, wenn ich mich zu Tode fresse. Ist völlig wurscht, kräht kein Hahn nach mir. Hört sich vielleicht ein wenig Brutal an, aber es ist nun mal so.

    LG Lara


    Man kann niemals zu oft seine Lieben in den Arm nehmen, man kann niemals zu oft sagen ---ich hab dich Lieb---schön das ich mein Leben mit dir verbringen durfte.



    Gedenkseiten.de Peter Chojnowski



    Wer im Herzen seiner Lieben lebt, der ist nicht Tot,
    der ist nur fern.

    Einmal editiert, zuletzt von Lara1 ()

  • Liebe Lara,


    du schreibst so etwas ähnliches öfter mal. Kräht denn wirklich kein Hahn nach dir? Ich meine ausserhalb dieses Forums, ist doch klar!


    Du wirkst so offen und freundlich. Ich verstehe das gar nicht.


    Mach doch mal "Türen und Fenster auf", also bildlich gesprochen, selbst auf die Gefahr hin, dass manchmal neben der frischen Luft auch irgendwelcher Gestank mit herein weht. Aber dann ist der Bann gebrochen.


    Ich wünsche es dir sehr! :)


    Alles Liebe
    Frieda Renate


    ......................................................


    "Wir können der Tatsache nicht ausweichen,
    dass jede einzelne Handlung, die wir tun,
    ihre Auswirkung auf das Ganze hat."


    Albert Einstein

  • Ich esse gerne... leider auch Süßigkeiten. Mein Hans hat auch sehr gerne gegessen und wir haben nach der Arbeit immer zusammen gekocht. Wenn er Frühschicht hatte und schon nachmittag zu hause, dann hat er mit Vorliebe Gemüse, speziell Paprika, geschnipselt und vorbereitet, das hat er geliebt.
    Nach Hans Tod bin ich haushaltstechnisch vollkommen abgesackt. Kein Wohnungsputz, kein Kochen mehr.
    Meine Tochter hat mal bei mir geputzt, bis mir wieder klar wurde, dass ich es doch so einigermaßen aufgeräumt haben möchte.
    Mein Therapeut gab mir dann zur Aufgabe, für mich jeden Tag zu kochen und meinen Haushalt in Ordnung zu halten. Er sah es, wie Beauty schon schrieb, als Gerüst an, das mich doch etwas auffangen würde.
    Und so seh ich es auch. Die ersten Kochversuche endeten in einem Tränenmeer! Zusammenbrüche vorm Gurkenhobel waren normal.
    Inzwischen koche ich.. Punkt... ich bin keine leidenschaftliche Köchin.. war ich noch nie. Essen ist Nahrungsaufnahme, die einigermaßen gut schmecken sollte.
    Ich koche inzwischen auch ganz anders, noch mehr Gemüse wie früher, keine aufwendigen Gerichte mehr, eher so Wok-Gemüse, was mir jedoch sehr gut schmeckt. Es sind Weight Watchers Rezepte, da ich mein Gewicht schon um einiges reduzieren möchte.
    Auch das Essen selbst sehe ich als Notwendigkeit. Mit Hans saß ich ewig am Tisch und ratschte. Das ist leider vorbei, jetzt ist der Fernseher beim Essen meine Begleitung. Blöd, aber für mich immer noch besser, als vor mich hinzustarren.

    Du schläfst mit Engeln über Dir
    Als Sternenlicht leuchten sie Dir
    begleiten Dich auf Deinem Weg...... (Kathy Kelly)


    Ohne Dich kann mir die Welt nichts mehr geben,
    ohne Dich ist sie nur halb so schön.... oder noch weniger.... <3

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