...meinen Papa. Trauerverarbeitung was Hilft dabei ?

  • Es ist für mich nicht einfach in meiner Zeit , die Trauer überlagert alles und jedes , sebst einen Postiven Gedanken kann ich nicht fassen, die Gedanken kreisen und kreisen wie ich das alles schaffen soll. Gibt es solche Phasen in der Trauer wo alles wieder hochkommt ? Habe das nur von "Besonderen Tagen" gelesen aber z.Zt ist nicht so ein Zeitraum. Vielleicht auch wegen Karneval ...gefühlt ist jeder Glücklich nur wir / besonders ich bin es nicht. Diese Situation noch Jahre auszuhalten ist ein schrecklicher Gedanke der aber auch immer wieder im Kopf "anklopft" .

    Ich weiß was euch hilft / geholfen hat muss nicht mir helfen aber vielleicht hilft es mir ein bisschen. Hattet Ihr solche Abschnitte auch 3 Monate nachdem eine geliebte Person gestorben ist ? und was hat euch dabei Unterstützt durch diese Zeit zu kommen. Vielleicht mache ich auch nicht genug oder zu viel ...ich weiß es einfach nicht .....

  • Nafus, solche Momente habe ich heute noch nach einigen Jahren. Mir hilft immer sehr mit meiner Schwester darüber zu reden, wir waren beide "Papakinder" und vermissen ihn gleich viel.

    Ich muss ehrlich sagen was mich in meiner Trauer am meisten gestört hat und oft noch immer stört. Stirbt ein Ehemann oder Partner verstehen einen die Leute das man trauert. Handelt es sich aber um Eltern kommt es mir immer so vor als müsse man immer damit rechnen, "schliesslich sind sie ja älter und sterben eh irgendwann". Sowas ist mir oft passiert und ich verstehe es nicht. Du hast es irgendwo in Deinem Thread auch erwähnt.


    lass Dich davon nicht unterkriegen, man lernt damit umzugehen. Aber es dauert und darf es auch.


    LG

    Sabine

  • Hallo Sabine ,


    danke für die Antwort, ich werde auch wieder öfters das Gespräch mit meinem Bruder suchen. Das mit dem "natürlichen Lauf der Zeit" stört mich auch etwas dabei. Bin ich weniger wert nur weil ich meinen Vater verloren habe und meine Mutter Ihren Ehemann ? Es ist hart das auszuhalten so teilweise gesehen zu werden selbst von nahen Angehörigen. Dadurch fühlt man sich irgentwie weniger Wert ( so fühle ich mich zumindest ). Aber jeder trauert anders und es gibt kein richtig oder falsch...aber woher weiß ich dann das es nicht zu mir passt wenn es kein falsch gibt. Das ist für mich schwierig zu verstehen .

    Habe zumindest etwas mehr klarheit wie meine Mama trauert , dort ist die Wut wohl ein Schlüssel. Wenn ihr ein trauriger Gedanke kommt dann denkt Sie an die Ehe zurück wo mein Papa auch Fehler gemacht hat und dann geht es Ihr dadurch besser. Aber ich das wirklich besser so zu verfahren ? Ich habe solche Momente nicht gehabt die mich so geprägt haben bzw. die in Erinnerungen geblieben sind.

    Mimi : Werden den die schmerzen , das Gefühl der Niedergeschlagenheit oder die tiefe Traurigkeit irgentwann abnehmen?


    Ich habe das Gefühl das ich nach 3 Monaten Trauer wieder am Anfang stehe , oder bin ich garnicht los gegangen um den Weg zu beschreiten ? Immer nur Fragen ....

  • Lieber Nafus,


    zuerst zu deinem Erlebnis in der Trauergruppe: Daß du "nur" deinen Vater verloren hast, das ist die falsche Einstellung in einer Trauergruppe. Es geht in so einer Gruppe nur darum, wie die Teilnehmer den Verlust erleben, aber nicht, wer der wichtigere oder unwichtigere Trauernde ist. Da darfst du dich nicht zurücknehmen, nur weil vielleicht jemand seinen Ehepartner verloren hat. Du hast die gleiche Berechtigung, zu reden und gehört zu werden wie alle anderen und du solltest dich da auch zu Wort melden. Sonst ist das verlorene Zeit.


    Natürlich gibt es Momente, in denen alles wieder hochkommt, was noch nicht verarbeitet ist. Damit mußt du umgehen. Das ist ja genau der Prozess der Verarbeitung. Der ist noch nicht zu Ende. Deine Trauer, die du hier beschreibst, ist genau der Weg, mit dem Verlust fertig zu werden. Du solltest diese Gefühle nicht bekämpfen oder vermeiden. Sonst endet das nie! Du mußt es erleben, du mußt da durch! Wenn du das intensiv erlebst, dann wirst du das verarbeiten, mach dir keine Sorgen! Laß es zu! Du wirst sehen, der Schmerz wird nachlassen, wenn du bereit bist, zuzulassen, daß du dich besser fühlst und dich nicht verpflichtet fühlst, weiter so zu trauern wie bisher.


    Laß uns gerne wissen, wie es dir weiterhin ergeht!


    Alles Gute und Liebe Grüße

    Ralf

  • lieber Nafus,

    irgendwann wird es abnehmen, aber das dauert halt, bei Dir ist erst kurze Zeit vergangen und lass auch DIR Zeit. Verdrängen oder ignorieren bringt nur kurzfristig was, irgendwann kommt es dann mit voller Wucht, man kann vor Trauer nicht davonlaufen.

    Bei mir war es insofern anders das mein Papa wirklich sehr krank war. Er war zum Schluss komplett dement, erkannte mich nicht mehr (das war für mich ein schlimmer Schock), lag nur noch im Bett, wollte nichts mehr essen, war überall wundgelegen. Wir haben ihm zum Schluss gewünscht das er gehen kann. Er wollte nie viel Aufhebens um ihn haben, also hat er sich nachts "davongeschlichen". Und genauso war es bei meiner Mama 2 Jahre später. Ich habe Trauer leider sehr früh kennengelernt, als ich 11 war ist mein Bruder gestorben. Aber irgendwann gehts das man drüber reden kann, hat bei mir aber auch lange gedauert.


    alles Gute Dir

    Sabine

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Nafus,


    irgendwann einmal denkst du zurück an die ersten Zeiten deiner Trauer - ganz so wie ich es jetzt nach Jahren wieder tue. Es verändert sich, jeden Tag, unmerklich und doch: im Rückblick zu erkennen. Meine Trauer um die, die ich habe gehen lassen müssen, vergeht nie, eben weil ich sie so gern bei mir hatte. Aber da ich Liebe für sie empfinde, für jeden von ihnen auf eine einmalig schöne Weise, kann mich die Trauer nicht wirklich ganz erfassen. Und kann ich sagen, sie hat es wirklich nie geschafft.


    Die Trauerwellen sind wie Wellen im Meer, sie können hoch sein und über dich hinwegrollen. Aber du tauchst wieder auf und das Wasser trägt dich auf wundersame Weise. Das Wasser ist die Liebe und die Wellen sind die Trauer.


    Alles Liebe Frieda


    ......................................................


    "Wir können der Tatsache nicht ausweichen,
    dass jede einzelne Handlung, die wir tun,
    ihre Auswirkung auf das Ganze hat."


    Albert Einstein

  • Hallo Ralf, Sabine und Frieda ,

    vielen Dank für euch antworten. Ich bin erleichtert das ich diesen Weg nicht alleine gehen muss. Ihr und die anderen hier seit für mich da , auch wenn es nur in Wort und Schrift ist.

    Meine Trauerwelle dauert jetzt schon seit über eine Woche an. Es war eine Erinnerung die diese Welle wahrscheinlich ausgelöst hat und wo ich gerade durchgehe.

    Zum Glück musste ich arbeiten gehen und konnte so etwas Ablenkung erfahren.

    Ich habe mir über die Seelsorge ( Mail ) einen Kontakt hergestellt wo man mich auch etwas unterstützt , aber es ist für mich weiterhin sehr schwer durch den Tag zu kommen.

    Es braucht Zeit da durchzugehen habt Ihr geschrieben , hatte ihr den diesen Zeitraum auch solche Probleme den Alltag überhaupt zu schaffen ? Mir kommt das so schwer vor , was

    früher mir leicht fiel, kostet mich heute so große Mühe und Überwindung das ich es fast nicht mehr schaffe. Die "MUSS" aufgaben wie z.b das Arbeiten mach ich ( und bin auch aktuell froh darüber ) ,

    aber die "Kann oder Sollte" Aufgaben kann ich nur sehr schwer angehen.

    Finde nur selten Ruhe vor den Gedanken die in meinem Kopf kreisen... schade das es da gegen kein Medikament gibt, wie lange ich das aushalten kann weiß ich aber nicht. Lebe von Tag zu Tag ..aber für was ?


    Werde euch auf dem Laufenden halten und bin weiter über jeden Tipp dankbar den ich versuchen könnte.


    MtG


    Nafus

  • ich habe versucht mich so gut abzulenken wie es geht, tagsüber jedenfalls. Alles neu gemacht was musste, hier was gemacht und dort was, bloss nicht nachdenken. Hat ganz gut geklappt bis dann der Abend kam. Mir hat aber auch mein Mann und meine Kinder geholfen, das macht auch viel aus. Hast Du nicht vielleicht jemanden mit dem Du mal reden kannst? Ich meine keine Trauergruppe sondern Familie oder so? Ansonsten finde ich die Idee mit der Seelsorge sehr gut.

    Es wird aber es dauert.


    LG

    Sabine

  • Hallo Sabine ,
    ja ablenkung ist auch für mich gut . Zumindest wenn ich auf der Arbeit bin geht es etwas besser weil man andere Aufgaben hat als zu Hause. Habe nur Angst das ich dadurch verdränge und das soll ja viel schlimmer sein als die normale Trauer ? Angehörige können ( müssen aber nicht ) eine wichtige Stütze sein. Ich möchte aber meiner Mutter ( die ja schließlich Ihren Ehemann nach über 52 Jahren Ehe verloren hat ) nicht meine Probleme auch noch draufpacken. Sie macht sich sowieso schon genug sorgen . Zumindest geht Sie mit der Trauer anders um als ich. Spreche hin und wieder mit meinem Bruder aber der hat schließlich eine eigene Familie und hat dort natürlich genug zu tun. Also bleibe nur ich für mich in diesem Fall , aber das Forum hilft zumindes das man dort Verstanden wird und sich nicht erklären muss, es braucht Zeit das zu verarbeiten/ bearbeiten usw. Die Zeit kann man aber nicht beeinflussen. z.Zt wünsche ich mir das Sie schneller für mich geht damit diese Schmerzen in mir milder werden, zum anderen würde ich aber dann noch weniger zeit mit meiner Mama haben wenn ich das Leben "vorspulen" könnte... warum ist das Leben soll , warum bringt es einem soviel Leid und Ohnmachtsgefühle ....ich weiß es nicht.

  • Hallo zusammen,

    die Tage ziehen ins Land , es ist weiterhin ein auf und ab , vor oder zurück , besser bzw. schlechter . Diese Wellen machen mir echt zu schaffen. Klar die "hochs" sind erträglicher und man kann den Eindruck gewinnen das es mir fast "normal" geht . Aber zu anderen Zeiten sind gar nicht schön. Die Zeit ist schon was komisches entweder geht sie nicht schnell genug , dann möchte man jede Sekunde bewusst genießen. Das Leben ist ein ständiger Wandel , wie soll man vernünftig durch sein Leben gehen , mit der Gewissheit das man da nicht lebend raus kommt.

    Einfach zu leben ist so leicht gesagt , mit Menschen die einem was bedeuten ist das Leben ja sinnvoll , wenn diese aber nicht mehr da sind , fühle ich mich hilflos im Leben . Und ich frage mich , habe ich alles richtig gemacht, hätte ich besser es anders gemacht ? Ginge es vielleicht noch besser für einen oder viel schlimmer. ? Das weiß ich natürlich nicht , aber woher weiß man denn das es richtig macht bzw. gemacht hat.


    Hattet Ihr auch solche Gedanken / Überlegungen zu dem / zu eurem Leben im Leben ?

    MtG

    Nafus

  • Liebe/r Nafus!


    Man sagt doch, dass das Leben das ist, was passiert, wenn man gerade etwas anderes geplant hat. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und je nachdem, ob man zu den Blumentöpfen gehört, die sich nicht verpflanzen lassen, dann ist jede Veränderung im Leben einfach schwierig. Zunächst der Abschied, die Trauer von der alten Gewohnheit. Dann die Befürchtung, wie es weitergeht. Und dann schließlich die Gewissheit, dass das Andere da ist. Dann muss man lernen damit umzugehen. Meistens erklärt es einem noch nicht mal jemand. Wieviel leichter wäre es da, wenn jemand dabei ist und einem hilft. Geteiltes Leid ist halt immer noch halbes Leid.


    Manche sind mittlerweile ganz alleine, da sich die Familie und Freunde bereits alle verabschiedet haben. Andere haben ständig soviel um die Ohren, dass sie sich wünschten, sie wären ganz allein und hätten ihre Ruhe. Vielleicht ist es einfach nur wichtig, das richtige Maß zu finden. Dafür wird man sicherlich auch mal aus seiner Komfortzone und seinem Erfahrungsgefängnis herauskommen müssen. Fällt mir selber auch sehr schwer.


    Bisher dachte ich immer, das Licht am Ende des Tunnels könnte auch ein heranfahrender Zug sein. Heute denke ich eher, wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd.


    Es gibt gute und schlechte Tage. Versuche die schlechten zu reduzieren und die guten zu erhöhen. Das geht Stück für Stück. Und wenn man Deine Nachrichten so liest, scheint es ja so langsam mal ein wenig bergauf zu gehen.


    Dir weiter alles Gute.


    Viele Grüße ... Frank

  • Lieber Nafus,


    ich verstehe absolut, was Du sagst. Dieses Auf und Ab, diese leichteren und schwereren Phasen, die habe ich auch. Die Abwicklung der Finanzen meines Vaters hat mich fast bis an meine Grenzen gebracht. Es ging nichts voran, es wurden mir immer neue Hürden in den Weg gestellt und am Ende habe ich den Rest nur noch vor mir her geschoben. Mit einem letzten Kraftakt habe ich das vor einer Woche (hoffentlich) endgültig erledigt. Aber das ist ja längst nicht das Ende der Probleme.


    Meine Eltern haben mir ein Haus hinterlassen, das im Keller und auf dem Dachboden vollgestopft ist mit Dingen, die niemand mehr gebrauchen kann. Ich wußte das und man hat mich auch gewarnt, dieses Haus persönlich zu übernehmen, als ich noch eine eigene Wohnung hatte. Ich habe aber dennoch meine Wohnung aufgelöst und wohne seitdem wieder in meinem Elternhaus. Daß ich mir damit eine Menge Probleme auflade, für die ich nichts kann, war mir klar. Aber was hätte ich stattdessen tun können? Das Problem in professionelle Hände geben, wurde mir geraten. Nein, das habe ich nicht getan, ich habe die Chance genutzt, noch etwas für meine Eltern zu tun, die mir mein ganzes Leben zur Seite gestanden sind und habe ihnen das Pflegeheim erspart, weil ich wußte, daß das ihr letzter Wunsch war. Alles andere war da nachrangig. Wenn ich jetzt auf die Idee käme, wäre es zu spät.


    Man hat mir auf der Beerdigung geraten, die Probleme mit dem Haus so schnell wie möglich anzugehen. Na prima, das kann mir auch nur jemand raten, der solche Probleme nicht hat. Ich hatte 6 Jahre als pflegender Angehöriger hinter mir, meine Eltern waren gestorben und jetzt soll ich ganz schnell das Haus aufräumen, am besten noch sanieren. So etwas sagen Menschen, die sich nicht darauf eingelassen haben, ihren Eltern bis zur letzten Stunde persönlich (allein!) beizustehen und auch keine Ahnung haben, was damit alles verbunden ist auch an emotionalen Belastungen und dann den Tod noch obendrauf. Aber ein wenig bin ich auch selbst mit verantwortlich für solche Ratschläge. Ich lasse mir ja auch nichts anmerken.


    Ich war Ausdauersportler, ich weiß es wie es ist, wenn man nach zwei Dritteln der Strecke auf dem Zahnfleisch kriecht und nicht weiß, wie man das letzte Drittel schaffen soll. Aber ich habe auch schwere Rennen gewonnen in meiner Altersklasse im Halbmarathonlauf, das hat mir das Selbstvertrauen gegeben, daß man Dinge schaffen kann, auch wenn man noch nicht weiß, wie. Wenn mein Vater nicht gewesen wäre, der mich zu so vielen Wettkämpfen begleitet hat, hätte ich von meinem wertvollsten Sieg und der Siegerehrung oben auf dem Podest heute noch nicht einmal ein Foto. Weil es uns als Team jetzt nicht mehr gibt, konnte ich auch ohne Wehmut meine Karriere beenden, denn mein Vater war bei meinem letzten Wettkampf dabei und so habe ich mir meinen letzten Wettkampf auch vorgestellt, auch wenn ich seinerzeit nicht wußte, daß es mein letzter war.


    Lieber Nafus, Du mußt dir dieses Selbstvertrauen Schritt für Schritt erarbeiten. Genau so wie ich mit dem Laufen begonnen habe mit 50 Jahren und damals keine Ahnung hatte, wie weit ich es auf meine alten Tage noch bringen würde. Das hat aber viele Jahre gedauert und war sehr viel Kleinarbeit. Diese Kleinarbeit macht aber auch Freude, wenn man sieht, wie sie Schritt für Schritt Früchte trägt. Geh es langsam an, beginne mit kleineren Aufgaben, die Du dir zutraust. Alles andere kommt dann fast von allein.


    Hab Vertrauen! Du weißt noch nicht, wie Du mir dem Tod deines Vaters und der immer wiederkehrenden Trauer umgehen sollst und ich weiß noch nicht, wie ich mit meinem Elternhaus verfahren soll. Aber ich bin überzeugt, wir werden es beide schaffen, Schritt für Schritt.


    Alles Gute Dir und liebe Grüße

    Ralf

  • Hallo Frank ,

    ja die Gewohnheiten die man hat , und die man auch lieb gewonnen hat , wie das gemeinsame Essen oder die Unterhaltung oder das zudecken diese Fehlen einem schon sehr. Ich war immer glücklich wo ich war,

    klar hatte man auch seine Probleme aber zusammen haben wir immer alles hinbekommen , und dieser Rückhalt , Zuspruch oder bessere Idee ist jetzt nicht mehr da und kommt so auch nicht wieder. Genau das

    ist es Frank , jeder geht damit anders um , und was für den einen wichtig erscheint ist für den anderen nicht so wichtig für seine Trauer bzw. deren Verarbeitung. Ich komme mir manchmal wie ein Fremder vor der nicht weiß was er will. Ich möchte nicht vergessen ich möchte es am liebsten wie früher haben , wo ( für mich zumindest ) alles noch schön war, wo man in seiner kleinen Welt mit den Eltern , man geht der Arbeit nach , unterstützt seine Eltern macht zusammen Sachen , repariert Dinge , lacht zusammen und jetzt geht das nicht mehr...

    Ja ich habe noch meine Mutter , die auch noch fit ist , nur das war mein Vater aus. Und es kann von jetzt auf gleich anders sein. Ich gehe vielleicht gleich runter und wer weiß vielleicht liegt Sie da auf dem Sofa wie mein Papa "Die Decke bis knapp unter die Nase gezogen und sieht schlafend aus" Diese Gewissheit zu haben das es passieren wird und dann mein "Trauerrad" sich wieder von neuem Dreht ist für mich nur schwer auszuhalten.

    Ich habe gestern mit meinem Bruder gesprochen , ich glaube durch seine Lebenserfahrungen ( 2 x verlassen zu werden ) und meine Mutter ( die ihre Eltern auch schon verloren hat ) , das die so blöd das klingen mag gewisse Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt haben. Durch meine Nicht Beziehungen habe ich diese Erfahrung nie erworben. Für mich ist quasi diese Lage Neuland und ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll. Meine Komfortzone ist seit dem Tod meines Vaters nicht mehr vorhanden , da ich mich damit auseinander setzen muss ob ich will oder nicht , und dieses NICHT...wahrhaben wollen das alles vorbei ist für mich noch sehr groß und nicht überwindbar.

    Ja es gibt für mich schlechte und ganz schlechte Tage ...einen guten Tag habe ich seit dem Zeitpunkt noch nicht erlebt. Ich lese viel und versuche mir Infos zu holen, aber wirklich weiter befinde ich mich gefühlt nicht.


    Hallo Ralf,

    ja die Schwankungen machen mir auch zu schaffen, heute morgen ging es und wurde über den Tag schlimmer ( wenn das Forum bzw. der Austausch nicht wäre hätte ich mich wieder ins Bett gelegt ). Sobald es um eine "bewusste Handlung" ( Papierkram ) komme ich besser zurecht als z.B. Sachen wegzuräumen oder auszusortieren. Ich könnte dir/euch Sachen wegen eines Brandschadens erzählen der und ereilt hat und das in Deutschland ...einfach Wahnsinn . Aber da sind wir auch zusammen durchgegangen und haben es schafft, aber jetzt in der schwersten Krise meines Leben ( bis jetzt ) geht es leider nicht mehr. Wenn der Tag kommt und er wird kommen , habe ich auch diese Aufgabe vor mir und aktuell könnte ich mich von gar nichts trennen , weil so glaube ich jedes Stück eine Erinnerung hat und eine kleine Geschichte erzählt. Das Haus würde ich nie und nimmer verkaufen, schließlich habe ich auch gekauft für meine Eltern als Altersruhesitz. Wenn ich im Dorf mich umschaue haben einige mit den Treppen so ihre Probleme , das wollte ich meinen Eltern ersparen.

    Bin früher viel Rad gefahren ( MTB ) habe es aber nur als Hobby gemacht und habe hin und wieder an Rennen teilgenommen, auch da habe ich gelernt seine Kräfte einzuteilen und einen Plan zu machen, okay das hat auch nicht oft funktioniert aber ich habe es in Ziel geschafft und war nicht letzter. Ja das Vertrauen in das "neue" Leben ohne den Vater muss ich lernen um meine Mutter willen, es wird ein harter Weg werden und viel Kraft kosten , aktuell mehr Kraft als ich habe fürchte ich. Ich habe wie du wahrscheinlich auch Ralf viele schöne Erinnerungen an das Haus, und nur du kannst es so schätzen wie sonst kein anderer. Aber genauso wie du werde auch ich dann alleine im Haus sein und mich Erinnern an eine schönere Zeit die ich mal hatte.

    Das mit dem Vertrauen ist bei mir so eine Sache ...ich war immer zu gutgläubig und das wurde ausgenutzt , sei es in der Schule , Lehre , Arbeit , Hobby ...Man wollte eigentlich Leuten nur helfen und hat seine Unterstützung angeboten und wurde ent bzw. getäuscht, daher habe ich nur noch wenig vertrauen übrig. Ja der Umgang mit der Trauer ist mit bis zu dem Zeitpunkt fremd gewesen. Habe auch schon Kollegen zu Grabe tragen müssen aber den eigenen Vater zu verlieren war für mich bedeutend schlimmer bzw. ist schlimm und wird auch immer schlimm bleiben.


    Ich hoffe nur das sich diese Gefühle irgendwann wandeln und die Liebe zum Verstorbenen zum Vorschein kommt und alles überstahlt. Das würde ich mir für alle wünschen


    MtG

    Nafus

  • Hallo zusammen,


    die Zeit vergeht so schnell , das man es nicht wahr haben will. Wieder eine Woche wo ich ohne meinen Papa durch mein "neues" Leben gehe. Es ist nicht mehr das selbe , wie sollte es auch es ist schließlich nicht mehr so wie es war. Das geht ja auch nicht , da der geliebte Mensch nicht mehr da ist.

    Seit 3-4 Tage ist mir bewusst geworden das ich gegen das was jetzt ist , gar nichts machen kann , Ich kann ihn nicht mehr wieder holen , oder die Zeit zurück drehen , ich kann nichts machen um diesen Zustand zu ändern. Und weil ich es nicht ändern kann , muss ich im jetzt weiter machen.

    Es ist ein anderes "Jetzt" ein "neues" jetzt im Leben , ich glaube ich habe es akzeptiert und muss weiter machen, ob ich will oder nicht.

  • Liebe/r Nafus!


    Ein Sprichwort sagt ja, dass das Leben das ist, was passiert, wenn man gerade etwas anderes geplant hat. Die Kunst dabei ist sicherlich, mit dem neuen Jetzt klar zu kommen. Das alte verschwindet mit der Zeit. Stück für Stück. Aus dem eben noch gelebten Leben wird zunehmend eine Erinnerung. Was Realität und Alltag war wird Vergangenheit. Die menschliche Seele hält das schon aus. Der Körper richtet sich meist danach. Und das Herz bewahrt all das Gute, was man erlebt hat und teilen möchte. Für den einen mehr für den anderen weniger schmerzhaft, heilt am Ende doch die Zeit alle Wunden. Du schaffst das auch, wie wir alle hier irgendwie.


    Viele Grüße

  • Hallo zusammen,

    ich bin erstaunt wie schnell die Zeit vergeht in der Trauer , war das bei euch genau so ? Ja das Leben ist nicht planbar Frank , dennoch wäre es so schön gewesen. Ich schmerzt mit dem Verlust zu leben , weiterleben zu müssen mit dem was jetzt ist , fühlt sich nicht richtig an. Wie kann man das nur , jeder spricht von Zeit ...und es dauert so lange es dauert , aber wie weiß ich das es besser wird. Auch habe ich Angst Ihn zu verlieren und keine Erinnerungen zu haben , mir fallen auch keine neue Erinnerungen mehr ein. Das Tagebuch hilft mir nicht noch mehr zu vergessen. Um meine Seele mache ich mir keine Sorgen sondern um meine Gedanken , die Kreisen wenn ich ins Bett gehe , kreisen wenn ich aufwache und nur bzw. mit dem Verlust klar kommen muss. Andere kommen damit besser klar als ich. Ich spiele dann immer das es mir besser geht , aber tief in mir glaube ich selbst nicht. Wie schaffen andere das ? Wie schafft Ihr das ? Was hat euch noch geholfen in der Zeit ?


    MtG

    Nafus

  • Hallo Nafus,


    ja, die Zeit vergeht schnell, mein Vater ist jetzt fast ein dreiviertel Jahr tot. Das mag daran liegen, daß die Tage seit dem Verlust ähnlich verlaufen sind und einem wie viel weniger Tage vorkommen. Das ist so, wenn man noch nicht so bereit ist für einen Aufbruch ins eigene Leben und einfach nur einer Routine folgt.


    Die Trauer braucht Zeit, das ist richtig. Auch ein Haus zu bauen braucht Zeit. Man kann aber nicht einfach abwarten, bis die Zeit vorbei ist, dann steht da kein Haus. Man muß die Zeit nutzen, den Verlust zu verarbeiten. Das nennt man manchmal "Trauerarbeit". Dafür muß ich aber irgendwann bereit sein, mich mit den Tatsachen abzufinden, die ich nicht ändern kann und meinen Horizont für andere Dinge öffnen. Solange ich das nicht mache, verbleibe ich in der Trauerphase, das kann beliebig lange dauern. Es gibt ja auch Hinterbliebene, die sogar aktiv dagegen arbeiten, weil sie in der Trauer bleiben wollen. Das steht jedem zu, aber ich halte das für wenig sinnvoll für einen selbst.


    Ich weiß, wie schwierig die "Trauerarbeit" ist. Ich habe die letzten 7 Jahre voll unter das Ziel gestellt, meinen Eltern ein Pflegeheim zu ersparen. Das habe ich in letzten Jahr endgültig geschafft, mit großer Kraftanstrengung, das hat mir viel Lob in der Verwandtschaft eingebracht und mir selbst ein wenig Frieden gegeben. Das Ziel ist erreicht, ich bin wieder frei für andere Ziele. Auch wenn das emotional nicht so schnell zu verkraften ist. Ich habe momentan auch noch nicht genug Energie, um das umzusetzen, was sich "Loslassen" nennt. Aber es sollte das Ziel sein, finde ich.


    Ich bin nach dem Verlust von Anfang an dahin gegangen, wo es weh tut. Ich bin an die Orte gegangen, die ich mit Erinnerungen an meinen Vater verbinde, auch wenn das anfangs schmerzhaft ist. Aber je öfter ich das mache, desto weniger schmerzhaft ist es. Der Schmerz geht, aber die Liebe bleibt. Ich vergesse nach und nach die Details, aber die wichtigen Dinge behalte ich bei mir und gleichzeitig schaffe ich Platz für neue Dinge. Das geschieht automatisch, wenn man es zulässt. Wenn man es bekämpft, geschieht es auch, aber es braucht viel mehr Zeit.


    Natürlich kannst du ein Trauertagebuch führen, wenn du dich damit besser fühlst. Aber ich würde dir raten, immer einmal wieder zu überprüfen, ob das noch nötig ist oder schon ein Ritual geworden ist, das nicht hinterfragt werden darf. Du wirst deinen Vater in liebender Erinnerung behalten und dich an genügend schöne Momente erinnern, so oder so, ob mit Tagebuch oder ohne.


    Liebe Grüße

    Ralf

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