wo sind die "alten Hasen"?

  • Liebe Betula
    Wir beiden haben ja ca. zur gleichen Zeit unseren liebsten Menschen berloren, und wenn es auch jeder unterschiedlich empfindet kann ich dich sehr gut verstehen. Auch ich habe oft noch Phasen in denen ich nicht loslassen will, noch nicht akzeptieren will, es darf noch nicht besser werden denn dann ist es ja tatsächlich wahr, und das kann nicht sein. Auch träume ich noch so oft von ihm, ich denke dass ich einfach nich in dieser Zeitschleife stecke und sie nicht loslassen sill.äAber so wie es die " alten" Hasen ja sagen, und das ist es was mir Hoffnung gibt und auch die Angst vor einer dunklen einsamen Zukunft nimmt, Geduld haben und die Wunde heilen lassen, in Ruhe, mit der Zeit die wir benötigen. Das kann nur jeder selbst fpr sich beschliessen. Dir ganz viel Kraft
    Liebe Grüsse Jenny

  • Liebe Betula,
    wie gut ich Dich verstehen kann. Es war immer meine größte Angst, dass ich ihn irgendwie vergessen könnte, ich hab mich mit Händen und Füßen gegen das "Loslassen" gesträubt. Und zu jenem Zeitpunkt der Trauer, an dem Du Dich gerade befindest, hätte es mich auch eher entmutigt, solche Beiträge zu lesen.
    Du machst auch nichts falsch und Du missverstehst auch nichts- Du befindest Dich ganz einfach in einem anderen Zeitabschnitt Deiner Trauer. Ich habe nie etwas von diesen Trauerphasen gehalten und wollte davon partout nichts wissen, aber rückblickend betrachtet ist es wohl doch so, wie die "schlauen Wissenschaftler" schreiben.
    Letztlich ist es wirklich die Zeit, die es braucht. Man will das eigentlich alles nicht, es passiert einfach (wobei einfach an dieser Stelle sicher nicht das zutreffende Wort ist).
    Ich wollte nicht, dass mein Mann krank wird. Ich wollte nicht, dass er stirbt. Ich wollte nicht, dass es so weh tut. Ich wollte aber auch nicht, dass es aufhört wehzutun. Ich wollte nicht mal, dass es mir irgendwann wieder besser geht...
    Verstehst Du? Das alles konnte ich nicht wirklich beeinflussen. Ich habe ihn niemals losgelassen, ich habe auch nicht die Trauer aufgegeben. Das Leben hat nach mir gegriffen, es ist weitergegangen und mit all den Schmerzen, Verletzungen und Zweifeln bin ich hier angekommen wo ich jetzt stehe. Es gab nie den Tag X, an dem ich gesagt habe, dass es nicht mehr wehtut oder dass es mir wieder gut geht. Es gab nie den Tag, an dem mir bewusst wurde, dass ich nicht mehr morgens als erstes an ihn dachte, dass ich wieder begann, eigene Pläne zu machen und neue Wege zu gehen. Das alles sieht man erst rückblickend und wundert sich manchmal selbst, wie es geschehen konnte. Der Frieden, den ich für mich geschlossen habe, der kam über mich, ich habe ihn nicht gesucht. Und ich hatte auch niemals die Geduld, die Beauty uns immer gepredigt hat, die sie aber ganz sicher in den ersten Jahren selbst nicht hatte und die ihr alle nicht habt. Es ist nur ein frommer Wunsch, aber tatsächlich wird wohl niemand, der noch frisch trauert, die Gelassenheit aufbringen sich zu sagen, dass es Zeit und Geduld braucht und dass es schon irgendwann wieder besser werden wird. Das verlangt auch niemand. Wenn die Kraft halt nur für den jeweiligen Tag reicht, dann ist das eben so. Wie viele Tage habe ich heulend im Bett verbracht, wie viele Nächte schlaflos vor dem Computer... Aber genau das habe ich damals für mich gebraucht.
    Genau deshalb ziehen sich dann auch irgendwann die alten Hasen zurück. Weil man weiß, wie wenig hilfreich es letztlich den frisch Trauernden ist, wenn man ihnen zeigt, dass das Leben irgendwann wieder lebenswert wird, dass es weitergeht. Weil diese eigentlich lieb und hilfreich gemeinten Beiträge eben auch Ängste schüren, weit Ihr das alles zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht wollt. Es ist nunmal eine Zeit, wo man sich am liebsten mit Menschen umgibt, die ähnlich lange trauern und denen man dadurch um ein Vielfaches nähersteht. Was auch völlig in Ordnung ist.
    Wir "alten Hasen" sind nicht aus der Welt, das merkt man dann an solchen Beiträgen wie diesen hier. Viele lesen noch mit und verstehen Euch- weil man das, was uns passiert ist, nie mehr vergisst.
    Und erst recht vergisst man niemals den geliebten Menschen- davor müsst Ihr wirklich keine Angst haben. Es ist doch auch schön, wenn man sich mit der Distanz der Jahre mit Liebe im Herzen und einem Lächeln im Gesicht an diesen Menschen erinnern kann, auch wenn dieses Erinnern nicht mehr weh tut. Glaubt mir- die Liebe werdet Ihr niemals vergessen und der geliebte Mensch wird für immer bei Euch sein- auch wenn Euer Weg nun anders weitergeht.
    Ich drück Euch alle und fühle mit Euch
    Eure Kerstin

  • Liebe Beauty, liebe Kerray,


    danke für eure ermutigenden Beiträge.
    Am besten gefällt mir der, wie ich finde gar nicht so abstrakte Ansatz, Trauer nicht als Tätigkeit sondern als Zustand oder Eigenschaft zu begreifen, als etwas, das man nicht aktiv tut, sondern als etwas, durch das man passiv hindurchgeht, sozusagen 'hindurch gegangen wird'.
    So erlebe ich das ja auch. Ich habe überhaupt keine Wahl an dieser Tatsache etwas zu ändern, so wenig wie ich es mir aussuchen konnte meinen liebsten Menschen zu verlieren.


    Was ich aber sehr wohl tun kann - manchmal mehr, manchmal weniger gut - das ist, meine Aufmerksamkeit auf mich selbst und auf die Menschen und das Leben um mich herum zu richten. Denn ich lebe ja noch, das alles ist schließlich immer noch da und geht immer noch weiter. Und niemand hat von mir verlangt oder erwartet, dass auch mein Leben mit dem Tod meiner Liebsten endet. Das Gegenteil ist der Fall. Anna wollte immer, dass ich nicht nur nicht aufgebe - sie wollte viel mehr. Gerade vor zwei Tagen habe ich zufällig einen winzigen Umschlag mit einem Zettel darin gefunden, der sich vor vielen Jahren einmal an einem Weihnachtsgeschenk befunden hat, und auf dem Zettel steht es: "Lieber Rolf, ich wünsche dir, dass du glücklich bist".
    Aber auch wenn ich es schwarz auf weiß habe (und es sowieso weiß), ist da dieser Unterschied zwischen Wissen und Fühlen, der es erschwert diesen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen. Phasenweise gelingt es mir und die Erinnerung an das was einmal war, tut nicht weh sondern ist schön, ist nicht einmal mit Wehmut getrübt.
    Weil diese Phasen zahlreicher und länger werden, bin ich zuversichtlich, dass eine ähnliche Blickweise wie ihr sie beschreibt, auch bei mir eines Tages sich einstellt.

    ..........

    And if you don't know where you're going

    Any road will take you there

  • Hallo ihr Lieben,
    es ist mir eine große Hilfe das es uns allen- wenn auch auf die verschiedenste Art -aber doch fast gleich ergeht... Unser Erleben beim Verlust eines geliebten Menschen ist nun mal alternativlos, wir können nur damit leben lernen oder daran scheitern. Genau dies wollte ich am Anfang nicht hören, nicht erkennen- aber die Zeit läßt mich nun erkennen das es genauso ist, wie ihr lieben "alten Hasen" es beschreibt.


    Nein, da gibt es kein Aufwachen und etwas ist wieder besser oder gar gut, ich kann auch nichts festhalten oder zurückholen- Leben ist ständige Veränderung, Leben geht nur nach vorne. Ich bin in einem anderen Leben gelandet, ungewünscht, inzwischen mal mehr, mal weniger optimstisch...noch fehlen unbeschwerte Tage - aber ich erwarte sie eigentlich gar nicht -bin ruhig und beobachte die Menschen - viel sensibler sehe ich Glück und Unglück, suche Ruhe und empfinde Dankbarkeit für die 43 Jahre meines gemeinsamen Lebens mit meinem Mann. Ich bin sogar inzwischen sowas wie dankbar, das ich in der Zeit seiner Krankheit über 7 Jahre noch viel Inniges und gute Tage mit ihm erleben durfte, mich verabschieden konnte, in seiner letzten Stunde bei ihm sein konnte! Meine Erinnerung gehört zu mir für immer- egal was das Leben noch mit mir vorhat... Ich will es so annehmen wie es kommt, weiß nicht wie meine Zukunft wird- weiß aber das ich sie aushalten kann...


    Ich möchte mich bedanken bei allen die mir in der schwersten Zeit beigestanden sind, ich habe von Anfang an stets die Beiträge der länger Trauernden aufgesogen... Es bringt uns nicht weiter immer wieder unsere Traurigkeit zu beschreiben- und doch braucht man es am Anfang. Aber irgendwann ist alles oft genug geschrieben und dann tut es gut, von Anderen zu lesen das es auch weitergeht, wie es weitergehen kann und das es trotz allem gut sein kann - ich freue mich mit Jedem der genau dies beschreibt- es macht mir Hoffnung. Auch wenn ich nicht mehr so oft schreibe fühle ich mich mit den Meisten und ihrem Schicksal durch das Lesen hier verbunden und wünsche euch alles alles Gute


    Eure Herbstsonne

  • Hallo Ihr Lieben,
    ich bin da sowas von zwiegespalten........natürlich wird die Trauer weniger tut nicht mehr so massiv weh und natürlich geht das Leben weiter und klar man versucht das Beste draus zu machen. Irgendwie befindet man sich in seinem Leben ja immer auf irgend einem Weg. Alles wiedeholt sich ja auch.......


    Bei mir z.B. hat es sich leider zu oft wiederholt.....Kind verloren und alle Hürden und Wege der Trauer gegangen, Mann verloren und wieder alle Hürden und Wege der Trauer gegangen, dann Oma,Papa und nun Mama........wie Rolf schon schreibt ich hatte ja keine Wahl. Nach jedem Verlust hab ich versucht meine Aufmerksamkeit auf die mir verbliebenen Menschen zu richten ( natürlich auch auf mich ) aber jedes Mal wenn ich dachte ich bin irgendwo angekommen dann......


    Eigene Pläne hatte ich schon immer und neue Wege musste ich durch die Verluste schon immer gehen.......aber nun ? Bei mir ist leider nichts mehr da.....na ja ausser ich.....
    Ich verharre nicht in der Trauer und doch hat sie es geschafft mich regelrecht zu "fesseln".......das soll nicht heißen das ich täglich weine oder das es mir täglich schlecht geht...natürlich kann ich auch lachen.......denn niemand meiner Lieben hätte gewollt das ich aufgebe.......inzwischen kann ich auch lächelnd zurückdenken und bin dankbar für das was ich erleben dürfte.......
    Ich kann nur nicht mehr so weit nach vorne schauen.....dazu fehlen mir zu viele Dinge.....z.B. einfach mal das Telefon nehmen und die Stimme meines Sohnes hören oder einfach " nach Hause " kommen können oder einfach nur " Sicherheit " durch das pure Wissen das da ja noch jemand ist, dem man wichtig ist, spüren.....


    Ja da ist dieser Unterschied zwischen wissen und fühlen.........aber zum Wissen gehört nun mal auch fühlen.......ich weiss das es weiter geht nur fühlt es sich nicht gut an, ich weiss das ich alleine bin nur fühlt es sich einsam an.......versteht Ihr was ich meine ? Klar lebe ich mein Leben aber da ist nichts wofür es sich lohnt nach vorne zu schauen....was kommt kommt ! Und wenn nichts mehr kommt dann kann ich daran auch nichts ändern........
    Ich bin inzwischen in so vielen unerwünschten Leben gelandet und diese Leben hab ich vorher immer mit Zukunft betitelt.......Zukunft war bei mir immer irgendwie mit gut verbunden aber das Leben hat mich eines besseren belehrt.........vorher fühlte es sich immer wieder gut an nun weiss ich aber das es nicht unbedingt so sein muss.....da ist er wieder der Unterschied zwischen wissen und fühlen.......
    Kurz und gut es ist nicht gut aber auch nicht schlecht.....ich lebe.......muss es aushalten....


    LG
    Mäusi

  • Ihr Lieben,


    wie ich mich über eure Beiträge freue!


    Sie geben mir so viel. Sie sind unendlich wertvoll. Danke dafür!


    Alles Liebe Frieda


    ......................................................


    "Wir können der Tatsache nicht ausweichen,
    dass jede einzelne Handlung, die wir tun,
    ihre Auswirkung auf das Ganze hat."


    Albert Einstein

  • Denen, die mir geantwortet haben, herzlichsten Dank fürs "Verstehen"! Das brauchte ich gerade dringend, wohl auch weil nach über einem Jahr Trauer das Verstehen der "Normalen" deutlich nachlässt.
    Ihr schreibt so viele interessante und kluge Dinge :)
    Ich habe auch das Gefühl, dass Trauer "geschieht", dass die Wellen ohne viel Zutuns meinerseits kommen und gehen.


    Andererseits nehme ich an, dass wir ein gewisses Maß an Einfluss darauf haben, wie wir trauern, in welche Richtung es geht, worauf wir unseren Fokus legen (??). Beauty, du schreibst von Sackgassen, in denen du immer wieder zwischendurch gesteckt hast. Ich habe durchaus zwischendurch Angst, aus einer Sackgasse nicht wieder rauszufinden. Insofern finde ich es wichtig, sich mit klugen Gedanken und Ansätzen anderer Leute (z.B. "alter Hasen") und auch Denkrichtungen auseinander zu setzen, um immer wieder neue Anstöße für die Sicht auf die Dinge zu erhalten.


    Und wieweit man das dann wirklich übernehmen und integrieren kann, ist halt eine Frage der eigenen inneren Aufnahmefähigkeit. Ich lese, was Ihr schreibt; ich glaube, ich kann schon viel davon nachvollziehen, aber wie weit ich das dann schaffe, das in mein Konzept von Trauer mit zu integrieren, ist unterschiedlich - hängt wahrscheinlich auch viel davon ab, wie es mir gerade geht und wie weit ich im eigenen Sumpf rumsumpfe.
    Wie du, @Beauty ja schreibst:

    Zitat

    Man kann zwar hin und wieder mal den Blickwinkel überprüfen und auch mal reflektieren, ob man nicht manchmal die Trauer um einen Menschen mit Selbstmitleid verwechselt. Aber selbst wenn man über den Verstand weiss, wo man steht und wie es etwas leichter wäre - Herz und Verstand sprechen halt nicht immer dieselbe Sprache.


    Insofern nehme ich an: Die Trauer geschieht, ich versuche ihre Inhalte, meine Richtung, zu beobachten und versuche zu verstehen was ich brauche um damit irgendwie möglichst konstruktiv umzugehen - um letztlich möglichst in einem Zustand anzukommen , von dem ich nun noch garnicht will, dass ich ihn je erreiche, nämlich einem halbwegs unbelasteten Weiterleben (vgl. mein letzter Beitrag). Alles kompliziert... Oder ich bin kompliziert...


    Allen ganz herzliche Grüße und ein möglichst gutes Wochenende!
    Betula

    Was vorüber ist
    Ist nicht vorüber
    Es wächst weiter
    In deinen Zellen
    Ein Baum aus Tränen
    Oder
    Vergangenem Glück


    Rose Ausländer


  • Hallo @alte Hasen!
    Mit großer Aufmerksamkeit habe ich mir gestern und heute alle eure Beiträge durchgelesen, besonders der von @Mäusi spiegelt auch meine derzeitige Gefühlslage wieder.
    Nach dem Tod meines Vaters vor 14 Jahren und dem Tod meiner Mutter am 15.Mai ist nichts mehr so wie es mal war.
    Ich bin geschieden, das Verhältnis zu meiner Schwester war und ist noch nie besonders gut gewesen.
    Sie läßt anscheinend keine Trauer zu oder nicht so dicht an sich heran wie ich.
    Sie hat sich nach dem Tod meines Vaters und auch jetzt, als unsere Mutter gestorben war, um rein gar nichts gekümmert.
    Nach dem Motto: "Du hast die Vorsorgevollmacht", nun kümmere Dich mal".
    Alle Wege musste ich alleine gehen, zum Bestatter, zur Friedhofsverwaltung, musste alle Verträge kündigen, alles abmelden und mich um die Wohnungsauflösung kümmern.
    Das hat aus mir ein Wrack gemacht.
    Jeden zweiten Tag ruft meine Schwester bei mir an, aber es sind nur "Pflichtanrufe", wenn ich erzählen will wie es um mich bestellt ist wird gleich abgeblockt.
    Z.B. : " Nun ist Mutti schon 3 Monate tot, nun muss aber auch langsam mal Schluss sein".
    Ich kann das nicht nachvollziehen.
    Mit Bekannten und Nachbarn kann man sich besser darüber unterhalten als mit der eigenen Schwester.
    Ich habe mich die letzten Jahre so intensiv um unsere Mutter gekümmert, das fehlt mir jetzt irgendwie.
    Es ist als ob ich in ein großes schwarzes Loch gefallen bin.
    Manche Tage sehen etwas positiver aus, an anderen Tagen, so wie morgen (mein Geburtstag) und übermorgen (Mutters 3. Todesmonat) wird alles wieder traurig sein.
    Meine Geburtstagsfeier habe ich abgesagt, mir ist nicht nach Feiern.


    Ich nehme aus den Beiträgen der alten Hasen eine Menge mit, wie jeder mit seiner Trauer umgegangen ist, ob es mir hilft, ich weiß es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.
    Ich danke euch für die Schilderung eurer Erfahrungen!

  • Hallo Ihr Lieben,


    es sind nun 3 Jahre und 8 Monate vergangen seit mein allerliebster
    Schatz mich verlassen musste.
    Mein Mann ist am 29.12.2012 verstorben und ich habe mich aber
    erst im Juni 2013 in diesem Forum, welches ich durch Zufall
    entdeckte, angemeldet.
    Auch für mich waren damals die Beiträge von z.B. Beauty, Morgana,
    Kerry u.v.m. sehr hilfreich. Alleine um festzustellen,
    dass meine für mich bis dato manchmal sehr abwegigen Reaktionen,
    doch wohl in dieser Ausnahmesituation, sehr normal waren.
    Und dann hat mein Fulltime Job auch viel dazu beigetragen,
    dass ich eine Tagesstruktur hatte. Es war für mich immer sehr wichtig,
    dass ich reden konnte.
    Im ersten Jahr habe ich ganz viele Dinge erledigt, die
    erledigt werden mussten. Und dann habe im November 2013
    meinen Führerschein gemacht, eine der besten Entscheidungen,
    die ich jemals getroffen habe.
    Im zweiten Jahr habe ich ganz einfach weiter gemacht, obwohl ich
    immer wieder feststellte, dass ich mit einem Haus (2 Wohnungen) und
    600 qm Grundstück, nebst Fulltime Job, total überfordert war.
    Aber ich habe es geschafft. Rasen mähen, Blumen pflanzen u.s.w.,
    waren nie meine Arbeiten, sondern die meines Mannes. Auch das konnte
    ich nun................
    Und gleichzeitig habe ich auch noch die Erbansprüche (Pflichtteile)
    der zwei Kinder aus der ersten Ehe meines Mannes mit Hilfe eines
    Rechtsanwaltes abgewickelt.
    Zwischenzeitlich habe ich einen großen Keller mit Bauschutt und eine
    Doppelgarage entrümpelt, denn Männer sind ja Sammler und Jäger........
    Im Nachhinein gesehen hatte ich dies alles erledigt, falls ich mal verkaufe.
    Also war dieser Gedanke unbewusst immer im Hinterkopf vorhanden.
    Und im dritten Jahr, also 2014 habe ich dann mit Hilfe eines
    Immobilienmaklers mein Haus verkauft und mir eine wunderschöne,
    im Erdgeschoss gelegene Wohnung mit Terrasse angemietet.
    Der beste Freund während all dieser Phasen war die Zeit und leider auch etwas Geduld.
    Ich habe mir innerhalb von drei Jahren mein Leben wieder so eingerichtet,
    dass es wieder lebenswert ist und ich teilweise auch sehr zufrieden bin.
    Vielleicht ist es auch von Vorteil, dass ich vor meiner Ehe teilweise
    immer mal wieder sehr gut allein gelebt habe.
    Ich vermisse meinen Schatz auch heute noch, aber das Gefühl der Trauer ist
    erträglich und gehört zu meinem Leben und wird auch immer dazu gehören.
    Ich bin so unendlich dankbar für die wundervollen gemeinsam gelebten Jahre,
    und dass ich von einem so wunderbaren Menschen geliebt wurde..........
    Ich lebe in der Gegenwart und plane nicht mehr für die Zukunft. Es werden
    immer wieder Dinge im Leben geschehen, die die ganze Planung hinfällig
    werden lassen, also denke ich über viele Dinge erst nach, wenn sie
    relevant sind. Ich habe mich dahingehend verändert, dass ich ganz
    viele Dinge mache, die mir gefallen ohne die Meinung meiner Mitmenschen
    einzuholen - ich nenne das Egoismus.
    Ich bin jedoch für die Menschen da, die mir sehr wichtig sind, weil
    ich sie liebe. Ich musste begreifen, dass das wertvollste Geschenk die Zeit
    ist, die man mit geliebten Menschen verbringen kann.
    Ich wünsche allen, die sich am Beginn ihres Trauerweges befinden,
    ganz viel Geduld, denn die Zeit ist der beste Freund...............
    Das wollte auch ich nicht glauben, aber die Realität hat es mir gezeigt.


    Ganz liebe Grüße Regine





    Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer die Trennung.
    Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in eine stille Freude.
    Man trägt die Erinnerung wie ein kostbares Geschenk in sich.
    Spatzerl, ich liebe Dich unendlich und vergesse Dich nie.

  • Hallo ihr Lieben,
    mit sehr großen Interesse hab ich eure Beiträge gelesen....
    ich hab meien Vater vor 20 Jahren ,meien Bruder vor 18 Jahren er war gerade 46 Jahre,
    meine Mutti vor 6 Jahren und nun meinen lieben Mann...
    für mich ist es sehr schwer das alles zu verarbeiten,wenn mal was zum lachen ist ,
    denke ich gleich danach ,ich bin doch in trauer wie kann ich da lachen...
    als ob ich was verbotenes tue aber bei meinen Enkelkinder kommt man zum lachen,
    manchmal denke ich das ich nicht richtig trauere aber was ist richtig...
    ich lebe doch noch und mein Enkel wohnt mit im Haus und er ist witzig ,er versucht mich
    immer auf andere Gedanken zu bringen,er merkt genau wenn ich traurig bin...
    ich mache mir oft Gedanken das ich hier im Forum nichts falsches oder verwirrendes
    schreibe...all diese Arbeiten mit Ämtern und Behörten Hat mein Mann geklärt
    und nun kann ich nicht mehr sagen, mach du es....
    es ist doch alles noch so schwer...
    LG Merry

  • oh nein lieben merry, du machst überhaupt nichts falsch. mein enkel hat mich auch kurz nach dem tod meines mannes immer zum lachen gebracht. und es tat so gut. dann kommt man wenigstens mal auf andere gedanken. niemand kann uns vorschreiben, wann und wie wir zu trauern haben. und wenn der kleine kerl witzig ist dann lache, lache aus vollem herzen. wir leben noch und unsere lieben oben im himmel freuen sich mit uns.
    lieben gruß von lucie 8o :)

    Erinnerungen sind kleine Sterne, die tröstend in das Dunkel unserer Trauer leuchten


    Die Erinnerung ist ein Fenster, durch das wir dich jederzeit sehen können

  • Hallo liebe Lucie,
    es ist kein kleiner Kerl ,der Enkel der mit hier im Haus wohnt ist 17 Jahre
    und er hat seinen Opa geliebt aber er möchte das ich nicht traurig bin...
    ich hab ihn ab der 12.Woche behütet weil meine Tochter selbstständig ist
    und da ist man auf Kunden nun mal angewiesen...
    mein Mann ist mit seinen Enkel als er klein war mit dem Kinderwagen
    kilometer weit gelaufen das wächst zusammen er kommt jeden Tag
    von der Schule zu mir hoch essen er ist wie ein eigenes Kind für mich
    und war es auch für meinen Mann...
    wir haben 5 Enkel und 4 Kinder aber nur eine wohnt hier...
    liebe Lucie du hast recht ,warum soll ich nicht lachen dürfen,
    mein Mann hätte bestimmt nichts dagegen...
    liebe Grüße Merry

  • Ihr lieben "alten und neuen Hasen"
    danke für alle Beiträge und danke an Frieda für die Idee, diesen Thread zu eröffnen.
    Einem "neuen Hasen" wie mir machen die Beiträge Mut - das das Leben irgendwann weiter geht, vielleicht sogar zufrieden und glücklich - aber eben ganz anders!!!
    Ich finde Beautys Ansatz " es trauert mich" passend - es erwischt mich jeden Tag aufs Neue - ohne das ist Einfluss darauf habe oder es steuern kann. Danke Beauty für diese Formulierung!!
    bei all der gnadenlosen Traurigkeit und dem Unfassbaren, dass am 19.3. in mein Leben herein gebrochen ist ... Ich möchte Leben!! Und ich möchte irgendwann wieder ein Leben haben in den ich zufrieden bin - MEIN Leben. ich werde meinen Mann, mit dem ich 30 Jahre zusammen war, niemals vergessen.
    Alles Liebe für euch!

    Was man tief im Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren. J.W. v. Goethe

    Alles war selbstverständlich - nur das Ende nicht

  • Hallo alte und neue Hasen,
    auch mich trauert es ganz unvermittelt, da hat sich nichts geändert, und der Schmerz ist möchtig und stark. ich wünsche mir aber auch ein bisschen Glück zurück. endlich mal wieder einen unbeschwerten Tag erleben, das wäre schön. ich weiss mein über alles geliebter Mann wünscht sich das aucg für mich.
    was kann ich tun damit es soweit kommen kann. Mut haben, weiter machen und die Geduld nicht verlieren...

  • Hallo ihr Lieben alle,
    ich wünsche mir auch wieder ein schönes Leben ohne Höhen und Tiefen,
    ein Leben wo mein Mann immer seinen Platz hat und ich wieder fröhlich
    sein kann,ich denke das braucht noch Zeit aber die Zeit wird kommen
    das man wieder etwas unbeschwerter wird ,man liest es ja bei den
    alten Hasen das es erträglicher wird ...ich wünsche allen einen
    angenehmen aber auch schwitzigen Tag.


    LG Merry

  • Ja, ihr neu trauernden...
    Irgendwann wird das Leben wieder besser.
    Ich gehörte lange zu der Sorte Witwe, die sich ein Leben ohne schatzi nicht vorstellen konnte.
    Und doch....Das leben hat mich wieder voll erwischt.. Eiskalt...Jetzt wieder wunderschön...Aber ganz anders als mit meinem schatzi.... Er ist eh jeden Tag in meinem Herzen..
    Und genau so ein Leben wünsche ich von ganzem Herzen allen hier.....
    Es braucht nur bisschen Geduld...
    Lg

    Du schläfst mit Engeln über Dir
    Als Sternenlicht leuchten sie Dir
    begleiten Dich auf Deinem Weg...... (Kathy Kelly)


    Ohne Dich kann mir die Welt nichts mehr geben,
    ohne Dich ist sie nur halb so schön.... oder noch weniger.... <3

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