MEIN VATER DER IST TOT !!

  • Lieber Matthias,


    deine Partnerin ist vor vier Jahren verstorben, das kann ich in etwa einschätzen, denn vor vier Jahren starb auch meine Mutter. Sie war auch pflegebedürftig, mehr noch als mein Vater, wir haben das damals noch zu zweit gestemmt, das war auch nicht ganz einfach. Es war aber so, daß ich sowohl bei meinem Vater als auch bei meiner Mutter absehen konnte, anhand des Alters und auch der Krankheit, daß ich mich mittelfristig auf einen Tod einstellen mußte.


    Dein Vater lebte im Pflegeheim. Hast Du in der Zeit daran gedacht, daß auch er sterben könnte? Bei deiner Partnerin war das offenbar nicht absehbar. Sie war nicht krank, wenn ich es richtig verstanden habe, sie starb plötzlich. Das ist ein Schock, das kann ich verstehen, da braucht man eine Zeit, um das akzeptieren zu können. Ein paar Wochen, ein paar Monate. Bei dir sind es aber vier Jahre. Ja, ich weiß, ich habe es auch geschrieben, es gibt Menschen, die brauchen Jahre dafür. Das ist ihr gutes Recht. Ich frage mich nur, wenn vier Jahre schon vergangen sind, was soll denn dann in den nächsten Jahren anders werden? Möchtest Du überhaupt den Tod deiner Partnerin und deines Vaters akzeptieren und überwinden oder möchtest du es nicht? Natürlich kannst Du auch weiterhin zweimal am Tag zum Friedhof gehen, so lange Du möchtest. Die Frage ist nur: Gibt es dir noch etwas? Oder ist es ein Ritual, das dich davor schützt, eine Veränderung in deinem Leben anzunehmen? Das kannst nur Du allein für dich selbst beantworten.


    Ich habe auch keine nahen Angehörigen mehr. Ich habe noch drei Cousins und zwei Cousinen, aber nur einer davon wohnt noch hier am Ort. Einen guten Freund habe ich hier noch, der mir momentan sehr weiterhilft, weil er mich kennt und weiß, wie es in mir aussieht. Auf der Beerdigung haben mir aber viele Gäste ihre Hilfe angeboten, wenn es mir mal schlecht geht. War das bei dir nicht so? Bist Du denn bereit, Hilfe anzunehmen, wenn sie dir angeboten wird? Hast Du in den vier Jahren schon mal so ein Angebot angenommen, wenn es denn so eines gab?


    Es ist deine Entscheidung, wie Du dein weiteres Leben gestalten möchtest. Ich kann dir nur Denkanstöße geben.


    Liebe Grüße

    Ralf

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