MEIN VATER DER IST TOT !!

  • Ihr Lieben,

    das Gefühl, daß beim Tod eines wirklich geliebten Menschen ein großer Teil von einem selbst mitstirbt, ist mir nicht fremd. Ja, das Leben ist einmalig und das macht den Tod so furchtbar. Er bendet dieses Leben und das ist unumkehrbar. Nichts kann das ändern, wie sehr man sich das auch wünscht. Man findet sich in einem Leben wieder, das man so nicht wollte, das sich fremd anfühlt. Die Verbindung zum Verstorbenen halten, egal welche Rituale einem dabei helfen, das ist auch mir sehr wichtig. Es ist mein sicherer Hafen, meine Kraftquelle. Oft hört und liest man " du mußt loslassen ". Was für eine Aussage ! Wir mußten ja loslassen und das war nicht freiwillig ! Was ich möchte und darf ist festhalten und bewahren, den geliebten Menschen in den Gedanken und im Herzen. Das schließt offen sein für Neues nicht aus, braucht aber Zeit und Menschen, die das verstehen. Gerade wenn man weiter keine eigene Familie oder engen Freundeskreis hat, kann das sehr schwer sein. Frieda schrieb in einem anderen Artikel wie groß das Gefühl ist, geliebt zu werden. Aber gerade dieses Gefühl ist manchmal verloren gegangen. Da ist niemand mehr, der uneingeschränkt für einen da ist, den es wirklich interessiert, wie es einem geht. Jeder Trauerfall ist anders, die Umstände damit umgehen zu können sind anders. Was würden unsere Verstorbenen sich wünschen ? Muß ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich weiter traurig bin, weil er dann nicht frei ist ? Die Antwort für mich heißt nein, ich darf traurig sein und er wäre froh, wenn er noch leben dürfte. Nun muß ich den Weg weiter gehen und er ist immer in mir. Dankbar bin ich für Menschen, die mich dabei begleiten. Manchmal fällt es mir schwer auf sie zuzugehen, ist es doch so anders, aber es lohnt sich.

    L.G.Emmi

    • Official Post

    Ihr Lieben,


    ich weiss noch davon, wie ich in der ersten Zeit nach dem Tod meines Liebsten mich so aufs Bett legte, wie auch er in seinem Sterben gelegen hatte und die Augen schloss. Ich stellte mir vor - und wünschte es auch von Herzen - ebenfalls zu sterben, ihm nachzufliegen in den Tod. Es fühlte sich tröstlich an, ich wollte ihm nah sein.


    Ganz langsam kam das Leben wieder zurück zu mir und ich hatte gerade in schweren Momenten das Gefühl, dass er seinen Arm um meine Schultern legte. Weinte oft und lief und lief mit dem Hund durch die Natur.


    Was für eine Erfahrung. Nie hätte ich gedacht, dass mich das Schicksal so hart treffen würde.


    Heute nach all den Jahren gibt es immernoch diese Momente. Aber zugleich spüre ich, dass das Leben sehr sicher weitergeht - auch für ihn und auch für meine verstorbene Großmutter, meine Mutter, so viele geliebte Freunde .......



    Durch diese Gewissheit, dass der Tod zwar scheidet, aber das Leben auf einer anderen Ebene weiter geht, habe ich die Kraft gefunden, mein Leben als etwas sehr Kostbares zu sehen.


    ALFrieda

  • Lieber Matthias,


    es freut mich, daß Du einen Menschen gefunden hast, den Du offenbar regelmäßig auf dem Friedhof triffst und den Du sogar einen guten Freund nennst. Das ist doch schon mal etwas.


    Ist meine Situation so viel besser als deine? Ich habe einen einzigen Cousin hier im Ort, der mir auf der Beerdigung sagte, daß wir beide jetzt die Letzten hier mit unserem Familiennamen sind. Alle anderen Cousins und Cousinen wohnen auch nicht mehr hier, weil das Leben auf dem Land für viele nicht mehr attraktiv ist.


    Ich hatte in der Situation in der Pflege meiner Eltern auch über Jahre den Kontakt zu meinen Verwandten und Freunden verloren. Aber ich habe den Kontakt nach dem Tod meines Vaters wieder aufgenommen. Jeder von diesen hat verstanden, daß ich in der vergangenen Zeit keinen Antrieb gefunden habe, mich zu melden. Grundsätzlich kann man sich immer wieder bei Menschen melden, zu denen man den Kontakt verloren hat, auch noch nach Jahren. In den allermeisten Fällen fällt das auf fruchtbaren Boden und man findet eine Basis zu guten und hilfreichen Gesprächen.


    Man muß nur bereit sein, in seinem eigenen Leben nicht nur nach hinten, sondern auch nach vorne zu sehen. Sicherlich ist das in der ersten Zeit nach einem Todesfall schwer, aber normalerweise sollte das nach einigen Monaten möglich sein, wenn man das will. Wenn man es nicht will, auch nach Jahren noch nicht, ist das auch OK, jeder darf so leben, wie er möchte, nur sollte er dann auch dazu stehen und nicht nur äußere Umstände für seine Lebenssituation verantwortlich machen.


    Wenn deine Cousine ein wichtiges Gespräch hatte, als sie angerufen hat, kann das nicht tatsächlich auch so gewesen sein? Wieso rufst Du sie nicht zurück, wenn sie schon versucht hat, dich zu kontaktieren? Es gibt zu diesem Thema ein ironisches Sprichwort: Warum einfach, wenn es kompliziert geht?


    Lieber Matthias, frage dich mal, ob Du wirklich zukünftig so weiterleben möchtest. Wenn ja, dann ist ja offenbar der Leidensdruck (noch) nicht zu groß, wenn nicht, findest Du ganz sicher hier ganz viel Hilfe, wenn Du sie nur annimmst.


    Liebe Grüße

    Ralf

  • Ihr lieben,


    ich weiss ja, ihr wollt mir helfen, aber der Leidensdruck durch den Tod all meiner Angehörigen den spüre ich jeden neuen Tag, wenn ich mcih in einen neuen leeren Tag hineinquälen muss. Heute war es eigentlcih genauso und das, obwohl ich den vielen Neuschnee gesehen habe und erst einmal raus bin zum Schnee schieben. In der Kirche beim Gottesdienst kamen unweigetlich die Tränen, ich habe für all meine Verstorbenen gebetet.


    Es ist für jemanden wie mich für andere schwer nachvollziehbar, die nicht so einsam wie ich sind. Die Trauer ist sicher für jeden ein tragischer Schmerz, aber sie kommt jeden Tag wie ein Boomerang zurück, wenn ich an all die schönen Reisen und die gemeinsamen schönen Stunden mit meiner Partnerin udn auch mit meinem Vater zurückdenke, die es nicht mehr geben wird.


    Es waren die 3 Gottesdienste in der Kirche am 5.November (Trauergottesidnest), am 26.November (Totensonntagsfottesdienst) und heute der Adventsgottesdienst, die mir i meiner Trauer Struktur und Rückhalt gegeben haben.

    Auch heute habe ich mich mit einem Bekannten zum gemeinsamen Spaziergang um den verschneiten Burgsee udn auf dem Weihnachtsmarkt getroffen, aber es war eben nicht das Gleiche wie früher mit Dorit oder mit meinem Vater. Das waren meine nächsten Angehörigen und diese sind nun nur noch auf dem Friedhof für mich zu besuchen.


    Aber es gibt ja die vielen Videoaufzeichnungen von meiner lieben Dorit, ich schaue mir jeden Tag zum Mittagessen und Abendessen Videos von den vielen Erlebnissen udn Reien mit meinen Verstorbenen an und so hole ich sie mir in mein Leben zurück. Fremde Menschen, auch meine Cousinen, könenn das nicht erstzen, wenn ich auch mit ihnen natürlich dne Kontakt suche und z.T. auch finde.


    Liebe Grüsse an Alle

    Matthias

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    • Official Post

    Lieber Matthias,

    ich lese Deine Beiträge schon eine ganze Weile und ganz ehrlich, manchmal mit sehr gemischten Gefühlen.....vorab möchte ich erstmal sagen das ich Dich in gewisser Weise verstehen kann, denn nach dem Tod meiner Mama bin ich auch ganz alleine zurück geblieben....ich habe niemanden mehr.....ich habe meinen Mann, mein Kind, meinen Papa und zuletzt 2013 meine Mama verloren......auch wir waren immer eine Einheit haben zusammen viele Reisen unternommen und waren auch sonst immer zusammen. Umso mehr hat mich der Verlust getroffen. Ich kann auch verstehen wenn Du sagst das ein gemeinsamer Spaziergang mit einem Bekannten nicht das Gleiche ist wie mit jemandem von Deiner Familie....das Gefühl kenne ich nur zu gut.......man kommt sich wie das einzige grüne Männchen inmitten von nur roten Männchen vor.....man ist dabei und dann doch wieder nicht.......auch bei mir hat die tiefe, tiefe Trauer sehr lange angehalten aber es nützt nichts, das Leben geht weiter . Wenn Du ehrlich bist, weisst Du ganz tief in Dir drin das die ständige Konfrontation mit den Videos Dir Deine Familie nicht zurück bringt.....ich weiss, es ist schwer sich das einzugestehen.


    Hast Du Dich mal gefragt wie Deine Liebsten reagieren würden, wenn Sie Dich jetzt so sehen könnten ? Wie sie reagieren würden wenn sie sehen würden wie sehr Du Dich quälst ? Hätten sie Verständnis dafür ? Meiner Meinung nach nicht, denn sie würden nur Dein Bestes wollen....sie würden nicht wollen das Du Dich so quälst......

    Und was ist, wenn es stimmt das die Verstorbenen nicht zur Ruhe kommen können, wenn wir ihnen nicht in gewisser Weise ihre Ruhe gönnen.....wenn es ihnen dort wo sie jetzt sind nicht gut geht wenn sie uns leiden sehen ? Keiner von uns weiss ja ob es zwischen Himmel und Erde nicht doch eine Verbindung gibt.....


    In den ersten Jahren fühlte ich mich auch extrem einsam und ja manchmal auch heute noch wenn ich mal wieder gesundheitliche Probleme habe und niemand da ist der sich um mich kümmert wie es meine Familie getan hätte....man muss überall alleine durch und das ist manchmal extrem schwer......heute ist es so, dass ich eher sage ich bin alleine statt einsam....hat lange gedauert was aber nicht heißen soll das auch hin und wieder Einsamkeit aufkommt......

    Ich habe hier in meinem Wohnzimmer Fotos von meiner Familie aufgestellt, nicht viele aber sie stehen auf dem Regal....inzwischen kann ich sie mit Freude anstatt mit Wehmut ansehen und mir ist bewusst das es nie wieder so sein wird....oder vielleicht doch ?

    Ich mache kein Geheimnis draus das ich mir frühzeitig Hilfe durch einen Psychologen gesucht habe, denn mir ging es wie Dir, in meinem Kopf herrschte der Gedanke vor das es nie wieder so sein wird.....inzwischen habe ich gelernt, dass es nur an mir liegt ob ich dieses Gefühl der Zugehörigkeit ( welches mir völlig verloren gegangen ist ) wieder spüren kann/möchte......dazu ist es aber notwendig das ICH Menschen an mich heranlasse, das ICH es in der Hand habe jemanden zu finden mit dem es wieder so werden könnte nämlich jemanden zu finden zu dem ich mich wieder zugehörig fühle.......und ganz ehrlich das muss man können und wollen und ja, es ist eine harte Nummer und bedeutet viel Arbeit an sich selbst.


    Ich weiss nicht so recht was ich Dir raten soll, denn ich urteile über Trauernde nicht dazu habe ich das selbst zu oft erlebt aber hast Du mal darüber nachgedacht etwas zu ändern ? Zum Beispiel Dich nicht täglich mit den Videos zu konfrontieren sonder evtl. nur am Wochenende ( die können sehr lang sein wenn das Gefühl der Einsamkeit sich breit macht ) oder die Friedhofsbesuche nicht mehr täglich zu machen ? Ja, mir ist bewusst das das schwer ist aber es wäre ein Anfang.sich sozusagen zu lösen. Diesen Satz " geh unter Menschen " lasse ich absichtlich weg weil er nichts bringt wenn man keinen großen Bekanntenkreis hat......das Thema Psychologe kam ja auch schon mal auf ich kann dazu nur sagen das es mir hilft und die beste Entscheidung war......

    In einem Punkt gebe ich Dir Recht, niemand kann einem das ersetzen was man verloren hat denn eine Familie ist eine Familie aber es ist nicht in Stein gemeißelt das es nicht wieder zumindest ansatzweise so werden kann....


    LG

    Mäusi

  • Mäusi spricht mir aus der Seele. Matthias, das Leben ist immer das was man draus selber macht. Ich denke Du bist so in Deiner eigenen Welt drin das andere Menschen gar nicht erst versuchen engeren Kontakt mit Dir aufzunehmen. Du willst gar nichts ändern, Du magst es genauso wie es ist.

    Es gibt soviele Trauergruppen, Vereine, Angebote z.B. von der VHS, irgendwas wirds doch für Dich auch geben.

    Und ich glaube auch das Deine Verstorbenen dieses Leben nicht für gut befänden, ich würde nicht wollen das SO um mich getrauert würde, ich finde das nicht gesund.

    Ich weiss das Dir diese Posts nicht gefallen, aber mir tut Deine Einsamkeit sehr leid.


    Sabine

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